Finnlandschwede

Finnlandschwede
Lage der einsprachig schwedischen und zweisprachigen Gemeinden in Finnland

Als Finnlandschweden bezeichnet man die Angehörigen der schwedischsprachigen Bevölkerungsminderheit in Finnland. Der von ihnen gesprochene Dialekt wird Finnlandschwedisch genannt.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft

Die schwedischsprachige Minderheit entstammt der seit dem 12. Jahrhundert bis 1809 dauernden Zugehörigkeit Finnlands zu Schweden. Sie entstand einerseits durch Zuzug aus dem schwedischen Mutterland und später auch aus Mitteleuropa – die meisten mitteleuropäischen Einwanderer übernahmen lieber die schwedische als die finnische Sprache –, andererseits durch Assimilation vor allem der gehobenen finnischen Bevölkerungsschichten. Den Wechsel vom Finnischen zum Schwedischen machte für viele die Tatsache attraktiv, dass bis ins 19. Jahrhundert Schwedisch (neben Latein) die einzige Kultur- und Verwaltungssprache des Landes war, während das Finnische praktisch nur im Alltagsleben der bäuerlichen Bevölkerung Verwendung fand. Im Mittelalter betrug der Anteil der Finnlandschweden unter der Bevölkerung des heutigen Finnland ca. 25 %, allerdings ist er seit Jahrhunderten rückläufig. Die Finnlandschweden bilden heute 5,5 % der Gesamtbevölkerung Finnlands, also knapp 290.000 Personen.[1]

Identität

Obwohl die Finnlandschweden ein eigenes Zusammengehörigkeitsgefühl und verschiedene eigene Traditionen haben, verstehen sie sich heutzutage normalerweise weder als Schweden noch als eigene Ethnie, sondern als schwedischsprachige Finnen. Das schwedischsprachige Element gilt sowohl für die schwedischsprachigen als auch für die finnischsprachigen Einwohner Finnlands normalerweise als integraler Bestandteil der finnischen Kultur.[2] Beim Aufbau des finnischen Nationalbewusstseins und einer eigenständigen finnischen Hochkultur im 19. Jahrhundert hatte der schwedischsprachige Bevölkerungsteil durch Personen wie Johan Vilhelm Snellman, Johan Ludvig Runeberg oder Akseli Gallen-Kallela maßgeblichen Anteil.

Im Jahr 2005 veranlasste der Svenska Finlands Folkting, die offizielle Interessensvertretung der Finnlandschweden, eine Untersuchung zur Identität der Finnlandschweden. Dabei gaben 82 % der Befragten an, finnlandschwedisch zu sein bedeute „Zugehörigkeit zu einer eigenen Kultur, aber auch Finne unter allen anderen Finnen zu sein“. Nur 17 % wählten die Option „Zugehörigkeit zu einer eigenen Kultur, die sich von der finnischen unterscheidet“. Nach ihrer Einstellung gegenüber Schweden und der dortigen Kultur befragt, gab eine Minderheit von 31 % an, diese seien „ein wichtiger Teil [ihres] Lebens“, während 59 % der Befragten sie als „interessant, aber fernliegend“, weitere 9 % als „völlig uninteressant“ empfanden.[3]

Die wichtigste Ausnahme bilden die Bewohner der autonomen Provinz Åland, die einen eher dem Reichsschwedischen zuzuordnenden Dialekt sprechen und sich kaum mit Finnland verbunden fühlen. Sie werden oft nicht zu den Finnlandschweden im engeren Sinne gezählt, ebenso wenig wie schwedische Einwanderer, die erst in jüngerer Zeit nach Finnland gekommen sind.

Im Ausland ist die spezielle Stellung der Finnlandschweden im Allgemeinen schlecht bekannt, und in ausländischen Statistiken werden sie oft als eine eigene, von den Finnen zu unterscheidende Ethnie oder schlicht als Schweden geführt. Beispielsweise gibt der Fischer Weltalmanach an, dass 92,4 % der Bevölkerung Finnlands Finnen und 5,6 % Finnlandschweden sind.[4] Das CIA World Factbook spricht von 93,4 % Finnen und 5,6 % Schweden.[5] Das finnische Statistikamt klassifiziert die Bevölkerung Finnlands nur nach Staatsbürgerschaft, Geburtsland und Muttersprache, aber nicht nach ethnischer Zugehörigkeit.[6] [1]

Siedlungsgebiete

Das schwedischsprachige Siedlungsgebiet besteht aus drei räumlich getrennten Bereichen: Im Süden ist die Küste von Nyland (Uusimaa) zwischen Pyttis (Pyhtää) und Hangö (Hanko) zu einem großen Teil schwedischsprachig. Ebenfalls zum finnlandschwedischen Siedlungsgebiet gehört der als Åboland (Turunmaa) bezeichnete Südteil des Schärengebiets vor der Küste von Egentliga Finland (Varsinais-Suomi) im Südwesten des Landes. Dazu kommt an der Westküste ein Küstenstreifen in der Landschaft Österbotten (Pohjanmaa), der von Kristinestad (Kristiinankaupunki) bis Karleby (Kokkola) reicht. Die autonome Provinz Åland, deren Bewohnern eine Sonderstellung zukommt, wird oft nicht mehr zum Siedlungsgebiet der Finnlandschweden im eigentlichen Sinne gezählt.

Interessenvertretung

Die Interessen der schwedischsprachigen Finnen werden unter anderem durch eine parlamentsähnliche, gesetzlich anerkannte Vertretung, das Svenska Finlands Folkting, vertreten. Im Finnischen Parlament setzt sich die Schwedische Volkspartei für die Interessen der Finnlandschweden ein. Die größte schwedischsprachige Zeitung Finnlands ist das Hufvudstadsbladet.

Berühmte Finnlandschweden

Berühmte Finnlandschweden sind u. a.:

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b The Population of Finland in 2007 Finnisches Statistikamt. Zugangsdatum 17.5.2008.
  2. Zitat von der Website der Schwedischen Volkspartei: The Swedish speaking Finns generally don't label themselves as an ethnic minority. With regards to identity, the Swedish speaking element is usually considered as an integral part of Finnish culture, although expressed in another language than Finnish. http://www.sfp.fi/eng/swedish_speaking_fin/ Zugangsdatum 17.5.2008.
  3. Identitet och framtid – Folktingets undersökning om finlandsvenskarnas identitet / Suomenruotsalainen identiteetti – Folktingetin kyselytutkimus (PDF, 925 KB, schwed., finn.). Seiten 23/53 und 33/63. Zugangsdatum 17.5.2007.
  4. Fischer Weltalmanach 2008, ISBN 978-3-596-72008-8
  5. Finland CIA World Factbook. Zugangsdatum 17.5.2008.
  6. Vgl. Kuka on ulkomaalainen? Finnisches Statistikamt. Zugangsdatum 17.5.2008.

Weblinks


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