Filipec

Filipec

Johann Filipec (tschechisch: Jan Filipec z Prostějova; nach der Bischofsliste von Großwardein: Johannes IX. Filipecz de Prosznicz; * 1431 in Proßnitz; † 28. Juni 1509 in Ungarisch Hradisch) war Bischof von Großwardein und Administrator von Olmütz.

Inhaltsverzeichnis

Werdegang

Johann Filipec entstammte einer einfachen utraquistischen Familie. Nach dem Schulbesuch in Proßnitz wurde er Schreiber des mährischen Landeshauptmanns in Olmütz. In diesem Amt hatte ihn der ungarische König Matthias Corvinus bei der Inbesitznahme von Olmütz kennengelernt und empfahl ihn dem Woiwoden von Siebenbürgen als Sekretär. Als Begleiter des Woiwoden setzte sich Johann Filipec bei den böhmischen Ständen für die Wahl Matthias Corvinus zum böhmischen König ein. Wohl deshalb berief Corvinus 1472 Johann Filipec zu seinem Berater und Verhandlungsführer.

Bischof von Großwardein

Obwohl Johann Filipec keine Priesterweihen empfangen hatte, erreichte König Matthias Corvinus eine Dispens bei Papst Sixtus IV., mit der Filipec am 23. Mai 1477 zum Bischof von Großwardein ernannt und geweiht werden konnte. Auch als Bischof wirkte Filipec für Matthias Corvinus, der ihn 1478 zu seinem Kanzler ernannte. 1478 bemühte er sich um eine Annäherung der untraquistischen Stände. 1480 vermittelte er im Konflikt zwischen dem böhmischen König Vladislav und den utraquistischen Prager Bürgern. 1481 ernannte ihn Matthias Corvinus zum Statthalter der Fürstentümer Schweidnitz und Jauer.

Administrator von Olmütz

Nach dem Tod des Olmützer Bischofs Protasius von Boskowitz und Černohora 1482 war dem Olmützer Domkapitel die Wahl eines Nachfolgers nicht möglich. Als mährischer Landesherr wollte Matthias Corvinus einen Kandidaten seiner Wahl einsetzen. Das Bistum wurde deshalb durch die Domherren Johann Pauswangel, Alex von Iglau und Heinrich von Zwole verwaltet. 1484 wählte das Domkapitel auf königlichen Wunsch Johann Filipec, den Bischof von Großwardein, zum ständigen Administrator.

Johann Filipec veranlasste im Bistum wirtschaftliche Maßnahmen, mit denen die Zerstörungen der Hussitenkriege beseitigt werden sollten. Er verbesserte die Verwaltung und erwarb aus seinem Vermögen verpfändete Güter und die bischöfliche Stadt Müglitz zurück. Der Olmützer Dom und andere bischöfliche Gebäude wurden erneuert, die Burgen Wischau und Mürau erweitert. Den mährischen Humanismus förderte er durch die Gründung einer Druckerei in Brünn, in der er bedeutende humanistische Werke drucken ließ.

Nachdem Filipec wegen seines Eintretens für die Prager Utraquisten beim Papst beschuldigt worden war, veranlasste Papst Innozenz VIII. eine Untersuchung durch den Nuntius in Buda. Vermutlich wegen dieser Vorwürfe ernannte der Papst am 4. Juli 1487 als neuen Olmützer Administrator den Sirmiumer Bischof Johann Vitéz, der jedoch nie in den Besitz des Bistums kam. Damit dürfte zusammenhängen, dass Johann Filipec am 26. August 1488 den Papst um die Erlaubnis zur Resignation bat und beabsichtigte, in ein Kloster einzutreten. Obwohl der Papst seine Zustimmung erteilte, lehnte Matthias Corvinus die Resignation ab. Trotzdem setzte der Papst am 3. Juni 1489 Ardicino della Porta als neuen Administrator ein, der allerdings das Bistum Olmütz nie betrat.

Erst nach dem Tod von Matthias Corvinus erteilte der neue böhmische König Vladislav am 21. September 1490 die von Johann Filipec erbetene Zustimmung zur Resignation, die er an die Bedingung knüpfte, dass Filipec weiterhin als königlicher Berater und Diplomat tätig sein solle.

1491 stiftete Johann Filipec das Franziskanerkloster in Ungarisch Hradisch und 1492 ein weiteres im schlesischen Jauer. Im selben Jahr veranlasste er die Verlegung des Augustinerklosters Landskron in das Olmützer Allerheiligenkloster.

Franziskanermönch

1492 regelte Johann Filipec seine Vermögensangelegenheiten und trat am 20. Mai 1492 in Olmütz dem Franziskanerorden bei. Nachdem er die Gelübde in Breslau am 10. Juni abgelegt hatte, lebte er acht Jahre im Kloster von Jauer, danach in Olmütz und zuletzt in Ungarisch Hradisch. Auch als Mönch wirkte er bis zu seinem Tod als königlicher Berater und nahm 1494 an den Verhandlungen der Prager Utraquisten über deren Rückkehr zur katholischen Kirche teil. 1508 verhandelte er über die die Beendigung des böhmischen Ständekonflikts.

Literatur

  • Winfried Eberhard. In: Erwin Gatz, Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches 1448-1648, ISBN 3-428-08422-5, S. 182–183
  • Rudolf Grieger. Filipecz, Johann Bischof von Wardein: Diplomat der Könige Matthias und Wladislaw. Studia Hungarica 20. München 1982.



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