Field of the Cloth of Gold

Field of the Cloth of Gold
Field of the Cloth of Gold von James Basire, 1774, Stich nach einem zeitgenössischen Ölgemälde. Vorne links Heinrich VIII.

Das Camp du Drap d’Or ([kɑ̃ dy dra dɔr], engl. Field of the Cloth of Gold, dt. Feld des Güldenen Tuches) ist die historische Bezeichnung eines Ortes in der französischen Gemeinde Balinghem zwischen Ardres und Guînes in der Nähe von Calais und war vom 7. bis 24. Juni 1520 Schauplatz eines Treffens zwischen dem König von Frankreich, Franz I., und dem König von England, Heinrich VIII. Offizielles Ziel des Treffens war die Verbesserung der Beziehungen zwischen den Königshäusern.

Inhaltsverzeichnis

Hintergrund

Zum Zeitpunkt des Treffens standen sich in Europa mit Frankreich unter König Franz I. und dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation unter Karl V. zwei rivalisierende und an Einfluss gewinnende Mächte gegenüber, die jeweils England als Verbündeten zu gewinnen versuchten. Zwei Jahre zuvor war mit dem Vertrag von London 1518 von England, Frankreich und dem Heiligen Römischen Reich sowie weiteren größeren europäischen Staaten ein Nichtangriffs- und Beistandspakt unterzeichnet worden, um einen schlagkräftigen Widerstand gegen das Vordringen des Osmanischen Reiches auf dem Balkan zu gewährleisten. Einen Monat zuvor hatten auch weitaus weniger spektakuläre Treffen zwischen Heinrich VIII. und Karl V. in den Niederlanden und in Calais stattgefunden. Franz I. konnte zunächst einen Erfolg seiner Bündnispolitik mit England erzielen, indem er sich per Vertrag die Heirat zwischen der erst zweijährigen Tochter Heinrichs VIII., später Königin Maria I. von England, und seinem Sohn Heinrich zusichern ließ.

Heinrich VIII. und Franz I. nutzten das gemeinsame Treffen mit seinem pompösen Rahmenprogramm auch, um dem Herrscherideal des Renaissancefürsten nachzueifern, der entsprechend der politischen Theorie Niccolò Machiavellis im europäischen Mächtesystem Frieden durch ein machtvolles Auftreten - oder zumindest den Anschein danach - herstellen kann. Dementsprechend wurde die Begegnung zwischen den traditionell verfeindeten Nationen vom päpstlichen Legaten Kardinal Thomas Wolsey als prunkvolle Inszenierung beider Königshöfe mit dem Ziel des gegenseitigen Respekterwerbs und damit des Friedens organisiert.

Im Sinne dieser Motivation versuchte man jegliche Benachteiligung oder Bevorzugung einer Delegation zu vermeiden und wählte als Ort der Begegnung ein grenznahes Gebiet in den zu England gehörenden Territorien um Calais. Außerdem nivellierte man beim ersten Treffen Bodenerhebungen am Veranstaltungsort, um zu vermeiden, dass eine Partei zur anderen heraufschauen und sich gedemütigt fühlen müsste.

Das Treffen auf dem Camp du Drap d’Or

Die diplomatische Zusammenkunft in einem provisorischen Heereslager erhielt ihren Namen später durch die prunkvolle Gestaltung der Zeltunterkünfte und der luxuriösen goldbestickten Kostüme, mit der die beiden Delegationen einander beeindrucken und ausstechen wollten.

Zahlreiche einflussreiche europäische Diplomaten, auf französischer Seite Galiot de Genouillac und Gilles de la Pommeraie, legten bei der Organisation bewusst Wert auf die Unterkunft der Monarchen und ihres Gefolges. Für den englischen König errichtete man auf einem etwa 10.000 Quadratmeter großen und zweieinhalb Meter hohen Mauersteinfundament vor der bereits bestehenden Burg von Guînes einen provisorischen Palast mit einem zentralen Innenhof. Die vorübergehende Residenz bestand aus einem 10 Meter hohen mit bemalter Leinwand bespanntem Stützgerüst aus Holz, der die Illusion eines soliden Gebäudes erzeugen sollte. Das Schrägdach wurde aus geöltem Leinen hergestellt und sollte Dachschieferplatten imitieren. In das Gebäude wurden aufwendig verzierte Glasfenster mit Goldornamenten integriert. Auf dem Vorplatz richteten die Organisatoren zwei Zierbrunnen ein, aus denen Rotwein sprudelte[1].

Während ihres einmonatigen Aufenthaltes verzehrten die Teilnehmer des Treffens etwa 2200 Schafe und andere Lebensmittel in ähnlicher Größenordnung. Das Lager unterhalb des Palasts zählte etwa 2.800 Zelte für weniger bedeutende Besucher und war eine lebhafte Zeltstadt mit zahlreichen Vergnügungsmöglichkeiten.

Nach seiner Ankunft in Calais erreichte Heinrich VIII. sein Hauptquartier in Guînes am 4. Juni 1520, während Franz I. seine Residenz in Ardres bezog. Nachdem Kardinal Thomas Wolsey zunächst den französischen König besucht hatte, fand die erste Begegnung zwischen den beiden Monarchen am 7. Juni auf halbem Weg im Val d’Or statt. Das Programm der folgenden Tage wurde mit Turnieren und Banketten ausgefüllt, an denen die Herrscher teilnahmen, darüber hinaus veranstaltete man Bogenschieß-Darbietungen und Ringkämpfe zwischen bretonischen und englischen Ringkämpfern.

Einzelnachweise

  1. BBC Radio 4, "Field of the Cloth of Gold", Steven Gunn, John Guy, Penny Roberts aus: BBC Radio 4 discussion "In our time", Nr. 42, 6. Oktober 2005.

Literatur

Weblinks


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