- Franziskanerin
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Franziskanerinnen ist ein Oberbegriff für verschiedene römisch-katholische Ordensgemeinschaften von Frauen, die sich in Ihren Statuten an der Drittordensregel des heiligen Franziskus orientieren (zur Ordensregel vgl. Franziskaner). In welchem Umfang die Franziskus-Regel übernommen und durch eigene Akzente ergänzt oder modifiziert wird, ist von Gemeinschaft zu Gemeinschaft unterschiedlich. Die Mehrzahl heutiger Franziskanerinnen ist in sozial-caritativen Arbeitsfeldern aktiv.
Inhaltsverzeichnis
Historische Entwicklung
Die ältesten Gemeinschaften haben ihren historischen Ursprung in der religiösen Armutsbewegung des 13. Jahrhunderts. Diese Armutsbewegung beinhaltete auch eine starke Frauenbewegung (siehe auch Beginen). Die entstehenden Frauengemeinschaften wiesen zwar absolut selbständige geistliche Impulse und religiöse Züge auf, konnten sich gegenüber den kirchlichen Autoritäten jedoch nicht mit eigenen Ordensregeln durchsetzen (eine Ausnahme bilden in dieser Zeit nur die Klarissen).
Vor allem aus Angst vor Häresien und religiöser Schwärmerei war die kirchliche Integration der entstehenden Gemeinschaften ein wichtiges Anliegen der päpstlichen Kurie. Die übliche Realisierung dieses Ziels bestand darin, die neuen Frauengemeinschaften zur Übernahme bereits bestehender Ordensregeln zu verpflichten oder sie etablierten männlichen Ordensgemeinschaften zu unterstellen. Neben den Dominikanern standen hier vor allem die Franziskaner zur Auswahl. Die meisten der im 13. und 14. Jahrhundert auf diese Weise zu Franziskanerinnen gewordenen kleinen Gemeinschaften, die meist einzelne Gründungen ohne Filialen waren, starben im Dreißigjährigen Krieg aus, wurden in der Säkularisation verboten oder während der französischen Besatzungszeit aufgehoben. Die übrig gebliebenen Gemeinschaften wie die Dillinger Franziskanerinnen und die Sternfrauen in Augsburg stellen seltene Ausnahmen dar.
Das 19. Jahrhundert erlebte nach dem Ende des Kulturkampfes ein starkes Wachstum an neuen sozial-karitativ tätigen Frauengemeinschaften, die sich oft von den Idealen des heiligen Franziskus angezogen fühlten und ihre Satzungen an der franziskanischen Drittordensregel anlehnten. Erstmals entstand hier ein neuer Typ von Ordensfrau: Lebten Ordensschwestern bisher eher im Raum ihrer abgeschlossenen Klöster ein vorrangig beschauliches Leben, so streben die neuen Ordensfrauen hinaus in die Welt, um mit sozialem Engagement Elend und Nöte der Menschen zu lindern.
Anders als im 13. Jahrhundert war die kirchliche Einbindung dieser neuen Gemeinschaften seltener durch Eingriffe seitens der kirchlichen Autoritäten geprägt, die Orientierung an der franziskanischen Regel eher freiwillig. Viele Gemeinschaften wurden zunächst aus der Initiative eines Gemeindepriesters und einzelner junger Frauen gegründet, die sich von der Not der Menschen angesprochen fühlten, und wuchsen dann schnell in ihrer Mitgliederzahl an, so dass Neugründungen von Filialen in weitem Umkreis möglich wurden.
Ein Grund für die Möglichkeiten zu eigenen Entscheidungen war auch eine Veränderung im Kirchenrecht: Die neuen Gemeinschaften wurden nicht als Orden eingestuft, sondern als Kongregationen oder Gesellschaften Apostolischen Lebens (vgl. Ordensgemeinschaft), die juristisch einen größeren Freiraum besitzen. Die meisten Gemeinschaften waren zunächst einem Bischof unterstellt, manche wechselten später den Status zu einer Kongregation päpstlichen Rechts, wenn die Filialgründungen die Bistumsgrenzen überschritten oder sogar Auslandsmissionen umfassten.
Franziskanerinnen gibt es heute in einer Vielzahl von verschiedenen Kongregationen mit je eigener Geschichte und Gemeinschaftsregel. Die Größe der Gemeinschaften variiert erheblich. Nach den Angaben des Annuario Pontificio von 1992 (mit Zahlen von 1990) bildeten die Missionsfranziskanerinnen Mariens mit 8474 Mitgliedern weltweit die größte franziskanische Frauenkongregation.
Liste franziskanischer Frauengemeinschaften
Es ist kaum möglich, eine vollständige Liste aller Niederlassungen der verschiedenen franziskanischen Frauenkongregationen zu erstellen. Im Unterschied zu monastischen Orden leben die Schwestern zum größten Teil in kleinen Wohngemeinschaften, häufig in gemieteten Häusern oder Wohnungen in der Nähe ihrer Wirkungsstätte. Diese Konvente bestehen oft nur einige Jahre oder Jahrzehnte, so lange die Tätigkeit der Schwestern vor Ort besteht. Das Mutterhaus und je nach Aufgabenbereich auch einzelne Konvente befinden sich jedoch gelegentlich auch in alten Klöstern, die in der Säkularisation enteignet und später den neu entstehenden Frauenorden zur Verfügung gestellt wurden.
Die Kongregationen in der Tabelle sind alphabetisch nach Mutterhaus geordnet.
A bis G
offizieller Name der Kongregation weitere gebräuchliche Namen Mutterhaus/Provinzialat weitere Niederlassungen Gründungsjahr Sigel Armen-Schwestern vom Heiligen Franziskus Schervierschwestern, Aachener Franziskanerinnen Aachen Deutschland, Belgien, USA, Italien 1845 SPSF Hospitalschwestern der hl. Elisabeth von Aachen Elisabethinen Aachen Deutschland, Österreich, Luxemburg, Tschechien, Kanada 1622 OSE Kongregation der Schwestern von der Schmerzhaften Mutter Abenberger Schwestern Abenberg bzw. Rom (Generalat) Österreich, Deutschland, USA, Brasilien, Italien 1883 SSM Franziskanerinnen von der Buße Franziskanerinnen von Aiterhofen Aiterhofen Deutschland, Brasilien, Bolivien um 1850 Kongregation der Schulschwestern vom 3. Orden des heiligen Franziskus Franziskanerinnen von Amstetten Amstetten Österreich 1823 Barmherzige Schwestern vom 3. Orden des heiligen Franziskus Franziskanerinnen von Arnstorf Arnstorf Deutschland Franziskanerinnen von Au am Inn Au am Inn Deutschland, Brasilien 1854 Franziskanerinnen von Maria Stern Sternfrauen, Sternschwestern Augsburg Deutschland, Brasilien, Kongo, Mosambik 1258 OSF Schwestern von der Göttlichen Vorsehung Baldegger Schwestern, früher Dienst- und Lehrschwestern bei Sankt Jost zu Baldegg Baldegg (Schweiz) Schweiz, Tansania, Äthiopien, Papua-Neuguinea 1830 OSF Franziskanerinnen von der Unbefleckten Empfängnis Franziskanerinnen von Bonlanden Bonlanden Württemberg, Brasilien, Paraguay 1855 OSF Franziskanerinnen vom Heiligsten Herzen Jesu Rekollektinnen Bonn Belgien, Deutschland 1623 Immakulataschwestern vom Seraphischen Apostolat Brandenburg in Schwaben Süddeutschland 1929 Tertiarschwestern von Brixen Schulschwestern vom 3. Orden des heiligen Franziskus Seraphikus Brixen Südtirol, Österreich, Kamerun, Bolivien 1700 Dillinger Franziskanerinnen Dillingen an der Donau Deutschland, Brasilien, USA, Brasilien, Indien 1241 OSF Schwesternschaft vom 3. Orden des hl. Franziskus in Ecksberg Ecksberger Schwestern Ecksberg bei Mühldorf am Inn Süddeutschland 1871/1938 Franziskanerinnen von Erlenbad Kongregation der Schulschwestern vom Hl. Franziskus, School Sisters of St. Francis Erlenbad (Obersasbach) / Milwaukee (Wisconsin) USA, Deutschland, Schweiz, Honduras, Südamerika, Indien 1859 bzw. 1873 SSSF Barmherzige Schwestern von der hl. Elisabeth Essen-Bredeney Nordrhein-Westfalen 13. Jahrhundert / 1843 Franziskusschwestern der Familienpflege Dienerinnen der seraphischen Liebe Essen-Bedingrade Bielefeld, Gladbeck, Harsewinkel, Schleiden, Paderborn 1919 Franziskanerinnen von der Hl. Familie Eupener Franziskanerinnen Eupen, Mayen Aachen, Köln, Hennef, Belgien, Niederlande, Kongo 1857 Franziskaner-Missionsschwestern von Maria Hilf Frastanz (Österreich) Österreich, Schweiz, Ecuador, Kolumbien, Brasilien 1888 FMMH Barmherzige Schwestern vom heiligen Kreuz Kreuzschwestern von Gemünden Gemünden am Main/ Ingenbohl (Schweiz) 1844 SCSC Franziskanerinnen vom Göttlichen Herzen Jesu Franziskanerinnen von Gengenbach Gengenbach Süddeutschland, Schweiz, Chile, Peru 1866 OSF Nazarethschwestern vom hl. Franziskus Kongregation der Nazarethschwestern vom hl. Franziskus e.V. Goppeln (bei Dresden) Sachsen 1923 Franziskanerinnen von der Unbefleckten Empfängnis Grazer Schulschwestern (nicht zu verwechseln mit den gleichnamigen Bonlandener Schwestern) Generalat in Graz (Österreich), Mutterhaus in Algersdorf Österreich, Slowenien, Montenegro, Brasilien, Südafrika, Frankreich 1843 H bis M
offizieller Name der Kongregation weitere gebräuchliche Namen Mutterhaus/Provinzialat weitere Niederlassungen Gründungsjahr Sigel Barmherzige Schwestern vom heiligen Kreuz Franziskanerinnen vom Gnadensee, Kreuzschwestern von Hegne Hegne / Ingenbohl (Schweiz) 1856 SCSC Schwestern von der Buße und der christlichen Liebe Heiligenbronner Schwestern Heiligenbronn (Württemberg) Diözese Rottenburg-Stuttgart 1857 Schwestern vom Hl. Paulus Paulusschwestern Herxheim bei Landau/Pfalz Bistum Speyer, Bistum Passau, Bistum Bethlehem in Südafrika 1896 Barmherzige Schwestern vom heiligen Kreuz Ingenbohler Schwestern, Kreuzschwestern Ingenbohl (Schweiz) Schweiz 1856 SCSC Franziskaner-Tertiarinnen vom Hl. Johannes Gnadenthaler Schwestern Ingolstadt Süddeutschland 1276 Krankenschwestern vom Dritten Orden Innsbruck Franziskanerinnen des Crescentiaklosters Kreszentiaschwestern von Kaufbeuren Kaufbeuren Deutschland, Kroatien, Bosnien 1315 Franziskusschwestern Kleve 4 Häuser im Bistum Münster 1923 Franziskus-Schwestern Krefeld mehrere Häuser in Nordrhein-Westfalen 1919 Schwestern des Dritten Ordens Kronburg (Österreich) 1867 Solanusschwestern Landshut Deutschland, China, Südafrika 1926 Schwestern von der Unbefleckten Empfängnis Leitershofen Franziskusschwestern von Linz Linz (Österreich) Franziskanerinnen von der Buße und der christlichen Liebe Lüdinghausener Franziskanerinnen Lüdinghausen / Huythuisen (Niederlande) Deutschland, Niederlande, Indonesien, Timor, Philippinen, Nordamerika, Tansania, Brasilien 1835 OSF Schwestern der Heiligen Elisabeth Elisabethinnen Luxemburg (Stadt) Luxemburg, Deutschland Franziskanerinnen von der Barmherzigkeit Luxemburger Franziskanerinnen Luxemburg (Stadt) Luxemburg, Deutschland, Belgien, Frankreich, Italien, Taiwan 1848 Arme Franziskanerinnen von der Heiligen Familie Mallersdorfer Schwestern Mallersdorf-Pfaffenberg Deutschland, Rumänien, Südafrika 1855 OSF Schwestern vom heiligen Kreuz Lehrschwestern vom heiligen Kreuz, Menzinger Schwestern Menzingen (Schweiz) Schweiz, Deutschland 1844 Franziskanerinnen von Mindelheim Mindelheim Deutschland 1456 Krankenschwestern vom Regulierten Dritten Orden des hl. Franziskus Mauritzer Franziskanerinnen Münster-St. Mauritz Deutschland, USA, Niederlande, Polen, Haiti, Tansania, Japan, Indien 1844 OSF Missionsschwestern von Münster (Bäckergasse) Münster (Westfalen) 1910 Kongregation der Schulschwestern des hl. Franziskus Schulschwestern, Franziskanerinnen von Christus dem König Mostar (Bosnien) Kroatien, Bosnien, Slowenien, Deutschland 1869 Kreszentia-Schwestern München 1860 Blaue Schwestern von der hl. Elisabeth München nur ein Konvent 1901/1951 Schwesternschaft der Krankenfürsorge des Dritten Ordens München Süddeutschland 1902 N bis Z
offizieller Name der Kongregation weitere gebräuchliche Namen Mutterhaus/Provinzialat weitere Niederlassungen Gründungsjahr Sigel Franziskanerinnen Missionarinnen Mariens Neuss Deutschland FMM Franziskanerinnen der Erneuerung New York USA 1988 Franziskanerinnen von der Buße und der christlichen Liebe Nonnenwerther Franziskanerinnen Nonnenwerth bei Remagen / Huythuisen (Niederlande) Deutschland, Niederlande, Indonesien, Timor, Philippinen, Nordamerika, Tansania, Brasilien 1835 OSF Schwestern vom Göttlichen Erlöser Niederbronner Schwestern Oberbronn (Elsass) Deutschland, Angola, Argentinien, Frankreich, Kamerun, Indien, Niederlande, Österreich, Portugal 1849 Franziskanerinnen von der ewigen Anbetung zu Olpe Olper Franziskanerinnen Olpe Deutschland, Nordamerika, Philippinen, Brasilien 1860 OSF Franziskanerinnen Missionärinnen von Unserer Lieben Frau Franziskanerinnen von Calais Paris Frankreich, Deutschland, Madagaskar, Portugal 1854 Ramersdorfer Franziskanerinnen Ramersdorf-Perlach 1623 Arme Franziskanerinnen auf dem Reutberg Reutberg bei Sachsenkam Deutschland 1618 Schwestern der christlichen Barmherzigkeit Franziskanerinnen von Reute Reute Deutschland, Indonesien, Brasilien 1403 /1853 OSF Franziskanerinnen des Klarissenklosters St. Anna, Riedenburg Riedenburg (Niederbayern) 1860 Schulschwestern vom 3. Orden des Hl. Franziskus Halleiner Schulschwestern Salzburg (Österreich) Österreich, Bolivien, Argentinien, USA 1723/1823 HSF Kongregation der Franziskanerinnen von Salzkotten Franciscanae Cordis Jesu et Mariae Salzkotten Deutschland, Rumänien, Malawi 1860 FCJM Kongregation der Dienerinnen der Göttlichen Vorsehung Franziskanerinnen von Schönbrunn Schönbrunn Deutschland 1911 Franziskanerinnen der ewigen Anbetung Schwäbisch Gmünd Deutschland 1902 Franziskanerinnen vom hl. Josef Josefschwestern Schweich bei Trier, Valkenburg (NL) Deutschland, Niederlande, Italien, Angola, Honduras, Brasilien 1867 FSJ Franziskanerinnen von Sießen Sießener Franziskanerinnen Sießen Baden-Württemberg, Brasilien, Südafrika 1854 OSF Schwesternschaft des Seraphischen Liebeswerkes Solothurn (Schweiz) 1924 Franziskanerinnen vom hl. Martyrer Georg Thuiner Franziskanerinnen Thuine Norddeutschland, Niederlande, Japan, USA, Indonesien, Tansania, Brasilien, Papua-Neuguinea 1869 FMA St.-Joseph-Kongregation Ursberg Franziskanerinnen von Ursberg, Congregatio Sancti Josephi Ursberg Deutschland, Rumänien 1897 CSJ Kongregation der St. Franziskusschwestern von Vierzehnheiligen Vierzehnheiligen bei Bad Staffelstein Deutschland, Peru, Indien 1890 Arme Schulschwestern vom 3. Orden des hl. Franziskus Seraphikus Schulschwestern, Franziskanerinnen von Vöcklabruck Vöcklabruck (Österreich) Österreich, Deutschland, USA, Kasachstan 1861 Franziskanerinnen von der allerseligsten Jungfrau Maria von den Engeln Waldbreitbacher Franziskanerinnen Waldbreitbach Deutschland, USA, Niederlande, Brasilien 1863 FBMVA Franziskanerinnen von der christlichen Liebe Hartmannschwestern Wien Österreich, Italien, Argentinien, Paraguay 1857 SFCC Franziskaner-Schulschwestern Wien 1845 Töchter der christlichen Liebe Wien 1848 Missionärinnen Mariens Wien Dienerinnen der heiligen Kindheit Jesu vom Dritten Orden des heiligen Franziskus Oberzeller Franziskanerinnen, Zeller Schwestern Zell am Main bei Würzburg Deutschland, Südafrika 1855 Schwesternbund Unserer Lieben Frau Zug (Schweiz) 1933 Weblinks
- Liste aller deutschsprachigen Websites der Franziskanerinnen
- http://www.orden.de/ordgem/ostatsf.php (allgemeine Statistik der Frauenorden in Deutschland)
Literatur
- Grundmann, Herbert, Religiöse Bewegungen im Mittelalter, erw. Neuausgabe (1. Aufl. 1935), Darmstadt 1977. (enthält im Anhang den u.g. Artikel)
- Ders., Neue Beiträge zur Geschichte der religiösen Bewegungen im Mittelalter, in: Archiv für Kulturgeschichte 37 (1955), 129-182.
- Annuario Pontificio, Libreria Editrice Vaticana, ISBN 8820976781 (jährlich erscheinendes Register und Statistiken zur römisch-katholischen Weltkirche)
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