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Die Forces Françaises Libres (dt. Freie Französische Streitkräfte, kurz FFL) waren französische Truppen, die im Zweiten Weltkrieg nach der Niederlage Frankreichs im Juni 1940 unter alliiertem Kommando weiter gegen das Dritte Reich und das Vichy-Regime kämpften.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
De Gaulles „Appell des 18. Juni“
General Charles de Gaulle war als Staatssekretär im Verteidigungsministerium seit dem 5. Juni 1940 Kabinettsmitglied und floh nach London, um nicht den Deutschen in die Hände zu fallen. Von dort sprach er am 18. Juni 1940 um 19 Uhr über die BBC zum französischen Volk. Das britische Kabinett hatte versucht, seine Rede zu verhindern; de Gaulle war aber von Winston Churchill unterstützt worden. Er forderte die Franzosen auf, den Krieg gegen Hitler-Deutschland fortzusetzen. Diese Rede (in Frankreich bekannt als Appel du 18 juin) konnte nur in wenigen Teilen Frankreichs unmittelbar empfangen werden, aber der nationale Diskurs, den de Gaulle durch die in den Folgetagen von BBC wiederholt ausgestrahlte und im noch nicht besetzten Süden Frankreichs von den Zeitungen abgedruckte Rede auslöste, war groß. Die Rede wurde eine der berühmtesten Ansprachen der französischen Geschichte. Am 28. Juni 1940 erkannte Churchill de Gaulle als Haupt aller Franzosen an, die den Krieg fortsetzen wollten.
Außerdem bot die britische Regierung an, die Ausgaben des Freien Frankreichs zu finanzieren. De Gaulle bestand aber darauf, dass die Summen als rückzahlbare Vorschüsse und nicht als Spenden gewährt würden, die später einen Schatten auf ihn und die Unabhängigkeit seiner Organisation werfen würden.
Als der amerikanische Präsident Franklin D. Roosevelt am 14. August 1941 die Atlantik-Charta unterzeichnete, die allen Völkern ihr Selbstbestimmungsrecht zubilligt, gründete de Gaulle noch am 24. September 1941 das Comité national français (dt: Französisches Nationalkomitee, kurz CNF), die Exilregierung des Freien Frankreichs. Am 24. November des gleichen Jahres garantierten die USA dem CNF gegen Pacht-Leihe Hilfe.
Bildung der FFL (Forces françaises libres)
De Gaulle gründete das Komitee freies Frankreich und sammelte aus französischen Teilnehmern der Narvik-Expedition und weiteren 130.000 Mann, die zusammen mit 340.000 Briten aus Dünkirchen über den Kanal ausgeschifft worden waren, die ersten Freiwilligen in französischen Einheiten der britischen Armee. Bis Ende Juli 1940 waren 7.000 Freiwillige dem Aufruf gefolgt und hatten sich den Freien französischen Streitkräften angeschlossen. Die Freien Franzosen trugen im Unterschied zu den Streitkräften des Vichy-Regimes die Flagge des Freien Frankreichs mit dem roten Lothringer Kreuz in einem weißen Band.
- BCRA, Bureau Central de Renseignements et d'Action
Seit 1940 wurde dieser militärische Geheimdienst unter dem Kommando von Oberst Passy aufgestellt, der schon früh über geheime Quellen in Frankreich verfügte. Das Deuxième Bureau, der traditionelle Militärgeheimdienst der Französischen Republik, widmete sich während der Dauer des Vichy-Regimes dem nachrichtendienstlichen Schutz der Waffenstillstandsarmee und der geheimdienstlichen Sammlung vieler militärischer und ziviler Informationen über die Achsenmächte. Der bedeutendere Teil dieses Geheimdienstes wurde 1942 nach Algier verlegt, wo er exklusiv Giraud Informationen lieferte, bis er 1943 mit dem BCRA fusionierte.
- Spezialeinheiten: Einzelne Angehörige der früheren französischen Kommandoeinheiten Groupes Francs schlossen sich dem SAS bzw. den Royal Marines an.
- Unter der Bezeichnung FFL, Forces françaises libres (dt. Freie französische Kräfte) wurden sowohl die gesamte Streitmacht (die aus Heer, Marine, Luftwaffe, etc. bestand) als auch das Heer selbst geführt.
- Die FAFL, Forces aériennes françaises libres (dt. Freie französische Luftwaffe) wurde mit nach England geflohenen Piloten, Mechaniker und Fallschirmjägern, deren prominenteste Angehörige André Malraux und Pierre Mendès France waren, gebildet. Obwohl bereits im Juli 1940 aufgestellt, wurden die ersten Jäger- und Bombereinheiten erst im Juli 1941 eingesetzt.
- Die FNFL, Forces navales françaises libres (dt. Freie Französische Marine) bestand anfangs aus ca. 3.600 Mann, die 50 Schiffe als Hilfstruppe der Royal Navy bemannten. Als de Gaulle seinen berühmten Appell vom 18. Juni 1940 über die BBC verlas, war die Île de Sein, anders als die übrige Bretagne, noch nicht von der Wehrmacht besetzt. Noch in der gleichen Nacht legten alle männlichen Bewohner im wehrfähigen Alter, die als Fischer tätig waren, mit ihren Schiffen ab und schlossen sich den Streitkräften des Freien Frankreichs an. Sie machten ein Viertel der FNFL aus und veranlassten de Gaulle zu der Frage, ob denn ein Viertel aller Franzosen auf der Île de Sein lebe.
Der Oberbefehlshaber der Kriegsmarine des Vichy-Regimes, Admiral François Darlan, hatte die Verlegung eines beträchtlichen Teils der noch intakten Kriegsmarine vor die Küste des französischen Nordafrikas befohlen. Damit diese Schiffe nicht in deutsche Hände fielen – was einer geplanten deutschen Landung in England entgegengekommen wäre (siehe auch: Unternehmen Seelöwe) –, versenkte die Royal Navy große Teile der französischen Kriegsmarine am 3. Juli 1940 in Mers-el-Kébir und Dakar, was 1.300 Marinesoldaten das Leben kostete und beträchtliche französische Verbitterung auslöste. Dieses Ereignis hielt viele französische Soldaten davon ab, sich den Freien französischen Streitkräften anzuschließen.
Frankreichs Kolonialreich
Churchills Garantie und Hilfe
Am 7. August 1940 einigen sich Churchill und de Gaulle auf den accord des Chequers (das Chequers-Abkommen, Chequers ist der Landsitz der britischen Regierung), nach dem Großbritannien die Integrität aller französischen Besitzungen und die „integrale Restauration und Unabhängigkeit und die Größe Frankreichs“ schützen und erhalten solle.
Daraufhin schlossen sich im Herbst 1940 die französischen Kolonien Kamerun und Französisch-Äquatorialafrika dem Freien Frankreich an. Die französischen Territorien in Neukaledonien, Französisch-Polynesien, Saint-Pierre und Miquelon und den Neuen Hebriden folgten ihrem Beispiel später. 1942 schlossen sich auch Diego Suarez auf Madagaskar und Dakar in Französisch-Westafrika dem Freien Frankreich an.
Französisch-Indochina und die westindischen Inseln Guadeloupe und Martinique blieben unter Kontrolle des Vichy-Regimes, bis japanische Truppen Französisch-Indochina besetzten.
Frankreichs Kolonialarmee
Auch der Versuch, die französischen Truppen in Dakar dem Einfluss des Vichy-Regimes zu entziehen und sie den Freien französischen Streitkräften de Gaulles zu unterstellen, scheiterte anfangs. Die Frage der Loyalität gegenüber Großbritannien oder Frankreich, die de Gaulle so sorgfältig darauf achten ließ, seine Integrität innerhalb der Allianz zu wahren, ließ anfangs viele Offiziere noch für das Vichy-Regime optieren. Dieses durfte nach dem Waffenstillstandsabkommen mit Hitler-Deutschland nur noch 100.000 Mann mit leichten Waffen, ohne Artillerie oder Panzer, unterhalten (analog zu den Bedingungen des Versailler Friedensvertrags für die Weimarer Republik). Der größte Teil der französischen Armee im Mutterland ging in deutsche Kriegsgefangenschaft.
- Leclercs langer Marsch
Umso bemerkenswerter war der 2.500 km lange Marsch von Oberst Philippe Leclerc an der Spitze einer 16.500 Mann starken französischen Kolonialarmee von Französisch-Äquatorialafrika in das von den Briten kontrollierte Ägypten, wo er sich den Freien Franzosen anschloss.
Rückeroberung der afrikanischen Kolonien
Der Haupteinsatz der FFL in der ersten Phase des Krieges galt der Rückeroberung der Kolonien Frankreichs in Afrika.
- Rückeroberung von Dschibuti sowie Libanon und Syrien
Freie Französische Streitkräfte beteiligten sich an Kämpfen gegen italienische Truppen in Äthiopien und Eritrea im Dezember 1940. Es ging darum, den Zugang zum Sueszkanal freizuhalten. Als „Nebeneffekt“ wurde auch gleich die französische Kolonie Dschibuti unter Kontrolle der Alliierten gebracht. Im Juni und Juli 1941 standen die Alliierten gemeinsam mit den FFL-Verbänden Vichy-treuen französischen Truppen in Syrien und dem Libanon gegenüber.
Nach der Einnahme des Libanons und Syriens durch das Freie Frankreich schloss sich die sogenannte „Légion d'Orient“, eine Einheit von bis zu 22.000 Kriegsfreiwilligen aus dem Libanon und Syrien unter dem Kommando des späteren libanesischen Staatspräsidenten General Fouad Chehab, den Einheiten des Freien Frankreichs an. De Gaulle war besonders im Libanon sehr bekannt und populär, hatte er doch von 1929 bis 1931 in Beirut gelebt und dort einheimische Offiziere ausgebildet.
- Kampf gegen Deutsche und Italiener in Ägypten und Libyen
Soldaten des Freien Frankreichs nahmen an britischen und alliierten Expeditionen in Ägypten teil, Fallschirmjägereinheiten des Freien Frankreich kämpften in Libyen. General Marie-Pierre Kœnig und seine Einheit fochten im Juni 1942 in Bir Hakeim 14 Tage erfolgreich gegen das Deutsche Afrikakorps und ersparten der 8. britischen Armee unter General Montgomery ein Desaster. Die Briten gewannen wertvolle Zeit für ihren Nachschub und konnten sich in den befestigten Stellungen von El Alamein reorganisieren, um so Rommels Vorstoß auf den Sueskanal aufzuhalten.
- Rückeroberung von Gabun
Mit der Besetzung Gabuns zwischen dem 9. und dem 11. September 1941 durch die Forces françaises libres trug Französisch-Westafrika mit Rohstoffen, Steuereinnahmen und Personal zur Befreiung Frankreichs bei.
- Rückeroberung von Algerien und Marokko: Operation Torch
Während der alliierten Invasion in Französisch-Nordafrika (Operation Torch) kapitulierten verschiedene französische Einheiten, die dem Kommando Admiral Darlans unterstanden, und schlossen sich später den Truppen des Freien Frankreichs an.
Der mit britischer Hilfe aus deutscher Kriegsgefangenschaft geflohene General Henri Giraud schloss sich der bereits laufenden Operation Torch an und beanspruchte (nach der Ermordung Admiral Darlans) mit Unterstützung von General Eisenhower die Führung im befreiten Französisch-Nordafrika. Darlan und sein Nachfolger Giraud setzten nach der Befreiung das Vichy-Regime im befreiten Afrika 1942 bis 1943 noch einige Monate fort. Bei der Casablanca-Konferenz im Januar 1943 nahm Giraud gar neben Franklin D. Roosevelt, Winston Churchill und de Gaulle Platz und beanspruchte die Kopräsidentschaft des von de Gaulle am 3. Juni 1943 aus der Fusion des CNF in London und dem zivilen und militärischen Kommando in Algier gebildeten Comité français de la libération nationale (dt. Französisches Komitee für die nationale Befreiung, kurz CFLN). Aber de Gaulle konnte Giraud ausmanövrieren, nachdem dieser einige politische Fehler begangen hatte.
- Rückeroberung von Tunesien und Kapitulation des deutschen Afrikakorps
Im November 1942 startete eine der verlustreichsten Schlachten der Freien Franzosen: Das 19. Korps mit ca. 60.000 Mann wurde nach Tunesien entsandt, um dort die zentrale alliierte Angriffslinie in den tunesischen Bergen zu halten. Es wurde dazu mit amerikanischen Waffen ausgerüstet und musste den Briten die bislang verwendeten britischen Waffen zurückgeben. Die Briten benötigten diese selbst dringend.
Nördlich lag die 1. Britische Armee, südlich das VII. US-Korps, während die französische Sahara-Kavallerie die Reste von Rommels Afrikakorps und der 5. Panzerarmee General Hans-Jürgen von Arnims von Süden angreifen sollte. Sechs Monate dauerte der verzweifelte Kampf der eingeschlossenen, von Nachschub und Reserven weitgehend abgeschnittenen Deutschen, ihrer italienischen und ihrer wenigen verbliebenen Vichy-französischen Verbündeten, bis sich am 11. Mai 1943 252.000 deutsche und italienische Soldaten den Alliierten ergaben. Allein in Tunesien verloren die Streitkräfte des Freien Frankreichs 16.000 Mann.
Befreiung Frankreichs
Résistance
Im Laufe der Jahre nahm auch die französische Résistance an Stärke zu. De Gaulle beauftragte Jean Moulin, einen vom Vichy-Regime entlassenen Präfekten, die acht wichtigsten verschiedenen Résistance-Gruppen unter seinem Kommando zu einen. Um die Einheit des Kampfes zwischen den Forces françaises libres und der Résistance intérieure zu markieren, änderte de Gaulle den Namen der Bewegung in Forces françaises combattantes (dt. Kämpfende französische Streitkräfte).
Moulin erreichte heimlich die Einigung, die am 21. März 1943 in der Gründung des Conseil national de la Résistance (kurz CNR), einer Art nationalem Widerstandsparlament, gipfelte, das aus allen Teilen der Widerstandsorganisationen und Bevölkerungsgruppen gebildet war. Moulin wurde später von der Gestapo verhaftet, gefoltert und von Klaus Barbie verhört. Er starb beim Transport nach Deutschland.
Italien, Côte d'Azur und Normandie
1943 kämpften bereits 100.000 Soldaten der Forces françaises libres in Italien auf alliierter Seite. Die erste Freie französische Armee unter dem Kommando von General Jean-Marie de Lattre de Tassigny beteiligte sich an der Invasion im Süden Frankreichs (Operation Dragoon) und rückte bis Herbst 1944 ins Elsass vor.
Bei der Invasion in der Normandie (Operation Overlord) zählten die Freien Französischen Streitkräfte bereits 400.000 Mann. Die Operation Overlord dauerte vom 6. Juni 1944, dem D-Day, bis zum 25. August 1944, als die Alliierten Frankreichs Hauptstadt Paris einnahmen.
Die 2. Freie französische Panzerdivision unter dem Kommando von General Philippe Leclerc nahm an der Landung in der Normandie und später an der Befreiung von Paris teil.
Im September 1944 erreichten die Forces françaises libres 560.000 Mann. Sie wuchsen auf über 1 Mio. bis zum Jahresende 1944 an und kämpften im Elsass, in den Alpen und in der Bretagne. Am Ende des Krieges in Europa (8. Mai 1945) umfassten die Freien Französischen Streitkräfte 1.250.000 Mann. Zu ihnen gehörten sieben Infanterie- und drei Panzerdivisionen, die in Deutschland und Österreich standen.
Die Streitkräfte des Freien Frankreichs waren am Kriegsende in das Gebiet der späteren deutschen Bundesländer Saarland, Rheinland-Pfalz, Baden, Württemberg-Hohenzollern und Bayern sowie in die österreichischen Bundesländer Vorarlberg und Tirol vorgerückt.
Befreiung von Paris
In der Befürchtung, die Wehrmacht würde Paris bei einem Frontalangriff zerstören, befahl General Eisenhower seinen Truppen, ihren Vormarsch zu verlangsamen und die Situation aufzuklären. Eisenhower wollte einen blutigen Straßenkampf um die Hauptstadt vermeiden und sie im Westen und Norden umgehen.
Am 9. August 1944 hatte Hitler seinem General Dietrich von Choltitz als Kommandanten von Paris befohlen, die Stadt unter allen Umständen mit den verbliebenen 17.000 Wehrmachtssoldaten zu halten und gegebenenfalls dem Erdboden gleich zu machen. Möglichst viele alliierte Truppen sollten gebunden und der deutsche Rückzug erleichtert werden. Die Wahl war nicht zufällig auf von Choltitz gefallen: Er war von der deutschen Propaganda als „Held von Sewastopol“ gefeiert worden, weil er Sewastopol beim Rückzug bereits systematisch zerstört hatte.
Gleichzeitig wurde die Résistance von den Deutschen Kurt Hälker, Hans Heisel und Karl Heinz Gersten über beabsichtigte Verhaftungen, Hitlers Befehl zur Bombardierung der Pariser Industrie und anderes auf dem Laufenden gehalten. Hiller und Heise waren im Gebäude des französischen Marineministeriums in einer deutschen Dienststelle eingesetzt. Gersten arbeitete in einer deutschen Dienststelle der Wirtschaftsverwaltung. Alle drei tauchten bei Beginn der Kämpfe mit französischen Namen und Ausweisen unter.
Währenddessen beratschlagte der CNR unter dem Pariser Chef der Résistance Henri Rol-Tanguy und legte den Beginn eines sorgfältig geplanten Aufstandes fest: Mit dem Codewort „le chef est affamé“ (dt. „Der Chef ist hungrig“) in der BBC wurde der allgemeine Aufstand der Résistance in Paris am 19. August 1944 ausgelöst. Die Forces françaises de l'intérieur (dt. Französische Streitkräfte des Inneren, kurz FFI), in der die Kommunisten den Ton angaben, und das Comité français de la libération nationale, das vom 29-jährigen gaullistischen General Jacques Chaban-Delmas geleitet wurde, begannen gemeinsam mit den Franc-Tireurs et Partisans unter dem Kommando von Pierre Georges einen einwöchigen Befreiungskampf um die französische Hauptstadt. Allein auf dem Mont Valérien wurden in dieser Zeit 4.500 Geiseln und Résistants von den deutschen Besatzern erschossen.
Von Choltitz hatte bereits aus Berlin Befehl erhalten, alle Pariser Brücken zur Sprengung vorzubereiten. Er wollte dazu Torpedos der deutschen U-Bootflotte aus der Bretagne verwenden. So fielen die ersten Schüsse auf deutsche Besatzungssoldaten am Pont Saint Michel. Brigadegeneral Leclerc drohte von Choltitz in einer schriftlichen Note, dass er sich vor einem alliierten Militärgericht als Kriegsverbrecher zu verantworten habe, wenn er die Pariser Brücken sprengte. Falls er sie nicht sprengte, war ihm Hitlers Standgericht sicher. So beschloss von Choltitz, zunächst die Ruhe in der Stadt durch eine Brückensprengung nicht zu gefährden und nach Berlin zu melden, er wolle die Brücken für den deutschen Rückzug so lange wie möglich offenhalten. Doch schon bald war keine Straße, kein Viertel für die deutschen Besatzer mehr sicher. Von Wohnungsfenstern wurden deutsche Militär-LKW mit Molotow-Cocktails in Brand gesetzt. 600 Barrikaden hatte die Résistance in Windeseile ausgehoben. Im Grand Palais, das lichterloh brannte, kam ein schwedischer Zirkus mit seinen Tieren um. Von Choltitz befahl die Entwaffnung der französischen Polizei. Augenblicklich schloss sich die Polizei mit ihren leichten Waffen der Résistance an. Daraufhin bezogen die Deutschen mit drei Panzern vor der Polizeipräfektur Stellung. Nachdem die Gendarmerie sich im letzten Moment auf die Seite des Freien Frankreichs geschlagen hatte, kam es um die Polizeipräfektur am Palais du Luxembourg zu den härtesten Kämpfen des Aufstands.
Während sich der Straßenkampf entfaltete, schlug der schwedische Generalkonsul Raoul Nordling von Choltitz einen Waffenstillstand zwischen der Résistance und der Wehrmacht vor. Der deutsche Kommandant war zur Annahme bereit, falls der Kabinettschef des Polizeipräsidenten, Edgard Pisani, sofort die Feuereinstellung der Résistance befehle. Das musste Pisani ablehnen, da er nicht das Kommando über die Résistance hatte und diese im Gegensatz zu einer regulären Armee viel schwerer allgemein zu informieren war. Später stellte sich heraus, dass einige Résistance-Kommandeure Norting offenbar ohne Absprache auf eigene Faust mit dem Waffenstillstandsangebot vorgeschickt hatten. Als die Alliierten in der Umgebung von Paris warteten, gab General Eisenhower dem Druck de Gaulles und dem Drängen seiner Freien Franzosen nach. Sie waren über die Verzögerung verbittert und befürchteten eine Wiederholung des Dramas von Warschau, als die sowjetischen Truppen am Rande der Stadt standen und dem Warschauer Aufstand nicht zu Hilfe kommen konnten.
General von Choltitz entsandte den schwedischen Diplomaten Nordling in das Quartier von Leclerc, um ihm zu verstehen zu geben, dass er sich der Armee des Freien Frankreichs ergeben wolle. Leclerc rückte mit seiner 2. Panzerdivision auf Paris vor. General Eisenhower garantierte de Gaulle die Ehre, am 25. August 1944 die Speerspitze des alliierten Vorstoßes zur Befreiung der französischen Hauptstadt zu bilden. Kommandant von Choltitz widersetzte sich Hitlers Zerstörungsbefehlen und übergab die Stadt weitgehend unzerstört. Er unterzeichnete in der Polizeipräfektur vor Henri Rol-Tanguy, Oberst der Résistance und der FFI, die Kapitulationsurkunde und gab den Befehl zur Feuereinstellung. Auch General Leclerc erreichte Paris am 25. August 1944 und konnte am Bahnhof Montparnasse die Kapitulation der deutschen Besatzungstruppen in Paris von General von Choltitz entgegennehmen, der Paris zuvor zur offenen Stadt erklärt hatte. Der deutsche Kommandant begab sich damit in Kriegsgefangenschaft, aus der er 1947 entlassen wurde.
CFLN wird zur provisorischen Regierung
Das CFLN nahm im Juni 1944 den Namen Gouvernement provisoire de la République française (dt. Provisorische Regierung der französischen Republik, kurz GPRF) an und zog im September 1944 in das befreite Paris um. Damit kam de Gaulle den Alliierten zuvor, die an die Errichtung einer alliierten Besatzungsregierung gedacht hatten. Er bildete eine Regierung der Einmütigkeit.
Symbole der beiden Frankreich
Das Vichy-Regime beanspruchte für sich die Rechtsnachfolge der République Française als "État français" und übernahm die Trikolore der französischen Republik. Allerdings wurden die Werte, für die die französische Flagge steht und die an jedem öffentlichen französischen Gebäude eingraviert sind, Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, durch den Dreiklang von "Arbeit, Familie, Vaterland" ersetzte.
Nachdem de Gaulle das Lothringer Kreuz als Symbol für France Libre einführte, musste auch der État Français durch ein Symbol dargestellt werden. Marschall Pétain wählte dafür die "Francisque", der traditionellen Doppel-Streitaxt französischer Krieger. Die Verwendung der Francisque als Staatssymbol (z.b. Francisque-Orden, Abzeichen der La Ligue Française, Präsidentenstandarte) wurde genehmigt vom deutschen Oberkommando gem. Erlass vom 31. Oktober 1941 - V pol 256/01/442/41 mit dem ausdrücklichen Hinweis: doppelseitige Axt (Francisque)[1].
Forces françaises libres Helmemblem RF (République Française) wird ersetzt durch das Lothringer Kreuz Georges Thierry d'Argenlieu schlug die Verwendung des Lothringer Kreuzes am 1. Juli 1940[2] bei Charles de Gaulle vor. Er schrieb an de Gaulle, für den Kampf gegen das Hakenkreuz benötigten die Freien Franzosen ein Kreuz. Österreich hatte in den 30er Jahren gezeigt, dass es im Krieg der Symbole – es verwendete das alt-deutsche Kruckenkreuz – durchaus wichtig war, sehr sorgfältig vorzugehen.
Es erfüllte aber auch einen anderen Zweck. Das Kreuz war seit König René I. das Symbol der Fürsten von Anjou, die bis 1473 über Lothringen herrschten. Diese historische Legitimität eignete sich hervorragend, um es als Zeichen dem Vichy-Regime entgegenzusetzen.
Problematisch war nur, dass das – originale – Lothringer Kreuz dem Balkenkreuz der Deutschen sehr ähnlich sah. Vor allem bei Flugzeugen hätte dies sehr schnell zu Verwechslungen führen können. Man fand eine pragmatische Lösung. Das Patriarchenkreuz – dem Lothringer Kreuz ähnlich – wurde zum Lothringer Kreuz erklärt und eingeführt.
Unter der Bezeichnung Lothringer Kreuz kommt das Patriarchenkreuz auch im französischen Freiheitsorden Ordre de la Libération vor. Dieser wurde im Jahre 1940 von de Gaulle gestiftet. Es wurde unter anderem während des Zweiten Weltkriegs als Symbol des Freien Frankreich und als Zeichen des Widerstands genutzt.
Geehrte Angehörige des Freien Frankreichs
- Dimitri Amilakhvari
- Josephine Baker
- René Cassin
- Charles de Gaulle
- Marie-Pierre Kœnig
- Philippe Leclerc de Hauteclocque
- Pierre Messmer
- Jean Monnet
- Maurice Schumann
- Jacques Soustelle
- Susan Travers
Literatur
- Walther Flekl: Libération. In: Frankreich-Lexikon. Erich Schmidt, Berlin 2005, ISBN 3503061843, S. 560–565.
Weblinks
- Kurzdarstellung der Freien französischen Streitkräfte (englisch)
- Darstellung der Freien französischen Streitkräfte (englisch)
Einzelnachweise
- ↑ IHTP Lagebericht (Anhang Abschnitt II)
- ↑ Pierre Quatrepoint: Georges Thierry d'Argenlieu (7 août 1889–7 septembre 1964). Auf: guerre-mondiale.org.
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