Franz Eugen Helmuth Manfred Nidl-Petz

Franz Eugen Helmuth Manfred Nidl-Petz
Freddy Quinn 1985 in Ikaalinen, Finnland

Freddy Quinn (* 27. September 1931 als Franz Eugen Helmuth Manfred Nidl[1] in Niederfladnitz/Niederösterreich) ist ein österreichischer Schlagersänger und Schauspieler, der zwischen 1956 und 1966 zehn Nummer-1-Erfolge in der bundesdeutschen Hitliste hatte und zum damals erfolgreichste Liedinterpreten avancierte.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Freddy Quinn wurde als Sohn eines irischen[2] Kaufmanns und einer österreichischen[2] Journalistin geboren. Nachdem sein Vater mit ihm in die USA gezogen war, besuchte Quinn zunächst die Grundschule in Morgantown, West Virginia. Als seine Mutter das Sorgerecht erhielt, kam er zu ihr nach Wien. Dort besuchte er die Volksschule und wechselte seinen Wohnsitz nach Antwerpen. Seine gymnasiale Schulzeit verbrachte er wiederum in Wien und besuchte das Gymnasium in der Albertgasse im 8. Bezirk.

Bereits als Minderjähriger reiste Freddy Quinn per Autostopp durch Südeuropa und Nordafrika und begann ein Wanderleben bei verschiedenen Zirkusunternehmen. Er schlug sich in diesem Milieu als Saxophonspieler durch, ließ sich aber auch zum Akrobaten und Seilläufer ausbilden. In Rom spielte er u.a. für amerikanische Truppen Klavier. Es gelang ihm, sich per Schiff bis nach Algerien durchzuschlagen. In den Bars der Stadt Sidi bel Abbès spielte er auf seiner Gitarre vor den dort stationierten Fremdenlegionären, von denen damals die Mehrheit aus dem deutschsprachigen Raum stammte, seine Lieder über Sehnsucht und Heimweh. Das brachte ihm viel Sympathie und Geld ein. Ein Ausbilder der Légion étrangère bot ihm an, dass er die Grundausbildung probeweise mitmachen und sich danach entscheiden könnte, ob er in der Legion bleiben wolle oder nicht. Nach drei Wochen Drill entschied sich Quinn für das Zivilleben und kehrte später nach Deutschland zurück.[3]

Entdeckt wurde Freddy Quinn 1954 in der Hamburger Washington Bar auf St. Pauli von Jürgen Roland und Werner Becker, die dort als Talentsucher für Polydor unterwegs waren. Polydor ermöglichte ihm anschließend eine Gesangsausbildung, womit die eigentliche Karriere Quinns begann. Seine erste Schallplattenaufnahme machte er 1955 unter dem Pseudonym „Frederico Quinn“ für Telefunken.

1956 war Freddy Quinns „Heimweh“ ein deutscher Nummer-1-Hit

1956 nahm er bei Polydor die Platte H 50181 mit zwei deutschsprachig interpretierten US-amerikanischen Foxtrotts auf. Auf der A-Seite war „Sie hieß Mary Ann“ (Sixteen Tons) und auf der B-Seite „Heimweh“ (Memories Are Made of This) zu hören. „Heimweh“ wurde zum Senkrechtstart für den bis dahin immer noch unbekannten Freddy Quinn. Es wurde der meistverkaufte Titel des Jahres 1956 in Deutschland, obwohl sich die erste Auflage schlecht verkauft haben soll, da sie von den Rundfunkanstalten zunächst weitgehend ignoriert wurde. Erst als man im Bayerischen Rundfunk die Platte zu einer guten Sendezeit spielte, fand sie ihr Publikum.[4] Mit der im selben Jahr veröffentlichten englischsprachigen Interpretation von Dean Martin wurde das Lied an sich schlagartig zum weltweiten Erfolg. Auf das Etikett der Schallplatte wurde zum ersten Mal bei einem deutschen Interpreten nur sein Vorname „Freddy“ gedruckt, da niemand im Presswerk gewusst haben soll, wie Quinn geschrieben wird. So wurde er zunächst nur als Freddy bekannt.

Ebenfalls 1956 wurde er von Polydor exklusiv verpflichtet[5] und vertrat Deutschland beim Eurovision Song Contest mit dem Titel „So geht das jede Nacht“. Da in jenem Jahr nur der Siegertitel öffentlich bekanntgegeben wurde, ist über sein Abschneiden nichts bekannt.

1958 holte ihn Jürgen Roland für die Krimireihe Stahlnetz in der Folge Die Tote im Hafenbecken für eine kleine Nebenrolle als Spelunken-Sänger vor die Fernsehkamera. Danach trat Freddy Quinn in einer Reihe von Musikfilmen auf, die ihm als Hauptdarsteller auf den Leib geschrieben wurden und in denen er fast immer einen Charakter mit dem Vornamen „Freddy“ spielte. An seiner Seite wirkten viele bekannte Schauspielgrößen mit. So Walter Scherau, Gustav Knuth, Heidi Brühl, Grethe Weiser, Heinz Erhardt, Gunnar Möller, Ralf Wolter oder der Karl-May-Film-Bösewicht Rik Battaglia.

Quinns melancholische Lieder, die im Wesentlichen von der See und der lockenden weiten Welt handeln, vom Kommen und Gehen, von Abschied, Einsamkeit und Fernweh, fanden ein breites Publikum im Nachkriegsdeutschland. Seine u.a. von Bert Kaempfert, Lotar Olias, Ernst Bader und James Last komponierten und produzierten Seemannsballaden trug er in tiefem Bariton vor.

Mit Titeln wie Heimweh, Heimatlos, Der Legionär, Die Gitarre und das Meer, Unter fremden Sternen, La Paloma und Junge komm bald wieder hatte Freddy zwischen 1956 und 1966 zehn Nummer-1-Hits in den bundesdeutschen Charts (insgesamt hatte er 23 Platzierungen in den deutschen Top-Ten) und war in dieser Zeit der erfolgreichste Interpret in der Bundesrepublik Deutschland. Er verkaufte über 60 Millionen Tonträger und zählt bis heute neben Udo Jürgens und Peter Alexander zu den erfolgreichsten österreichischen Schlagerstars. Kein deutschsprachiger Einzelsänger hat in der Bundesrepublik Deutschland mehr Nummer-1-Hits erzielt als Freddy Quinn. Quinn wurde zum ersten bundesdeutschen Schallplattenmillionär.[6] 1963 hatte sich sein Vermögen bereits versechsfacht.[7]

Für einige Jahre verlegte er seinen Hauptwohnsitz in die USA. 1966, als bereits die Rolling Stones und die Beatles den deutschen Musikmarkt beherrschten, sang Freddy den Titel Wir; ein Lied gegen die aufkommende Protestbewegung linksorientierter Studenten. Auf der anderen Seite der Schallplatte behandelte er mit Für eine Handvoll Reis den Vietnamkrieg. Sein letzter Nummer-1-Hit war 100 Mann und ein Befehl, eine deutsche Version des Titels The Ballad of the Green Berets von Sergeant Barry Sadler, bei der aber aus dem pro-militärischen Text des amerikanischen Originals ein Antikriegslied wurde.

Obwohl ihm größere Hits später nicht mehr glückten, blieb er mit zahlreichen Tourneen, Gastspielen, Film- und Fernsehauftritten einem größeren, mit ihm gealterten Publikum stets präsent. So trat er in den Musikshows Musik aus Studio B und Zum Blauen Bock auf, spielte in der Heinz-Erhardt-Hommage Noch 'ne Oper (1979) mit und hatte auch kleine Rollen in Heidi und Erni (1990) oder Großstadtrevier.

Quinn frönte seiner Leidenschaft für den Zirkus und zeigte sich dem Publikum mit spektakulären, ungesicherten Auftritten auf dem Hochseil in der populären Weihnachtssendung Stars in der Manege. Für seine Darbietungen und sein Engagement wurde ihm der „Zirkus-Oscar“ verliehen. 1981 trat er in der New Yorker Carnegie Hall auf. Im selben Jahr erhielt er die Auszeichnung zum Ehren-Schleusenwärter in Hamburg.

Als Sprecher ist Freddy auch zu hören in den „Scotland Yard“-Hörspielen, bei denen er den Inspektor Mac McIntosh spricht, und als Sänger des Titelliedes für die Zeichentrickserie Lucky Luke.

Quinn lebt in Hamburg und fühlt eine besondere Verbundenheit mit dieser Stadt, da er hier nicht nur als Sänger entdeckt, sondern – eigenen Angaben zufolge – auch gezeugt wurde. 2003 sang im Hamburger Hafen ein Chor von 83.500 Freizeitsängern seinen Hit La Paloma, nachdem dieser Titel im Fernsehen zum „Jahrhundert-Hit der Deutschen“ gewählt wurde, und stellte so einen Rekord für das Guinness-Buch der Rekorde auf.

2004 geriet Freddy Quinn wegen des Vorwurfs der Steuerhinterziehung mit über 900.000 Euro zwischen 1998 und 2002 in die Schlagzeilen. Er hatte gegenüber dem Hamburger Finanzamt die Schweiz als Hauptwohnsitz angegeben, wohnte aber in der fraglichen Zeit tatsächlich überwiegend in Hamburg und war daher steuerpflichtig. Vor Gericht gab er sich voll geständig und hatte zuvor bereits sämtliche Steuerschulden beglichen. Das Hamburger Landgericht verurteilte ihn daher am 22. November 2004 zu einer zweijährigen Bewährungsstrafe und einer Geldbuße von 150.000 Euro.[8]

Laut einem Pressebericht soll er 1956 seine Managerin Lilli Blessmann geheiratet haben, die am 16. Januar 2008 verstarb. Quinn wird aber sowohl mit einer Bestätigung als auch mit einem Dementi dazu zitiert.[9][10][11]

Auszeichnungen

1960, 1961, 1962 und 1963 erhielt er den Goldenen, 1964 den Silbernen und 1965 den Bronzenen Bravo Otto. Für seine Verdienste um das deutsche Liedgut bekam Freddy Quinn 1984 das Bundesverdienstkreuz I. Klasse der Bundesrepublik Deutschland. Anlässlich seines 65. Geburtstages wurde er 1996 vom Senat der Freien und Hansestadt Hamburg mit der Biermann-Ratjen-Medaille für seine künstlerischen Verdienste um die Stadt Hamburg geehrt.

Im Juli 2001 wurde ihm zu Ehren ein Platz vor der Arbeiterwohlfahrt Coburg als „Freddy-Quinn-Platz“ gewidmet. Als Dank für seinen ehrenamtlichen Auftritt als Moderator mit den Kindern der AWO und ihrem Projekt „Circus-Circus“ im Kongresshaus Coburg. Im Juni 2006, bei seinem zweiten Besuch in Coburg, wurde Freddy Quinn zum Freund und Ehrenmitglied der AWO Coburg ernannt. Er wurde zudem offiziell im Rathaus von Coburg empfangen und trug sich in das Goldenen Buch der Stadt ein. 2006 erhielt den Goldenen Rathausmann der Stadt Wien.

Sonstiges

1967 coverte die schwedische Sängerin Anni-Frid Lyngstad (später Mitglied bei ABBA) den Song Junge, komm bald wieder und veröffentlichte ihn unter dem Titel Peter, kom tillbaka (dt.: Peter, komm zurück) als B-Seite ihrer Debüt-Single En ledig dag.

1968 hatte Quinn einen Gastauftritt im Hamburger Ohnsorg-Theater. Man sah ihn unter der Regie von Hans Mahler in der Komödie Die Kartenlegerin von Wilfried Wroost. Seine Mitspieler waren unter anderem Heidi Kabel, Edgar Bessen, Otto Lüthje, Jochen Schenck, Erna Raupach-Petersen und als weiterer Gast Willy Millowitsch.

Filmografie (Auszug)

  • 1954: Canaris
  • 1957: Die große Chance
  • 1958: Heimatlos; als „Freddy“
  • 1958: Stahlnetz – Die Tote im Hafenbecken (Fernsehen)
  • 1959: Freddy, die Gitarre und das Meer (Kinostart: 28. April)[12]
  • 1959: Freddy unter fremden Sternen
  • 1960: Freddy und die Melodie der Nacht
  • 1960: Weit ist der Weg
  • 1961: Nur der Wind
  • 1961: Freddy und der Millionär
  • 1962: Freddy und das Lied der Südsee
  • 1963: Heimweh nach St. Pauli
  • 1964: Freddy und das Lied der Prärie
  • 1964: Freddy, Tiere, Sensationen
  • 1971: Haie an Bord
  • 1983: Die wilden Fünfziger
  • 2004: Erbin mit Herz (Fernsehen)

Siehe auch

Literatur

  • Rüdiger Bloemeke: La Paloma – Das Jahrhundert-Lied. Voodoo Verlag, Hamburg 2005, ISBN 3-00-015586-4

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Carl Dahlhaus, Hans Heinrich Eggebrecht, Oehl Kurt (Hrsg.): Brockhaus Riemann Musiklexikon Brockhaus-Verlag, Wiesbaden 1978, ISBN 3765303038, S. 353
  2. a b Michael Petzel, Jürgen Wehnert: Das neue Lexikon rund um Karl May, Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, Berlin 1978, ISBN 3896025090, S. 347
  3. Interview mit Heiner Link im September 1999
  4. Eugen Kogon und Walter Dirks (Hrsg.): Frankfurter Hefte, Neuen Verlagsgesellschaft der Frankfurter Hefte, Frankfurt 1962, S. 196
  5. Dr. Günter Hausswald (Hrsg.): Musica. Monatsschrift für alle Gebiete des Musiklebens, Bärenreiter-Verlag, Kassel-Basel 1963, S. 74
  6. Rita Casale, Jürgen Oelkers, Rita Casale, Jürgen Oelkers, Rebekka Horlacher: Bildung und Öffentlichkeit, Verlagsgruppe Belz, Weinheim 2007, S. 161
  7. Dr. Günter Hausswald (Hrsg.): Musica. Monatsschrift für alle Gebiete des Musiklebens, Bärenreiter-Verlag, Kassel-Basel 1963, S. 74
  8. Klaus Miehling: Gewaltmusik – Musikgewalt, Verlag Königshausen & Neumann, Würzburg 2006, ISBN 3826033949, S. 306
  9. Freddy Quinn 46 Jahre heimlich verheiratet, rp-online, 27. September 2002
  10. Freddy Quinn weint um seine Frau, Bild.de, 19. Januar 2008
  11. Freddy Quinn nach dem Tod seiner Frau, Bild.de, 20. Januar 2008
  12. Johannes Ebert, Detlef Wienecke-Janz, Ute Becker: Die Chronik. Geschichte des 20. Jahrhunderts bis heute, Chronik Verlag 2006, ISBN 3577146419, S. 422

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