Freihandgeschwindigkeit

Freihandgeschwindigkeit

Bei der Verkehrsplanung sind verschiedene Geschwindigkeiten für den Entwurf von Straßenverkehrsanlagen maßgebend. Sie werden als Richtgrößen verwendet und dienen entweder als Vorgabe für die Dimensionierung oder als Vorgabe für die im Betrieb tatsächlich gefahrene Geschwindigkeit.

Inhaltsverzeichnis

Entwurfsgeschwindigkeit ve

Die Entwurfsgeschwindigkeit ve ist beim Entwurf von Straßen ein Richtwert, der zur bautechnischen Bemessung einer Straße bestimmt wird. Sie ist ein Begriff aus den Richtlinien für die Anlage von Straßen, Teil: Linienführung (RAS-L). ve ist abhängig von der angestrebten Netzfunktion der Straße und der gewünschten Qualität des Verkehrsablaufs und soll nach Möglichkeit über längere Strecken konstant bleiben. Die Netzfunktion wiederum wird durch die RAS-N bestimmt, die gewünschte Qualität ist abhängig von der gewünschten Sicherheit und Wirtschaftlichkeit.

Einfluss von ve

Durch die Entwurfsgeschwindigkeit werden eine ganze Reihe von Parametern der Entwurfsplanung beeinflusst. Dazu zählen:[1]

  • Kurvenmindestradius
  • Klothoidenparameter
  • Höchstlänge von Geraden
  • Höchstlängsneigung
  • Kuppen- und Wannenmindesthalbmesser
  • Querneigung

Geschwindigkeit v85

Im Gegensatz dazu stellt die Geschwindigkeit v85 eine Kontrollgröße dar, mit der die fahrdynamische Bemessung von Lage- und Höhenplan sowie des Querschnitts überprüft wird. Sie soll das tatsächliche Fahrverhalten wiedergeben und die Geschwindigkeit beschreiben, die von "85% der unbehindert fahrenden Pkw auf nasser Fahrbahn" [2] nicht überschritten wird. Je nach Beschaffenheit der Strecke variiert die v85, was innerhalb gewisser Grenzen auch erlaubt ist. Auch mit der Geschwindigkeit v85 wird eine Reihe von Entwurfselementen bestimmt (z.B.: Querneigung in der Kurve, erforderliche Haltesichtweite, notwendige Überholsichtweite und Mindestradien bei negativer Querneigung).

Um die Streckencharakteristik und das Fahrverhalten der Fahrzeugführer aufeinander abzustimmen, ist es notwendig, dass ve und v85 in einem ausgewogenen Verhältnis stehen. Unterscheidungen von mehr als 20 km/h sollten vermieden werden.

Bemessungsgeschwindigkeit vB

Bemessungsgeschwindigkeit für unterschiedliche Regelquerschnitte
Regelquerschnitt Bemessungsgeschwindigkeit [km/h]
RQ 35,5 / RQ 29,5 110 bis 80 (70)
RQ 33 / RQ 26 100 bis 70 (60)
RQ 26 / RQ 15,5 90 bis 60 (50)
RQ 10,5 80 bis 50 (40)
RQ 9,5 60 bis 50 (40)

Als Vorgabe der Straßennetzplanung kann mit Hilfe der Bemessungsgeschwindigkeit vB die Verkehrsqualität eines Streckenabschnittes nachgewiesen werden. Sie ist dabei als planerisch angestrebter Mittelwert der Reisegeschwindigkeit aller Pkw für eine zu bemessende Straße zu betrachtet.

In Abhängigkeit vom Regelquerschnitt sind nebenstehende Bemessungsgeschwindigkeiten für anbaufreie Straßen auszuwählen (Klammerwerte gelten für schwieriges Gelände):


Augenblicksgeschwindigkeit

Die Augenblicksgeschwindigkeit gibt die Geschwindigkeit eines Fahrzeuges an einem bestimmten Straßenquerschnitt zu einem bestimmten Zeitpunkt wieder. Dabei ist zwischen lokaler und momentaner Geschwindigkeit zu unterscheiden. Die lokale Geschwindigkeit vl bildet eine Folge aus Augenblicksgeschwindigkeiten im Bezug zum Querschnitt. Dagegen stellt die momentane Geschwindigkeit vm eine Folge Augenblicksgeschwindigekeiten dar, die im Bezug zum Zeitpunkt steht.[3]

Freihandgeschwindigkeit

Bei der Freihandgeschwindigkeit handel es sich um die Fahrzeuggeschwindigkeit in einer Kurve, bei der die auf das Fahrzeug wirkende Fliehkraft und Schwerkraft bei vorhandenen Fahrbahnquerneigung im Gleichgewicht sind. Das Fahrzeug verändert bei dieser Geschwindigkeit seinen Kurs nicht und kann „freihändig” gefahren werden.

Beharrungsgeschwindigkeit

Die Beharrungsgeschwindigkeit beschreibt die Geschwindigkeit eines Fahrzeuges, die beim Gleichgewicht von Zugkraft und Fahrwiderstand erreicht wird.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Natzschka: Straßenbau, Entwurf und Bautechnik, B. G. Teubner Verlag, 1996, ISBN 3-519-05256-3
  2. Pietzsch, Neuwied: Straßenplanung, Werner Ingenieur Texte, 7.Auflage 2004, ISBN 3-8041-5003-9
  3. Frank Höfler: Verkehrswesen-Praxis - Band 2: Verkehrstechnik, Bauwerk-Verlag, 2006, ISBN 3-934369-53-7, Seite 48 ff

Weblinks


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