Freegan

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Freeganismus ist die Absicht, den negativen Einfluss des Einzelnen auf die Umwelt, die Tierwelt und das menschliche Leben durch eine weitgehende Verweigerung der Teilnahme an einer kapitalistischen Volkswirtschaft zu verringern und sich in diesem Sinne unter anderem einer alternativen Lebensweise im Bezug auf die Grundversorgung zu bedienen.

Freeganer (abgeleitet von englisch free für „frei“ und vegan für jemanden, der keine Tierprodukte verzehrt) sind Menschen, die sich als Boykotteure der Überfluss- und Wegwerfgesellschaft eines ökonomischen Systems sehen, bei dem das Gewinnstreben über ethischen Gesichtspunkten steht. Sie versuchen, ohne zwangsläufig einhergehende eigene materielle Not möglichst weitgehend kostenlos zu leben.

Inhaltsverzeichnis

Hintergrund

Öfter so missverstanden, dass Freeganismus sich lediglich auf die Beschaffung kostenloser Nahrung beziehe, sehen sich Freeganer als Menschen mit einem allumfassend ethischen Lebensstil, der eine kapitalistische Gesellschaftsordnung ablehnt und sämtliche Bedürfnisse des täglichen Lebens umfasst. Sie sehen den Kapitalismus als unentwirrbar verbunden mit Ausbeutung der menschlichen Arbeitskraft, mit Massentierhaltung, unnötigen und quälerischen Tierversuchen, Tiertransporten, Umweltverschmutzung und -zerstörung, Abholzung des Regenwaldes und der Produktion ungeheurer Mengen von Abfall und Müll – Verhältnisse, die sie allesamt ablehnen und zu verringern versuchen.

So betrifft Freeganismus neben dem Bestreben einer kostenlosen Versorgung mit Lebensmitteln auch die meisten anderen Bereiche des Lebens, wie Unterkunft, Transport, Kleidung etc. Freegane Praktiken umfassen die Verwertung von weggeworfenen oder abgelaufenen Lebensmitteln und ausrangierter Kleidung, den Bezug verlassener Gebäude, die Suche und den Verzehr wilder Pflanzen, das Benutzen von öffentlichen Verkehrsmitteln ohne zu bezahlen, das Trampen und das Anlegen von Gärten auf verlassenen Grundstücken.

Freeganer legen hohen Wert auf gemeinschaftliches Teilen und gegenseitige Hilfe. Sie neigen dazu, privates Eigentum abzulehnen und sich den Gedanken des Anarchisten Pierre Joseph Proudhon zuzuwenden. Sie kritisieren eine Gesellschaft, die ihre Mitglieder nach ihrer Überzeugung unnötig dazu zwingt, einer bezahlten Erwerbstätigkeit nachzugehen, um den eigenen Lebensunterhalt sicherzustellen und für die Erfüllung auch der lebensnotwendigen Bedürfnisse zu bezahlen. Sie sehen den marketing- und werbegetriebenen Produktkreislauf, der beständig animiert, neue Bedarfsartikel und Wirtschaftsgüter zu kaufen, als eine Manipulation der Menschen zur Optimierung des Gewinnstrebens an.

Abfallverwertung

Freeganer sind am besten für ihre Praxis des Abfallverwertens bekannt, wobei sie nach (zum Beispiel von Händlern und Supermärkten, aber auch Privatpersonen) weggeworfenen Lebensmitteln sowie Kleidung, Möbeln, Büchern, technischen Geräten und anderen Bedarfsartikeln suchen. Diese Angewohnheit ist in den USA als „dumpster diving“ („Mülltonnentauchen“) und in Deutschland als „Containern“ zum Begriff geworden.

Im Gegensatz zu Obdachlosen, Bettlern und sonstigen Bedürftigen, die auf diese Weise ebenfalls nach Weggeworfenem suchen, liegt der Beweggrund der Freeganer nicht in einer eigenen finanziellen Notlage durch Arbeitslosigkeit, Krankheit oder Armut und dem daraus erwachsenen Unvermögen, Lebensmittel und andere Güter zu bezahlen, sondern in dem Grundprinzip, sich dem Zwang des Bezahlens entziehen zu wollen. Die meisten Freeganer sind also nicht mittellos, sondern wären auch in der Lage, anders für ihren Lebensunterhalt zu sorgen.

Auf diese Art und Weise sehen sich Freeganer auch hinsichtlich des Verbrauchs von Rohstoffen und der Energieressourcen, die im Herstellungsprozess verwendet werden, nicht in der Verantwortung, da die Güter den Wirtschaftskreislauf von Produktion und Verbrauch bereits verlassen hätten.

Freeganismus und Ernährung

Freeganer besorgen sich ihre Lebensmittel aus dem Abfall, fragen Händler und Geschäfte nach abgelaufenen Lebensmitteln und anderem Essbaren, das diese zu verschenken bereit sind und suchen auch ansonsten gezielt nach Möglichkeiten, kostenlose Nahrungsmittel zu erhalten.

In modernen Industriegesellschaften sind die Ansprüche an Qualität und Hygiene bei den Konsumenten so hoch entwickelt, dass Lebensmittel in der Regel noch längere Zeit nach Ablauf des Haltbarkeitsdatums nicht nur unbedenklich verzehrbar, sondern auch qualitativ und geschmacklich absolut akzeptabel sind. Dies machen sich Freeganer zunutze, indem sie sich von Lebensmitteln mit abgelaufenem Haltbarkeitsdatum oder nicht mehr ganz frischem Obst, Gemüse, Brot etc. ernähren, das sie im Abfall finden oder das ihnen auf Nachfrage geschenkt wird.

Mit dem Namensteil vegan, der auf Menschen hinweist, die keine Tierprodukte verzehren, nehmen es allerdings nicht alle Freeganer ernst. Vielmehr existieren innerhalb der Bewegung verschiedene Strömungen. Während ein Teil der Freeganer alle erhältlichen Nahrungsmittel auch konsumiert, beschränkt sich ein anderer Teil freiwillig auf vegane Möglichkeiten. Eine nicht-vegane Ernährung wird bei Freeganern dadurch gerechtfertigt, dass die tierischen Produkte bereits aus dem Marktmechanismus ausgeschieden sind und ein Verzehr dessen daher keine Steigerung der Nachfrage (respektive der Ausbeutung der Tiere) zur Folge hat.

Siehe auch

Weblinks


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