Feuchte Tropen Queenslands

Feuchte Tropen Queenslands

Die Wet Tropics of Queensland oder, auf deutsch, Feuchttropen von Queensland, sind eine Naturregion im Nordosten Australiens, an der Küste zum Großen Barriere-Riffs. 8944,2 km² davon wurden 1988 zum UNESCO-Weltnaturerbe erklärt. Dieses Gebiet umfasst hauptsächlich tropische Regenwälder, und zwar wohl den größten Teil der verbliebenen australischen Tropenregenwälder.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die ersten Menschen gelangten vor mindestens 40.000 Jahren in das Gebiet und siedelten dort. 1770 entdeckten James Cook und seine Mannschaft auf dem Schiff "Endeavour" die Küste der "Wet Tropics". Cook nahm sie mit ganz Ost-Australien für die britische Krone in Besitz.

Damals waren die Gefilde des heutigen Welterbegebietes eine der am dichtesten besiedelten Gegenden Australiens. In ihr lebten in jener Zeit je nach Definition entweder fünf bis acht (Nyawaygi, Wargamaygan, Djirbalngan, Yidinjdji, Djabuganjdji, Mbabaram, Kuku-yalanji, Gugu-Badhun) oder etwa zwanzig Eingeborenen-Stämme. Die Erkundung des Binnenlandes durch Europäer begann erst 1848 als Edmund Kennedy den Versuch unternahm, die Cape-York-Halbinsel zu durchqueren. Dabei scheiterte er jedoch, da er von Eingeborenen getötet wurde. Doch ihm folgten andere Erkunder, darunter 1873 George Elphinstone Dalrymple. Diese schufen die Grundlage für die Erschließung dieser Gefilde durch europäische Siedler, Viehzüchter und Holzfäller. Letztere drangen entlang der Küste vor, wo sie insbesondere Toona australis schlugen, und erreichten 1875 die Flüsse Daintree und Mossman. Um 1880 begann dann auch Bergbau in der Region, wozu unter anderem Goldfunde beitrugen. Etwa zur selben Zeit fing man auch an, die Tiefland-Regenwälder abzuholzen, um auf den Flächen Zuckerrohrplantagen anzulegen, welche später durch Pflanzungen von Bananen und anderen Südfrüchten ergänzt wurden. Bergbau, Land- und Forstwirtschaft sowie Fischerei bilden bis heute die wirtschaftliche Grundlage des menschlichen Lebens in der Region. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gesellte sich der Fremdenverkehr zu ihnen hinzu, welcher heute ebenfalls von großer Bedeutung ist.

Die Ureinwohner der Gegend wurden am Ende des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts größtenteils in für sie eingerichtete 'Reservate' eingewiesen. Diese bestehen, zu selbstverwalteten Eingeborenen-Gemeinden gewandelt, in gewisser Weise noch heute und sind nun die Heimat eines großen Teiles der in der Region lebenden Ureinwohner.

Die zwei Großstädte der Region wurden 1864/1865 (Townsville) und 1876 (Cairns) gegründet. In ihnen lebt rund die Hälfte aller in und um das Welterbegebiet siedelnden Menschen. Die meisten von jenen stammen von Einwanderern von den britischen Inseln ab, aber auch beispielsweise Italiener, Deutsche, Niederländer und Griechen ließen sich in den "Wet Tropics" nieder. 1988 wurden die Wet Tropics of Queensland, und damit der größte Teil der tropischen Regenwälder Australiens, von der UNESCO in das Naturerbe der Menschheit aufgenommen.

Geografie & Geologie

Die Wet Tropics of Queensland enthalten vor allem bergiges Küstenland, denn sie liegen dort, wo das Große Australische Scheidegebirge an der Küste der Korallensee, welche ein anderes Weltnaturerbe, das Große Barriere-Riff, enthält, vorbeistreicht. Innerhalb der Grenzen des Welterbegebietes liegen auch der höchste Berg Queenslands, der 1622m hohe Mount Bartle Frere, und der mit 278m längste Einzelwasserfall Australiens, der Wallaman-Wasserfall.

Geomorphologisch hat das Welterbegebiet Anteil an hauptsächlich drei Landschaften: (1) den Hochebenen des Großen Scheidegebirges, (2) der Großen Australischen Alb und (3) der Küstenebene, welche hier ziemlich schmal ist. Heute ist das Gebiet der Wet Tropics geologisch stabil, doch einst waren in ihm Vulkane aktiv, von denen heute unter anderem noch die Maare des Atherton-Tafellandes Zeugnis ablegen. An der Küste finden sich zahlreiche Bäche und Flüsse, welche meist ziemlich kurz sind, da das Gebirge so nahe am Meer liegt. In den Bergen entspringen natürlich auch einige mehr oder minder westwärts fließende Bäche und Flüsse, welche eine längere Strecke zurücklegen, ehe sie ins Meer münden. Unter ihnen sind auch einige der wasserreichsten Flüsse Australiens, beispielsweise der Burdekin.

Klima

Wie der Name des Welterbegebietes verrät, liegen die "Wet Tropics of Queensland" in den feuchten Tropen. Im gesamten Gebiet fällt reichlich Regen (über 1200mm/a), und auf dem Mount Bellenden Ker wurden die höchsten jährlichen Niederschlagsmengen ganz Australiens registriert, über 9000mm/a. Dennoch regnet es nicht gleichmäßig über das ganze Jahr verteilt, sondern bis über zwei Drittel des Niederschlages fallen im Südsommer (Dezember-März). Im Gegensatz zu vielen anderen tropischen Regenwäldern rinnt in den Wet Tropics ein verhältnismäßig großer Teil der Niederschläge oberflächlich ab.

Da sich die Wet Tropics über sehr unterschiedliche Höhenlagen erstrecken, unterscheidet sich auch das lokale Klima in ihren Grenzen sehr stark, insbesondere natürlich, was die Temperatur anbelangt. Für diese gilt näherungsweise:

Küste Bergland
(Süd-)Sommer 23-31°C 17-28°C
(Süd-)Winter 18-26°C 9-22°C

Vegetation & Biodiversität

Dem Klima entsprechend finden sich im Welterbe-Gebiet vor allem tropische Regenwälder, die meisten Australiens und einige der ältesten der Welt. Diese Tropenregenwälder werden in 13 strukturell verschiedene Typen gegliedert, ökologisch-klimatisch kann man aber hauptsächlich zwischen Berg- und Tieflandregenwäldern unterscheiden. Die Bergregenwälder sind noch größtenteils erhalten und breiten sich nach dem Ende der Nutzung durch die Eingeborenen und die dadurch wohl verminderte Feuerhäufigkeit sogar aus. Von den Tieflandregenwäldern hingegen wurde ein großer Teil abgeholzt um die Flächen landwirtschaftlich zu nutzen. Andere flächenmäßig bedeutsame natürliche Vegetationstypen im Gebiet des Weltnaturerbes sind vor allem Trockenwälder, Baumsavannen, Sümpfe und Mangroven.

Die Wet Tropics sind trotz ihrer räumlichen Begrenztheit eines der Gebiete Australiens mit der höchsten Artenvielfalt. Hier finden sich (in Klammern sind die für das Gebiet endemischen Taxa angegeben):

Organismengruppe Familien Gattungen Arten
höhere Pflanzen 119 523 (dar. 43 endem.) 1161 (dar. 500 endem.)
Spinnen ? ? >300
Kerbtiere ? ? >5000
Lurche (Frosch~) ? ? 47 (dar. 20 endem.)
Kriechtiere ? ? 160 (dar. ca. 16 endem.)
Vögel ? ? >370 (dar. 13 endem.)
Säuger: Kloakentiere 2 2 2 (dar. 0 endem.)
Säuger: Beuteltiere ? ? 37 (dar. 8 endem.)
Säuger: Nagetiere ? ? 16 (dar. 1 endem.)
Säuger: Fledermäuse ? ? 34 (dar. 0 endem.)

Unter den in den Wet Tropics lebenden Pflanzen und Tieren sind auch zahlreiche in irgendeiner Hinsicht ungewöhnliche oder bemerkenswerte Arten, darunter

Viele der Organismen sind näher mit südamerikanischen als mit asiatischen Arten verwandt, was darin begründet liegt, dass ihre Ahnen (vor über 60 Millionen Jahren) den Urkontinent Gondwana bevölkerten, in welchem unter anderem Australien, Antarktika (Nota) und Südamerika vereinigt waren (zu früheren Zeiten auch noch Indien, Afrika, Madagaskar, ...). Andere Spezies stammen indes von Formen ab, welche erst in jüngerer Vergangenheit (vor wahrscheinlich weniger als 20 Millionen Jahren) von Asien aus nach Australien gelangten. Und die in den Gewässern der Gegend lebenden Fische und Krebstiere sind zumindest überwiegend die Nachfahren von Meeresbewohnern.

Siehe auch

Quellen

Weblinks

Eintrag in der Welterbeliste der UNESCO auf Englisch und auf Französisch

-17.5145.757Koordinaten: 17° 30′ 0″ S, 145° 45′ 0″ O


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