Francesca Prete

Francesca Prete

Als Mordfall Hönggerberg oder Mordfall Höngg gilt der Mord an Francesca Prete am Freitagabend 23. November 2007 durch den Rekruten Luis W. in Zürich, Schweiz.

Inhaltsverzeichnis

Tathergang

Die sechzehnjährige Coiffure-Lehrtochter und gebürtige Italienerin Francesca Prete wartete mit ihrem Freund an der Bushaltestelle Hönggerberg der Linie 80 der VBZ. Sie war auf dem Weg zur Geburtstagsfeier ihres Vaters in Oerlikon. Kurz vor 22 Uhr 15 wurde sie durch einen gezielten Schuss in den Oberkörper getroffen und verstarb wenig später. Der Schuss wurde von Luis W. von einem nahe gelegenen Hügel nordöstlich der Emil-Klöti-Strasse aus einer Distanz von rund achtzig Metern abgegeben. Er verwendete hierzu seine Ordonnanzwaffe der Schweizer Armee, das Sturmgewehr 90, und eine aus dem Militärdienst gestohlenen Patrone.[1] Der Freund von Prete hielt kurz nach der Tat ein Auto mit drei Insassen an, welche die Polizei alarmierten.[2]

Luis W. kannte Prete nicht. Sie wurde von ihm zufällig als Opfer ausgewählt.

Die Polizei riegelte die Umgebung des Tatorts ab und durchsuchte die Gegend mit einem grösseren Aufgebot an Beamten.[2] Luis W. wurde drei Tage später am Sonntagabend dem 25. November verhaftet und gestand die Tat. Ein Motiv hatte er keines angeben können. Er konnte verhaftet werden, weil ihn ein Augenzeuge kurz vor der Tat im Bereich der Bushaltestelle mit Tarnjacke und Sturmgewehr gesehen hat.[3]

Hintergrund

Luis W. ist Schweizer und chilenischer Adoptivsohn einer Schweizer Familie in Islisberg. Mit sechzehn Jahren schloss er sich einer Punkgruppe an, die sich in Zürich häufig am Zürichsee oder der Gegend des Bahnhof Stadelhofens aufhielt. Er wird von Bekannten als aggressive Persönlichkeit beschrieben.[4] Er absolvierte keine Ausbildung nach der Grundschule, sondern hatte diverse Gelegenheitsjobs, wie z. B. in einer Schreinerei und in einem Callcenter. Er war zuletzt Teilzeit angestellt bei der Delta Security in Zürich als Platzanweiser bei Grossanlässen und wollte nach der Rekrutenschule bei dieser Firma eine Vollzeitanstellung haben.[5] Luis W. war zweifach vorbestraft. 2005 beging er ein kleineres Vermögensdelikt. Am 29. Januar 2006 warf er während Protesten gegen das Weltwirtschaftsforum einen Molotow-Cocktail in die Eingangshalle der Exportförderungsorganisation Osec in Zürich.[6]

Francesca Prete wurde am Freitag, 30. November auf dem Friedhof Eichbühl in Altstetten beerdigt. Es nahmen 800 Personen Abschied von Francesca Prete.[7]

Politische Konsequenzen

Der Mordfall hat diverse politische Diskussionen entfacht.

Erstens wird darüber diskutiert, ob die Sicherheit im Militär ungenügend sind. Die von einem vorbestraften Täter gestohlene Patrone lässt Zweifel an der nötigen Kontrolle durch das Militär aufkommen.[5]

Zweitens gibt es der jahrelangen Diskussion um den Sinn der Abgabe der Ordonanzwaffe an Rekruten und dem Aufbewahrens zuhause wieder Auftrieb. Die Initiative «Für den Schutz vor Waffengewalt» von den Nationalräten Chantal Galladé und Daniel Jositsch, welche die Verbannung der Militärwaffe ins Zeughaus zum Ziel hat, bekommt grossen Zulauf.[8]

Drittens kam es im Frühling 2008 in den Zeughäusern von Zürich und St. Gallen zu illegalen Waffendeponierungen durch Angehörige der Schweizer Armee. In Zürich muss nun der Regierungsrat über allfällige Sanktionen entscheiden.[9] In St. Gallen wurde es einem WG-Bewohner erlaubt, die persönliche Ordonnanzwaffe im Zeughaus zu hinterlegen.[10]

Viertens wird wegen des Fundes von etlichen Ego-Shooter-Spielen in der Wohnung des Täters über ein solches Verbot nachgedacht.[11]

Quellen

  1. NZZ-Bericht, 30. November 2007
  2. a b NZZ-Bericht, 26. November 2007
  3. Ticker, 27. November 2007
  4. Blick-Bericht, 29. November 2007
  5. a b Blick-Bericht, 29. November 2007
  6. 20-Minuten-Bericht, 2. Dezember 2007
  7. Tages-Anzeiger-Bericht, 30. November 2007
  8. Tages-Anzeiger-Bericht, 30. November 2007
  9. Blick-Bericht, 19. März 2008
  10. St. Galler Tagblatt-Bericht, 10. Juni 2008
  11. Blick-Bericht, 5. Dezember 2007

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