- Fletsche
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Die Zwille (regional auch Fletsche, Zwistel, Zwiesel, Katapult, Katschi, Kreuzbergschleuder, oder einfach Steinschleuder) ist eine einfache Waffe.
Die Zwille wird oft als Schleuder bezeichnet, aber sie ist nicht identisch mit der echten Schleuder, einer antiken Waffe. Nach biblischen Überlieferungen besiegte David Goliath mit einer Schleuder, nicht mit einer Zwille.
Inhaltsverzeichnis
Zwillen im Selbstbau
Bis heute ist es unter Kindern und Jugendlichen sehr beliebt, sich Zwillen selbst zu bauen. Hauptstück ist eine möglichst symmetrische Astgabel. Am besten stehen die Äste in einem Winkel zwischen 40° und 60° zueinander. Besonders geeignet sind Astgabeln des Haselstrauches, der Buche und der Eiche, denn das Holz dieser Pflanzen ist fest, aber nicht spröde.
Zwischen den beiden Ästen wird elastisches Material befestigt. Am beliebtesten für einfache Zwillen sind dafür alte Fahrradschläuche und Einkochgummis, weil sie einerseits dehnbar und reißfest und andererseits leicht erhältlich sind. Materialien, die sich um das 6- bis 8-fache dehnen lassen, liefern jedoch weit bessere Resultate (Etwa Spanngummis wie diese im Flugmodellbau Verwendung finden). In der Mitte des Gummis wird ein Stück härteres Material eingesetzt (vorzugsweise ein Stück Autoreifen oder ein Stück reißfestes Leder), um die Munition zu halten und den Gummi besser spannen zu können.
Mitte bis Ende der 1970er Jahre kamen kommerzielle, aus Stahl gefertigte Zwillen mit deutlich stärkeren Gummizügen auf. Die hohe Qualität und ihre leichte Verfügbarkeit führten mit zum Rückgang der selbstgebauten Zwillen.
Als Munition kann so ziemlich alles in der richtigen Größe verwendet werden. Steine, Metall, Glas und ähnliches.
Zwille als Sportgerät
Die Zwille wird, ähnlich wie der Bogen, im Sport verwendet. Hier kommen allerdings keine Konstruktionen aus Astgabeln und Fahrradschläuchen zum Einsatz, sondern handwerklich hergestellte Zwillen aus Leichtmetall oder Kunststoff. Die Gummis bestehen aus Latex, meistens in Schlauchform oder als Flachgummi. Moderne Sportschleudern können über Armstützen und Stabilisatoren in Antennenform verfügen, die in Deutschland aber verboten sind. In Deutschland gibt es keine Meisterschaften, doch in anderen Ländern, z. B. Spanien und Amerika, ist das Schleuderschießen eine beliebte Sportart mit Meisterschaften und Vereinen.
Beim Angeln kann die Zwille ihren Zweck beim Anfüttern an weit entfernten Angelpunkten erfüllen (insbesondere mit Kartoffeln oder Boilies). Ein ähnliches Gerät wird als Madenschleuder bezeichnet.
Als Munition werden beim Sport keine Steine verwendet. Geschosse aus Kunststoff, Keramik und Metall sind hier verbreitet. Ein typisches Stahlgeschoss hat einen Durchmesser zwischen 8 und 14 mm.
Physikalische Grundlagen
Die kinetische Energie der mit einer Zwille geschleuderten Teile und damit deren Aufprallkraft und ballistische Flugweite hängt besonders von der beim Ziehdehnen ausgeübten Kraft und dem Elastizitätsfaktor (Schnellkraft) des Schleudersträngematerials sowie von der Größe, dem spezifischen Gewicht und dem Oberflächenwiderstandsbeiwert des Schleuderteilmaterials ab.
Aktuelle Rechtslage
Mit einiger Übung wird die Zwille zu einer zielsicheren und vor allem sehr gefährlichen Waffe, mit der weitaus schwerere Verletzungen hervorgerufen werden als mit Luftgewehren.
Nach dem Waffengesetz der Bundesrepublik Deutschland sind Schleudern mit Armstützen und vergleichbaren Vorrichtungen verboten. Selbst Schleudern, bei denen eine Montage einer Armstütze nur vorgesehen ist (Anlage 2 Abschnitt 1 Nr. 1.3.7 in Verbindung mit Anlage 1 Abschnitt 1 Unterabschnitt 2 Nr. 1.3), zählen zu den verbotenen Waffen.
Im aktuellen Waffengesetz (11. Oktober 2002, Änderungen 19. Dezember 2002 und 10. September 2004, Berichtigung 19. September 2003) wird die zuvor enthaltene Begrenzung auf 23 Joule nicht mehr erwähnt (ebenfalls Anlage 2 Abschnitt 1 Nr. 1.3.7 in Verbindung mit Anlage 1 Abschnitt 1 Unterabschnitt 2 Nr. 1.3), damit gibt es keine Leistungsbegrenzung mehr für Schleudern in Deutschland.
Sonstiges
Eine zentrale Rolle spielt die Waffe in Ernst Jüngers Roman Die Zwille (1973).
Weblinks
- Gesetzestext des WaffG
- Seite über Zwillen (englisch)
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