- Flashmobbing
-
Der Begriff Flashmob (flash – Blitz; mob – von mobilis – beweglich), auch Blitzauflauf, bezeichnet einen kurzen, scheinbar spontanen Menschenauflauf auf öffentlichen oder halböffentlichen Plätzen, bei denen sich die Teilnehmer üblicherweise persönlich nicht kennen. Flashmobs werden über Weblogs, Newsgroups, E-Mail-Kettenbriefe oder per Mobiltelefon organisiert. Obwohl die Ursprungsidee explizit unpolitisch war, gibt es mittlerweile auch Flashmobs mit politischem Hintergrund.
Eine verwandte Aktionsform ist der Smart Mob, der mit dem öffentlichen Auftritt einem politischen oder gesellschaftlichen Ziel zu Aufmerksamkeit verhelfen will. Der Begriff geht auf einen Bestseller des amerikanischen Psychologen Howard Rheingold aus dem Jahr 2003 zurück.
Flashmobs gelten als spezielle Ausprägungsformen der virtuellen Gesellschaft (virtual community, Online-Community), die neue Medien wie Mobiltelefone und Internet benutzt, um kollektive Aktionen zu organisieren.
Inhaltsverzeichnis
Ablauf
Einem Aufruf aus dem Internet folgend treffen sich die Teilnehmer an einem Ort, an dem sie weitere Instruktionen über den eigentlichen Aktionsort und Ablauf des Flashmobs bekommen. Typisch für Flashmobs sind die blitzartige Bildung des Mobs aus dem Nichts, das identische Handeln im Mob (z. B. applaudieren, telefonieren mit gleichen inhaltlichen Texten), und die schlagartige Auflösung nach wenigen Minuten.
Die Beteiligten, "Blitzaufläufer", "Smart Mobber" oder "Flash Mobber" genannt, tauchen am vereinbarten Ort zur vereinbarten Zeit auf, um dort kurz und für die unwissenden Passanten völlig überraschend einer gänzlich sinn- und inhaltslosen Tätigkeit nachzugehen.
So schnell wie die Menschen zusammengekommen sind, löst sich ihre Gruppe vor den Augen der verdutzten Zuschauer dann auch wieder auf. Dieses merkwürdige Verhalten wird vor allem durch die immer schnelleren zwischenmenschlichen Kommunikationsmöglichkeiten beeinflusst und unterstützt.
Eine technische Variante ist das Radioballett, eine im Jahre 2002 in Hamburg erstmals aufgeführte[1] Form des Straßenprotestes oder der gewollten Irritation von Passanten. Die Akteure führen ein Radio mit sich und erhalten durch dieses Anweisungen, wie sie sich zu verhalten haben. So werden die Teilnehmer etwa aufgefordert zu winken, zu tanzen, gebückt umherzulaufen, sich auf den Boden zu legen oder zu sammeln.
Geschichte
Auf den Philippinen haben im Januar 2001 Bürger den korrupten Präsidenten Joseph Estrada davongejagt, indem sie über Nacht mittels Internet und SMS eine gewaltige Demonstration organisierten.
Als ein früher zweckloser und damit vom Smart Mob unterscheidbarer Flashmob gilt eine Aktion des Journalisten Bill Wasik am 3. Juni 2003 in New York. Mehr als hundert Teilnehmer versammelten sich in einem Kaufhaus um einen Teppich. Kaufhaus-Mitarbeitern teilten sie mit, dass sie einen „Liebesteppich“ suchten und Kaufentscheidungen grundsätzlich gemeinsam träfen. Danach versammelte sich eine noch größere Gruppe in einer Hotel-Lobby und applaudierte exakt 15 Sekunden, schließlich strömten die Teilnehmer in ein Schuhgeschäft und gaben sich dort als Touristen aus.[2] Bill Wasik hat in einem Artikel im März 2006 bekundet, seine Absicht sei gewesen, hippe Leute vorzuführen, die in einer Atmosphäre der Konformität nur danach strebten, Teil der „nächsten großen Sache“ zu werden, egal, wie sinnfrei diese sei.[3]
Die Freude an den sinnfreien Aktionen und der öffentlichen Aufmerksamkeit dafür führte rasch zu Nachahmungen ohne den ironischen Hintergrund. Bald darauf schwappte eine Flashmob-Welle von den USA auch nach Europa über, wo es Ende Juli 2003 erste Aktionen in Zürich, Rom und Wien gab. Das Phänomen erlangte für einige Monate große Medienaufmerksamkeit, bis im Herbst 2003 das Interesse zurückging.
Seit Sommer 2007 wurde die Idee wiederbelebt, anfänglich von Organisationen, die mit Aktionen auf gesellschaftliche Ziele aufmerksam machen wollen. Durch die neue Berichterstattung in den Medien wurden auch wieder reine Spaßaktionen inspiriert.
Am 13. April 2008 wurde Brooke Oberwetter am Jefferson Memorial das nächtliche, lautlose Flashmob-Tanzen verboten. Als Ruhestörerin, die Widerstand gegen die Staatsgewalt verübte, wurde sie von Polizisten in Handschellen abgeführt. Sie soll die erste Person sein, die wegen der Teilnahme an einem Flashmob rechtliche Konsequenzen erfährt. [4][5][6]
Beispiele
- Am 20. Januar 2008 versammelten sich ca. 700 Menschen auf dem Odeonsplatz in München, stürmten eine Filiale von McDonald’s am Stachus und kauften dort auf einmal 4385 Hamburger und Cheeseburger. Auf diese Art wurden bereits in vielen deutschen Großstädten Flashmobs veranstaltet. Bei einer ähnlichen Aktion am 29. März 2008 wurden in einer Berliner Filiale von McDonald’s in einer Bestellung 10.355 Burger gekauft. [7][8]
- Am 24. Januar 2009 trafen sich um Punkt 16:00 Uhr über 600 Menschen an einem überregionalen Einkaufszentrum in Oberhausen auf einem zentralen Platz, aßen eine Banane und verschwanden dann wieder. Das Event wurde von der Geocaching Community organisiert. [9]
Siehe auch
Literatur
- Volker Rieble: Flash-Mob - ein neues Kampfmittel? In: Neue Zeitschrift für Arbeitsrecht. 14/2008.
Weblinks
- Der kurze Sommer der Anarchie, Die Zeit, 11. September 2003
- Flash Mobs: Wenn dir plötzlich Hunderte applaudieren, Spiegel Online, 28. Juli 2003
Einzelnachweise
- ↑ Mao tanzt Ballett von Wanda Wieczorek, 7. Mai 2002, abgerufen 26. August 2008
- ↑ Flashmob-Revival: Die Verhaftung der lautlosen Ruhestörerin, Spiegel Online, 16. April 2008
- ↑ My Crowd, or, Phase 5: A report from the inventor of the flash mob, Harper's Magazine, März 2006 (zahlungspflichtig)
- ↑ Spiegel-Online Artikel zur Verhaftung von Brooke Oberwetter, 16. April 2008
- ↑ Fotodokumentation der Verhaftung von Brooke Oberwetter auf der Jefferson Dance Party
- ↑ ars technica Artikel zu den Umständen der Verhaftung von Brooke Oberwetter
- ↑ Bestellung von 10.355 Cheeseburgern - Foto des Kassenbons
- ↑ Die neue Burger-Bewegung
- ↑ Webseite des Geocaches GC1HBE5, wo das Event dokumentiert ist und über welche sich die Teilnehmer gefunden haben
Wikimedia Foundation.