Franz Otto Schmeil

Franz Otto Schmeil
Otto Schmeil

Otto Schmeil (* 3. Februar 1860 in Großkugel, Provinz Sachsen; † 3. Februar 1942 in Heidelberg) war ein deutscher Biologe, Pädagoge und Autor. Er gilt als Reformator des biologischen Unterrichts. Sein botanisches Autorenkürzel lautet „Schmeil“.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Schmeil wurde als Sohn eines Dorfschullehrers geboren und besuchte zunächst in Großkugel und Gröbers die Dorfschule. Nachdem sein Vater bei einem Schulausflug tödlich verunglückt war, besuchte Schmeil im Alter von 10 bis 14 Jahren die Latina der Franckeschen Stiftungen in Halle (Saale) und fand Aufnahme in der dortigen Waisenanstalt. Schmeil schlug dann, wie Vater und Großvater, die Ausbildung zum Lehrer ein. 1874 besuchte er hierfür für zweieinhalb Jahre die Königliche Präparanden Anstalt in Quedlinburg, um dann 1877 auf das Lehrerseminar in Eisleben zu wechseln, wo er 1880 die Abgangsprüfung bestand.

Schmeil trat dann 1880 seine erste Stelle als Lehrer in der Kleinstadt Zörbig an und ging 1883 als Lehrer an Volksschulen nach Halle (Saale), wo er Vorsitzender des örtlichen Lehrervereins wurde. Mit Ablegung der Mittelschullehrerpüfung 1887 und der Rektorenprüfung 1888 qualifizierte er sich für zukünftige Aufgaben. Sein Interesse galt schon seit Zörbiger Zeiten ganz besonders der Biologie. Nebenberuflich studierte Schmeil Biologie an der Universität. 1891 wurde er mit einer Dissertation über Ruderfußkrebse (Copedpoda) in Leipzig bei Prof. Leuckart mit „summa cum laude“ promoviert.

Am 12. Oktober 1889 ist Schmeil in die Freimaurerloge "Zu den fünf Türmen am Salzquell" in Halle (Saale) aufgenommen worden. Während seines Aufenthalts in Marburg beteiligte er sich als "Besuchender Bruder" und Vortragender aktiv an der Arbeit der Loge "Marc Aurel zum flammenden Stern".

1894 übernahm Schmeil die Rektorenstelle an einer großen Volksschule in Magdeburg, der Wilhelmstädter Volksschule. An dieser Schule unterrichteten 40 Lehrer 1400 Schüler. Hier begann er nun mit der Reform des naturgeschichtlichen Unterrichts, die ihren Ausdruck zum Beispiel in der Anlage eines Schulgartens, aber auch in der Publikation pädagogischer Denkschriften wie der 1896 veröffentlichen „Über Reformbestrebungen auf dem Gebiet des naturgeschichtlichen Unterrichts“ fand. Schmeils Schulbücher für den Naturkundeunterricht verließen die bisherige morphologische Betrachtungsweise hin zu einem Beobachten der Natur und dem Entdecken kausaler Zusammenhänge. Hierzu war für ihn die Naturbeobachtung unabdingbare Voraussetzung. Unter diesen Gesichtspunkten schuf Schmeil ab 1898 Lehrbücher der Zoologie und Botanik. Ab 1900 veröffentlichte er für Schüler gekürzte Leitfäden und Grundrisse. In seine Werke bezog er die Menschenkunde und Gesundheitslehre mit ein. Seine Bücher zeichneten sich durch einen leicht verständlichen Text, Tafeln, Zeichnungen und, erstmals für ein Biologielehrbuch, auch Fotografien aus.

Andauernde Bekanntheit erreichte er mit dem Pflanzenbestimmungsbuch „Flora von Deutschland und seinen angrenzenden Gebieten“ (Schmeil-Fitschen), das in Zusammenarbeit mit dem Magdeburger Lehrer Jost Fitschen entstand und erstmals 1903 erschien. Das Buch hat mittlerweile unter wechselnden Bearbeitern über 90 Auflagen erlebt und ist nach wie vor ein Standardwerk für Botaniker. Es wurde in zahlreiche Sprachen und auch in die Blindenschrift übersetzt. Die Gesamtauflage beträgt mittlerweile mehr als 2 Millionen Exemplare.

Schmeil verließ den Schuldienst 1904, um sich stärker seiner Autorentätigkeit widmen zu können. Vom preußischen Kultusministerium erhielt er für seine Verdienste 1904 den Professorentitel verliehen. Den Rest seines Lebens war er als Fachbuchautor tätig. Zunächst ging Schmeil nach Marburg, dann nach Wiesbaden. 1908 zog er nach Heidelberg, wo er sich eine Villa im Schloss-Wolfsbrunnenweg errichten ließ und wo ihm die Sammlung der Universität zur Verfügung stand.

Werke

  • Beiträge zur Kenntnis der Süsswasser-Copepoden Deutschlands mit besonderer Berücksichtigung der Cyclopiden, 1891, Dissertation, in Zeitschrift für Naturwissenschaft 64, 1891
  • Deutschlands freilebende Süsswasser-Copepoden, in Bibliotheca zoologica, 1892, 1893
  • Über die Reformbestrebungen auf dem Gebiet des naturgeschichtlichen Unterrichts, 1896
  • Lehrbuch der Zoologie, 1898
  • Leitfaden der Zoologie, 1900
  • Lehrbuch der Botanik, 1903
  • Der Mensch, 1904 (Ab 85. Auflage 1936 im Sinne der nationalsozialistischen Rassenhygiene bearbeitet von Paul Eichler, mit dem Untertitel Menschenkunde, Gesundheitslehre, Vererbungslehre, Rassenhygiene, Familienkunde, Rassenkunde, Bevölkerungspolitik)
  • Leitfaden der Botanik, 1905
  • Schmeils Biologisches Unterrichtswerk: Pflanzenkunde
  • Schmeils Biologisches Unterrichtswerk: Tierkunde
  • Flora von Deutschland und seinen angrenzenden Gebieten, 1903 (gemeinsam mit Fitschen); Auflage Februar 2003 als Flora von Deutschland und angrenzender Länder, ISBN 3-494-01328-4.

Literatur

  • Hermann Grünzel: Magdeburger Biographisches Lexikon. 2002, Magdeburg, ISBN 3-933046-49-1
  • Martin Wiehle: Magdeburger Persönlichkeiten. 1993, Magdeburg, ISBN 3-910146-06-6
  • Anette Schenk: Otto Schmeil Leben und Werk. 2000, Heidelberg, ISBN 3-932608-17-8

Weblinks


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