Feuerzeugzünder

Feuerzeugzünder
Verschiedene Feuerzeuge
Obere Reihe:
Gasfeuerzeuge mit Zündstein aus den 1950er und 1990er Jahren
Untere Reihe:
Gasfeuerzeug mit Piezo-Zündung als Kugelschreiber, Einwegfeuerzeug mit Zündstein und Benzinfeuerzeug mit Zündstein und verschiebbarem Sturmring
Prähistorisches Feuerzeug
Reibrad und Zündstein eines Einweg-Feuerzeugs

Ein Feuerzeug ist ein handliches Gerät zur Erzeugung einer Flamme. Die Zündung des Brennstoffs (Benzin beim Benzinfeuerzeug, Butan oder Propan beim Gasfeuerzeug) erfolgt über mit einem Reibrad erzeugte Funken eines Zündsteins oder piezoelektrisch.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Ursprünglich war das Feuerzeug (von Mittelhochdeutsch viurziuc) kein einzelnes Gerät, sondern bezeichnete das Zeug, mit dem man Feuer macht. Man unterscheidet drei Grundmethoden der intentionellen Feuererzeugung:

  • 1. Schlagen (Perkussion) eines Funkenlösers (z.B. Feuerstein) gegen einen Funkengeber (Schwefelkies),
  • 2. Reiben (Friktion) von Holz gegen Holz, siehe Hauptartikel Feuerbohren, und
  • 3. Verdichten (Kompression) von Luft.

Diese Methoden waren weltweit verbreitet und wurden archäologisch und ethnographisch nachgewiesen. Es finden sich in europäischen steinzeitlichen Fundstellen keinerlei überzeugende Hinweise auf Friktionsfeuerzeuge (Feuerbohrer, Feuerhobel, Feuerpflug, Feuersäge). Das urgeschichtliche (steinzeitliche bis eisenzeitliche) Standardfeuerzeug in Europa bestand aus einem Feuerstein, einer Schwefelkies-Knolle Pyrit oder Markasit und Zunder aus einem Baumschwamm (Zunderschwamm). Ein Teil des ältesten bekannten europäischen Feuerzeuges, eine kleine Schwefelkiesknolle mit umlaufender Abnutzungsspur vom Funkenschlagen, wurde in der Vogelherdhöhle in Baden-Württemberg in einer Fundschicht aus dem frühen Jungpaläolithikum (Aurignacien) entdeckt und auf ca. 32.000 Jahre vor heute datiert. Funde aus jungsteinzeitlichen Gräbern legen nahe, dass die Utensilien in einem am Gürtel befestigten Lederbeutel aufbewahrt wurden. Eine Nachbildung ist links im Bild zu erkennen. Im Leibgurt der Gletschermumie Ötzi vom Similaunjoch fanden sich Reste eines Schlagfeuerzeuges in Form von Zunderschwamm mit eingeschlossenen winzigen Schwefelkieskristallen (die sog. schwarze Masse); die zugehörige Schwefelkiesknolle und ein Feuerschlagstein fehlen jedoch. Seit der späten Römerzeit um 400 n. Chr. wurde die Schwefelkiesknolle durch ein kohlenstoffreiches und gehärtetes Stück Schmiedestahl ersetzt (Feuerstahl).

Ein funktionsfähiges Feuerzeug, das über Kompression von Luft einen Feuerschwamm entzündete, beschrieb im Jahr 1803 der Franzose Joseph Mollet, von Dumotiez wurden diese Feuerzeuge weiterentwickelt und ab 1806 als Tachypyrion angeboten.

Die Urform des modernen Feuerzeugs erfand der Chemiker Johann Wolfgang Döbereiner, der - von Johann Wolfgang von Goethe gefördert - an der Universität Jena lehrte. Er entwickelte 1823 das Platinfeuerzeug, das mit Hilfe von Zink und Schwefelsäure Wasserstoff erzeugt. Der Wasserstoff strömt aus einer Düse auf einen Platinschwamm, der den Wasserstoff aufgrund der katalytischen Wirkung des Platins entzündet.

Die US-Firma Repeating Light Co. in Springfield erhielt 1865 ein Patent auf von ihr entwickelte Taschenfeuerzeuge. Moderne Taschenfeuerzeuge gibt es seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts, als der Österreicher Carl Auer von Welsbach 1903 die pyrophore Legierung für Zündsteine erfunden hatte. Das Auermetall findet bis heute Verwendung in Einwegfeuerzeugen.

Zündmechanismen

Bei einem Feuerzeug mit Reibrad werden kleine Teile des funkenschlagenden Materials durch Reibung herausgerissen. Diese Teile entzünden sich an der Luft und somit entstehen Funken. Der gleiche Mechanismus wurde beim Radschloss von Schusswaffen des 16. und 17. Jahrhunderts angewandt. Heutige Zündsteine bestehen aus Mischmetall.

Bei einem piezoelektrischen Feuerzeugzünder zum Entzünden einer Feuerzeugflamme wird ein kleiner Schlagbolzen gespannt und bei genügend Druck automatisch losgelöst, was ein Klacken verursacht. Der Schlagbolzen wird nun von der gespannten Feder angetrieben und prallt mit hoher Geschwindigkeit auf einen piezoelektrischen Kristall, zum Beispiel Quarz. Dieser erzeugt bei Verformung eine hohe Spannung in der Größenordnung einiger Kilovolt, die an zwei angeschlossenen Elektroden einen Funken auslöst. Das vorbeiströmende Gas wird dadurch entzündet. Trotz der Hochspannung und der hohen Stromstärke im kurzen Moment des Funkenüberschlages ist eine Berührung ungefährlich, wenngleich unangenehm. Die insgesamt übertragene Energie (Ladung) ist dafür zu gering.

Flammenerzeugung / Typen

Benzinfeuerzeug

Gasfeuerzeug

  • Bei Diffusionsbrennern strömt der Brennstoff über ein Reduzierventil mit hohem Druck aus dem Vorratstank in die Brennerdüse. Erst nach Austritt aus der Düse gelangt Luft als Oxidator von außen hinzu und das Gas verbrennt dort mit einer leuchtend gelben Diffusionsflamme.
  • Teilvormischbrenner erzielen eine höhere Brenntemperatur und größere Beständigkeit der Flamme gegen Windeinflüsse durch eine Spiralfeder am Düsenauslass, durch die schon kurz vor Beginn des Verbrennungsprozesses Luft angesaugt wird und die zum Entzündungsort hin den Düsenquerschnitt verkleinert. Im oberen Drittel der Feder verbrennt das Gas mit einer blau-gelben Flamme.
  • Bei Vormischbrennern wird durch große Luftzufuhröffnungen bereits am Düseneinlass Luft angesaugt und auf dem Weg zum Düsenauslass über Wandunregelmäßigkeiten mit dem Gas verwirbelt.
    • Ikari-Brenner bilden nach der Entzündung eine lange, nadeldünne, nichtleuchtende, blaue Flamme und eignen sich so – eingeschränkt – auch für feine Lötarbeiten.
    • Nainen-Brenner haben ca. 0,5 cm oberhalb des Düsenauslasses eine ringförmige Öffnung mit einem so genannten Reaktionsgitter, das durch die Zündflamme erhitzt wird und eine ständige Wiederentzündung des hindurch strömenden Gases bewirkt. Nainen-Brenner bilden oberhalb des Reaktionsgitters eine kegelförmige, kurze, nichtleuchtende, blaue Flamme, die am Fuß einen Durchmesser gleich der Ringöffnung hat.

Gasfeuerzeuge funktionieren bei Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt nicht mehr, weil der Dampfdruck des Feuerzeuggases Butan mit sinkender Temperatur abnimmt und deshalb nicht mehr genug Gas ausströmt.

Luntenfeuerzeug

Luntenfeuerzeug, geöffnet und geschlossen

Bis heute kennt man parallel zu Benzinfeuerzeugen sogenannte Luntenfeuerzeuge. Ihr Charakteristikum ist eine 5-20 mm dicke kordelförmige Lunte aus umsponnener, chemisch imprägnierter Baumwolle. Die chemische Behandlung lässt die Lunte lediglich glimmen, eine Flamme entsteht nicht. Erste Luntenfeuerzeuge sind seit dem frühen 19. Jahrhundert bekannt. Zu dieser Zeit erfolgt die Zündung mittels eines am Feuerzeug angebrachten Feuerstahls und Feuersteins.

Mit der Patentierung des sogenannten Cer-Eisens („Auermetall“) im Jahre 1903 traten Luntenfeuerzeuge auf, die nach dem Streich-/Reißprinzip aus einem Stück Auermetall Funken produzieren. Frühestens 1906 erschienen die ersten Luntenfeuerzeuge mit klassischer Reibradzündung. Seitdem besitzen Luntenfeuerzeuge ihre typische Form: Eine kurze dickere Metallröhre zur Führung der Lunte (Luntenröhre), an der parallel in geringem Abstand in unterschiedlicher Art und Weise eine zweite, dünnere Metallröhre (Feuersteinröhre) montiert ist, in der ein zylindrischer Feuerstein (Cer-Eisen) der Standardgröße 5 x 2,5 mm durch eine Spiralfeder gegen das am oberen Ende befestigte Reibrad gedrückt wird. Die Feuersteinröhre wird am unteren Ende in der Regel mittels einer Schraube mit unterschiedlich dimensioniertem Schlitzkopf oder einer Madenschraube verschlossen und so die Spiralfeder arretiert.

Bekannt sind auch Modelle, an deren Feuersteinröhre ein federgelagerter Pistonstift den Cerstein gegen das Reibrad drückt. In solchen Fällen wird der Cerstein durch eine seitliche Öffnung in der Feuersteinröhre eingesetzt. Am oberen Ende der Lunte wird eine meistens an einem kleinen Kettchen befindliche Verschlusskappe unterschiedlicher Form über einen Nadelhaken (mit oder ohne Kettchen) eingehängt. Zieht man am unteren, freien Ende der Lunte, dann verschließt die Kappe die Luntenröhre, der Zutritt von Sauerstoff wird verhindert und die Glut stirbt ab. Die Glut genügt, um Zigaretten oder Pfeifen anzuzünden oder ein Feuer zu entfachen.

Streichhölzer

Streichhölzer zusammen mit Reibefläche und Aufbewahrungsdose wurden im Sprachgebrauch des 19. Jahrhunderts zwar ebenfalls als Feuerzeug bezeichnet, haben jedoch nicht den wiederverwendbaren Charakter der drei oben genannten.

Sicherheit

Seit 11. März 2008 dürfen in der Europäischen Union einfache Feuerzeuge ohne Kindersicherung sowie Feuerzeuge mit Unterhaltungseffekten nicht mehr in Verkehr gebracht werden[1][2].

Siehe auch

Literatur

  • Georg Brandes, Rolf Jarschel: Feuer und Flamme. Interessantes vom Feuerzeug. VEB Sachbuchverlag Leipzig, 1988, ISBN 3-343-00453-7
  • Ad van Weert: Faszinierende Feuerzeuge. Die Geschichte des Feuerzeugs – vom Schwefelhölzchen zum Designobjekt. Universitätsdruckerei und Verlag Hermann Schmidt, Mainz 1995, ISBN 3-87439-341-0
  • Jürgen Weiner: Ungewöhnlicher Fund von einem Schlachtfeld des 2. Weltkriegs bei Elsdorf. Archäologie im Rheinland 2002, S. 193-195. (Stuttgart)
  • Jürgen Weiner: One Unique model, my foot! Oberservations concerning the Dunhill „Windproof“. BLAZE 103, 2005, S. 6-9.
  • Jürgen Weiner, Harald Floss: Eine Schwefelkiesknolle aus dem Autrignacien vom Vogelherd, Baden-Württemberg. Zu den Anfängen der Feuererzeugung im europäischen Paläolithikum. Archäologische Informationen 27,1, 2004, S. 59-78

Weblinks

Fußnoten

  1. Entscheidung 2006/502/EG der Europäischen Kommission
  2. Entscheidung 2007/231/EG der Europäischen Kommission

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