- Florentiner Gürtel
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Ein Keuschheitsgürtel oder Florentiner Gürtel ist ein Instrument zum Teilentzug der Selbstkontrolle, das heute vor allem bei BDSM-Praktiken angewendet wird. Es soll den Geschlechtsverkehr beziehungsweise die Masturbation des Trägers verhindern. Die typische Konstruktion besteht aus einem Stahlgürtel um die Taille in Verbindung mit einem Stahlband durch den Schritt und einem Schloss. Auch abweichende Konstruktionen für die Anwendung beim Mann (siehe Peniskäfig) sind gebräuchlich.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Um 1400 wurde der Keuschheitsgürtel in Padua erwähnt. Ob er ausschließlich die Enthaltsamkeit der Ehefrau bei Abwesenheit des Mannes gewährleisten sollte, ist ungewiss. Man vermutet eher, dass es sich auch um ein Sexspielzeug handelte. Möglicherweise wurde der Keuschheitsgürtel auch als Straf- und Folterwerkzeug verwendet. Um 1500 soll der Keuschheitsgürtel eingeführt oder sogar in Massen produziert worden sein.
Der Annahme, dass der Keuschheitsgürtel die Enthaltsamkeit der Frau über einen langen Zeitraum gewährleisten sollte, etwa während der Mann auf Kreuzzügen unterwegs war, widersprechen hygienische Erkenntnisse, da die Materialien der damaligen Zeit die Haut wund scheuerten und durch die ungenaue anatomische Anpassung sich Urin und Menstruationsblut im Gürtel hätten sammeln können. Dies hätte zu schmerzhaften Infektionen der Haut beziehungsweise der Scheide geführt, was in früheren Zeiten wegen der geringen medizinischen Möglichkeiten lebensgefährlich gewesen wäre.
Es gibt keinen eindeutigen Beleg dafür, dass der Keuschheitsgürtel bereits im Mittelalter bekannt war. Man vermutet, dass es sich um einen Mythos handelt, der in der Barockzeit erfunden und verbreitet wurde, um das Bild des „finsteren Mittelalters“ zu zeichnen. Andere Geschichten erzählen, der Keuschheitsgürtel sei von den Dogen Venedigs erfunden worden, um fällige Steuerschulden bei Prostituierten wirksam eintreiben zu können.
1889, wurde ein Leder-Eisen-Gürtel von Anton Pachinger, einem deutscher Sammler von Antiquitäten, auf einem Friedhof an einem Skelett einer jungen Frau gefunden.
Die gelegentlich in Museen gezeigten angeblich mittelalterlichen Exponate haben sich alle als Produkte aus dem 19. Jahrhundert erwiesen. Diese wurden unter anderem in England von Dienstmädchen zum Schutz vor Vergewaltigungen getragen. Aus dem 19. Jahrhundert sind ähnliche Vorrichtungen bekannt, die zur Anwendung bei Kindern und Jugendlichen bestimmt waren und die zur damaligen Zeit als krankhaft angesehene Masturbation verhindern sollten.
Gegenwart
Heute ist der Keuschheitsgürtel eher als Utensil bei erotischen Rollenspielen, besonders im BDSM-Bereich von Bedeutung, wird aber auch als Möglichkeit genutzt, seinem Partner den Wunsch nach einer monogamen Beziehung zu beweisen.
Dabei ist der Keuschheitsgürtel aus modernen Werkstoffen wie Acryl oder aber auch teurer, aus rostfreiem Stahl hergestellt. Er passt sich der Anatomie des Trägers millimetergenau an, da bei vielen Herstellern Maßanfertigungen möglich sind. Spezielle Polsterungen und penible Intimhygiene sind unbedingt nötig, um bei längerem Tragen Gesundheitsschäden (Wundreiben, Dekubitus, Infektionen) möglichst gering zu halten.
Literatur
- Eva Larrass: Der Keuschheitsgürtel, Phantasie und Wirklichkeit. In: Waffen- und Kostümkunde. Band 34, 1992, Seite 1–12
- Alexander Schulz: Das Band der Venus: die Geschichte des Keuschheitsgürtels. Isny 1984
- Horst Herrmann: Der Keuschheitsgürtel als Folterwerkzeug. in: Sex und Folter in der Kirche: 2000 Jahre Folter im Namen Gottes. Bertelsmann, München 1998, ISBN 3572100100, S. 236
Weblinks
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