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Flettner Fl 282 Kolibri
Seitenansicht eines Modells des „Kolibris“Typ: Versuchs-Hubschrauber Entwurfsland: Deutschland Hersteller: Flettner Erstflug: 30. Oktober 1941 Indienststellung: 14. Oktober 1942 Die Flettner Fl 282 Kolibri war ein kleiner deutscher Militärhubschrauber aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs, der als Aufklärer und Borderkunder eingesetzt wurde. Er war der erste in Serie gebaute Hubschrauber[1] und einer der ersten Hubschrauber, mit dem wirklich nennenswerte Flugleistungen erbracht werden konnten.
Auffälligstes Merkmal war der Flettner-Doppelrotor, der zwei gegenläufige, ineinanderkämmende Rotoren einsetzt und damit keinen Heckrotor zum Drehmomentausgleich benötigt.
Inhaltsverzeichnis
Konstruktionsmerkmale und Ausrüstung
Ein vorläufiges Kennblatt vom 23. Dezember 1943 weist zwei Varianten aus: die Fl 282 B-0 und Fl 282 B-1, wobei die B-0 einen unverkleideten Führersitz besaß, während bei der B-1 der Führersitz mit Plexiglas verkleidet war. Der Rumpf war in einer mit Stoff bespannten Gitterkonstruktion aus Stahlrohren aufgebaut. Die Steuerung erfolgte laut diesem Kennblatt durch periodische bzw. konstante Anstellwinkeländerung der Rotorblätter (heute bekannt als zyklische und kollektive Rotorblattverstellung). Per Hand konnte zwischen Hub- und Tragschrauberbetrieb umgeschaltet werden – bei Motorausfall wurde automatisch in den Tragschrauberbetrieb umgeschaltet. Für den Borderkunder war ein Bombenmagazin für zwei 5-kg-Sprengkörper sowie ein Magazin für Rauchbojen vorgesehen. Zu den Sondereinrichtungen zählten u. a. drei elektrisch zu betätigende Sprengbolzen für den Sprungstart.
Entwicklungsgeschichte und Erprobung
Anton Flettner arbeitete bereits seit einiger Zeit an der Entwicklung von Hubschraubern. Vorgänger der Fl 282 war die Fl 265, die ebenfalls mit Flettner-Doppelrotor ausgestattet war. Vermutlich schon 1939 begann die Konstruktion der Fl 282. Nach einigen Fesselflugversuchen, bei denen der Hubschrauber noch mit Seilen mit dem Boden verbunden war, erfolgte der erste freie Flug am 30. Oktober 1941 mit der Fl 282 V 2. Mit der V 3 konnten Ende April 1943 bereits Höhen von bis zu 3800 Metern erreicht werden. Im Rahmen der Erprobung wurden verschiedene Modifikationen notwendig, u. a. am Leitwerk, an der Verkleidung des oberen Getriebes und an der Verglasung der Kabine. An der V 9 konnten sogar Flugversuche nur mit dem vorderen Rumpfteil, ohne Heck durchgeführt werden. Eine ähnliche Variante sollte später als Fl 282 U von U-Booten aus operieren. Mit der V 21 und V 23 wurde eine Variante mit einem zusätzlichen Sitzplatz im hinteren Rumpf erprobt.
Insbesondere die Marine zeigte schon früh großes Interesse an diesem Flugzeug. Die Erprobung erfolgte daher bei der Erprobungsstelle in Travemünde, mit deren Flugsicherungsschiff „Greif“ ab August 1942 auch eine Erprobung auf einem Schiffsdeck durchgeführt werden konnte. Bei diesen Versuchen ging allerdings ein Hubschrauber, die V 17 (CJ+SK), zu Bruch. In diesem Zusammenhang gab es auch Versuche hinsichtlich einer Verwendung zur U-Boot-Bekämpfung durch Bombenabwurf. Bemerkenswert waren auch Untersuchungen, bei denen mit dem Jagdflugzeug Fw 190 die Trefferaussichten gegen eine Fl 282 bewertet werden sollten. Dabei konnte der Hubschrauber in Höhen über 100 Metern kurzzeitig anvisiert werden, in Bodennähe jedoch gelang dies kaum. Gegen Beschuss erwies sich der „Kolibri“ ebenfalls als recht unempfindlich.
Die genaue Anzahl der Versuchsflugzeuge ist nicht bekannt, aufgrund der überlieferten Unterlagen müssen es aber mindestens 23 gewesen sein.
Beim Reichsluftfahrtministerium (RLM) war man der Meinung, dass Flettner nicht in der Lage wäre, eine ausreichende Serienproduktion durchführen zu können. Flettner selbst wehrte sich dagegen, die Produktion abzugeben. Man erwog zeitweise, die Serienfertigung an einen Mitarbeiter von Flettner zu übertragen, notfalls zwangsweise.
Verwendung bei der Marine
Die Marine beschäftigte sich bereits zu Kriegsbeginn mit Planungen zum Einsatz von Hubschraubern von Schiffen oder U-Booten aus. Im April 1940 sah die Marineführung in Hubschraubern wie der Fl 265 und der sich noch in der Entwicklung befindlichen Fl 282 eine ideale Grundlage, um sich gegen das verstärkte Auftreten feindlicher U-Boote zu wehren. Ein Hubschrauber wäre für den Einsatz bei der Marine, die ansonsten auf große unflexible Bordflugzeuge angewiesen war, ideal gewesen, nicht zuletzt, weil er auch bei schlechtem Wetter, also hohem Wellengang, sicher zum Schiff zurückkehren konnte. Es wurde errechnet, dass auf dem gleichen Raum, der für ein konventionelles Bordflugzeug erforderlich war, zehn Hubschrauber aufgestellt werden konnten. Hohe Priorität wurde auch einer kleineren, von U-Booten aus zu startenden Variante mit zylinderförmigem Rumpf zuerkannt. Da die Zuständigkeit für die Entwicklung und Fertigung bei der Luftwaffe lag, für diese jedoch der Hubschrauber eine deutlich geringere Bedeutung hatte, gelang es der Marine nicht, die Entwicklung mit der gewünschten Dringlichkeit voranzutreiben. Im April 1942 wurde ein erster Bedarf für 50 schiffsgestützte Hubschrauber angemeldet, weitere 40 zur U-Boot-Bekämpfung sowie einige Fl 282 U für große U-Boote. Später wurde diese Forderung sogar noch auf insgesamt 110 Hubschrauber aufgestockt. Die vorhandenen Fertigungskapazitäten konnten diese großen Stückzahlen aber nicht bewältigen.
Die Marine veranlasste auch die Erprobung im Fronteinsatz auf dem im Mittelmeer operierenden Minenleger „Drache“, die im November 1942 aufgenommen wurde. Im Februar 1943 wurde dem „Kolibri“ die Eignung als Bordflugzeug und zur U-Boot-Bekämpfung attestiert.
Im April/Mai 1942 wurde in der Ostsee eine zusätzliche erfolgreiche Erprobung der Fl 282 auf Eignung zur U-Boot-Jagd durchgeführt.
Bordfliegerstaffel 3./196
Am 14. Oktober 1942 wurde die Bordfliegerstaffel 3./196 aufgestellt, deren Hauptaufgabe in der Erprobung von Hubschraubern wie der Fl 282 und der FA 330 als sogenannte „Bord-Sonderflugzeuge“ bestand. Im Rahmen der von dieser Staffel durchgeführten Versuche wurde unter anderem bei einem simulierten Seenotfall ein Mann aus einem Schlauchboot aufgenommen und an Land abgesetzt.
Ende Februar 1944 wurde von Erhard Milch die Stilllegung der Hubschrauberproduktion angeordnet, da die Kapazitäten für die Herstellung von Jagdflugzeugen genutzt werden sollten. Die Bordfliegerstaffel 3./196 wurde schließlich im Juni 1944 wieder aufgelöst.
Großserienauftrag für das Heer
Gegen Ende 1942/Anfang 1943 erlangte das Heer durch einen Zufall Kenntnis von der Fl 282, als ein Hubschrauber im Rahmen einer Vorführung für Fahrzeuge für General Kurt Zeitzler bereitgestellt war. Daraufhin meldete das Heer eine Bestellung über 1000 Hubschrauber an – die Luftwaffe wehrte sich jedoch gegen die Vorstellung, die dafür nötigen Ressourcen für das Heer zur Verfügung stellen zu müssen.
Im April 1943 wurden dennoch 150 Fl 282 B in einem Lieferplan des RLM ausgewiesen; Material für weitere 500 war freigegeben. Die Fertigung sollte bei BMW in Eisenach erfolgen. In der nächstfolgenden Ausgabe des Lieferprogrammes aus dem Oktober 1943 wurde die Fertigung jedoch wieder zurückgezogen.
Nach Kriegsende
Zwei Fl 282 gelangten als Kriegsbeute in die USA, von einem dritten kam lediglich die Rahmenkonstruktion mit dem oberen Getriebe nach England. Dort ist sie heute noch im Midland Air Museum in Coventry ausgestellt.
Anton Flettner arbeitete später in den USA bei der Firma Kaman, wo mit dem K-MAX auch heute noch ein Hubschrauber mit ineinanderkämmenden Rotoren gebaut wird.
Technische Daten
Flettner Fl 282 B Kenngröße Daten Rumpflänge 6,15 m Höhe 2,40 m Rumpfbreite 2,40 m Rotordurchmesser 12,00 m Antrieb ein BMW 314 E mit 118 kW (160 PS) Höchstgeschwindigkeit vorwärts 80 km/h* Höchstgeschwindigkeit rückwärts 30 km/h Höchstgeschwindigkeit seitwärts 20 km/h Höchstgeschwindigkeit als Tragschrauber 60 km/h* Dienstgipfelhöhe 1500 m** Reichweite 168 km Besatzung 1 Mann Leergewicht 715 kg ( B-0) bzw. 735 (B-1) Fluggewicht 955 / 980 kg (B-0) bzw. 975 / 1000 kg (B-1) Bewaffnung zwei 5-kg-Bomben - * Laut vorl. Kennblatt vom 23. Dezember 1943 handelt es sich hierbei um aus Festigkeitsgründen vorläufig beschränkte Höchstgeschwindigkeiten.[2] - ** Die Flughöhe wurde gemäß obigem Dokument ebenfalls vorläufig beschränkt, es sollen aber Flughöhen bis etwa 4100 Metern erflogen worden sein.
Quellen
- ↑ s. Le Bec, Seite 10
- ↑ Vorläufiges Kennblatt Fl 282 B-0 und B-1 der E-Stelle Travemünde vom 23. Dezember 1943
Literatur
- Yves Le Bec: Die wahre Geschichte des Helikopters: von 1486–2005, Verlag Jean Duvret, Chavannes-près-Renens 2005, ISBN 2-8399-0100-5
- FLUGZEUG Profile Nr. 14 'Flettner Fl 282 KOLIBRI Varianten', VDM Heinz Nickel, Zweibrücken
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