Freiherr von Schlicht

Freiherr von Schlicht
Wolf Ernst Hugo Emil Graf von Baudissin alias Freiherr von Schlicht

Wolf Ernst Hugo Emil Graf von Baudissin, Pseudonyme: Freiherr von Schlicht und Graf Günther Rosenhagen (* 30. Januar 1867 in Schleswig; † 4. Oktober 1926 in Weimar) war ein deutscher Schriftsteller, Journalist und Verleger.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Die Familie der Grafen von Baudissin war seit dem Dreißigjährigen Krieg in Schleswig-Holstein ansässig und hat eine Reihe von Militärs und Schriftstellern hervorgebracht. Adalbert Heinrich von Baudissin, der Vater von Wolf Graf Baudissin, war Deichgraf in Schleswig. Er war Verfasser von historischen Romanen und einer Geschichte des schleswig-holsteinischen Krieges von 1849. Im Jahre 1871, vier Jahre nach der Geburt seines Sohnes Wolf, starb Adalbert Graf Baudissin. Seine Witwe Louise Gräfin Baudissin, geb. del Strother, lebte noch bis 1910.Sie war die erste Leiche, die im neueröffneten Krematorium in Lübeck eingeäschert wurde. [1]

Wolf Graf Baudissin besuchte das Gymnasium in Schleswig und kam dann als Obersekundaner auf das Gymnasium in Altona, das er nach zwei Jahren verließ, um die Offizierslaufbahn zu ergreifen. Am 16.Mai 1886 trat er beim Infanterieregiment Nr. 113 in Freiburg im Breisgau ein. Er besuchte im Anschluss daran die Kriegsschule in Hannover und kam dann in das 2. Hanseatische Infanterieregiment Nr. 76. Dieses war in Hamburg und Lübeck, dem Wohnort seiner Mutter, stationiert.

Nachdem er Leutnant geworden war, heiratete er seine erste Frau, Eva Türk (* 8. Oktober 1869 in Lübeck; † 11. Februar 1943 in München), die Tochter eines Arztes aus Lübeck und Enkelin des demokratischen Politikers Karl Türk. Ihre Mutter Emmy Türk war unter dem Pseudonym E. Eschricht (der Name ihrer Eltern)als Schriftstellerin bekannt. Nach der Eheschließung wurde er von Lübeck nach Hamburg versetzt.

Hier begann nicht nur Wolf Graf Baudissin unter dem Pseudonym Graf Günther Rosenhagen mit seiner schriftstellerische Tätigkeit, sondern auch seine Frau Eva debütierte als Schriftstellerin unter dem Namen Bernhard von Brandenburg. Zuerst erschienen von ihm einige kleine Humoresken, die aber ohne nennenswerten Erfolg blieben. Nach drei Jahren erfolgte seine Versetzung nach Schleswig, seinen Geburtsort, zum Infanterieregiment Nr. 84.

1899 nahm er als Oberleutnant seinen Abschied vom Militär und übersiedelte nach Dresden. Auf Rat seines Verlegers Otto Janke wandte sich Baudissin nun der Militärsatire zu.

Werk

Baudissin, beschrieb und kritisierte aus der Sicht eines Soldaten bzw. subalternen Offiziers auf satirische Weise in zahlreichen Humoresken, Novellen und Romanen, Lustspielen sowie Zeitungsartikeln die negativen Auswirkungen des wilhelminischen Militärstaates Preußen: Bedingungsloses Obrigkeitsdenken und starres Beamtentum. Dabei nahm er auch die fragwürdigen Privilegien und überkommenen Verhaltensweisen seines eigenen Standes im Offizierskorps aufs Korn, dies exemplarisch in seinem Skandalroman "Erstklassige Menschen" (1904), der im elitären Milieu eines feudalen Garderegiments spielt. So gingen viele von Baudissins Humoresken weit über das zeitgenössische Humorempfinden hinaus und fühlten dem preußischen Staat schmerzhaft auf den Zahn. Dadurch wurden einige seiner Werke in Deutschland indiziert und verboten. Einige Werke wurden auch ins Englische und Spanische übersetzt und in Großbritannien, den Vereinigten Staaten und Spanien veröffentlicht.

In Dresden erschienen in rascher Folge die Kurzgeschichten und Satiren: „Das Manöverpferd”, „Alarm”, „Parademarsch”, „Leutnant Krafft”, „Das goldene Buch der Sitte”, „Exzellenz lassen bitten”, „Exzellenz Seyffert”, „Pensionopolis”, „Der grobe Untergebene”, „Vielliebchen”, „Einquartierung” usw. Das Lustspiel „Im bunten Rock”, das er gemeinsam mit Franz von Schönthan verfasste, wurde oft gespielt, weiters die Lustspiele „Liebes-Manöver” und „Seine Hoheit”. Von seinen Romanen wurden bekannt: „Der Manövergast”, „Ein Adjutantenritt”, „Ehestandshumoresken”, „Graf Udo Bodo”, „Leutnant der Reserve” und „Offiziers-Ehen”.

Nach der Katastrophe des 1. Weltkriegs war die Stimmung in Deutschland nicht nach einer humoristischen Aufarbeitung der militärischen Vergangenheit, so dass es für Baudissin immer schwieriger wurde, mit Stoffen aus seinem Kerngebiet seine wirtschaftliche Existenz zu bestreiten. Seit September 1922 nahm er deshalb die Möglichkeit wahr, in verschiedenen Kabaretts aufzutreten und aus seinen Werken zu lesen.

1926 starb er in Weimar an einer Überdosis Schlafmittel, wenige Monate, nachdem er zum dritten mal geheiratet hatte.

Werke

  • Graf Udo Bodo, Roman, ca. 1905 (Digitalisat; E-Text)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. siehe Todesfall der Gräfin Louise Gräfin Baudissin mit zeitgenössischen Zeitungsberichten, die auch hervorheben, dass ihr Sohn wegen eines Nervenleidens nicht an der Trauerfeier teilnahm.

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