Frantisek Tvrdek

Frantisek Tvrdek
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František Tvrdek (* 26. Januar 1920 in Prag) ist ein tschechischer Graphiker, Maler, Bühnenbildner, Kostümbildner, Puppenspieler, "Vater" von ca. 8000 Puppen, Theaterregisseur, Theaterdirektor a.D., Technologe, Erfinder des Lumineszenztheaters, international schaffender Künstler, der vor allem Kinder mit über 50 Fernsehproduktionen erfreute.

Leben

Kindheit und Jugend

Frantisek Tvrdek wurde in eine Schauspielerfamilie hineingeboren. Seine Mutter war Inhaberin eines Theaterkostümverleihs, sein Vater Schauspieler und Puppenspieler. Dies führte ihn schon bereits sehr früh hinter die Theaterkulissen und zur Schauspielerei. Schon als Kind sang er Kinder-Opernrollen im Nationaltheater in Bratislava. Sein Vater spielte für ihn Marionettentheater und Frantisek entdeckte eine Welt, die ihm die Gelegenheit bot, nach und nach seine Persönlichkeit zu entwickeln und in der er als Maler und bildender Künstler, als Bühnen-, Ausstattungs- und Kostüm-Bildner, als Puppen- und Marionettenspieler, Puppenbauer, Regisseur, Theaterdirektor, Technologe und Erfinder sein Talent zur Entfaltung bringen konnte. An erster Stelle stand und steht bis heute jedoch seine Liebe zu den Farben im engeren und weiteren Sinne.

Eines Tages zu Zeiten der „ersten Republik“ – also vor 1938 – verblüffte ihn in einem Schaufenster am Prager Karlsplatz eine Reklame der Firma Philips. Eine Vase mit Pinseln und Palette war mit ultravioletten Entladungslampen beleuchtet. Der Anblick war faszinierend und Frantisek wollte eine solche Lampe besitzen. Und bereits im Jahre 1941 inszenierte er im Kabarett Nocturno am Prager Wenzelsplatz sowohl das Interieur als auch die Kostüme unter Anwendung der Lumineszenztechnik. Zu diesem Zeitpunkt absolvierte er bereits die Staatliche graphische Schule in Prag bei den Professoren Tondl, Gilbert und Novak. Gleichzeitig arbeitete er an verschiedenen Theaterbühnen, auch in den Theatern Akropolis und Urania (1938–1940). Nach der Schließung der Theater zu Zeiten der deutschen Besetzung widmete er sich anderen kreativen Aktivitäten und wandte sich verstärkt der bildenden Kunst zu. Er malte in dieser Zeit hauptsächlich Bilder. Bis jetzt sind es fast 300 geworden.

beruflicher Werdegang und wesentliche Erfindungen

Nach dem Krieg war er in den Theatern in Most (Brüx), Ústí nad Labem (Aussig) und Brünn als Ausstattungsleiter tätig. Zu einem Meilenstein in seinem Leben wurde in den Jahren 1946/47 sein Engagement in dem Marionettentheater „Spejbl und Hurvinek“, in dem er dank seiner Musikalität die Musiker-Marionetten in den Jazz- und Blasmusik-Orchestern führte. Ein weiterer Schritt auf seinem Weg war die Gründung des Marionettentheaters „Sonnenschein“ in Prag, dessen Direktor, Regisseur und Ausstattungsleiter er zwölf Jahre lang bis 1962 war. An diesem Platz konnte er seine Vielseitigkeit und sein Interesse an den leuchtenden Lumineszenzfarben voll entfalten. Er kooperierte mit dem bühnenbildnerischen Institut in Prag, in dem er das Lumineszenzlabor leitete. Im Jahre 1959 präsentierte er zum ersten Mal seine Ergebnisse, und zwar im Palais Dunaj in Prag. Ein Jahr später, am 1. Januar 1960, gründete er sein eigenes Ensemble. Er wendete hier zum ersten Mal die von ihm erfundene kreisförmige Bühnen-Konstruktion an. Diese bot die Möglichkeit der aus jedem Blickwinkel freien Raumnutzung, da der Boden durch diesen Kunstgriff bedeutungslos wurde. In dem durch eine leuchtende Linie begrenzten Kreis wird eine perfekte bühnenbildnerische Anordnung der Ausstattung erzielt, und der Auftritt sowie der Abgang der Marionetten und der Requisiten geht fließend vor sich. Der Durchmesser des Kreises beträgt zwei Meter, der Hintergrund ist schwarz. Auch die Schauspieler, also die Marionettenführer, sind völlig schwarz gekleidet, mit schwarz verhüllten Gesichtern und Händen, und sie spielen mit Puppen und Requisiten, welche mit leuchtenden Farben versehen sind. Alles wird mit ultraviolettem Licht beleuchtet. Auf dieser Weise erlebt der Zuschauer ein neues Medium, in dem durch die Verbindung Farbe, Form, Bewegung und Klang das Sichtbare zum Träger der dramatischen Handlung wird.

1956 besuchte er als Pädagoge Korea, 1961 China und die Mongolei und 1961/1962 lehrte er in Vietnam. Dort steht das Marionetten- und Puppenspiel in der Wertschätzung auf der gleichen Ebene mit der Oper oder dem Schauspiel – es wird als perfekte Kunst empfunden.

In Vietnam inszenierte er „Die Prinzessin mit dem goldenen Haar“ von Josef Kainar. Das Stück wurde vor der gesamten Leitung des vietnamesischen Parlaments und dem damaligen Präsidenten Ho-Tschi-Min gespielt. Bis heute wird dort dieses Stück bei allen feierlichen Vorstellungen als National-Marionettenspiel mit Musik dargestellt und hat in diesem Land die gleiche Bedeutung wie die tschechische Oper „Libuse“ von Friedrich Smetana in Tschechien. Ho-Tschi-Min zeichnete die Professorentätigkeit von Frantisek Tvrdek mit dem „Orden der Arbeit“ aus.

Mitgründung und Erfindung der tschechischen Tradition des schwarzen Lumineszenstheaters

Auf der Prager Marionetten- und Puppen-Fakultät der Akademie musischer Künste begeisterte er mit seiner Begeisterung für das Schwarze Kabinett und vor allem für die leuchtenden Farben eine Reihe seiner Studenten, so dass er zum Mitbegründer der tschechischen Tradition des Schwarzen Theaters und des Lumineszenztheaters wurde, eines neuen Theatergenres, das begeisterte Zuschauer quer durch die ganze Welt bezauberte. Die Tourneen des Lumineszenstheaters konnten unter dem Namen „Tvrdek Ultraviolet Show“ von Zuschauer in Italien, BRD, DDR, Holland, Frankreich, Schweden, Schweiz, Griechenland, Luxemburg, Österreich, Ungarn, Bulgarien und der UdSSR besucht werden.

Fernsehproduktionen

Außer seiner normalen Tourneeaktivität hat Frantisek Tvrdek mehr als 50 Fernsehproduktionen mitgestaltet. Er arbeitete als einer der wenigen tschechischen Künstler sowohl für das westdeutsche Fernsehen als auch für das Kinderfernsehen der DDR. Er war der Vater der Fernsehserie „Plumpaquatsch“, welche vom NDR in Hamburg sechs Jahre lang ausgestrahlt wurde. 1972 entwarf er für die ARD die Figuren „Maxifant und Minifant“ (alle drei hier erwähnten Puppen sind jetzt im Stadtmuseum München ausgestellt). 1972 bis 1974 entstand „Zirkus Tvrdek“, 1975 die Fernsehserie „Das kommt davon“ nach Rudyard Kipling, 1977 die Fernsehserie „Es bleibt dabei“. In der DDR waren seine Puppen aus der Fernsehserie „Spielhaus“ vom 1982 bis 1983 für das Kinderfernsehen lange die populärsten. Es folgten andere Produktionen für verschiedene Fernseh-Anstalten in der Tschechischen Republik, den Vereinten Arabischen Emiraten, in Syrien, der Türkei und in Kanada.

Nach der "Samtenenrevolution"

Seit 1990 arbeitet er als vielseitiger Künstler mit dem Schwarzen Theater IMAGE in Prag zusammen. 1997 hat er mit seiner langjährigen Mitarbeiterin Irena Hinterleitner, die ihn seit 1969 begleitet, das „Schwarze Lumineszenztheater“ in Untergriesbach bei Passau gegründet und gemeinsam mit ihr fünf Produktionen mit großem Erfolg uraufgeführt. Sein Motto „Nulla dies sine linea!“ – „kein Tag ohne einen Pinselstrich!“ – erfüllt er immer noch trotz seines Alters.

Reflexion und Lebenswerk

Sein Leben lang reflektierte er die umwälzende Entwicklung nicht nur in der Wissenschaft und Technik, sondern auch in der Gesellschaft des 20. Jahrhunderts. Er entwickelte durch seine Kunst und Wissen ein neues Theatergenre. Durch seine Farbforschung schuf er Hunderte von unterschiedlichen Lumineszens-Farbtönen. Als einziger Künstler schaffte er es, ohne Computer ein Spektrum von 360 leuchtenden Farbtönen zu kreieren. Er hat eine neue Profession kreiert, wie es das Theaterinstitut in Prag anlässlich der Verleihung der Masaryk-Kunstakademie-Auszeichnung im Jahre 1993 passend vermerkte: „Frantisek Tvrdek ist der einzige Lumineszent der Welt“.


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