- Fontevraud
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Die Abbaye Royale de Fontevraud (die alte Schreibweise ist „Fontevrault“), eine königliche Abtei, war ein gemischtes Kloster, das um das Jahr 1100 von Robert von Arbrissel unter Mitwirkung der Hersendis von Champagne gegründet wurde. Sie liegt im Anjou in Frankreich, nahe der Städte Saumur und Chinon und ist Grablege der Plantagenets.
Inhaltsverzeichnis
Das Kloster
Die Abtei von Fontevraud, auch unter dem Namen „Klosterstadt“ bekannt, gilt als größtes klösterliches Gebäude Europas. Das außergewöhnliche architektonische Gesamtwerk wurde auf einem Gelände von 14 Hektar erbaut.
Die Konzeption als gemischtes Kloster bestand zunächst unter Vorrangstellung der Frauen. Später existierten zwei getrennte Klöster nebeneinander, dann schließlich vier:
- „Le Grand Moutier“ war für die Chorschwestern, die sich ganz dem Gebet weihten, und für das Hospital „Saint Benoit bestimmt,
- „La Madeleine“ für die Laienschwestern, die sich ausschließlich der Abtei widmeten,
- „Saint-Lazare“ für die Nonnen, die Lepröse (Lepra-Kranke) pflegten und
- „Saint Jean de l'Habit“ für Männer, Brüder und Priester, die abseits des Frauenklosters lebten.
Während die Frauen sich innerhalb einer strengen Klausur ausschließlich dem Gebet widmen sollten, waren die notwendigen Arbeiten Sache der Männer; bei ihnen lebten Kleriker und Laien ohne Trennung zusammen. R., der auch jetzt den Abts-Titel ablehnte, stand zunächst der gesamten Gemeinschaft als Magister vor. Er ging stets barfuß und trug Kleider aus grobem Tuch. Die Gemeinschaft von Fontevraud erhielt gewaltigen Zulauf aus allen Volksschichten; vor allem aber suchten verstoßene Ehefrauen, Prostituierte und sogar Aussätzige Zuflucht bei Robert von Arbrissel. Von 1115 an und für sieben Jahrhunderte sollten nun dem Willen des Gründers entsprechend an der Spitze des Ordens 36 Äbtissinnen aufeinander folgen.
Das Kloster hatte von Anfang an eine starke Verbindung zum Haus Plantagenet, den Grafen von Anjou: sie förderten dieses Kloster besonders und bestimmten es zu ihrer königlichen Grablege. Eleonore von Aquitanien zog sich im Alter in dieses Kloster zurück und liegt auch dort begraben. Das Kloster beherbergt ebenfalls die Gräber ihres zweiten Mannes Heinrich II. von England, dem gemeinsamen Sohn Richard Löwenherz und der Ehefrau seines jüngsten Sohnes Johann Ohneland, Isabella von Angoulême.
Die ehemaligen Klostergebäude sind weitgehend erhalten, auch wenn sie durch die Jahrhunderte in veränderten Stilrichtungen neu erbaut wurden. Hervorzuheben sind das romanische Küchengebäude sowie der Kreuzgang im Stil der Renaissance aus dem Jahr 1522 mit dem Kapitelsaal und dem Refektorium.
Abteikirche
Die Abteikirche besteht aus Chor, Langhaus, Kreuzschiff mit Vierungsturm und einer Westfassade mit zwei kleineren, nicht begehbaren Türmen. Im Zuge der Restaurierung der Außenmauern hat man die romanischen Steinmetzarbeiten, hauptsächlich bestehend aus Kapitellen und Friesen, an besonders stark verwitterten Stellen durch Neuanfertigungen im romanischen Stil ersetzt, ohne jedoch die alte Substanz vollkommen zu ersetzen.
Auch der heutige Zustand des Innenraumes ist das Ergebnis einer gründlichen Restaurierung. Bereits während der Französischen Revolution kam es zu Beschädigungen an dem Kirchengebäude. Unter Napoleon wurde das Kloster zu einem Gefängnis und blieb dies kurioserweise bis 1963. In die Kirche wurden ab 1821 vier Decken eingezogen und Werkstätten und Schlafsääle eingerichtet; diese Arbeiten führten zur Zerstörung der Kuppeln und der Vergrößerung der Glasfenster im Norden, was im Zuge der Restaurierung rückgängig gemacht wurde. Der Chor wurde im romanischen Stil zwischen 1106 und 1117 unter der Leitung der Priorin Hersendis von Champagne erbaut, die Weihe nahm 1119 Papst Calixt II. vor. Im Chor befindet sich noch der - allerdings leere - Sarkophag des Klostergründers Robert von Arbrissel. Der Chor weist die traditionelle Schlichtheit der romanischen Kirchen der Loiregegend auf und ist Ausdruck des asketischen Geistes des Robert von Arbrissel. Der Chor hat mit seinem Säulenumgang deutliche Parallelen zu der Kirche Notre Dame la Grande in Poitiers.
Im Zuge des Kirchenbaus änderte man den ursprünglichen Bauplan. Das Langhaus wurde ab 1125 anstelle des üblichen Dreischiffs als eine ungeteilte Halle konzipiert, die mit einer Folge von vier Kuppeln überwölbt ist. Diese Bauweise ist wie bei mehreren ähnlichen Kirchen in Südwestfrankreich byzantinischen Ursprungs. Die Kirche gliedert sich durch diese Bauweise überdeutlich in Langhaus und Chor. Das Langhaus wurde 1160 vollendet.
In dem Langhaus sind auf jedem Wandpfeiler als Erleichterung auf drei Seiten Doppeldienste oder doppelte Halbsäulen vorgelegt. Diese eigenartigen Pfeiler sind sowohl Stütze als auch Wand. Die Kapitelle sind sowohl in der Wahl ihrer Themen als auch in ihrem Stil von der Kunst des Südwestens Frankreichs (Saintes, Angoulême) beeinflusst.
Die Grabplastiken
An zentraler Stelle des Langhauses vor dem Eingang zum Chor liegen Heinrich II. von England und Eleonore von Aquitanien in der oberen Reihe, darunter Richard Löwenherz und Isabella von Angoulême, die Gemahlin von Johann Ohneland, deren Grabmal als einziges aus Holz geschnitzt wurde, begraben. Die anderen drei sind Plastiken aus Kalktuff, die ungefähr zu der Zeit gemeißelt wurden, als die Betreffenden gestorben sind, also zu Beginn des 13. Jhs. (zwischen 1200 und 1256). Es sind mit die frühesten Grabplastiken, bei denen die Verstorbenen als Liegende, als Gisants dargestellt sind.
Diese Grablege des englischen Königshauses der Plantagenet gehört zu den bedeutendsten der europäischen Geschichte und steht in einer Linie mit der der salischen Kaiser in Speyer, der staufischen Könige in der Capella Palatina in Palermo, der französischen Könige in St. Denis und der anderen englischen Könige in Westminster Abbey.
Die Grabgestalten sind sämtlich in idealisierter Form dargestellt. So ist beispielsweise die Eleonore von Aquitanien nicht als 82jährige Greisin zum Lebensende dargestellt, sondern in der Blüte ihrer Jahre. Im Gegensatz zur weißen Kühle der Kirche sind die Grabstatuen - was bemerkenswert ist - immer noch in den originalen, intensiven Farben gehalten. Diese Farbigkeit hatten früher auch die Kircheninnenräume. Die Statuen sind überlebensgroß, ihre Urheber sind unbekannt. Deutlich ist versucht worden, den majestätischen Charakter der Figuren auch in ihren Grabstatuen zu erhalten. Sie sind gekrönt und liegen auf einem Paradebett, wie es den königlichen Begräbnisriten entspricht.
Richard Löwenherz und Isabella von Angoulême: Die beiden Könige dieser Vierergruppe sind mit einer Tunika bekleidet und halten in ihren behandschuhten Händen ein Zepter, das Symbol der königlichen Macht; an ihrer Seite liegt ein Ritterschwert.
Eleonore von Aquitanien stellte man auch auf dem Todesbett als Lesende dar. Dies unterstreicht ihre legendäre Gelehrtheit, eine der bedeutendsten Frauen des Mittelalters.
Romanische Küche
Als seltene Ausnahme ist in Fontevraud noch das Küchengebäude im romanischen Stil erhalten geblieben. Der Grundriss des Baues ist ein Achteck - wie bei den Baptisterien - und durch eine raffinierte Verschachtelung von geometrischen Figuren ist auch das Gewölbe der Küche achtseitig geworden. Nicht nur aus Gründen des Feuerschutzes hat man eine Küche aus Stein erbaut, sondern auch aus Gründen der Repräsentation. Die gleich hinter dem Refektorium gelegene Küche unterstrich mit ihren Kapitellen in Form von Kronen den Rang des ganzen Klosters als königliche Abtei.
Durch die Verschachtelung des Baus bilden sich Nischen in den Wänden, die als Feuerstellen Verwendung fanden. Der Blick direkt in das ungewöhnliche und hohe Gewölbe zeigt für eine Küche eine ziemlich komplizierte Konstruktion. Sogar in diesem scheinbar reinen Zweckbau hat man nicht nur auf saubere Verarbeitung, sondern auch auf Zahlensymbolik geachtet. In den hohen Gewölben befinden sich Abzüge für den Rauch der Feuerstellen sowie für die Wrasen der zubereiteten Speisen. Das Dach ist ganz im Stil der angevinischen Romanik in Stein gemauert und wie ein Pinienzapfen geformt.
Äbtissinnen von Fontevrault
- Hersendis von Champagne (erste Priorin) 1100 - 1. Dezember 1114
- Petronilla von Chemillé (erste Äbtissin) 18. Oktober 1115 - 1150
- 1150–1154: Mathilde von Anjou, († 1154), Witwe (seit 1120) von Wilhelm Atheling, Tochter des Grafen Fulko V. von Anjou, Tante des englischen Königs Heinrich II.
- Mathilde von Flandern, Tochter von Dietrich von Elsass, Graf von Flandern (Haus Châtenois)
- 1174–1190: Marie von Blois, † 7. August wohl 1190, als Witwe von Odo II. (Eudes II.), 1143 Herzog von Burgund († 27. September 1162) 1162-1165 Regentin von Burgund, nach 1165 geistlich (Haus Blois)
- 1190–…….: Adelheid (Adélaide) von Blois, Tochter des Theobald V. der Gute (Thibaut V. le Bon), Graf von Blois (Haus Blois)
- nach 1191 : Alix de Beaujeu, Tochter von Humbert IV. (Haus Beaujeu), Witwe von Renaud III., Graf von Nevers und Tonnerre (Haus Monceaux)
- 1304–1342: Eleonore von Bretagne, † 1342, Tochter des Herzogs Johann II. von Bretagne (Haus Frankreich-Dreux)
- 1342–1349: Isabella von Valois, † 11. November 1349, Tochter von Karl I. Graf von Valois
- 1477–1491: Anna von Orléans, † 1491, Tochter des Herzogs Karl von Orléans
- 1491–1534: Renée de Bourbon
- 1534–1575: Louise de Bourbon
- 1575–1611: Eléonore de Bourbon
- 1611–1637: Louise de Bourbon-Lavedan
- 1637–1670: Jeanne-Baptiste de Bourbon
- 1670–1704: Marie-Madeleine-Gabrielle de Rochechouart-Mortemart (Haus Rochechouart)
- 1704–1742: Louise-Françoise de Rochechouart (Haus Rochechouart)
- 1742–1753: Louise-Claire de Montmorin de Saint-Hérem
- 1753–1765: Marie-Louise de Timbrone de Valence
- 1765–1792: Julie-Gilette de Pardaillan d'Antin
Weblinks
47.1813888888890.061111111111103Koordinaten: 47° 10′ 53″ N, 0° 3′ 40″ O
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