Forßmann

Forßmann
Werner Forßmann (rechts) mit Bundespräsident Theodor Heuss
Büste Werner Forßmann
Verleihungsurkunde des Nobelpreises

Werner Otto Theodor Forßmann (* 29. August 1904 in Berlin; † 1. Juni 1979 in Schopfheim) war ein deutscher Mediziner, der als Erfinder des Herzkatheters gelten kann. In später Anerkennung seiner Arbeit erhielt er am 18. Oktober 1956, gemeinsam mit Andrè Frédéric Cournand und Dickinson Woodruff Richards, den Nobelpreis für Medizin für ihre Entdeckungen zur Herzkatheterisierung und zu den pathologischen Veränderungen im Kreislaufsystem.

Inhaltsverzeichnis

Wirken

Nach dem Medizinstudium an der Berliner Friedrich-Wilhelm-Universität, der heutigen Humboldt-Universität, arbeitete Forßmann als Assistenzarzt in der Auguste-Victoria-Klinik in Eberswalde. Hier führte er im Frühjahr 1929, 25-jährig und nachdem entsprechende Patientenversuche abgelehnt worden waren, seinen Selbstversuch zur Herzkatheterisierung durch. Er schob sich selbst von der Armvene aus einen Gummischlauch bis zur rechten Herzkammer und dokumentierte dies mit einer Röntgenaufnahme. Am 5. November wurde seine Arbeit Über die Sondierung des rechten Herzens publiziert, fand aber – ähnlich wie im April 1931 sein Vortrag auf der Tagung der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie – in der Fachwelt kaum Resonanz.

Zunächst hatte die Veröffentlichung (aus der eine Berliner Tageszeitung eine Sensationsmeldung gemacht hatte) lediglich unerwünschte Konsequenzen: Er sah sich Plagiatsvorwürfen ausgesetzt und verlor, kurz zuvor als Volontärassistent an der Chirurgischen Klinik der Charité angestellt, diese Stellung wieder. Forßmann zitiert den damaligen Klinikchef Ferdinand Sauerbruch mit den Worten: „Mit solchen Kunststücken habilitiert man sich in einem Zirkus und nicht an einer anständigen deutschen Klinik.“ Allerdings bot dieser ihm nach dem Vortrag von 1931 die Rückkehr an.

In der Folge wandte sich Forßmann der Urologie zu. Noch in den 30er-Jahren konnte er an mehreren Kliniken den Posten eines Oberarztes bekleiden. Forßmann, NSDAP-Mitglied seit 1932 sowie später auch Mitglied der SA und des NS-Ärztebundes, war im Zweiten Weltkrieg Sanitätsoffizier für Chirurgie. Die Zeit der Entnazifizierung überbrückte er in Wies im Schwarzwald in der Praxis seiner Ehefrau, bevor er ab 1950 eine Tätigkeit als Urologe an den Diakonie-Anstalten in Bad Kreuznach aufnahm.

Nachdem 1954 seine Verdienste für die therapeutische Herzchirurgie mit der Verleihung der Leibniz-Medaille der Akademie der Wissenschaften der DDR erstmals gewürdigt worden war, erhielt er 1956 den Nobelpreis – die mit-ausgezeichneten Cournand und Richards waren bei ihren Forschungen auf Forßmanns Selbstversuche gestoßen.

1958 erhielt Forßmann einen Chefarztposten der Chirurgischen Abteilung des Evangelischen Krankenhauses in Düsseldorf, wo er bis zu seiner Pensionierung tätig war. Zudem hatten ihn die Universitäten von Mainz (1956), Córdoba (Argentinien) (1961) und Düsseldorf (1964) jeweíls zum Honorarprofessor ernannt.

Als ihm 1977 die Medizinische Fakultät der Humboldt-Universität die Ehrendoktorwürde verlieh, hieß es in der Laudatio: „Ihm gehört das historische Verdienst, neben der Herzkatheterisierung auch die Kontrastmitteldarstellung des Herzens entdeckt und ihre Gefahrlosigkeit für den Menschen an sich selbst bewiesen zu haben.

Seinen Ruhestand verbrachte Werner Forßmann in Wies-Wambach. Er starb am 1. Juni 1979 in Schopfheim.

Ehrungen

Veröffentlichungen

  • Über die Sondierung des rechten Herzens. In: Berliner Klinische Wochenschrift vom 5. November 1929
  • Selbstversuch. Erinnerungen eines Chirurgen. Düsseldorf 1972 ISBN 360916056X

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