Foiben-Massaker

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Vereinfachtes Schema einer Foiba
Lageorte einiger Foiben in Istrien, an denen mutmaßlich Massenexekutionen stattgefunden haben.

Unter dem Begriff Foibe-Massaker versteht man Kriegsverbrechen, die im und nach dem Zweiten Weltkrieg geschahen. Damals verübten jugoslawische Partisanen aus Rache Verbrechen an der italienischen Bevölkerung in den istrischen und dalmatinischen Küstengebieten. Die Opfer wurden dabei in Karsthöhlen, sogenannte Foiben, geworfen.

Unter einer Foiba (von lat. fovea, fossa; kroat. fojba) versteht man in der italienischen Sprache unzugängliche Karsthöhlen entlang der kroatischen und slowenischen Küste. Opfer dieser Massaker waren vorwiegend Nichtkommunisten, die sich gegen die Annexionsbestrebungen des kommunistischen Jugoslawiens stellten, bzw. von den neuen Machthabern als mögliche Gefahr angesehen wurden. Weitere Motive waren ethnische Säuberungsmaßnahmen gegen den italienischsprachigen Bevölkerungsteil sowie Racheakte. Auch politisch motivierte Morde kamen zum Tragen. Zahlreiche „infoibati“ waren unbescholtene Zivilisten, darunter Frauen und Kinder. Genaue Opferzahlen sind keine bekannt, Schätzungen verschiedener Historiker kommen auf 5.000–17.000 Tote, z. T. einschließlich der in jugoslawischen Konzentrationslagern umgekommenen Italiener. Der italienische Staat, besonders seit der Machtübernahme der Faschisten, hatte zuvor über zwei Jahrzehnte lang die slawische (vor allem slowenische und kroatische) einheimische Bevölkerung terrorisiert und versucht, sie ihrer nationalen Identität und Sprache zu berauben. Diese Aktionen wurden während der Kriegsjahre 1940 bis 1945 intensiviert.

Inhaltsverzeichnis

Gedenktag

In Italien wird jährlich am 10. Februar ein Gedenktag, der Giorno del Ricordo, abgehalten. An diesem Gedenktag wird der Opfer der Foibe, wie auch der Esuli (oder Optanten) aus Istrien, Rijeka (Fiume) und Dalmatien gedacht.

Der Feiertag wurde 2005 auf Initiative des Postfaschisten Gianfranco Fini zur Zeit der Regierung Berlusconi eingeführt. Kritische Stimmen richten sich gegen eine Glorifizierung des italienischen Exodus und der erlittenen Opfer, da Italiener ebenso an Gräueln in diesem Gebiet beteiligt waren.

Aktueller Bezug

Dem Thema wird seit Februar 2007 erhöhte Aufmerksamkeit beigemessen, da der italienische Staatspräsident Giorgio Napolitano anlässlich des Feiertages zur Erinnerung an die Geschehnisse gegen Ende des Zweiten Weltkrieges dem letzten italienischen Polizeichef des faschistischen Regimes in Zadar (ital. Zara) Kroatien, Vincenzo Serrentino und etwa dreißig weiteren Opfern der jugoslawischen Partisanen posthum Orden verlieh. Mussolinis Polizeichef Serrentino wurde im ehemaligen Jugoslawien als Kriegsverbrecher verurteilt. Napolitano sprach in seiner Rede zum Gedenktag auch von einer „Jahrhundert-Barbarei“, dem „blutrünstigen slawischen Hass“ und „annexionistischen Tendenzen“.

Der kroatische Präsident Stjepan Mesić ließ am 12. Februar 2007 verlauten, dass für ihn „in derartigen Aussagen die Anzeichen von offenem Rassismus, historischem Revisionismus und politischen Revanchismus nicht zu übersehen sind, und es somit schwer sei, dies in Einklang zum deklarativen Wunsch zur Verbesserung der bilateralen Beziehungen beider Staaten zu bringen“.

Napolitano äußerte damals ebenfalls, dass die slawischen annexionistischen Tendenzen im Friedensvertrag von 1947 letztlich überwogen und Anzeichen einer ethnischen Säuberung annahmen. Mesić fand die Infragestellung des Friedensvertrages, den Italien unterzeichnete, erschreckend und potentiell gefährlich. Er merkte in einem Interview an, dass eine ähnliche Haltung und beispielsweise die Infragestellung der Pariser Vorortverträge letztlich zu einem weiteren Krieg führte.

Mesić äußerte in der Vergangenheit bereits mehrmals, dass es von Seiten der Gewinner im und nach dem Krieg zu einzelnen Verbrechen kam und dass er diese verurteile. Er setze sich ebenfalls für eine Betrachtung des weiteren historischen Kontextes ein und spreche sich gegen eine Vertuschung von Tatsachen aus, wie auch gegen eine Umwandlung von historischen Verlierern in historische Gewinner. Für Kroatien stehe eine Infragestellung der Grenzverträge von Osimo (kroat. Osimski sporazumi) von 1975 vollkommen außer Frage. Der kroatische Staatspräsident setze sich für die weitere gute Entwicklung der kroatisch-italienischen Beziehungen ein. Mesić setzte sich für eine geschichtliche Aufarbeitung der Vorkommnisse ein und verurteilte jegliche politische Generalisierung oder Verleumdung.[1]

Die italienische Regierung stellte sich hinter die Äußerungen des italienischen Staatspräsidenten. Ein Großteil der Politiker meinte, der kroatische Staatspräsident habe Napolitanos Aussagen missverstanden. [2] Auf Vorschlag Kroatiens soll eine gemeinsame Historikerkommission Licht in die Vorkommnisse während des Zweiten Weltkrieges und der Jahre danach bringen.

Optanten oder Esuli?

Ebenso wurde die Rolle Italiens nach dem Krieg und die damit verbundenen Entschädigungszahlungen an italienische Optanten (oder Esuli) angesprochen, welche noch immer nicht entschädigt wurden. Gemäß dem Vertrag von Rom verpflichtete sich das ehemalige Jugoslawien dazu, 110 Millionen Dollar an Entschädigungszahlungen für die italienischen Flüchtlinge und ihre zurückgebliebenen Besitztümer zu leisten. Der Betrag wurde angeblich laut der Triester Zeitung Il Piccolo von Slowenien (75 Millionen) und Kroatien (35 Millionen) bereits an die Dresdner Bank in Luxemburg ausgezahlt, ohne dass Rom kontaktiert wurde.[3]. Der kroatische Staatspräsident Mesić erklärte, dass Italien als ehemalige Achsenmacht Kroatien keine Entschädigung auszahlte. Der Staat hätte jedoch den Italienern, die Kroatien verließen, Entschädigungszahlungen leisten sollen. Kroatien sei jederzeit dazu bereit, seine Verpflichtungen gegenüber Italien zu erfüllen. Es wurde jedoch bisher noch kein Konto angegeben, an das man die Überweisung tätigen könne.[4]

Siehe auch

Literatur

  • Renato Cristin (Hg.) / Italienisches Kulturinstitut Berlin: Die Foibe. Vom politischen Schweigen zur historischen Wahrheit. Berlin u.a. 2007
  • Paolo De Franceschi, Foibe, prefazione di Umberto Nani, Centro Studi Adriatici, Udine 1949
  • Giancarlo Marinaldi, La morte è nelle foibe, Cappelli, Bologna 1949
  • Luigi Papo, L'ultima bandiera. Storia del reggimento Istria, L'Arena di Pola, Gorizia 1986
  • Roberto Spazzali, Foibe: un dibattito ancora aperto. Tesi politica e storiografica giuliana tra scontro e confronto, Lega Nazionale, Trieste 1990
  • Franco Razzi, Lager e foibe in Slovenia, E.VI, Vicenza 1992
  • Roberto Spazzali, Tragedia delle foibe: contributo alla verità, Grafica goriziana, Gorizia 1993
  • Eno Pascoli, Foibe: cinquant'anni di silenzio. La frontiera orientale, Aretusa, Gorizia 1993
  • Giampaolo Valdevit è curatore, Foibe, il peso del passato. Venezia Giulia 1943-1945, Istituto regionale per la storia del movimento di liberazione nel Friuli-Venezia Giulia, Trieste 1997
  • Fulvio Salimbeni, Le foibe, un problema storico, Unione degli istriani, Trieste 1998
  • Luigi Papo, L'Istria e le sue foibe, Settimo sigillo, Roma, 1999
  • Arrigo Petacco, L'esodo. La tragedia negata degli italiani d'Istria, Dalmazia e Venezia Giulia, Mondadori, Milano 1999
  • Giorgio Rustia, Contro operazione foibe a Trieste a cura dell'Associazione famiglie e congiunti dei deportati italiani in Jugoslavia e infoibati, 2000
  • Guido Rumici, Infoibati. I nomi, i luoghi, i testimoni, i documenti, Mursia, Milano 2002
  • Giovanna Solari, Il dramma delle foibe, 1943-1945: studi, interpretazioni e tendenze, Stella, Trieste 2002
  • Roberto Spazzali-Raoul Pupo, Foibe, B.Mondadori, Milano 2003
  • Gianni Oliva, Foibe. Le stragi negate degli italiani della Venezia Giulia e dell'Istria, Mondadori, Milano 2003
  • Claudia Cernigoi, Operazione Foibe - Tra storia e mito, Edizioni Kappa Vu, Udine, 2005
  • Raoul Pupo, Il lungo esodo. Istria: le persecuzioni, le foibe, l'esilio, Rizzoli, Milano 2005
  • Giacomo Scotti, Dossier Foibe, Manni, San Cesario (Le), 2005
  • Sessi Frediano, Foibe rosse. Vita di Norma Cossetto uccisa in Istria nel '43, editore: Marsilio, 2007.
  • Jožko Kragelj, Pobitim v spomin: žrtve komunističnega nasilja na Goriškem 1943-1948, Goriška Mohorjeva, Gorizia 2005

Quellen

  1. Vjesnik, 13. Februar 2007, Izjave s natruhom rasizma i revizionizma (kroatisch)
  2. La repubblica, Foibe, Prodi: „Sdegnato per quelle parole“, Mesic: „Inaccettabile ogni revisione dei trattati“, 14. Februar 2007 (italienisch)
  3. Vjesnik, 22. Dezember 2000, Esuli ne pristaju na novčanu odštetu, koju bi Rim prihvatio (kroatisch)
  4. Geografija.hr, Esuli ili optanti? (kroatisch)

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