Fotscher Tal

Fotscher Tal
Der Talschluss des Fotschertales mit der Hohen Villerspitze (Mitte) und der Lüsener Villerspitze (rechts)

Das Fotschertal, manchmal auch nur die Fotsch genannt, ist ein Seitental des Sellraintales im österreichischen Bundesland Tirol. Das Tal in den nördlichen Stubaier Alpen zieht vom 970 Meter hoch gelegenen Ort Sellrain in einer Länge von etwa 15 Kilometer nach Süden. Im Talschluss ist unter der 3.087 Meter hohen Hohen Villerspitze ein kleiner Gletscher, der Fotscher Ferner, eingelagert. Die schroffe Hohe Villerspitze am südlichen Ende des Tales ist zugleich auch der höchste Punkt in der Umrahmung des Fotschertales. Entwässert wird das Tal durch den Fotscherbach, der bei Sellrain in die Melach mündet. Dauernd bewohnter Siedlungsraum findet sich nur im nördlichen Eingangsbereich des Tales. Der innere Teil des Fotschertales ist Teil des Ruhegebietes Kalkkögel.


Inhaltsverzeichnis

Tourismus

Das Tal ist bis zur Potsdamer Hütte durch einen Fahrweg erschlossen, der bis zu einem Parkplatz kurz unter dem Bergheim mit Ausnahme der Rodelsaison auch öffentlich befahrbar ist. Das Tal ist ein beliebtes Wander-, Rodel- und Skitourengebiet, vor allem bei Tagestouristen. Unterkunft und Verpflegung finden Touristen im 1.500 Meter hoch gelegenen Bergheim und auf der 2.012 Meter hoch gelegenen Potsdamer Hütte der Sektion Dinkelsbühl des Deutschen Alpenvereins. Beliebte Wanderziele sind der Schaflegerkogel (2.405 Meter), das Fotscher Windegg (2.577 Meter), der Rote Kogel (2.836 Meter) oder auch das Schwarzhorn (2.812 Meter). Die beiden Dreitausender Hohe Villerspitze und Lüsenser Villerspitze (3.087 bzw. 3.026 Meter) verlangen hingegen Kletterei im 2. Schwierigkeitsgrad der UIAA-Skala. Ebenfalls beliebt sind die Jochübergänge in die drei benachbarten Täler, diese sind im Osten das Senderstal, im Südosten das Oberbergtal und im Westen das Lüsenstal.

Das Fotschertal ist bereits seit Beginn des vorigen Jahrhunderts ein beliebtes Sommerfrischegebiet, wie auch zahlreiche ältere Schihütten (z.B. Akademikerhütte) im mittleren Teil des Tales zeigen. Es verwundert daher nicht, das bei der Planung der Sellraintalbahn eine Trasse gewählt wurde, die bezogen auf die Siedlungsgeographie des Sellraintals ungünstig gewählt erscheint. Um die touristischen Ziele besser zu erschließen und die Schlucht des unteren Sellraintals zu umfahren, sollte nämlich die Bahn hoch über dem Talboden des Sellraintals gebaut werden und hätte damit in einer weiten Schleife auch das Fotschertal (im bereich der Eisbrücke) erschlossen. Diese Planung wurde aber nicht umgesetzt. Stattdessen führt eine im Sommer bis zum Gasthof Bergheim befahrbare Straße ins Tal -mit allen Vor- und Nachteilen für den touristischen Wert des Tals.

Klima

Das nach Norden offene Fotschertal liegt zwar etwas im Schutz der Nördlichen Kalkalpen, ist aber dennoch weniger von kontinentalen Einflüssen geprägt wie andere Täler in den Zentralalpen, etwa im Ötztal. Etwas begünstigt wird das Klima im Fotschertal durch den Einfluss des Föhns.


Vegetation

Im vorderen und tieferen Teil des Tales überwiegen dichte Fichtenwälder, die ab einer Höhe von 1.500 Meter zunehmend von Zirben abgelöst werden. Legföhren (Latschen) finden sich im Fotschertal, etwa im Gegensatz zu den Nördlichen Kalkalpen, nur an wenigen Standorten. Die Waldgrenze im Fotschertal ist heute durch den Einfluss des Menschen tiefer als sie ursprünglich war. Die Ursachen dafür sind einerseits die intensive Almwirtschaft, andererseits Holzschlägerungen für die Saline Hall.

Geologie

Geologisch gehört das Fotscher Tal dem Kristallin der Stubaier- und Ötztaler Masse an. Vorherrschende Gesteine im Tal sind Gneise, Glimmerschiefer und Amphibolite. Das Tal ist durch die eiszeitlichen Gletscher stark überprägt worden. Besonders im rückwärtigen Teil ist das Tal als typisches U-förmiges Trogtal ausgebildet. Ebenfalls Relikte der Eiszeit sind einige Seen.


Archäologie

In den letzten Jahren sind im Fotscher Tal einige mittelsteinzeitliche Fundstellen bekannt geworden. So wurde auf dem Fahrweg kurz vor der Potsdamer Hütte eine mesolithische Pfeilspitze gefunden, die wahrscheinlich aus den darüber liegenden Hängen eingeschwemmt wurde. Ein weiter Fundplatz ist der Ullafelsen, eine Geländekuppe mit einer Höhe von 1867 Meter Höhe. Ein dritter Fundplatz wurde oberhalb der verfallenen Kaseralm entdeckt und zum Teil auch ausgegraben.

Der Fundplatz am Ullafelsen, bei Einheimischen Rieglschrofen genannt, wurde von der Universität Innsbruck unter der Leitung von Professor Dieter Schäfer systematisch ausgegraben und genau erforscht. Die dort gefunden steinzeitlichen Geräte stammen aus dem Mesolithikum und besitzen ein Alter von etwa 10.000 Jahren. Das Material aus dem die Geräte bestehen, stammt aus einem großen Gebiet vom Monte Baldo am Gardasee bis zum süddeutschen Raum.

Literatur

  • Irmingard Kemmer: Vegetationskundliche Untersuchungen im Inneren Fotschertal/Nördliche Stubaier Alpen. In: Jahrbuch 1993/58. Jahrgang des Vereins zum Schutz der Bergwelt e.V. 39-118.
  • Dieter Schäfer: Zum Untersuchungsstand auf dem altmesolithischen Fundplatz vom Ullafelsen im Fotschertal (Stubaier Alpen, Tirol). In: Germania. 76. 1998, 2. Halbband, 439-496.

Weblinks

47.17347211.2191337Koordinaten: 47° 10′ 24″ N, 11° 13′ 9″ O


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