Franz-Josef Strauß

Franz-Josef Strauß
Franz Josef Strauß (1982)

Franz Josef Strauß (* 6. September 1915 in München; † 3. Oktober 1988 in Regensburg) war ein deutscher Politiker (CSU).

Strauß war von 1953 bis 1955 Bundesminister für besondere Aufgaben, von 1955 bis 1956 Bundesminister für Atomfragen, von 1956 bis 1962 Bundesminister der Verteidigung und von 1966 bis 1969 Bundesminister der Finanzen. Von 1978 bis zu seinem Tod 1988 amtierte er als Ministerpräsident des Freistaates Bayern. Bei der Bundestagswahl 1980 trat Strauß für die Unionsparteien als Herausforderer von Bundeskanzler Schmidt (SPD) an. Des Weiteren war Strauß einer der Hauptverantwortlichen für die Gründung von Airbus sowie Aufsichtsratsvorsitzender des Konzerns. Von 1961 bis zu seinem Tod war Strauß Vorsitzender der CSU.

Inhaltsverzeichnis

Privatleben

Franz Josef Strauß wurde als zweites Kind des aus Kemmathen (heute zu Arberg) in Mittelfranken stammenden Metzgers Franz Josef Strauß (1875–1949) und seiner aus Unterwendling bei Kelheim stammenden Frau Walburga (1877–1962) geboren. Die Familie wohnte ab 1904 in der Schellingstraße 49 im Münchener Stadtteil Maxvorstadt und war katholisch, monarchistisch und antipreußisch geprägt. Franz Josef Strauß sen. war langjähriges Mitglied der Bayerischen Volkspartei. Die Familie Strauß befürwortete die Trennung Bayerns vom Deutschen Reich, wie sie die Bayerische Volkspartei vorsah.[1]

Wegen außergewöhnlich guter schulischer Leistungen wurde ihm die Oberstufenreife und Gymnasialzulassung erteilt, obwohl die Familie die Nationalsozialisten ablehnte.[1]

Nach dem seit 1910 bayernweit besten Abitur, das er 1935 am Maximiliansgymnasium in München ablegte, konnte Strauß ein Lehramts-Studium der Altphilologie und Geschichte in München beginnen, auch wenn seine Immatrikulation zunächst abgelehnt worden war, weil er keiner nationalsozialistischen Organisation angehörte. Aufgrund der Beschwerde seines ehemaligen Tutors und Lehrers wurde er dann doch noch zugelassen.[1] Später trat er der Katholischen Deutschen Studentenverbindung Tuiskonia zu München (CV) bei.

In seiner Freizeit ging Strauß dem Radsport nach. Er wurde 1935 als Stipendiat der Stiftung Maximilianeum aufgenommen. Strauß wurde 1937 Mitglied des Nationalsozialistischen Kraftfahrerkorps (NSKK) und Referent beim NSKK-Sturm 23/M 86 in München. Später war er Mitglied im Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund (NSDStB). Nach dem Krieg suchte Strauß neben seiner Parteikarriere auch Führungsaufgaben in der überparteilichen Europa-Union Deutschland, unterlag aber 1954 seinem CDU-Abgeordenetenkollegen Paul Leverkuehn in der Abstimmung zur Wahl zum Präsidenten.

Am 4. Juni 1957 heiratete Strauß in der Klosterkirche in Rott am Inn Marianne Zwicknagl. Aus der Ehe gingen die Söhne Max (* 24. Mai 1959) und Franz Georg (* 5. Mai 1961) sowie die Tochter Monika (* 2. Juli 1962) hervor.

Kriegsjahre

Strauß wurde 1939 zur Wehrmacht einberufen, konnte aber dann sein Studium fortsetzen, welches er am 1. April 1941 mit dem Zweiten Staatsexamen für das Höhere Lehramt beendete. Eine von ihm schon begonnene Dissertation verbrannte 1944. Nachdem er zwischenzeitlich auch als Assistent am Altphilologischen und am Althistorischen Seminar der Universität München tätig gewesen war, wurde er am 16. April 1941 erneut zum Militärdienst einberufen, und nahm ab dem 22. Juni 1941 am Überfall auf die Sowjetunion teil. Am 30. Juni fand er in Lemberg die Leichen von zahlreichen Gefangenen vor, die vom zurückziehenden sowjetischen Geheimdienst NKWD ermordet worden waren. Die Erlebnisse des Krieges, Massaker der Roten Armee an ukrainischen Zivilisten sowie die Ermordung Tausender Juden durch Einsatzgruppen und die Deutsche Wehrmacht haben ihn - wie er in seinen Erinnerungen schreibt - tief geprägt.

Nach dem Abschluss des Studiums schlug Franz Josef Strauß die Beamtenlaufbahn ein. So wurde er am 8. April 1942 mit Wirkung zum 1. Mai zum außerplanmäßigen Beamten ernannt. Erneut zur Ostfront abkommandiert, erlitt er Erfrierungen bei der Schlacht von Stalingrad und wurde ausgeflogen. Am 20. April 1943 erfolgte dann die Ernennung zum Studienrat an der Oberschule für Jungen an der Damenstiftstraße in München.

Als Oberleutnant wurde er im selben Jahr Chef der Stabsbatterie und Offizier für wehrgeistige Führung (ab Ende November 1943 als Nationalsozialistischer Führungsoffizier (NSFO) bezeichnet) an der Flak-Schule in Altenstadt. Seine Nachfolge in dieser Funktion trat 1944 der Schriftsteller Hans Hellmut Kirst an, was später zu Auseinandersetzungen der beiden führte.

Politische Karriere

Unmittelbare Nachkriegszeit

Bei Kriegsende geriet Strauß zunächst in Kriegsgefangenschaft, wurde jedoch noch 1945 als politisch unbelastet eingestuft. Ein deutschstämmiger US-Soldat zog ihn aufgrund seiner Englischkenntnisse zur Unterstützung bei Übersetzungen heran. Von der amerikanischen Besatzungsmacht wurde er zum stellvertretenden Landrat des Landkreises Schongau bestellt.

1946 war er Mitbegründer des Kreisverbandes der CSU Schongau und wurde zum Landrat von Schongau gewählt. Seit 1948 war Strauß Mitglied im Wirtschaftsrat des Vereinigten Wirtschaftsgebietes in Frankfurt am Main, 1949 wurde er von Hans Ehard zum ersten Generalsekretär der CSU ernannt.

Strauß im Bundestag

Dem Deutschen Bundestag gehörte Strauß seit dessen erster Legislaturperiode von 1949 bis zum 29. November 1978 und erneut seit der Wahl 1987 bis zum 19. März 1987 an. Er vertrat den Wahlkreis Weilheim in Oberbayern. Von 1949 bis zu seinem Amtsantritt als Bundesminister war er stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CDU/CSU-Fraktion.

Strauß war ein begabter Redner. Seine Debattenbeiträge im Deutschen Bundestag und im Bayerischen Landtag waren berühmt, aber auch berüchtigt, wie z. B. die Beschimpfung des Journalisten Bernt Engelmann als Beispiel für eine „Ratte“ oder „Schmeißfliege“.[2] Legendär sind auch seine Rededuelle im Bundestag mit dem damaligen SPD-Fraktionsvorsitzenden Herbert Wehner.

In der ersten Legislaturperiode (1949–1953) war Strauß Vorsitzender des Bundestagsausschusses für Jugendfürsorge und ab dem 19. Juli 1952 des Ausschusses für Fragen der europäischen Sicherheit. Er war damit der damals jüngste Ausschussvorsitzende im Bundestag.

1952 erfolgte seine Wahl zum Stellvertretenden Vorsitzenden der CSU.

1952 gehörte Strauß zu einer Gruppe von 34 Abgeordneten der CDU/CSU-Fraktion (darunter Theodor Blank, Heinrich von Brentano, Richard Jaeger, Kurt Georg Kiesinger, Heinrich Krone, Paul Lücke, Gerhard Schröder und Franz-Josef Wuermeling), die einen Gesetzentwurf zur Einführung des relativen Mehrheitswahlrechts in den Bundestag einbrachten und damit den Bestand der Koalition gefährdeten.

Strauß gehörte neben Ludwig Erhard, Hermann Götz, Gerhard Schröder (alle CDU), Richard Jaeger, Richard Stücklen (beide CSU), Erich Mende (FDP, später CDU), Erwin Lange, R. Martin Schmidt und Herbert Wehner (alle SPD) zu den zehn Abgeordneten, die seit der ersten Bundestagswahl 1949 für 25 Jahre ununterbrochen dem Parlament angehörten. In der elften Legislaturperiode war er nach Willy Brandt (SPD) und Herbert Czaja (CDU) der drittälteste Abgeordnete.

Strauß als Bundesminister

Verteidigungsminister Strauß mit Helmuth von Grolman, dem Wehrbeauftragten, 1959.

1953 wurde er als Bundesminister für besondere Aufgaben in das Kabinett von Konrad Adenauer berufen und war damit der bis dahin jüngste Bundesminister. 1955 unterlag er bei einer Kampfabstimmung um den Parteivorsitz der CSU Hanns Seidel. Am 12. Oktober 1955 wurde ihm das neu gegründete Bundesministerium für Atomfragen, ein Vorläufer des heutigen Bundesministeriums für Bildung und Forschung, übertragen.

Der neue „Atom-Minister“ setzte sich entschieden für die Erforschung und zivile Nutzung der Atomkraft ein und forderte, dass bis 1970 die ersten Atomkraftwerke Strom produzieren sollten. Am 9. Dezember 1955 erklärte er im Süddeutschen Rundfunk:

„Wenn wir unseren 10- bis 15jährigen Rückstand nicht sehr rasch aufholen, werden wir wahrscheinlich darauf verzichten müssen, in Zukunft zu den führenden Nationen gezählt zu werden.[3]

Am 25. Juli 1956 stellte er das erste deutsche Programm zur friedlichen Nutzung der Kernenergie vor. Am 16. Oktober 1956 wurde er als Nachfolger von Theodor Blank zweiter Verteidigungsminister der Bundesrepublik Deutschland. Bereits 1957 legte er Pläne für eine atomare Bewaffnung der Bundeswehr vor, konnte diese jedoch nicht durchsetzen.

Verteidigungsminister Franz-Josef Strauß bei einem Manöverbesuch 1960

1958 hatte Strauß auf der Straße vor dem Kanzleramt sein Auto losfahren lassen, obwohl der Polizeibeamte Hahlbohm einer Straßenbahn Vorfahrt gegeben hatte. Es kam zu einer Notbremsung der Straßenbahn sowie zu einer Anzeige gegen den Fahrer von Strauß' Dienstwagen. Strauß zeigte seinerseits den Polizisten an und verlangte trotz Abratens durch seinen damaligen Pressereferenten Gerd Schmückle die Versetzung des Polizisten. [4]

Als Verteidigungsminister forcierte Franz Josef Strauß den Kauf von 916 amerikanischen F-104-Starfighter-Kampfflugzeugen. Deren Hersteller hatte in mehreren NATO-Staaten die Entscheidung zur Beschaffung des Modells mit Geldzahlungen beeinflusst. Da die deutsche Variante des Starfighters sich als „Witwenmacher“ der Luftwaffe herausstellte (292 Abstürze, 115 tote Piloten), fand die Starfighter-Affäre (→Lockheed-Skandal) in der bundesdeutschen Öffentlichkeit rege Aufmerksamkeit und warf mit der Fibag-Affäre, der Onkel-Aloys-Affäre und dem HS-30-Skandal einen Schatten auf die straußsche Amtsführung.

Nach Seidels Rücktritt im Februar 1961 war Strauß vom 18. März 1961 bis zu seinem Tod Vorsitzender der CSU.

Strauß und de Gaulle, 1962

In der Folge der Spiegel-Affäre, bei der sich das Nachrichtenmagazin Der Spiegel 1962 auf Grund eines kritischen Artikels von Conrad Ahlers rechtswidrig der Strafverfolgung wegen angeblichen Landesverrats ausgesetzt sah und die Redaktionsräume gestürmt und Teile der Redaktion in Untersuchungshaft genommen wurden, forderte vor allem der Koalitionspartner FDP sein Ausscheiden aus dem Amt des Verteidigungsministers. Strauß leugnete zunächst, Genaueres über die Angelegenheit zu wissen. Nachdem jedoch klar geworden war, dass er als Minister das Parlament belogen hatte, versuchte er Zeit zu gewinnen, indem er ankündigte, in der nächsten Legislaturperiode nicht mehr für ein Ministeramt zur Verfügung zu stehen. Nach dem aus diesem Verhalten folgenden geschlossenen Rücktritt der FDP-Minister am 19. November 1962 war Konrad Adenauer jedoch gezwungen, ein neues Kabinett zu bilden; zwar wieder mit der FDP, diesmal jedoch ohne Strauß, der am 30. November 1962 zurücktrat. Strauß war ab 1963 Vorsitzender der CSU-Landesgruppe im Deutschen Bundestag und damit gleichzeitig Erster Stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion.

Im Kabinett der Großen Koalition unter Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger wurde Strauß im Dezember 1966 Bundesminister der Finanzen. Obwohl er zuvor gerne und oft die verbale Konfrontation mit der SPD gesucht hatte, arbeitete Strauß vertrauensvoll und erfolgreich mit dem sozialdemokratischen Wirtschaftsminister Karl Schiller zusammen. Schon bald erhielten beide die Spitznamen Plisch und Plum nach einer Hundegeschichte von Wilhelm Busch, denn in ihrem intuitiven Einvernehmen trotz physiognomischer Unterschiedlichkeit (der eine gedrungen, der andere hager) erinnerten sie an Buschs Titelfiguren.

Strauß als Oppositionspolitiker

Mit Bildung der sozialliberalen Koalition im Jahr 1969 mussten die Unionsparteien in die Opposition gehen. Strauß entwickelte sich zum vehementen Kritiker der Ostpolitik von Bundeskanzler Willy Brandt. Die Ostverträge mit der UdSSR und Polen (1970) und den Grundlagenvertrag (1972) lehnte er entschieden ab, da er in ihnen ein Zurückweichen vor sowjetischen Hegemonialansprüchen sah.

1971 bis 1978 war er wirtschafts- und finanzpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag. In den Schattenkabinetten von Rainer Barzel (1972) und Helmut Kohl (1976) war Strauß als Finanzminister vorgesehen. 1974 stellte er in einer Rede seine Sonthofen-Strategie vor, in der er mit Blick auf ein erwartetes katastrophales Scheitern der Regierungspolitik eine kompromisslose Konfrontation forderte.

Franz Josef Strauß, 1975 von Günter Rittner für die CSU-Landesgruppe porträtiert.

1975 traf Strauß als erster westdeutscher Politiker aufgrund eigener Initiative mit dem chinesischen Parteichef Mao Zedong zusammen. Am 16. Januar 1975 wurde er während eines Besuches in der Volksrepublik China zu einem Gespräch empfangen.

In einer Rede beim Politischen Aschermittwoch 1975 bezichtigte Strauß die SPD-geführte Bundesregierung, „einen Saustall ohnegleichen angerichtet“ zu haben. Daraufhin kam es zu einem Rechtsstreit zwischen ihm und dem SPD-Vorsitzenden und Altbundeskanzler Willy Brandt. Seitens der CSU wurden sprachwissenschaftliche Gutachten vorgelegt, nach denen die Äußerung „grob“ und „rustikal“, jedoch nicht strafrechtlich relevant gewesen sei. Das Verfahren wurde eingestellt.

Da den Unionsparteien bei der Bundestagswahl 1976 der Regierungswechsel nicht gelang, kündigte er im Kreuther Trennungsbeschluss die Fraktionsgemeinschaft mit der CDU auf und plante die CSU auf das ganze Bundesgebiet auszuweiten, um die Wahlchancen der Unionsparteien zu verbessern. Der Beschluss wurde nach längeren Auseinandersetzungen wieder zurückgenommen.

1977 reiste Strauß nach Chile, wo er sich auch über die damalige Militärdiktatur Augusto Pinochets äußerte und eine „weitere Demokratisierung“ forderte. In Santiago de Chile wurde Strauß die Ehrendoktorwürde der Rechtswissenschaft verliehen. Im Zuge dieser Reise besuchte er auch die Colonia Dignidad, eine bereits damals umstrittene Kolonie von mehr als 200 Auslandsdeutschen. Später wurde bekannt, dass in der Kolonie systematisch schwerste Menschenrechtsverletzungen begangen wurden.

1980 setzte sich Strauß als Kanzlerkandidat der CDU/CSU gegen den von Helmut Kohl favorisierten niedersächsischen Ministerpräsidenten Ernst Albrecht durch und trat damit bei der Bundestagswahl 1980 als Herausforderer von Bundeskanzler Schmidt (SPD) an. CDU und CSU erhielten weniger Stimmen als als bei den Wahlen 1976, bei denen Helmut Kohl Kanzlerkandidat der Union gewesen war (44,5 % gegenüber 48,6 %).

Aufsehen erregte Strauß während seiner Teilnahme an der Bonner Krisenrunde, die während der Entführung von Hanns Martin Schleyer durch die RAF regelmäßig tagte. Dort brachte er den Gedanken ins Spiel, die inhaftierten RAF-Terroristen von seiten des Staates als Geiseln zu nehmen und gegebenenfalls zu erschießen.[5]

Strauß als bayerischer Ministerpräsident

Ministerpräsident Strauß auf dem CSU-Parteitag 1987
Franz Josef Strauß auf einer Wahlkampfveranstaltung der CDU in Dortmund (1987)

1978 schied Strauß aus dem Bundestag aus und wurde am 6. November als Nachfolger von Alfons Goppel zum bayerischen Ministerpräsidenten gewählt. Von 1978 bis zu seinem Tode war Strauß Landtagsabgeordneter in Bayern. In seiner Regierungszeit und damit unter seiner politischen Führung wurden unter anderem die wesentlichen Bauabschnitte des von Umweltpolitikern bekämpften Main-Donau-Kanals begonnen und fertig gestellt. Die endgültige Fertigstellung des Projekts im Jahr 1992 erlebte Strauß jedoch nicht mehr. Strauß setzte sich zudem vehement für den von starken Protesten aus der Bevölkerung begleiteten Bau der atomaren Wiederaufarbeitungsanlage im oberpfälzischen Wackersdorf ein, welcher jedoch im Frühjahr 1989 eingestellt wurde.

Zwei Jahrzehnte nach der Fibag-Affäre hat Strauß das analoge Modell zusammen mit Walter Schöll, dem Chef einer Werbeagentur, ausgeführt. Strauß' Frau Marianne hatte in einem anderen Fall ohne Legitimation durch die CSU Zugriff auf die „bei der CSU geführten Sonderkonten“. Die Schatzmeister der Partei wussten zwar davon, fanden aber keinen Zugriff auf das Geld. Der Verwendungszweck des Geldes konnte später nicht geklärt werden.

Strauß und Honecker auf der Leipziger Frühjahrsmesse 1987

1983 sorgte Strauß durch das Einfädeln eines Milliardenkredits für die DDR für Aufregung auch in den eigenen Reihen, was schließlich zur Abspaltung einiger Abgeordneter unter Franz Handlos und zur Gründung der Partei Die Republikaner führte.

Strauß betrieb auch noch als bayerischer Ministerpräsident eine Außenpolitik nach eigenen Maßstäben und unterhielt gute Beziehungen sowohl zu Paraguays Diktator Alfredo Stroessner, Südafrikas Präsident Pieter Willem Botha als auch zur DDR. Eine besondere Freundschaft pflegte er zudem mit Gnassingbé Eyadéma, dem Präsidenten von Togo, mit dem er die Bayerisch-Togoische Gesellschaft gründete. Im Oktober 1987 unternahm er (nach 1975) eine zweite Chinareise.

Vom 1. November 1983 bis zum 31. Oktober 1984 war Strauß Bundesratspräsident.

Am 31. Dezember 1987 flog der begeisterte Hobby-Pilot begleitet von Parteifreunden mit einer Cessna Citation II 151 bei schlechtem Wetter zu einem in der Öffentlichkeit nicht angekündigten Besuch nach Moskau und unterhielt sich zweieinhalb Stunden mit Michail Gorbatschow. Mitte 1988 befürwortete er die Steuerfreiheit für Flugbenzin, konnte sich damit aber nicht durchsetzen.

Tod und Beisetzung

Kohl und Strauß am 13. Juni 1988 auf dem CDU-Bundesparteitag

Strauß traf am 1. Oktober 1988 mit einem Hubschrauber aus München vom Oktoberfest kommend in der Nähe von Regensburg beim Weiler Aschenbrennermarter ein, um an einer von Johannes von Thurn und Taxis veranstalteten Hirschjagd teilzunehmen. Bald danach, gegen 16 Uhr, brach er zusammen und erlangte das Bewusstsein nicht wieder. Am 3. Oktober 1988 um 11:45 Uhr erlag er im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder einem Herz-Kreislaufversagen als Folge eines Multiorganversagens.

Bereits am 4. Oktober zogen mehrere tausend Menschen am Leichnam von Strauß vorbei, der in der St.-Pius-Kapelle des Krankenhauses aufgebahrt war. Am 5. Oktober wurde der Sarg nach München überführt, wo am selben Tag im Bayerischen Landtag eine Trauerfeier stattfand. Am 7. Oktober zelebrierte Kardinal Friedrich Wetter das Pontifikalrequiem für Strauß in der Frauenkirche, das auch auf den Marienplatz übertragen wurde, wo über 15.000 Trauergäste teilnahmen. Danach folgte ein Staatsakt in der Münchner Residenz. Sechs Pferde zogen schließlich die Lafette mit dem von einer bayerischen Fahne bedeckten Sarg von der Residenz über den Odeonsplatz und die Ludwigstraße zum Siegestor. Der Trauerzug wurde von über 100.000 Trauergästen und Bürgern verfolgt und war der größte in der Geschichte der Stadt München. Die Beisetzung durch den späteren Papst Benedikt XVI. Joseph Kardinal Ratzinger erfolgte im engsten Familienkreis am 8. Oktober in der Familiengruft in Rott am Inn. In der Ansprache sagte Kardinal Ratzinger über den Toten: Er hat wie eine Eiche gelebt. Und er wurde wie eine Eiche gefällt.

Nach Informationen des Magazins Focus aus dem Jahr 2000 soll das bayerische Landesamt für Verfassungsschutz Anfang 1990 von Überläufern aus dem Ministerium für Staatssicherheit umfangreiche Dossiers des DDR-Geheimdienstes über westdeutsche Politiker, unter anderem auch Franz Josef Strauß, erworben haben. Hubert Mehler, damals Chef des Verfassungsschutzes, habe zum Schutz von Strauß' Ansehen dessen Stasi-Akte in Absprache mit der Regierung vernichten lassen.[6] [7] [8]

Ehrungen und Auszeichnungen

1990 besucht der CSU-Vorsitzende Theo Waigel eine Ausstellung über Franz Josef Strauß in der Landesvertretung Bayerns in Bonn.
Portrait auf 2 DM Münze

Veröffentlichungen

  • Entwurf für Europa, Stuttgart 1966
  • Bundestagsreden (Hrsg. Leo Wagner), Bonn 1968
  • Herausforderung und Antwort. Ein Programm für Europa, Stuttgart 1968
  • Die Finanzverfassung, München/Wien 1969
  • Der Weg in die Finanzkrise, Bonn 1972
  • Mut zur Freiheit. Dankesrede anlässlich der Verleihung des Konrad-Adenauer-Preises 1975 (Hrsg. Karl Steinbruch)
  • Der Auftrag, Stuttgart 1976
  • Signale. Beiträge zur deutschen Politik 1969–1978, München 1978
  • Verantwortung vor der Geschichte. Beiträge zur deutschen und internationalen Politik 1978–1985, München 1985
  • Auftrag für die Zukunft. Beiträge zur deutschen und internationalen Politik 1985–1987, München 1987
  • Die Erinnerungen, Siedler Verlag, Berlin 1989 (postum) ISBN 3-88680-682-0

Einzelnachweise

  1. a b c Werner Biermann, Strauß. Aufstieg und Fall einer Familie, Rowohlt Berlin 2006.
  2. Stefan Finger. 2005. Franz Josef Strauß - Ein politisches Leben. München: Olzog, S. 416
  3. Die Chronik Bayerns, Chronik Verlag, 3. Aufl, 1994, S. 531
  4. Der Spiegel, 1958/36; S. 15.
  5. Spiegel Nr.39/2008 S.161.
  6. [Focus Nr. 16/2000]
  7. Focus online, 15. April 2000
  8. Spiegel online, 8. April 2000

Literatur

  • Franz Georg Strauß: Mein Vater. Erinnerungen. Herbig, München 2008. ISBN 978-3-7766-2573-8
  • Werner Biermann: Strauß. Aufstieg und Fall einer Familie, Rowohlt Berlin 2008, ISBN 3499623021
  • Thomas Schuler: Strauß. Die Biografie einer Familie., Scherz Verlag Frankfurt am Main 2006, ISBN 3-50215026-5
  • Stefan Finger: Franz Josef Strauß - Ein politisches Leben, Olzog Verlag 2005, ISBN 3-78928161-1
  • Saskia Richter: Die Kanzlerkandidaten der CSU: Franz Josef Strauß und Edmund Stoiber als Ausdruck christdemokratischer Schwäche?, Verlag Dr. Kovac, 2004 ISBN 3830013043
  • Wolfram Bickerich: Franz Josef Strauß, Econ, 1998, ISBN 3-61226507-5
  • Walter Schöll: Franz Josef Strauss. Der Mensch und der Staatsmann. Ein Porträt., Schulz Verlag Kempfenhausen am Starnberger See 1984, ISBN 3796201997
  • Bernt Engelmann: Das neue Schwarzbuch Franz Josef Strauß., Kiepenheuer & Witsch, 1982, ISBN 3462013904

Weblinks


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