Foreign Correspondent

Foreign Correspondent
Filmdaten
Deutscher Titel: Der Auslandskorrespondent

früher: Mord

Originaltitel: Foreign Correspondent
Produktionsland: USA
Erscheinungsjahr: 1940
Länge: 115 Minuten
Originalsprache: Englisch
Altersfreigabe: FSK 12
Stab
Regie: Alfred Hitchcock
Drehbuch: Charles Bennett
Joan Harrison
James Hilton (Dialoge)
Robert Benchley (Dialoge)
Ben Hecht (Dialog Finale)
Produktion: Walter Wanger
Musik: Alfred Newman
Kamera: Rudolph Maté
Schnitt: Dorothy Spencer
Besetzung

Der Auslandskorrespondent ist ein als Propagandafilm in Auftrag gegebener Thriller des britischen Regisseurs Alfred Hitchcock aus dem Jahr 1940.

In Deutschland lief der Film lange Zeit unter dem Titel Mord und war wegen der Handlung auf 98 Minuten gekürzt. Erst wesentlich später wurde im ZDF eine rekonstruierte Fassung unter dem richtigen Titel Der Auslandskorrespondent gezeigt.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Der amerikanische Journalist John Jones wird nach Europa geschickt, um Informationen zum drohenden Zweiten Weltkrieg herauszufinden. Er wird Zeuge eines Attentats auf den holländischen Politiker Van Meer, der eine Geheimklausel des Bündnisvertrages kennt, der den Krieg vor seinem Ausbruch stoppen könnte. Jones findet mit der Hilfe von Carol Fisher und Scott ffolliott heraus, dass das Attentat nur vorgetäuscht war und Van Meer in Wirklichkeit entführt worden ist. Im weiteren Verlauf des Filmes entpuppt sich Carols Vater Stephen Fisher, der Vorsitzender einer pazifistischen Organisation ist, als Drahtzieher hinter der Entführung. Während der Flucht der Akteure mit einem Flugzeug nach Amerika beichtet Fisher seiner Tochter zum ersten Mal seinen Hintergrund. Das Flugzeug wird aber angeschossen und stürzt ins Meer, Fisher opfert sein Leben für die Schiffbrüchigen. John Jones hat seine „Story“ für die Zeitung und hält zum Schluss des Filmes noch eine flammende Rede für die Einbeziehung Amerikas in den drohenden Krieg.

Hintergrund

Hitchcock wurde im Herbst 1939 für Der Auslandskorrespondent von David O. Selznick an den freien Produzenten Walter Wanger ausgeliehen. Hitchcock sollte den autobiographischen Roman Personal History von Vincent Sheean verfilmen, der die Erlebnisse eines Auslandsreporters im krisengeschüttelten Europa der 30er Jahre behandelt. Wanger wollte den Film so aktuell wie möglich halten und die aktuellen Geschehnisse in Europa (deutscher Überfall auf Polen, Kriegseintritt Englands) einarbeiten. Dies war jedoch aufgrund der sich überschlagenden Ereignisse nicht möglich. Rund ein Dutzend Drehbuchautoren versuchten sich im Laufe der Monate erfolglos an dem Drehbuch, bis Hitchcock seinen alten Mitarbeiter Charles Bennett aus England rief, um mit ihm und Joan Harrison das Drehbuch in kürzester Zeit völlig neu zu schreiben. Von Sheeans Roman blieb nur die Anfangskonstellation in Holland übrig.

Obwohl der Film ursprünglich als Propagandafilm in Auftrag gegeben worden ist, hält er sich letztendlich mit politischen Botschaften zurück - vor allem aufgrund des politischen Drucks, die strikte Neutralität der USA zu wahren. Die treibende Kraft des Films ist die Jagd nach einer wichtigen „Geheimklausel“ zwischen zwei (nicht näher benannten) europäischen Staaten, ein typischer MacGuffin. Nur der Schluss, der kurz nach Kriegsbeginn, jedoch noch vor der Bombardierung Londons, von Hitchcock nachgedreht worden ist, zeigt Jones, wie er unter Bombenhagel eine aufrüttelnde Radioansprache in die Vereinigten Staaten sendet, in der er Amerika aufruft, „wachsam zu sein“ und seine Freiheit mit Waffen zu verteidigen. Ein eindeutigerer Appell war aufgrund des Neutralitätsgebots nicht möglich.

Wie in vielen Filmen Hitchcocks, zum Beispiel Die 39 Stufen (1935), dann Saboteure (1942) oder noch später Der unsichtbare Dritte (1959), wird wieder ein Mann gezeigt, der quer durch die verschiedensten Länder fährt (im Gegensatz zu den anderen Filmen tut er dies aber nicht als unschuldig Verfolgter). Höhepunkt und Wendepunkt der Reise von New York über London in die Niederlande und wieder zurück ist die Szene bei den holländischen Windmühlen, wo sich die von Jones, seinen Freunden und der Polizei verfolgten Entführer verstecken. Typisch für Hitchcock ist hierbei die Einbeziehung landestypischer Merkmale in die Handlung: In Holland sind es halt Windmühlen (In Der unsichtbare Dritte wird Hitchcock später eine ähnliche Situation überspitzen.).

Dem anfangs naiven Helden Jones steht als starker Gegenspieler Stephen Fisher gegenüber, zerrissen zwischen seinen politischen Überzeugungen und der Liebe und Verantwortung gegenüber seiner Tochter. Das Verdecken und Vortäuschen falscher Identitäten durchzieht überhaupt den gesamten Film: John Jones soll als Auslandskorrespondent einen „glaubwürdigeren“ Namen („Huntley Haverstock“) annehmen, Scott schreibt seinen ohnehin schon seltsamen Nachnamen komplett klein (also „ffolliott“), das Attentat auf Van Meer wird durch einen Doppelgänger vorgetäuscht, Carol Fisher verschweigt Jones anfangs ihre Mitgliedschaft in der pazifistischen Organisation, der alkoholkranke Reporter Stebbins mimt den interessierten Journalisten. Sogar Windmühlen sind nicht bloß Windmühlen, sondern übermitteln einen geheimen Code an Flugzeuge.

Für die Szene des Flugzeugabsturzes nutzte Hitchcock eine Rückprojektion des immer näher kommenden Meeres, deren Leinwand für die Inszenierung des Aufpralls mit einer Ladung Wasser auseinander gerissen wurde. Für die nachfolgende Szene des im Meer schwimmenden Flugzeuges wurde ein großes Wasserbassin gebaut, in dem das Modell des Flugzeuges auf Schienen bewegt werden konnte. Die Aufnahme ist auch für heutige Maßstäbe tricktechnisch immer noch sehr überzeugend.

Der Film ist sehr vom Humor in den Dialogen geprägt. Robert Benchley, ein englischer Komödiant, der im Film den betrunkenen Kollegen von John Jones spielt, durfte seine Dialoge sogar selbst entwerfen. Eine weitere Besonderheit des Films ist die von Albert Bassermann gespielte Rolle. Bassermann, der von Hitchcock sehr bewundert wurde, sprach kein Englisch und rezitierte seinen Dialog aus den auswendig gelernten phonetischen Lauten.

Cameo

Hitchcock tritt als Zeitung lesender Passant in London auf. Im Gegensatz zu Jones, der korrekt nach englischer Art gekleidet ist, trägt Hitchcock eher typisch amerikanische Kleidung. Siehe auch Cameo-Auftritt.

Deutsche Fassung

Die erste deutsche Synchronbearbeitung für die Kinoauswertung entstand 1961. Das Dialogbuch verfasste Eberhard Storeck, Dialogregie führte Wolfgang Schick. [1] In dieser ersten, auf 98 Minuten gekürzten und textlich verfälschten deutschen Fassung unter dem Titel Mord wurde die Originalfilmmusik von Alfred Newman durch eine sehr viel jazzigere Musik im Stile der deutschen Edgar-Wallace-Filmreihe ersetzt.

Erst 1986 ließ das ZDF eine neue Synchronfassung erstellen, die seither verwendet wird. [2]

Rolle Darsteller Synchronsprecher (Kinofassung 1961) Synchronsprecher (Fernsehfassung 1986)
Johnny Jones alias Huntley Haverstock Joel McCrea Harald Juhnke Sigmar Solbach
Carol Fisher Laraine Day Kerstin de Ahna Heidi Treutler
Stephen Fisher Herbert Marshall Wolfgang Eichberger Thomas Reiner
Scott ffolliott George Sanders Horst Naumann Frank Engelhardt
Van Meer Albert Bassermann Walther Suessenguth Hans Paetsch
Stebbins Robert Benchley Ernst Konstantin Bruno W. Pantel
Leibwächter Rowley Edmund Gwenn Werner Peters Leo Bardischewski
Verleger Powers Harry Davenport Klaus W. Krause Günter Sauer

Kritiken

  • "(...) B-Thriller um einen geheimnisvollen Doppelgänger in bewährter Hitchcock-Manier." (Wertung: 2½ von 4 möglichen Sternen = überdurchschnittlich) - Adolf Heinzlmeier und Berndt Schulz in Lexikon „Filme im Fernsehen“, 1990 [4]

Literatur

  • Robert A. Harris, Michael S. Lasky, Joe Hembus(Hrsg.): Alfred Hitchcock und seine Filme (OT: The Films of Alfred Hitchcock). Citadel-Filmbuch bei Goldmann, München 1976, ISBN 3-442-10201-4

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Der Auslandskorrespondent (1. Synchro) in der Deutschen Synchronkartei; abgerufen am 29. September 2007
  2. Thomas Bräutigam: Lexikon der Film- und Fernsehsynchronisation. Mehr als 2000 Filme und Serien mit ihren deutschen Synchronsprechern etc.. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-289-X, S. 63 / Der Auslandskorrespondent (2. Synchro) in der Deutschen Synchronkartei; abgerufen am 29. September 2007
  3. „Lexikon des internationalen Films“ (CD-ROM-Ausgabe), Systhema, München 1997
  4. Adolf Heinzlmeier, Berndt Schulz in Lexikon „Filme im Fernsehen“ (Erweiterte Neuausgabe). Rasch und Röhring, Hamburg 1990, ISBN 3-89136-392-3, S. 65

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