- File-Drawer-Problem
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Der Publikationsbias ist die statistisch verzerrte (engl. bias [ˈbaɪəs]) Darstellung der Datenlage in wissenschaftlichen Zeitschriften infolge einer bevorzugten Veröffentlichung von Studien mit „positiven“ bzw. signifikanten Ergebnissen. Positive Befunde sind leichter zu publizieren als solche mit „negativen“, also nicht-signifikanten Ergebnissen und sind zudem häufiger in Fachzeitschriften mit hohem Impact Factor veröffentlicht. Deshalb wird dieses Problem auch als File-Drawer-Problem [1] (übersetzt: Aktenschubfach-Problem) bezeichnet.
Aufgrund der erhöhten Häufigkeit positiver Ergebnisse kann in der Medizin etwa die Wirksamkeit von Therapien überschätzt werden, da Studien mit nachgewiesener Wirksamkeit leichter zu publizieren sind als solche, die die Wirksamkeit nicht nachweisen können. Dies ist besonders relevant, wenn aufgrund der bereits publizierten Datenlage anhand einer Metaanalyse Therapieempfehlungen generiert werden sollen.
Aus den genannten Gründen verlangen mittlerweile einige der renommierten medizinischen Fachzeitschriften, dass alle durchgeführten Studien vorher bekannt gemacht werden müssen. Nur solche im Voraus publik gemachten Studien werden zur Publikation angenommen. Dies soll neben anderen Aspekten einen Überblick über die zum Thema durchgeführten Studien ermöglichen, um den Publikationsbias zumindest abschätzen zu können.
Darüber hinaus gibt es bereits Fachzeitschriften (vorrangig im Internet, s.u.), die gezielt Studien mit „negativem“, d.h. im Sinne der Fragestellung nicht signifikanten Ergebnissen publizieren. Auch die Cochrane Collaboration ist an solchen Ergebnissen sehr interessiert, um sie in ihre Analysen zu den Standards in der Medizin verwenden zu können.
Literatur
- Hans-Hermann Dubben, Hans-Peter Beck-Bornholdt, Unausgewogene Berichterstattung in der medizinischen Wissenschaft, Hamburg: Institut für Allgemeinmedizin des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf, 2004, ISBN 3-00-014238-X
Quellen
- ↑ Bortz, J. & Döring, N. (2006). Forschungsmethoden und Evaluation für Human- und Sozialwissenschaftler (S. 695). Heidelberg: Springer. ISBN 3-540-33305-3
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