Franziskanerkloster Berchtesgaden

Franziskanerkloster Berchtesgaden
Berchtesgaden Franziskanerkirche

Das Franziskanerkloster Berchtesgaden ist ein Kloster der Franziskaner-Reformaten in Berchtesgaden in Bayern in der Erzdiözese München und Freising. Zum Kloster gehört die Franziskanerkirche (eigentlich: Unserer lieben Frau am Anger).

Inhaltsverzeichnis

Gebäude und Geschichte

Anfänge als Frauenkloster

Die Ursprünge der Klosteranlage gehen etwa auf das Jahr 1400 zurück, als das bisherige, ungünstig im Nonntal unterhalb des Locksteins gelegene Frauenkloster von den Augustinerinnen aufgegeben wurde.[1] Der Augustinerinnen-Frauenkonvent war als Kanonissenstift im frühen 12. Jahrhundert im Zuge der Gründung des Klosterstifts Berchtesgaden durch die Augustiner-Chorherren entstanden.[2][3] Nachdem das Gebäude bereits gut zehn Jahre leer stand, wurde das Frauenkloster 1564 durch den Stiftspropst und späteren ersten Fürstpropst Wolfgang II. Griesstätter zu Haslach endgültig aufgelöst.[4][2]

Die Franziskanerkirche

Die Franziskanerkirche wurde noch zu Zeiten des Frauenklosters in den Jahren 1480 bis 1488 erbaut und Unserer lieben Frau am Anger geweiht, laut Feulner jedoch analog zu einer Jahreszahl am Seitenportal erst 1519 unter Stiftspropst Gregor Rainer fertiggestellt.[5]

Die zweischiffige Kirche hat ein spätgotisches Netzrippengewölbe mit Fresken aus der Zeit der Frührenaissance (um 1560), die den Stammbaum Jesu abbilden. Die Inneneinrichtung der Kirche wurde im Lauf der Jahrhunderte des Öfteren umgestaltet, ihr heutiges Inventar ist neugotisch. Abgeschlossen wird der Kirchenbau von einer barocken Gnadenkapelle mit einem Gnadenbild der „Ährenmadonna“ aus dem Jahr 1450.[1]

Übereignung an die Franziskaner

Den Franziskanern übereignet und „Maria Verkündigung“ geweiht wurde das Kloster 1695 durch Joseph Clemens von Bayern, Kurfürst und Erzbischof von Köln, der als Administrator der Fürstpropstei Berchtesgaden zugleich ihr Fürstpropst war. Das Kloster diente erst als Hospiz, ab 1715 als Konvent.

1810 kam Berchtesgaden an Bayern. Das Kloster schien zum Aussterben verurteilt, wurde aber nicht offiziell aufgehoben. Im April 1825 schickte das Rentamt Berchtesgaden, das offenbar die komplette Klosterbibliothek ausgehoben hatte, 105 ausgewählte Bände der Bibliothek nach München. Der weit größere Teil mit etwa 3000 Bänden ist heute Teil der Pfarrbibliothek Berchtesgaden. Im Oktober 1835 gewährte König Ludwig I. von Bayern den Fortbestand des Klosters als Hospiz.[6]

Nach dem Sturz der Monarchie durch die Novemberrevolution von 1918 bildete sich der Verein "Freunde der Franziskaner", der sich für den Erhalt des Klosters einsetzte. In den Jahren der Wirtschaftskrise von 1930 bis 1934 hatten die Franziskaner mit dem Verteilen der „Klostersuppe“ die Not vieler arbeitsloser Berchtesgadener ein wenig zu lindern vermocht.

Während der NS-Zeit versuchten die Machthaber das Kloster aufzulösen. Laut Rudolf Kriß hatten sich in dieser Zeit insbesondere die Berchtesgadener Weihnachtsschützen beim Einsatz für das Kloster hervorgetan und deren Vorstandsmitglied Brandner war deshalb als einziger Berchtesgadener Postbeamter zur Wehrmacht eingezogen worden.[7][8] Am 9. März 1941 kam es zur Beschlagnahme des Klosters zugunsten der Kinderlandverschickung und am 9. April 1941 mussten die Klosterbrüder ihre Zellen verlassen. Der römisch-katholische Pfarrer Berchtesgadens hat ihnen darauf einige Räume des Pfarrhofes bzw. des Mesnerhauses bis zum Ende des Krieges zur Verfügung gestellt. Die Klosterräumlichkeiten erwiesen sich als ungeeignet für die Kinder, doch anstatt sie den Franziskanern zurückzugeben, wurden sie in Teilen für das Amtsgericht zweckentfremdet, das dort bis zur bayerischen Gebietsreform von 1972 seinen Sitz hatte. Erst im August 1945 konnten die Franziskaner wieder in ihr Kloster zurück.[9]

Derzeitige Nutzung

Das Franziskanerkloster Berchtesgaden sollte 1985, nach 290 Jahren, aufgrund des mangelnden Nachwuchses aufgegeben werden, doch 1986 gewann die Ordensleitung der Franziskaner (OFM) polnische Mitbrüder aus der Provinz Kattowitz, die im Mai 1987 in das Kloster zogen und seitdem dort wieder seelsorgerische Dienste leisten.[10]

Im Klostergebäude befinden sich bis heute das Kloster sowie eine Informationsstelle des Nationalparks Berchtesgaden.

Einzelnachweise

  1. a b stiftskirche-berchtesgaden.de Zur Franziskanerkirche
  2. a b datenmatrix.de Zu: Berchtesgaden, Chorherrenstift in „Haus der Bayerischen Geschichte“
  3. Dieter Albrecht: Die Fürstpropstei Berchtesgaden in: Max Spindler, Andreas Kraus (hrsg.): Handbuch der bayerischen Geschichte, S. 290 (Eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche).
  4. Manfred Feulner: Berchtesgaden - Geschichte des Landes und seiner Bewohner. S. 102-103
  5. Manfred Feulner: Berchtesgaden - Geschichte des Landes und seiner Bewohner. S. 50-51
  6. books.google.com Annemarie Spethmann: Historische Kataloge der Bayerischen Staatsbibliothek München, S. 170
  7. Kriß, Rudolf: Die Weihnachtsschützen des Berchtesgadener Landes und ihr Brauchtum. 4. Aufl. Berchtesgaden (Berchtesgadener Anzeiger) 1994, S. 93 - 95.
  8. Fröhlich, Elke und Broszat, Martin: Bayern in der NS-zeit, S. 207 mit Zitaten nach Rudolf Kriß.
  9. Hellmut Schöner (Hrsg.): Berchtesgaden im Wandel der Zeit – Ergänzungsband I. S. 315 f. - erwähnt die Initiative der Weihnachtsschützen nicht
  10. datenmatrix.de Angelika Schuster-Fox: Berchtesgaden, Franziskanerkloster: Seelsorger der Fürstpropstei – Franziskaner in Berchtesgaden

Weblinks

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