Filmfestspiele Cannes

Filmfestspiele Cannes
Das Logo der Filmfestspiele
Das „Palais des Festivals et des Congrès“ bei den Filmfestspielen 2007
Starlet in Cannes
Roman Polanski mit Adrien Brody (links) in Cannes 2002

Die Internationalen Filmfestspiele von Cannes gelten als eines der weltweit bedeutendsten Filmfestivals und gehören zu den sogenannten A-Festivals. Sie werden seit 1946 jährlich im Mai in Cannes an der französischen Côte d'Azur veranstaltet. Die letzten Filmfestspiele fanden vom 14. bis zum 25. Mai 2008 statt. 2009 wird die 62. Auflage vom 13. bis 24. Mai ausgerichtet.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Filmfestspiele wurden bereits vor dem Zweiten Weltkrieg konzipiert, 1939 zum ersten Male vom französischen Bildungs- und Kulturminister Jean Zay eröffnet, fanden sie nach dem Krieg erstmals 1946 statt. 1948 und 1950 fielen sie wegen Geldmangels aus. In Folge der Pariser Mai-Unruhen 1968 wurde das Festival am 19. Mai abgebrochen. Am Vorabend war Louis Malle als Mitglied der Jury zurückgetreten. Malle, François Truffaut, Claude Berri, Jean-Gabriel Albicocco, Claude Lelouch, Roman Polanski und Jean-Luc Godard drangen in den Großen Saal des Palais des Festivals und forderten die Unterbrechung der Vorführung als Solidaritätsbekundung mit den streikenden Arbeitern und Studenten. Zudem war diese Aktion auch als Zeichen gegen die kurz zuvor erfolgte Entlassung des in Cineasten-Kreisen hochgeschätzten Henri Langlois als Direktor der Cinémathèque française zu verstehen.

Wettbewerbe und Preise

Die Filmpreise der Internationalen Filmfestspiele werden von einer von Jahr zu Jahr neu zusammengestellten internationalen Jury vergeben, die hauptsächlich aus Filmschaffenden besteht. Der wichtigste Preis ist die Goldene Palme (Palme d'Or), mit der der beste Film des Wettbewerbs ausgezeichnet wird. Weitere von der Jury für den Gesamtfilm vergebene Preise sind (in absteigender Ordnung) der Große Preis der Jury (Grand prix du jury), der Preis der Jury (Prix du Jury) sowie der (nicht zwingend jedes Jahr vergebene) Spezialpreis der Jury. Daneben gibt es Preise in den Einzelkategorien weiblicher Darsteller, männlicher Darsteller, Regie und Drehbuch.

Die Trophäen werden vom Schweizer Juwelier Chopard in Genf hergestellt und gestiftet. Chopard leiht ebenfalls den Schmuck für die Prominenten.

Weitere Filmkritiker-Instanzen zeichnen hier ebenfalls Wettbewerbsfilme aus. Am wichtigsten sind der FIPRESCI-Preis der internationalen Filmkritik (Prix de la FIPRESCI) sowie der Preis der Ökumenischen Jury (Prix du Jury oecuménique).

Neben dem Hauptwettbewerb gibt es von Festivalseite noch den Kurzfilm-Wettbewerb mit der Goldenen Palme für Kurzfilme (Palme d'Or du court métrage), den Wettbewerb Cinéfondation, in dem Arbeiten von Filmstudenten prämiert werden, sowie Un Certain Regard, eine Reihe, in der seit 1998 der Prix Un Certain Regard vergeben wird.

Schließlich führen im Rahmen der internationalen Filmfestspiele sowohl die Vereinigung der Regisseure Société des Réalisateurs de Films mit ihrer La Quinzaine des Réalisateurs als auch die Kritikerorganisation Syndicat français de la critique de cinéma mit ihrer La Semaine Internationale de la Critique eine eigene unabhängige Parallelveranstaltung durch, bei denen auch jeweils eine Reihe von Preisen vergeben werden. Die seit 1978 vergebene Goldene Kamera (Caméra d'Or) für ein Erstlingswerk dient dabei als Klammer, da der Preisträger von einer Jury aus Repräsentanten der drei Veranstaltungsträger aus den Wettbewerbsprogrammen aller drei Parallelveranstaltungen ausgewählt wird.

Die wichtigsten Auszeichnungen im Überblick:

Kategorie Originalbezeichnung verliehen seit
Goldene Palme Palme d'or 1955
Großer Preis der Jury Grand Prix 1959
Beste Darstellerin Prix d'interprétation féminine 1946
Bester Darsteller Prix d'interprétation masculine 1946
Beste Regie Prix de la mise en scène 1946
Bestes Drehbuch Prix du scénario 1969
Preis der Jury Prix du Jury 1952
Goldene Palme – Bester Kurzfilm Palme d'or du court métrage 1953
Goldene Kamera – Bester Debütfilm Prix de la Caméra d'or 1978

Ehrungen

In Cannes werden auch große Künstler geehrt. So 1985 der Meisterregisseur François Truffaut. Dieser wurde 1958 als Kritiker in Cannes ausgeschlossen, da seine Berichte als zu kritisch empfunden wurden. Ein Jahr darauf erhielt er den Regie-Preis für sein Erstlingswerk Sie küssten und sie schlugen ihn. Nach den Pariser Mai-Unruhen boykottierte Truffaut mit Kollegen die Filmfestspiele, die deshalb 1968 nicht stattfinden konnten. Ein Jahr nach Truffauts Tod versammelte Jeanne Moreau in Cannes seine Stars (Jean-Pierre Léaud, Claude Jade, Catherine Deneuve, Gérard Depardieu, Fanny Ardant) auf der Bühne und präsentierte eine "Hommage à François Truffaut", die Claude de Givray als "Vivement Truffaut" verfilmt hat.

Ein weiterer Ehrenpreis ist der Prix Orange, der seit 1960 alljährlich von der Presse an einen Schauspieler oder eine Schauspielerin vergeben wird (Preisträger waren u.a. Annie Girardot (1961), Fernandel (1964), Philippe Noiret (1972), Claude Jade (1975) und Jean Marais (1998)) Die Commission Supérieure Technique de l'Image et du Son (CST) verleiht für herausragende künstlerisch-technische Errungenschaften seit 1951 den Prix Vulcain de l'artiste technicien.

Literatur

  • Enno Patalas, "Cannes: Eine Ordnung im Verfall" in: Filmkritik, Nr. 7, 1966, S. 367-368 - Patalas zeigt auf wie schon damals eigentlich drei Festivals koexistierten - das offizielle, die Filmmesse als Treffen der Händler und Produzenten und das Festival als Treffpunkt der Cinephilen

Weblinks

Einzelnachweise



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