Französisches Kaisertum

Französisches Kaisertum
Die Freiheit führt das Volk“ von Eugène Delacroix, ein Sinnbild für die Geschichte der Grande Nation

Inhaltsverzeichnis

Die Anfänge unter den Karolingern

Teilung des Karolingerreichs im Vertrag von Verdun

Die Geschichte Frankreichs als eigenständiges Gemeinwesen begann 843 mit der Teilung des Frankenreichs im Vertrag von Verdun. Die Söhne des Karolingerkaisers Ludwig I. des Frommen (814-40) teilten das Reich in einen östlichen, einen mittleren und einen westlichen Teil. Erster König dieses Westfränkischen Reichs, dessen Wurzeln schon in den früheren Reichsteilen Neustrien und Austrasien begründet liegen, wurde Karl II. der Kahle (843-77); dies kann als Ursprung des heutigen Frankreichs betrachtet werden, wobei der Vertrag von Coulaines 843 nachträglich gleichfalls als Gründungsurkunde erscheint, da er in dem Teilreich ein eigenständiges Verfassungssystem begründete. Französische Gelehrte greifen teils auch weiter in der Geschichte aus und sehen Chlodwig I. oder sogar den sagenhaften Faramund (französisch Pharamond, frühes 5. Jahrhundert) als ersten König an.

Wie im Ostfrankenreich bilden sich große Territorien: Die Herzogtümer Franzien, Aquitanien (Guyenne), Gascogne, Bretagne und Normandie, die Grafschaften Champagne, Grafschaft Toulouse, Barcelona, Grafschaft Flandern, sowie die Markgrafschaft Gothien. Ursprünglich wurde im Frankenreich das Königreich unter allen Söhnen aufgeteilt. Dies wurde anfangs auch in den drei fränkischen Teilreichen beibehalten. Schon bald änderte sich dies und es bildete sich eine Art staatliche Identität im Westen, Osten sowie in Italien heraus. Das Mittelreich Lotharingien wurde dabei ab 925 endgültig dem Ostreich zugeschlagen. Verbunden war diese Änderung der Sichtweise mit Dynastiewechseln, mit der Einführung neuer Namen für die Reiche sowie mit dem Wechsel von der Erb- zur Wahlmonarchie; durch die Praxis, die Herrschersöhne schon zu Lebzeiten der Väter zu krönen und an der Macht zu beteiligen, wurde in West- und Ostfranken die dynastische Herkunft dominierend. Anders als in Ostfranken/Deutschland, wo die Karolinger 911 ausstarben und während des gesamten Mittelalters nie mehr als fünf Herrscher derselben Dynastie ununterbrochen aufeinanderfolgten, spielten in Westfranken/Frankreich dynastische Kontinuität und das Geblütsrecht bis ins 19. Jahrhundert eine wesentliche Rolle, und die Könige erreichten Anfang des 13. Jahrhunderts sogar die Errichtung einer Erbmonarchie.

Anfangs hatte Westfranken eine starke Stellung unter den Karolingerreichen. Karl II. der Kahle konnte Italien erwerben und wurde 875 zum Kaiser gekrönt. Durch den frühen Tod seines Sohnes und seiner beiden Enkel löste sich das Reich jedoch auf: 877 wurden Niederburgund (Arelat) und 888 Hochburgund selbständige Königreiche, und auch die Herrschaft in Italien konnte nicht aufrechterhalten werden. 880 musste der Anspruch auf Lothringen aufgegeben werden, das an Ostfranken fiel. 884 wurde der ursprünglich ostfränkische König und Kaiser Karl III. der Dicke (881-87) Herrscher auch des Westfränkischen Reichs. Nach dessen Passivität angesichts der normannischen Bedrohung wurde jedoch Karl zur Abdankung gezwungen (Reichstag von Tribur) und 888 mit Graf Odo von Paris aus dem Geschlecht der Robertiner ein erster Gegenkönig in Westfranken gewählt. Die Karolinger behaupteten sich zwar im Westfrankenreich noch hundert Jahre, die Macht lag während dieser Zeit jedoch in den Händen der Robertiner.

Zu einem Machtfaktor entwickelte sich das burgundische Kloster Cluny und die von ihm ausgehende monastische Reformbewegung (Cluniazensische Reform). Der Stifter von Cluny, Herzog Wilhelm der Fromme von Aquitanien, gab dem 910 gegründeten Kloster eine von jeder weltlichen und bischöflichen Gewalt freie Verfassung; es war lediglich dem Papst unterstellt. König Heinrich I. des Ostfrankenreiches (919-36) erteilte dem Kloster das Privileg, Tochterklöster zu gründen und die Reform auch auf diese zu übertragen. Begünstigend für die Ausbreitung war nicht zuletzt das Machtvakuum im Grenzgebiet von Frankreich, Deutschem Reich und dem Arelat, sodass sich die cluniazensische Reform rasch ausbreitet - vor allem im westfränkischen Reich. Das Kloster wuchs im Laufe der Zeit zu einem zentralisierten Mönchsstaat, dem im 12. Jahrhundert über 200 Abteien und Priorate unterstellt waren. Cluny entwickelte sich neben dem römisch-deutschen Kaiser zum zweiten bedeutenden abendländischen Machtfaktor dieser Zeit und trug wesentlich zum Mitte des 11. Jahrhunderts eskalierenden Investiturstreit bei.

Nach dem Aussterben der Karolinger wurde 987 Herzog Hugo Capet von Franzien, ein Nachfahre des Gegenkönigs Robert I. aus dem Geschlecht der Robertiner, mit Unterstützung der Kaiserin Theophanu König von Frankreich und begründete die später so genannte Kapetinger-Dynastie.

1066 konnte Herzog Wilhelm der Eroberer England erobern. Er war gleichzeitig Vasall des französischen Königs. Das englische Königshaus entwickelte sich zur größten Bedrohung für die französische Krone über die nächsten vier Jahrhunderte.

Der Aufstieg des Königtums unter den Kapetingern

Gotische Kathedrale (hier: Notre-Dame de Paris), prominenter 'Exportartikel' des aufstrebenden französischen Königtums
Der Montségur, letzte Bastion der Katharer in den Albigenserkriegen
Papstpalast in Avignon

Der Aufstieg der Kapetinger setzt ein mit Ludwig VI. dem Dicken (1106-37); durch Ausbildung des Lehnsrechts und Privilegierung der Städte kann er die Stärkung der Krone auf Kosten des niederen Adels einleiten. Ein französisches Nationalgefühl entsteht durch den Angriff Kaiser Heinrichs V. 1124 und durch die Kreuzzüge, in denen sich die Franzosen als ‚auserwähltes Werkzeug Gottes‘ verstehen. Ludwig stellt eine Verbindung zum Papsttum her zum ‚Schutz gegen Deutschland’. Sein Kanzler, der Zisterzienserabt Suger, stellt weiterhin eine Verbindung zwischen der Krone und den Zisterziensern her. Sein Kirchenbau, die Basilika Saint-Denis ist Stein gewordener Herrschaftsanspruch und verkörpert als Initialbau der Gotik, die über die nächsten 250 Jahre die europäische Baukunst dominieren wird, die gewachsene Bedeutung Frankreichs.

Unter Ludwig VII. (1137-80) widerfährt der Krone ein ernster Schlag: Ludwigs geschiedene Frau Eleonore von Poitou und Aquitanien heiratet 1152 Heinrich Plantagenet, Herzog der Normandie, Graf von Anjou, Maine und Touraine, der 1154 auch König von England wird. Das Angevinische Reich nimmt damit etwa die Hälfte des französischen Staatsgebiets ein. Ludwigs Sohn Philipp II. August (1180-1223) kann England im Schulterschluss mit den Staufern aus dem Gebiet nördlich der Loire verdrängen (1214: Schlacht bei Bouvines), und Ludwig IX. der Heilige (1226-70) kann 1259 die Angevinen auf einen kleinen Bereich im Südwesten des Reichs (Gascogne und Aquitanien) beschränken. Der englische König Heinrich III. (England) muss zudem Ludwig IX. als Lehnsherrn anerkennen.

Ein weiterer nahezu unabhängiger Vasall ist der Graf von Toulouse, der neben der Grafschaft Toulouse auch über das Languedoc gebot. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts unterscheidet sich der französische Süden kulturell und mit dem Okzitanischen sogar sprachlich deutlich vom Norden. Die “Ketzerei” im südöstlichen Teil des Reichs ist Auslöser der Albigenserkriege (1209-29). Erste Ziele der mit äußerster Brutalität vorangetriebenen „Bekehrung“ sind Béziers und Carcassonne. Ursprünglich ausgelöst durch den Papst, spielen ab 1216 religiöse Fragen dabei nur noch eine untergeordnete Rolle - die Kriegführung hat jetzt der König an sich genommen. Die Krone ist auch hier siegreich, und Toulouse und das Languedoc fallen bis 1271 ebenfalls an sie. Der Papst übernimmt die Verfolgung der Ketzer (‚Katharer’); die zu diesem Zweck gegründete Inquisition erhält beinahe uneingeschränkte Macht im Languedoc. In der Region kommt es hierauf immer wieder zu Aufständen; 1244 wird in einem letzten Kriegszug die Festung Montségur erobert.

1226 gelingt Ludwig VIII. (Frankreich), was in Deutschland bis in die Neuzeit allen Herrscherfamilien verwehrt bleibt, nämlich das Reich zur Erbmonarchie zu machen. Nach dem Tod Kaiser Friedrichs II. im Jahre 1250 ist Ludwig IX. der mächtigste Herrscher des Abendlandes.

1246 vergibt König Ludwig IX. die 1204 von den Plantagenets an die Krone zurückgefallene Grafschaft Anjou an seinen jüngeren Bruder Karl und begründet so das Haus Anjou. Anjou erwirbt in der Folge exterritoriale Gebiete: 1246 die Grafschaft Provence im römisch-deutschen Kaiserreich, 1266-1442 das Königreich Neapel (päpstliches Lehen aus dem staufischen Erbe), 1278-83 das Fürstentum Achaia (im von den Kreuzfahrern gebildeten Lateinischen Kaiserreich).

König Philipp IV. der Schöne (1285-1314) stärkt das Königtum weiterhin durch kluge Finanzpolitik, die Liquidierung des Templerordens zugunsten der Krone und die Erweiterung der Domaine royal (Krondomäne) um die Champagne. Der Konflikt mit England verschärft sich aber erneut, und es kommt 1297-1305 zu einer ersten militärischen Auseinandersetzung mit den traditionell pro-englischen Städten in Flandern, in der der König aber letztlich die Oberhand behält.

Auch der Konflikt mit dem Papst um dessen Weltherrschaftsanspruch eskaliert. 1303 setzt Philipp der Schöne den Papst gefangen, und 1309 besiegelt er die Abhängigkeit der Kurie von Frankreich durch deren erzwungene Übersiedlung nach Avignon. Während der nun folgenden mehr als 100-jährigen ‚babylonischen Gefangenschaft’ erfährt die Kirche einen starken Autoritätsverlust.

Die Kapetinger-Dynastie erlischt 1328 im Mannesstamm mit dem Tod König Karls IV.. Ihr folgt die Valois-Dynastie, die ebenfalls im Mannesstamme auf Hugo Capet zurückgeht, auf den Thron (bis 1498).

Der Hundertjährige Krieg und die Herrschaft des Hauses Burgund

Frankreich 1429 bis 1453
Herzog Philipp der Gute von Burgund, Kriegsgegner Königs Karl VII.

Nach dem Tod des letzten Kapetingers wird 1328 nach salischem Erbfolgerecht (männliche Thronfolge) Philipp von Valois, Graf von Anjou, der Cousin des verstorbenen Karl IV. zum neuen König gewählt; er begründet die Valois-Dynastie (bis 1498). Thronansprüche erhebt aber ebenfalls Eduard III. Plantagenet, König von England und Herzog von Aquitanien. Eduard ist Neffe Karls IV. in weiblicher Folge. Vor diesem Hintergrund kommt es 1339 bis 1453 zum Hundertjährigen Krieg. England erzielt große Anfangserfolge und erobert bis 1360 neben Calais den gesamten Nordwesten Frankreichs. Es kommt in Frankreich zu schweren inneren Konflikten – das Land hat zusätzlich zu der Pestepidemie von 1348 unter den Kriegsfolgen und marodierenden Söldnern (Armagnacs) zu leiden. Ab 1369 kann Frankreich den Gegner im Kleinkrieg abnutzen und bis 1380 auf wenige Stützpunkte (Calais, Cherbourg, Brest, Bordeaux, Bayonne) zurückdrängen.

König Johann II. der Gute (1350-64) belehnt seine jüngeren Söhne mit den wichtigen Territorien Anjou, Berry und Burgund. Diese Nebenlinien der Valois haben bis 1477 erheblichen Einfluss im Königreich. Insbesondere das Haus Burgund kann während dieser Zeit einen erheblichen Besitz anhäufen. Einen ersten Schritt dazu unternimmt Philipp der Kühne, Herzog von Burgund (1363-1404), als es 1378 zu einer Auflehnung der flandrischen Städte gegen die kriegsbedingt hohe Steuerlast kommt. Philipp von Burgund kann diesen Aufstand niederschlagen und erhält mit der Hand der flandrischen Gräfin Margarete von Mâle 1384 Flandern, mit dem Artois, Hennegau und der Franche-Comté. Philipp und sein Neffe Ludwig Herzog von Orléans (...) nehmen weiterhin die Regentschaft für den geisteskranken König Karl VI. (1380-1422) wahr, sind aber untereinander in Machtkämpfe verstrickt.

Es kommt zur Staatskrise, als 1415 England erneut den Hundertjährigen Krieg aufgreift. Herzog Philipp der Gute von Burgund (1419-67) stellt sich auf die Seite Englands, als 1419 Anhänger des Dauphin seinen Vater ermorden. England und Burgund besetzen schnell die Normandie und den Norden Frankreichs einschließlich der Krondomäne mit Paris, sowie Aquitanien. Die Rettung entsteht mit Jeanne d'Arc, der so genannten ‚Jungfrau von Orléans’. Diese kann den nationalen Widerstand entfachen, zwingt 1429 England zur Aufhebung der Belagerung von Orléans und führt Karl VII. (1422-61) zur Salbung nach Reims. Schließlich wird sie von den Burgundern gefangen genommen, an die Engländer verkauft und am 30. Mai 1431 auf dem Scheiterhaufen verbrannt. In Frankreich gilt sie seither als Nationalheldin. Von der Römisch-katholischen Kirche wurde sie 1920 heilig gesprochen. 1435 versöhnt sich der König mit Burgund, 1436 wird Paris und 1449-53 schließlich die Normandie zurückerobert – der Krieg schläft daraufhin ein.

Folgen: gallikanische Nationalkirche, Stärkung des Nationalbewusstseins, Entstehung des franz. Einheitsstaats.

In der Zwischenzeit können die Burgunder weiter ihren Herrschaftsbereich ausbauen. Der König konnte 1435 deren Abwendung von England nur durch die Entlassung Burgunds aus der französischen Lehnsabhängigkeit erkaufen. Burgund verdankt seinen Aufstieg der anhaltenden Schwäche der französischen Monarchie. Als jedoch 1461 nach Beilegung des Hundertjährigen Krieges Ludwig XI. den französischen Thron besteigt, ändert sich die politische Lage: Da Burgund nach wie vor als Teil Frankreichs gilt, ist der Zusammenprall unausweichlich. Der Konflikt wird noch durch die aggressive Politik Herzog Karls des Kühnen (1467-77) verschärft, der Burgund zum unabhängigen Königreich erklären will. Er trifft eine entsprechende Vereinbarung mit dem Habsburger Kaiser Friedrich III. (1440-93), der aber im Gegenzug die Hand der burgundischen Erbin Maria für seinen Sohn Maximilian fordert. Dem stimmt Karl letztlich auch zu, kann jedoch die Früchte seiner Politik nicht mehr ernten, da er 1477 in der Schlacht bei Nancy fällt.

Mit dem Erbfall erhebt nun Habsburg Ansprüche auch auf französisches Territorium. Es kommt zum Krieg; erst 1493 wird mit dem Friedensschluss von Senlis entschieden, dass Flandern und das Artois an Habsburg fallen und in das römisch-Deutsche Reich eingegliedert werden. Bei Frankreich verbleiben die übrigen französischen Territorien aus dem burgundischen Erbe (Burgund, Nevers, Picardie).

Der Konflikt mit den Habsburgern

Franz I.
Bourbonisches Wappen von Frankreich und Navarra seit der Vereinigung beider Kronen 1589
Ludwig XIV.
Frankreichs Eroberungen bis in das 18. Jahrhundert

Hauptartikel: Habsburgisch-Französischer Gegensatz

Im Zuge der Italienischen Kriege seit 1495 wurden Spanien und Frankreich zunehmend Machtkonkurrenten. Frankreich versuchte mehrfach Mailand zu annektieren und so die Oberhoheit in Italien zu erlangen. Unter der Regierung Franz I. kam es zu heftigen Auseinandersetzungen mit Kaiser Karl V., der seinen Besitz in Süditalien (Neapel) zu verteidigen suchte. Franz’ Offensivkriege blieben letztlich ohne Folgen.

Sein Nachfolger Heinrich II. unternahm ebenfalls Angriffskriege gegen das Haus Habsburg, die nur mäßige Erfolge brachten. Durch die Unterzeichnung des Friedens von Cateau-Cambrésis suchte man einen außenpolitisch stabilen Frieden, da es zu inneren Konflikten mit den Hugenotten kam. Durch diesen Frieden verlor Frankreich seine Vormachtposition an Spanien.

Die Hugenottenkriege

Hauptartikel: Hugenottenkriege

Es kam zur inneren Schwächung Frankreichs und der Krone. Katholisches und protestantisches Lager bekämpften sich gegenseitig, um Einfluss auf die Regierung zu erhalten. In der Bartholomäusnacht am 23./24. August 1572 in Paris wurden wichtige protestantische Persönlichkeiten ermordet. Dies löste erneut Flüchtlingsströme aus.

Das Ende der direkten Linie der sogenannten Valois führte zu Kämpfen, bei denen schließlich Heinrich IV. aus dem Hause Bourbon rechtmäßig König wurde. Er war der bedeutendste männliche Nachkomme des frz. Königshauses und Neffe des Königs Franz I., so dass er sich gegen das pro-spanische Haus Guise durchsetzen konnte, das den Thron usurpieren wollte. Da er Protestant war, musste er zum Katholizismus übertreten, um seine Herrschaft zu festigen. Sein Ausspruch "Paris ist eine Messe wert" (katholische Messe) wurde weltberühmt. Schließlich brachte 1598 das von Heinrich IV. erlassene Edikt von Nantes eine zeitweilige Beruhigung der Lage, die jedoch nur bis zur Eroberung von La Rochelle 1628 anhielt.

Das Zeitalter des Absolutismus

Mit der Thronbesteigung Heinrich IV. begann die bedeutendste Epoche der frz. Geschichte: Der erneute Aufstieg Frankreichs zur Vormacht in Europa und die Durchsetzung der absolutistisch-zentralistischen Staatsform. König Heinrich installierte eine zentral gelenkte, vom König völlig abhängige Bürokratie und schlug eine aggressive Außenpolitik gegenüber Spanien ein. Seine Ermordung verhinderte jedoch eine Invasion in die Spanischen Niederlande. Sein Sohn Ludwig XIII. stand zunächst unter der Regentschaft seiner Mutter. Es folgte eine Zeit, in der zwei KardinäleRichelieu und Mazarin – die Geschicke Frankreichs an Stelle des Königs lenkten und den Protestantismus zum Teil sehr hart zurückdrängten. Unter der Leitung Richelieus wird die Macht der Krone weiter gefestigt, innere Opposition ausgeschaltet und höchst aktive Außenpolitik betrieben. Der Kardinal greift das Haus Habsburg unmittelbar, durch sein Eingreifen in den Dreißigjährigen Krieg, an. Die spanische Macht – kaum noch handlungsfähig – verliert zunehmend Einfluss an Frankreich. Unter der Führung Mazarins geht Frankreich als Sieger im Konflikt mit Kaiser und Spanien hervor. Frankreich wird zur militärischen und politischen Führungsmacht Europas, und im Laufe des 17. Jahrhunderts entwickelt es sich ebenfalls zur kulturellen und wissenschaftlichen Vormacht des Kontinents.

Der vierjährige König Ludwig XIV., der so genannte Sonnenkönig, erbte 1643 den Thron, Mazarin führte die Regierung weiter. Die sogenannte Fronde suchte die Minderjährigkeit des Königs zu nutzen und die absolutistische Macht der Krone zu schwächen; der Bürgerkrieg scheiterte. Nach dem Tod Kardinal Mazarins übernahm Ludwig XIV. 1661 die Regierung allein. Unter ihm gelangte Frankreich auf den Gipfel seiner Macht. Der König selbst verfügte dabei über eine enorme Machtfülle im Staat, das Zeitalter des Absolutismus brach endgültig an.

Ludwig XIV. sah sich in der politischen Tradition seines Großvaters und Richelieus, um Frankreichs Machtposition zu stärken. Im Londoner Kutschenstreit erreichte er die Anerkennung der französischen Krone als stärkster Macht in Europa. Er reformierte den Staat von Grund auf, indem er die Bürokratie effektiv ausbaute, die Wirtschaft massiv förderte, die französische Armee zur leistungsstärksten, fortschrittlichsten und größten des Kontinents ausbaute, die Flotte neu schuf und das Rechtswesen vereinfachte. Dabei stand ihm der geniale Colbert zur Seite. Sein Schloss Versailles und die staatliche Organisation Frankreichs wurden überall als wegweisend kopiert. Paris wuchs zur größten Stadt der Welt und zum wissenschaftlichen und intellektuellen Zentrums Europas heran.

Während seiner Herrschaft führte Frankreich vier große Kriege: Den Devolutionskrieg (1667-1668), den Holländischen Krieg (1672-1678), den Krieg gegen die Augsburger Liga (1688-1697) und den Spanischen Erbfolgekrieg (1701-1713). Letzterer endete in einer Staatsverschuldung, aber auch in der endgültigen Beseitigung der Habsburger als politischer Bedrohung. Seine Kriege ergaben eine enorme territoriale Erweiterung und resultierten in Frankreichs heutigen Grenzen. Durch Ludwigs Edikt von Fontainebleau 1685 wurde das tolerante Edikt von Nantes aufgehoben; hugenottische Kirchen wurden zerstört, protestantische Schulen geschlossen, um die Einheit des Staates zu vollenden. Ludwig überlebte seinen Sohn und seinen ältesten Enkel und starb am 1. September 1715.

Sein Urenkel Ludwig XV. folgte ihm auf dem Thron; damit begann eine Zeit des erneuten wirtschaftlichen Aufschwungs und die Fortsetzung der kulturellen Blüte. Legendär sind die Hofintrigen um Madame de Pompadour und Madame Dubarry. Durch seine erfolglose Teilnahme am siebenjährigen Krieg gegen Friedrich den Großen verlor Ludwig XV. erhebliche Teile der französischen Überseeterritorien in Nordamerika (Québec) und Teile von Indien an England.

Nach ihm kam sein Enkel Ludwig XVI. auf den Thron, der mit Marie Antoinette, einer Tochter der Kaiserin Maria Theresia von Österreich verheiratet war. Ludwig XVI. machte die von Ludwig XV. noch kurz vor seinem Tod begonnenen Reformen zum großen Teil wieder rückgängig und suchte durch eigene Reformen den Staat zu reorganisieren. Dabei unterlief ihm der Fehler, dass er die Obersten Gerichtshöfe mit höherer Machtkompetenz ausstattete, wodurch es Hochadel und Klerus besser möglich war seine Reformvorhaben zu bekämpfen. Dies führte in den 1780er Jahren zu einer großen Finanzkrise, zu der auch die Teilnahme am Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg beitrug. Der König reagierte mit Sparmaßnahmen und versuchte das Finanzwesen neu zu regeln; auch die direkte Besteuerung des 1. und 2. Standes versuchte er zu erreichen. Nach den Missernten der Jahre 1787/88 sah sich der König schließlich im August 1788 genötigt, die alte ständische Versammlung, die Generalstände (frz. les États generaux) einzuberufen, um die nicht mehr allein zu lösenden Probleme anzugehen. Letztendlich spaltete sich am 17. Juni 1789 aber ein Teil der Generalstände, der Dritte Stand, ab und konzipierte als Nationalversammlung eine Verfassung mit eingeschränkter Macht der Monarchie. Damit begann das Ende des so genannten Ancien Régime (dt. "Alte Herrschaft").

Die Französische Revolution

Hauptartikel: Französische Revolution

Sturm auf die Bastille - 14. Juli 1789

Die Französische Revolution begann mit dem Sturm auf die Bastille in Paris am 14. Juli 1789 (heute Nationalfeiertag Frankreichs). Die Revolutionäre wollten dem Absolutismus ein Ende setzen, der unter Ludwig XIV. seine Blütezeit erreicht hatte, unter Ludwig XVI. jedoch bereits in eine dekadente Phase eingetreten war. Am 3. September 1791 wurde eine neue Verfassung mit Frankreich als einer konstitutionellen Monarchie verabschiedet. Am 10. August 1792 erfolgte der Sturm auf die Tuilerien und die Suspendierung des Königs.

Die erste Republik

Die Verschärfung der Gegensätze und die missglückte Flucht des Königs nach Varennes führten zu dessen Festnahme und letztlich zu seiner Enthauptung am 21. Januar 1793; in Frankreich kam es zur Errichtung der Ersten Republik. Nach dem Aufstand der Jakobiner erfolgte der Ausschluss der Girondisten aus dem Konvent. Es folgte eine Zeit der Terrorherrschaft unter Robespierre. Am 27./28. Juli 1794 (9./10. Thermidor) erfolgte die Verhaftung und Hinrichtung Robespierres und seiner Anhänger durch die Thermidorianer. Die Jakobinerherrschaft wurde durch die Herrschaft des Direktoriums abgelöst. Es folgte eine Phase der inneren Konsolidierung und der militärischen Auseinandersetzungen mit den Nachbarländern.

Am 9. November 1799 ergriff Napoléon Bonaparte mit dem Staatsstreich des 18. Brumaire VIII die Macht als Erster Konsul. Er ließ 1802 die Sklaverei, die im Zuge der Revolution abgeschafft worden war, in den Kolonien wieder einführen, was in der Kolonie Haiti im Jahre 1804 zu einem erneuten Aufstand führte, der schließlich in der Unabhängigkeitserklärung Haitis mündete.

Das erste Kaiserreich unter Napoleon Bonaparte

Napoléon Bonaparte als Kaiser

Am 2. Dezember 1804 setzte sich Napoléon selbst die Kaiserkrone aufs Haupt. Bereits unter Ludwig XIV., der Elsass-Lothringen annektierte, und der Republik hatte sich Frankreich auf Kosten seiner Nachbarn erweitert; Napoléon brachte in der Folge den größten Teil Europas unter seine direkte oder indirekte Kontrolle (Koalitionskriege). Er agierte als Imperialist, wobei er den eroberten Ländern auch Errungenschaften der Revolution und des Liberalismus überbrachte: Rechtsgleichheit etwa oder den Code civil ("Code Napoléon").

Am 2. Dezember 1805 siegte Napoléon gegen Russland und Österreich in der Schlacht bei Austerlitz, auch Dreikaiserschlacht genannt. Im Oktober 1806 kam es zu der Schlacht bei Jena und Auerstedt, in der die preußischen Truppen vernichtend geschlagen wurden. Die französischen Truppen marschierten in Berlin ein. Napoléon marschierte durch Polen und unterzeichnete ein Abkommen mit dem russischen Zar Alexander I., das Europa zwischen den beiden Mächten aufteilte. Napoléon setzte einen europaweiten Handelsboykott (die sog. Kontinentalsperre) gegen Großbritannien durch und setzte einen neuen König in Spanien ein. Die Spanier erhoben sich, und es gelang Napoléon nicht, den Aufstand niederzuschlagen.

1809 kam es neuerlich zum Krieg mit Österreich, das dieses Mal jedoch auf sich alleine gestellt war. Napoléon eroberte Wien, büßte aber kurz darauf in der Schlacht bei Aspern den Nimbus der Unbesiegbarkeit ein. Anderthalb Monate später nahm er in der Schlacht bei Wagram erfolgreich Revanche und Österreich musste sich im Frieden von Schönbrunn geschlagen geben.

In diesem Jahr ließ sich Napoléon von Joséphine scheiden, da sie ihm keine Kinder gebären konnte und heiratete 1810 Marie-Louise von Habsburg. Nach der verunglückten Mission der Grande Armée ("Großen Armee") gegen Russland 1812 kam das Französische Kaiserreich ins Wanken. Die endgültige Niederlage der Franzosen kam 1813 in der Völkerschlacht bei Leipzig. Nach der Niederlage Napoléons ging er ins Exil nach Elba, einer kleinen Mittelmeerinsel. Ludwig XVIII. wurde als König eingesetzt. Schon 1815 kehrte Napoléon aber wieder aufs Festland zurück, wo ihn das Militär, das ihn aufhalten sollte, begeistert empfing. Er übernahm in Paris wieder die Macht und regierte weitere 100 Tage. 1815 wurde Napoléon bei Waterloo, (auch "Belle Alliance" genannt), in der Nähe von Brüssel endgültig besiegt. Frankreich musste die eroberten Gebiete wieder aufgeben, konnte sein altes Territorium (einschließlich Elsass-Lothringens) aber vollständig erhalten.

Die Restauration unter den Bourbonen

Hauptartikel: Restauration (Frankreich)

Es wurden nun wieder Könige aus dem Hause Bourbon eingesetzt, das mit Ludwig XVIII. und Karl X. immer despotischer regierte. Am 26. Juli 1830 löste Karl X. das Parlament auf. Auf den "Staatsstreich" reagierte die liberale Opposition mit Aufrufen zum Widerstand gegen das Regime. Es kam zur Julirevolution von 1830.

Die Julimonarchie unter Louis-Philippe

Hauptartikel: Julimonarchie

In der Folge dieser Revolution 1830 kam der als liberal geltende Louis-Philippe aus der Nebenlinie Orléans des Hauses Bourbon auf den französischen Thron. Als sogenannter Bürgerkönig führte er seine vom Großbürgertum gestützte Regierung zunächst liberal, gab dann aber seiner Politik eine zunehmend reaktionäre Richtung, bis hin zum Beitritt Frankreichs in die Heilige Allianz, ein ursprünglich von Preußen, Russland und Österreich gegründetes, der Restauration verpflichtetes Staatenbündnis. Louis-Philippes Herrschaft wurde 1848 durch eine erneute bürgerliche Revolution, die zur zweiten französischen Republik führte, gestürzt.

Die zweite Republik

Hauptartikel: Zweite Französische Republik

1848 kam es zur Februarrevolution und eine zweite Republik wurde errichtet. Louis Napoléon Bonaparte, ein Neffe Napoléon Bonapartes, wurde zum Präsidenten gewählt.

Das zweite Kaiserreich unter Napoleon III.

Hauptartikel: Zweites Kaiserreich

Am 2. Dezember 1852 krönte sich Louis Napoléon Bonaparte als Napoléon III. zum Kaiser. Er sicherte seine Macht durch Militär und Repressionsmaßnahmen ab. Eine erfolgreiche Außenpolitik sowie materielle Zugeständnisse an die Bevölkerung sicherten seine Macht zusätzlich ab. Sein Zweites Kaiserreich dauerte bis 1870, bis er im Deutsch-Französischen Krieg militärisch scheiterte und in preußische Gefangenschaft geriet.

Die Zeit der Pariser Kommune

Hauptartikel: Pariser Kommune

Nach einer Kapitulation des Kaiserreichs kam es in Paris zum Volksaufstand gegen diese Kapitulation; die sogenannte Pariser Kommune entstand. Die Abgeordneten der Kommune forderten die Gründung einer föderalistischen Republik. Die konservative Mehrheit der französischen Nationalversammlung schickte Truppen gegen die Kommune. Nach zweimonatiger Belagerung kam es vom 21. bis 28. Mai 1871 zu erbitterten Barrikadenkämpfen um die französische Hauptstadt. Fast ein Viertel der Arbeiterbevölkerung kam bei den Kämpfen und den darauffolgenden Massenexekutionen ums Leben.

Die dritte Republik

Hauptartikel: Dritte Französische Republik

In der Folge wurde Frankreich wieder Republik. 1905 wurde als eine Konsequenz aus der Affäre Dreyfus die vollkommene Trennung von Staat und Kirche - frz. la laïcité, dt. Laizismus - in der Verfassung verankert. Im Ersten Weltkrieg von 1914 bis 1918 (frz. La Grande Guerre) kamen ca. 1,5 Mio. französische Soldaten ums Leben. Frankreich gehörte nach dem Ersten Weltkrieg zu den alliierten Siegermächten und diktierte den Verlierern im Versailler Vertrag harte Bedingungen. Das 1871 an Deutschland verlorene Elsass-Lothringen wurde wieder an Frankreich abgetreten.

In der Zwischenkriegszeit verfolgte Frankreich zunächst die Politik der Sicherheit am Rhein (1923 Ruhrgebietsbesetzung unter Ministerpräsident Poincaré), der die deutsch-französische Annäherung im Locarnovertrag 1925 folgte. Die folgenden Jahre waren Krisenjahre mit schnell wechselnden Regierungen. Im Februar 1934 kam es überdies zu einem Putschversuch der faschistischen Bewegung Croix de feu. Nach dem Rücktritt von Édouard Daladier (1934) bildete Gaston Doumergue eine Regierung der nationalen Einheit (frz. la Union Nationale), die ohne Zustimmung der Kommunisten und Sozialisten auskommen musste. 1936 konnten die Parlamentswahlen von der neu gebildeten Volksfront aus Sozialisten, Kommunisten und Radikalsozialisten mit der Parole «Brot, Frieden, Freiheit» gewonnen werden. Der Sozialist Léon Blum wurde 1936/37 und 1938 Ministerpräsident. Sein Nachfolger wurde zweimal der Radikalsozialist Edouard Daladier. Die Volksfront verfolgte konsequent das Prinzip der Nichteinmischung und war auf Frieden und Verteidigung eingestellt. Gegenüber Deutschland verfolgte sie eine Appeasement-Politik.

Erst als Hitler am 1. September 1939 den Polenfeldzug begann, reagierte Frankreich zusammen mit Großbritannien mit der Kriegserklärung. Frankreich war jedoch bei Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wegen der vorangegangenen innenpolitischen Auseinandersetzungen militärisch unvorbereitet. Die französische Armee blieb bis zum Einmarsch der deutschen Truppen in Belgien am 10. Mai 1940 in der Defensive und beschränkte sich auf militärische Kräftedemonstrationen. Die Auseinandersetzung nach dem deutschen Angriff endete innerhalb weniger Wochen mit der völligen Niederlage der französischen Armee. Am 14. Juni 1940 besetzten deutsche Truppen Paris. Staatspräsident Albert Lebrun beauftragte nach dem Rücktritt des Ministerpräsidenten Reynaud Marschall Pétain am 16. Juni 1940 mit der Regierungsbildung und Waffenstillstandsverhandlungen. Hitler konnte den Besiegten die Bedingungen mehr oder minder diktieren. Am 22. Juni 1940 unterschrieb Marschall Pétain im historischen Eisenbahnwaggon im Wald von Compiègne den Waffenstillstand an dem Ort, an dem auch der Waffenstillstand des Ersten Weltkrieges unterschrieben worden war.

Zweiter Weltkrieg und Vichy-Regime

Besetztes Frankreich und Vichy-Regime
Deutscher Kontrollposten mit Stacheldrahtverhau und Hakenkreuz-Flagge an der Demarkationslinie am Fluss Cher 1941, Aufnahme der Propagandakompanie. Das Schild verbietet Juden, wie sie in der ersten Verordnung zum Reichsbürgergesetz definiert wurden, den Übergang in das besetzte Frankreich.
Unter dem Vichy-Regime wurde auf den Franc-Münzen das Motto 'Liberté Egalité Fraternité' durch 'Travail Famille Patrie' ersetzt

Hauptartikel: Vichy-Regime

Nach der Niederlage blieb Frankreich besetzt. Der Waffenstillstandsvertrag sah eine Aufteilung Frankreichs in verschiedene Zonen vor. Die von den Deutschen besetzte und unter Militärverwaltung gestellte „Zone occupeé“ (besetzte Zone) umfasste den Nordosten und Norden des Landes, die Atlantik- und die Kanalküste sowie die de facto vom deutschen Reich annektierten Departements Elsaß und Lothringen. Der deutsche Militärbefehlshaber residierte mit seinen Behörden in Paris. Der äußerste Norden unterstand der Militärverwaltung in Belgien, der äußerste Südosten dem Bündnispartner Italien. In der „Zone libre“ (freie Zone) entstand das von den Deutschen abhängige konservativ-autoritäre Vichy-Regime (die offizielle Bezeichnung war État Français), eine bis zum Vordringen der Alliierten 1944 mit Deutschland kooperierende Regierung. Die Regierung erhielt ihren Namen von ihrem Regierungssitz, dem Kurort Vichy in der Auvergne. Chef de l'État (Staatschef) war Marschall Henri Philippe Pétain. Wie in den anderen von Deutschland besetzten Staaten kam es auch in Frankreich zu bewaffnetem Widerstand durch die Résistance gegen die Besatzung und ihre Helfer. Der deutschen Partisanenbekämpfung fielen insgesamt rund 13.000 bis 16.000 Franzosen zum Opfer, darunter 4.000 bis 5.000 vollkommen unbeteiligte Zivilisten.[1] Bei der Landung in der Normandie und der Befreiung Frankreichs waren mit untergeordneter Bedeutung auch Truppen des Freien Frankreich, der unter Charles de Gaulle gebildeten Londoner Exilregierung, beteiligt. De Gaulle bildete am 9. September 1944 eine provisorische Regierung. Nach der Vertreibung der deutschen Besatzer kam es zuerst zu wilden Ausschreitungen gegen der Kollaboration verdächtigte Landsleute; später wurde die Einrichtung einer Commission d'Épuration auf regionaler Ebene bewirkt. Marschall Pétain wurde zum Tod verurteilt (von de Gaulle wurde die Strafe schließlich in lebenslange Haft umgewandelt) und der Ministerpräsident des Vichy-Regimes Pierre Laval hingerichtet. Am 13. November 1945 wurde de Gaulle durch die französische Nationalversammlung zum Ministerpräsidenten gewählt.

Siehe auch: France libre (gibt die französische Geschichte 1940−1945 wieder)

Die vierte Republik

Hauptartikel: Vierte Französische Republik

Die so genannte Vierte Republik wurde nach dem Zweiten Weltkrieg am 13. Oktober 1946 durch einen Volksentscheid errichtet. Zum ersten Staatspräsidenten der IV. Republik wird der Sozialist Vincent Auriol gewählt. 1954 wurde René Coty sein Nachfolger.

Frankreich wurde trotz der Niederlage 1940 gegen das Deutsche Reich von den Siegermächten (USA, Großbritannien, Sowjetunion) als gleichberechtigte Macht (Besatzungsmacht) anerkannt. Frankreich wurde auch eine der Veto-Mächte im UNO-Sicherheitsrat. In die Zeit der Vierten Republik fällt der Indochinakrieg, mit dem durch die Niederlage für Frankreich 1954 das Ende des französischen Kolonialreichs eingeleitet wurde. Die durch den Algerienkrieg ausgelöste Krise beendete die Vierte Republik, und brachte 1958 Charles de Gaulle wieder an die Macht. De Gaulle verlangte vor seiner Wahl als Staatspräsident Sondervollmachten zur Lösung der Algerienkrise sowie eine Verfassungsänderung zur Stärkung der präsidialen Autorität gegenüber Regierung und Parlament. Die neue Verfassung wurde im selben Jahr per Volksentscheid angenommen und markierte das Ende der Vierten Republik. Herausragende Politiker sind René Pleven, Robert Schuman und Georges Bidault.

Die fünfte Republik

Hauptartikel: Fünfte Französische Republik

Die neue Verfassung wurde zur Grundlage der so genannten Fünften Republik, die bis heute andauert. Seit 1958 gilt Frankreich als semipräsidentielle Demokratie, der Begriff ist in der Politikwissenschaft allerdings umstritten. Von 1958 bis 1969 war Charles de Gaulle Präsident der Fünften Republik. Im September 1958 wählten die Franzosen per Referendum mit 80% die neue Konstitution, die auf einen Vorschlag de Gaulles zurückging. In dieser Konstitution wurde die exekutive Macht bekräftigt, und dem Président de la Republique weiterhin die Repräsentation des Staates zugesprochen. Er ist Befehlshaber der Armee, kann Gesetze verabschieden und die Assemblée Nationale jederzeit auflösen. 1962 beendete de Gaulle den Krieg in Algerien. Die meisten Franzosen mussten Algerien daraufhin verlassen. 1968 brachen in Paris die Mai-Unruhen aus, denen sich die Arbeiter anschlossen. De Gaulle setzte Neuwahlen an und gewann noch einmal. 10 Monate später verlor er jedoch ein Referendum und trat zurück. Seine Nachfolger Georges Pompidou (1969-74) und Valéry Giscard d'Estaing (1974-81) führten seine Politik im Wesentlichen fort. 1981 kam mit der Wahl des sozialistischen Staatspräsidenten François Mitterrand (1981-95) und dem anschließenden Wahlsieg der Sozialistischen Partei (PS) die gemäßigte Linke an die Macht.1986 verlor Mitterrand die absolute Mehrheit im Parlament und musste fortan mit dem gaullistischen Premierminister Jacques Chirac regieren, die Phase der Cohabitation begann.

1995 gewann Chirac die Präsidentschaftswahlen gegen den sozialistischen Kandidaten Lionel Jospin. Chirac verlor 1997 die absolute Mehrheit im Parlament an die Sozialisten, Lionel Jospin wurde Premierminister. 2002 setzte sich Chirac bei den Präsidentschaftswahlen erneut gegen den sozialistischen Kandidaten Lionel Jospin und Jean-Marie Le Pen, den Chef der rechtsextremen Nationalen Front (frz. le Front National), durch. Jospin belegte nur Platz drei hinter dem Amtsinhaber Chirac und Le Pen, er trat von allen Ämtern zurück. Von 2002 bis 2007 amtierte dann wieder eine konservative Regierung unter den Premierministern Raffarin und de Villepin.

Im Mai 2007 gewann der ehemalige Wirtschafts- und Innenminister Nicolas Sarkozy die Stichwahl der Französischen Präsidentschaftswahl gegen die Sozialistin Ségolène Royal. Mitte 2008 brachte er eine große Verfassungsreform auf den Weg, die unter anderem die Amtszeit des Präsidenten auf zwei Legislaturperioden begrenzt und dem Parlament mehr Einfluss auf die Politik des Landes geben soll.

In den letzten Jahrzehnten wurde die Annäherung und die Kooperation mit der Bundesrepublik Deutschland (siehe auch: Élysée-Vertrag) zentral für die ökonomische Integration Europas, einschließlich der Einführung des Euro im Januar 2002.

Literatur

  • H.-G. Haupt u.a.: Kleine Geschichte Frankreichs, Stuttgart, Reclam 1994
  • Ernest Lavisse: Histoire de France depuis les origines jusqu`à la Révolution, 9 Bände, Paris 1903-1911
  • Nouvelle Histoire de la France contemporaine, 20 Bände, Paris 1972-2005
  • Jean Favier (Hrsg.): Geschichte Frankreichs (6 Bände), Stuttgart 1989ff.
  • Wolfgang Schmale: Geschichte Frankreichs, Stuttgart: Ulmer (UTB), 2000, ISBN 3825221458

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Peter Lieb: Konventioneller Krieg oder NSWeltanschauungskrieg? Kriegführung und Partisanenbekämpfung in Frankreich 1943/44, München, Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 2007, ISBN 978-3486579925

Weblinks


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