- Flaschenkellerturm
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Der Flaschenturm der ehemaligen Engelhardt-Brauerei in Berlin ist mit den in der Nähe gelegenen Überresten der Glashütte und dem Palmkernölspeicher eines der letzten Industriedenkmäler der Halbinsel Stralau.
Das Gebäude befindet sich in der Krachtstraße 9-10 und wurde 1929–1930 nach Entwürfen des Berliner Architekten Bruno Buch als Flaschenabfüllgebäude erbaut. Der rote Klinkerbau besteht aus drei Baukörpern. Er beinhaltet eine Stahlbeton-Skelettkonstruktion und gilt als besonderes Beispiel der Berliner Industriebauten aus den 1920er Jahre. Er ist das einzige erhaltene Bauwerk der ehemaligen Engelhardt-Brauerei auf der Stralauer Halbinsel.
Täglich wurden in dem Flaschenturm etwa 300.000 Flaschen abgefüllt. Von 1948 bis 1959 diente er zudem als Brennerei für Spirituosen wie Kornbrand und der Produktion von Kaffee-Edel-Likör.
Inhaltsverzeichnis
Die Engelhardt-Brauerei
Die Engelhardt-Brauerei wurde vor 1860 gegründet. Am 31. Oktober 1907 entstand die Brauerei Ernst Engelhardt Nachf. AG, Berlin-Pankow die am 1. Dezember 1907 in Engelhardt-Brauerei AG umbenannt wurde. Ab 1887 befand sich auf dem Stralauer Industriegelände die Schaarschuh'sche Brauerei. Diese wurde 1897 von der Viktoria-Brauerei übernommen. Der dortige Standort der Engelhardt-Brauerei entstand 1917 durch eine Fusion mit dem Engelhardt-Konzern und der Viktoria-Brauerei. Weiter übernahm der Konzern unter anderem die Kaiser-Brauerei AG in Charlottenburg, die Berliner Stadtbrauerei GmbH und die Königsberger Dampfbrauerei Hans Engelke GmbH in Königsberg (Neumark) (heute Chojna). [1]
Das Bier aus der West-Berliner Engelhardt-Brauerei (Danckelmannstraße in Charlottenburg) wurde als „Charlottenburger Pilsener“ ein beliebtes Bier in West-Berlin.
Die Brauerei wurde nach einem Brand im Jahr 1926 vergrößert und durch eine Mälzerei erweitert. Im Rahmen der Betriebserweiterung entstand auch der Flaschenturm. Die Brauerei wurde seinerzeit zu einem der weltweit größten Malzbierproduzenten. Während der deutschen Teilung wurde das Unternehmen VEB Engelhardt genannt und war von 1951 bis 1990 die produktionsstärkste Brauerei Ost-Berlins und neben dem Glaswerk größter Arbeitgeber in Stralau. Die Produktion wurde 1990 eingestellt und die Fabrik geschlossen. Das Unternehmen ging 1992 als Engelhardt-Brauerei Vertriebs-AG auf die Brau und Brunnen AG über.
Spätere Nutzung
1997 sollten verschiedene Ladengeschäfte im Erdgeschoss untergebracht werden [2], was jedoch nicht umgesetzt wurde. Als Außenprojekt der Expo 2000 entstand am 31. Mai die Ausstellung „Wasser in der Stadt – Perspektiven einer neuen Urbanität“ durch den damaligen Stadtentwicklungssenator Peter Strieder, den Vorstand der Berliner Wasserbetriebe Ludwig Pawlowski und den Geschäftsführer der Wasserstadt GmbH, Uli Hellweg, wobei in dem Werkstattgebäude der ehemaligen Glashütte die Entwicklung der Halbinsel Stralau, sowie deren private und gewerbliche Nutzung gezeigt wurde. [3] Dabei entstanden Pläne, den Flaschenturm als Webzentrum für Internetfirmen einzurichten [4], die jedoch ebenfalls nicht umgesetzt wurden. Weitere erfolglose Projektideen waren später die Einrichtung eines Wohnparks und einer Begegnungsstätte mit Restaurants und verschiedenen Läden. [5] Somit blieb der unter Denkmalschutz stehende Flaschenturm nach der Schließung der Engelhardt-Brauerei seit 1990 ungenutzt. Das Gebäude ist heute nicht zugänglich, stark mit Graffiti besprüht und verwittert zunehmend.
Gegenwärtig existieren Pläne, wonach der Besitzer des deutschlandweit größten Hotels Estrel den Flaschenturm zu einer Wohnanlage umbauen möchte. Der Denkmalschutz soll dafür teilweise ignoriert bzw. aufgehoben werden. [6]
Weblinks
Quellen
- ↑ www.reichsbank-aktien-shop.de
- ↑ Berliner Zeitung: Dienstleister beziehen den Flaschenturm, 29. Mai 1997
- ↑ Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung: Ausstellungseröffnung „Wasser in der Stadt – Perspektiven einer neuen Urbanität“
- ↑ zoha.net
- ↑ Berliner Zeitung: „Endspurt“ für die Halbinsel Stralau, 30. Oktober 2000
- ↑ Ausschuss genehmigt Umbau des Flaschenturms auf Stralau, In: Berliner Woche (pdf, Seite 2)
52.497513.4697Koordinaten: 52° 29′ 51″ N, 13° 28′ 11″ O
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