Freimarke

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One Penny Black - Die erste Briefmarke der Welt (1840)

Eine Briefmarke (lange Zeit offiziell Postwertzeichen) ist die Bestätigung eines postalischen Beförderungsunternehmens über die Zahlung des aufgedruckten Betrages. Sie wird meist auf Papier gedruckt, ist üblicherweise rechteckig, rückseitig mit einer Gummierung versehen und zur besseren Abtrennung regelmäßig mit einer Zähnung versehen. Bei der Inanspruchnahme der Beförderungsleistung oder einer anderen Leistung des Unternehmens, für die keine andere Zahlungsart zwingend vorgeschrieben ist, wird die Zahlung des Entgeltes/der Gebühr durch das Aufkleben der Briefmarke an der hierfür vorgesehenen Stelle nachgewiesen. Um eine erneute Benutzung zu verhindern, wird die Briefmarke regelmäßig mit einem Poststempel entwertet, wobei auch andere Entwertungsmethoden (etwa per Kugelschreiber) bis heute üblich sind.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Vorläufer

Bevor die erste offizielle Briefmarke der Welt 1840 ausgegeben wurde, gab es zahlreiche Vorläufer. So schuf der Pächter der Pariser Stadtpost, Jean-Jacques Renouard de Villayer, bereits 1653 das Billet de port payé, einen briefmarkenähnlichen Gebührenstreifen aus Papier. Dieser Streifen musste in Ermangelung einer Klebefläche mit Klammer oder Faden am Brief befestigt werden. Erhalten gebliebene Exemplare dieser Billets sind gegenwärtig nicht bekannt.

Auch in Großbritannien gab es vergleichbare Vorläufer. Das ab 1680 von der London Penny Post der Kaufleute William Dockwra und Robert Murray entwickelte System eines Einheitspreises für Lokalpost mit Freimachung durch Marken war so erfolgreich, dass der Duke of York sein Postmonopol in Gefahr sah. Auf seine Beschwerde hin musste die London Penny Post nach nur zwei Jahren ihr Geschäft aufgeben; sie wurde in die General Post Office eingegliedert. Einige der dreieckigen Briefmarken (englisch triangular postmarks) der London Penny Post sind in Archiven erhalten, vier Exemplare sollen sich in privatem Besitz befinden.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts gab es in manchen Städten so genannte Stadtkuverts, die als Vorläufer gedruckter Briefmarken auf Umschlägen angesehen werden können. Auf Sardinien gab es beispielsweise 1818 ein mit einem Stempel versehenes Postpapier (Carta postale bollata), britischen Zeitungen beigelegte Rückantwortkarten waren um 1821 ebenfalls bereits frankiert. Als erste Ganzsachen gelten die 1838 im australischen Sydney ausgegebenen letter sheets.

Entstehung der ersten Briefmarken

Die Grundidee der Erfindung der Briefmarke war, das Briefporto nicht mehr vom Empfänger einziehen zu lassen, sondern vom Absender. Damit war das erste „Prepaid-System“ (Vorauszahlung und anschließende Nutzung) geschaffen. Außerdem wurde damit eine Vereinfachung und Senkung des Briefportos verbunden, so dass ein Briefwechsel nicht mehr nur reichen Personen vorbehalten war.

Bereits 1836 machte der Slowene Laurenz Koschier aus Laibach der österreichischen Regierung den Vorschlag der Einführung von Briefmarken zur Vereinfachung des Postwesens. Der schottische Buchhändler James Chalmers reichte 1838 einen ähnlichen Vorschlag ein. Diesen Vorschlag hat Sir Rowland Hill, der von der britischen Regierung 1835 mit der Reformierung des Postwesens betraut wurde, wahrscheinlich aufgegriffen und in seine Postreform miteinbezogen. Er gilt damit als Urheber der Briefmarke.

Die erste aufklebbare Briefmarke wurde ab dem 1. Mai 1840 nach den Vorschlägen von Rowland Hill im Vereinigten Königreich herausgegeben und ab dem 6. Mai 1840 frankaturgültig (die erste Verwendung fand ein Exemplar allerdings schon am 2. Mai). Den Wert zu einem Penny wird in Sammlerkreisen als One Penny Black bezeichnet. Sie gilt als erste Briefmarke der Welt.

Rowland Hill war auch für das Motiv der ersten beiden Briefmarken verantwortlich. Für die Gestaltung wurden mehrere 1.000 Entwürfe eingereicht, die ausnahmslos von ihm abgelehnt wurden. Die Zeichnung schaute sich Rowland Hill deshalb von einer Gedenkmünze aus dem Jahr 1837 ab, die ihm besonders gefiel. Der Wert zu einem Penny trägt das Porträt der Königin Victoria auf schwarzem Grund, der Wert zu zwei Pence auf blauem Grund. Der Stecher der ersten Briefmarken war Henry Corbald. Mit dem Druck wurde die Druckerei Perkins, Bacon Petch betraut.

Die Verbreitung der Briefmarke

Schwarzer Einser

Bereits kurz nach der Ausgabe der ersten beiden Briefmarken der Welt folgten andere Länder nach. 1841 und 1842 erschienen in den USA einige Lokalmarken. 1843 erschienen weitere Briefmarken in Brasilien (Ochsenaugen) und in den beiden Schweizer Kantonen Zürich (Zürich 4 und Zürich 6) und Genf (Doppelgenf). Die erste deutsche Briefmarke war der Schwarze Einser, der am 1. November 1849 vom Königreich Bayern herausgegeben wurde. 1850 folgten die deutschen Staaten Hannover, Preußen, Sachsen und Schleswig-Holstein und 1851 Baden. Die erste österreichische Briefmarke wurde am 1. Juni 1850 herausgegeben. Sie hatte auch für Liechtenstein Gültigkeit.

Es entstanden bald neue Briefmarkenarten wie beispielsweise in Österreich 1851 die ersten Zeitungsmarken der Welt. Als die erste Sondermarke der Welt wird meist eine im April 1871 anlässlich der Eröffnung der ersten Eisenbahnlinie in Peru verausgabte Briefmarke angesehen. Aber nicht alle Historiker unterstützen diese Ansicht.[1] Dennoch wurde immer mehr die Werbewirksamkeit von Briefmarken erkannt.

Siehe auch: Liste der Briefmarkenerstausgaben

Die erste nennenswerte Veränderung erfuhren die Briefmarken seit den 70er-Jahren des 19. Jahrhunderts, als man dazu überging, die Briefmarken mit einer Zähnung zu versehen und so die Abtrennung wesentlich vereinfachte, vorher musste zur Abtrennung eine Schere benutzt werden.

Rechtliche Funktion

Früher

Die Briefmarke hieß früher offiziell Postwertzeichen. Dieses Wort entstammt dem „hoheitlichen“ Wortschatz und lässt den geschichtlichen Hintergrund der Briefmarke in rechtlicher Sicht gut erkennen. Da sich alle Postverwaltungen in staatlicher Hand befanden oder auf einem staatlich verliehenen Monopol (teilweise mit anderen Namen, etwa bei Thurn und Taxis) beruhten, war man im öffentlichen Recht tätig. So regelte bei der Deutschen Bundespost bis zur Privatisierung die Postordnung als Rechtsverordnung das Verhältnis zwischen der Post und dem Postbenutzer („Postbenutzungsverhältnis“). Aus diesem Umstand resultiert auch die – noch – bestehende Besonderheit, dass die für die Beförderung verlangten mittlerweile privatrechtlichen Entgelte von der Umsatzsteuer (besser bekannt als Mehrwertsteuer) befreit sind.

Das Entgelt für die Briefbeförderung war zuvor eine öffentlich-rechtliche Gebühr. Der Erwerb der Briefmarke am Schalter war ein Verwaltungsakt. Mit der Benutzung der Briefmarke wies man durch Aufkleben nach, dass die vorgeschriebene Verwaltungsgebühr für die staatliche Beförderung bezahlt worden war. Als hoheitliche Gebührenmarken fielen die Briefmarken nicht unter das privatrechtliche Wertzeichenrecht gem. § 807 BGB.

Strafrechtlich wurde die Briefmarke von 1871 an im Reichs-Straf-Gesetzbuch als Urkunde verstanden und ihre Fälschung als Urkundenfälschung bestraft (§ 275 RStGB). In der Bundesrepublik Deutschland wurde die Briefmarke durch die Große Strafrechtsreform 1975 anders als geldähnliches „amtliches Wertzeichen“ eingestuft. Ihre Fälschung wurde deshalb neu unter „Geld- und Wertzeichenfälschung“ geregelt (§§ 148, 149 StGB).

Heute

Zum 1. Januar 1995 wurde die staatliche Deutsche Bundespost privatisiert, das heißt sie wurde als Staatsinstitution aufgelöst und als „Deutsche Post Aktiengesellschaft“ neu aufgestellt. Als privatwirtschaftliches Unternehmen ist es nicht mehr im öffentlichen Recht tätig. Es erbringt privatrechtliche „Dienstleistungen“ gegen „Leistungsentgelt“. Die früheren Post-„Benutzer“ sind nun gesetzlich Post-„Kunden“. Sie schließen mit der Deutschen Post AG seitdem bürgerlich-rechtliche, etwa Kauf-, Werk- und andere Verträge ab. Auch der Erwerb einer Briefmarke ist nun ein normaler privatrechtlicher Kaufvertrag.

Der neuen Deutschen Post AG wurde das Recht zur Ausgabe eigener Briefmarken nicht mehr gegeben. Stattdessen wurde sie gesetzlich verpflichtet, die von ihr benötigten Briefmarken vom Staat, das heißt vom Bund, zu beziehen. Die heutigen Briefmarken werden vom staatlichen Bundesfinanzministerium der Bundesrepublik hergestellt und an die Deutsche Post AG geliefert.

Der Rechtscharakter der deutschen Briefmarken ist seitdem unklar. Sicher ist, dass der Bundesfinanzminister die von ihm hergestellten Marken noch für hoheitliche Postwertzeichen und Gebührenmarken hält. Sicher ist auch, dass der einzelne Postkunde mit der Deutschen Post AG nur privatrechtliche Beziehungen hat, für die Briefbeförderung keine „Gebühren“ mehr zahlt und die Briefmarke für ihn deshalb keine „hoheitliche Gebührenmarke“ und „Postwertzeichen“ mehr ist.

In der deutschen Rechtswissenschaft wird daher angenommen, dass die vom Bundesfinanzministerium hergestellten Briefmarken mit ihrer Abgabe an die privatrechtliche Deutsche Post AG einen etwaigen geldähnlichen hoheitlichen Rechtscharakter verlieren. Sie sind deshalb heute zivilrechtliche Zeichen und Marken wie etwa Kino-Eintrittskarten, Biermarken und andere gem. § 807 BGB. Ihre Fälschung fällt danach nicht mehr unter die „Geld- und Wertzeichenfälschung“ gem. §§ 146 ff. StGB, sondern ist einfache Urkundenfälschung gem. § 267 StGB.

Sie sind damit rechtlich gleichgestellt mit den Privatmarken der anderen Postunternehmen. Weitere Privatmarken werden mit dem Ende des sogenannten „Briefmonopols“ der deutschen Post AG am 1. Januar 2008 voraussichtlich vermehrt herausgegeben.

Briefmarken sind in Deutschland umsatzsteuerfrei, sofern es sich derzeit noch um Briefmarken der Deutschen Post AG handelt. Dies wurde in der Vergangenheit damit begründet, dass die Post eine bis 31. Dezember 2007 befristete Exklusivlizenz für Briefe unter 50 Gramm besaß und somit als einziges Unternehmen einen flächendeckenden Universaldienst anbieten musste. Nach dem Auslaufen der Exklusivlizenz und dem damit verbundenen Fall des Briefmonopols in Deutschland sind diese Voraussetzungen nicht mehr gegeben, trotzdem wurde das Steuerprivileg der Post bis 31. Dezember 2009 beibehalten. Am 1. Januar 2010 fällt dieses im Geschäftsbereich, während gleichzeitig die Post-Konkurrenten im Privatkundenbereich von der Umsatzsteuer befreit werden, wenn sie ihre Dienste flächendendeckend anbieten.

Seit September 2008 kann das Briefporto bei der Deutschen Post AG auch über neue Vertriebswege erworben und beglichen werden. Beim sogenannten Handyporto wird nach Auftrag über das Mobiltelefon per SMS ein Zahlencode übermittelt, der anstelle der Briefmarke von Hand auf der Sendung einzutragen ist. Hingegen wird die sogenannte Internetmarke vom Kunden über das WWW erworben, elektronisch bezahlt, als maschinenlesbarer Barcode vom Kunden ausgedruckt und auf die Sendung geklebt bzw. direkt auf den Briefumschlag gedruckt. Das Verfahren ähnelt dem STAMPIT-Dienst. Während bei der Internetmarke nur der übliche Portobetrag zu begleichen ist, kostet das Handyporto einen Aufpreis.[2] Es muss angemerkt werden, dass beide keine Briefmarke im eigentlichen Sinn mehr sind, weil ihnen der Charakter der Gleichmäßigkeit - identische Stücke werden in größerer Auflage hergestellt - fehlt.

Briefmarken werden Sammelobjekte

Deckblatt des ersten Scott-Kataloges von 1868

Hauptartikel: Philatelie

Durch die rasend schnelle Ausbreitung der Briefmarke breitete sich auch die Philatelie immer mehr aus. Der Begriff Philatelist wurde im Jahre 1864 von dem französischen Sammler Georges Herpin geprägt. Er bedeutet übersetzt aus dem Griechischen „Freund dessen, was frei von Abgaben ist“. Obwohl dieses Wort die Sammelleidenschaft der Philatelisten nur denkbar schlecht beschreibt, setzte es sich in fast allen Sprachen durch.

Briefmarken sind heutzutage als Sammelobjekte weit verbreitet. Zunächst sammelte man nur aus Spaß die kleinen Postwertzeichen aus der Tagespost und verwendete sie beispielsweise zum Bekleben von Lampenschirmen, was die Sammelobjekte fast immer zerstörte. Erst langsam begannen sich einige Leute mit den Briefmarken genauer zu befassen. Für den damaligen Sammler war es selbstverständlich und auch möglich, so genannte Generalsammlungen anzulegen. Dies bedeutet, dass der Philatelist alle Briefmarken der Welt in seine Sammlung aufnahm. Dies wäre heutzutage bei der Masse der verschiedenen Briefmarkenausgaben undenkbar.

Mit der Zeit entstanden zahlreiche Hilfsmittel für den Philatelisten. Im Jahre 1860 erschienen die ersten Briefmarkenalben. Bereits ein Jahr später, 1861, entstanden die ersten Vorläufer der heutigen Briefmarkenkataloge. Im Jahr 1862 kam es zur Ausgabe der ersten philatelistischen Fachzeitschriften. Es handelt sich dabei um The Monthly Advertiser, der im Geburtsland der Briefmarke erstmals am 15. Dezember 1862 erschien. Die Briefmarkenzeitschriften förderten vor allem den Tausch von Briefmarken zwischen den Philatelisten. Außerdem berichteten sie über die Neuausgaben der ganzen Welt und informierten die Sammler über alles Wissenswerte der Philatelie.

Neben den neuen Hilfsmitteln für den Philatelisten entstanden immer mehr Briefmarkenvereine und Veranstaltungen speziell für den Philatelisten. Bereits aus dem Jahre 1856 sind Treffen von Philatelisten in den USA bekannt. Im Jahre 1866 kam es dort zur Gründung der Excelsior Stamp Association, des ersten Briefmarkenvereins der Welt.

Die steigende Zahl philatelistischer Vereine führte zu zahlreichen Zusammenschlüssen. In Deutschland ist dies heute der Bund Deutscher Philatelisten, in Österreich der Verband Österreichischer Philatelistenvereine.

Die ersten Postfälschungen

Hauptartikel: Postfälschung

Die rasche Ausbreitung der Briefmarke hatte nicht nur positive Begleiterscheinungen. Immer mehr Fälscher erkannten das lukrative Geschäft von Briefmarkenfälschungen, den so genannten Postfälschungen.

Bereits kurz nach der Einführung der ersten Briefmarke am 6. Mai 1840 in Großbritannien tauchten die ersten Ganzfälschungen von Briefmarken auf. Neben diesen Ganzfälschungen gab es jedoch auch zahlreiche Teilfälschungen von postgültigen Briefmarken. Dies bedeutet, dass nur Teile einer echten Briefmarke verändert wurden, um deren Postwert zu erhöhen. Zu ihnen gehören beispielsweise die Farbänderung durch chemische Mittel sowie die Manipulation der Wertziffern, um Briefmarken mit höheren Nominalwerten zu imitieren.

Auch bereits gebrauchte Briefmarken wurden oft nochmals verwendet, indem aus zwei (oder mehreren) gebrauchten Stücken in mühevoller Handarbeit eine ungebrauchte Briefmarke zusammengebastelt wurde. Den Federzug oder den Poststempel versuchte man durch chemische Mittel zu entfernen. Außerdem konnten Briefmarken, von denen nur ein kleiner Teil mit einem Poststempel versehen war, gemeinsam mit einer Originalmarke verwendet werden, die genau diesen Teil verdeckt.

Freimarke zu 50 Heller mit und ohne Lackstreifen

Schon früh trafen Postverwaltungen verschiedene Schutzvorkehrungen, um ihre Briefmarken vor Fälschungen zu schützen. Die älteste Schutzmaßnahme gegen Postfälschungen ist das Wasserzeichen. Es kam bereits auf Anraten Rowland Hills bei den ersten Briefmarken der Welt zur Anwendung.

Manche Länder verwendeten ein Faserpapier für ihre Briefmarken. Bei dieser besonderen Papierart wurden dem Papierbrei (oft verschiedenfarbige) Seidenfadenflocken hinzugefügt, die später im Papier sichtbar wurden. Bei manchen Briefmarkenausgaben wurde in die noch nasse Papiermasse ein farbiger Seidenfaden eingebettet. Diese Schutzmaßnahmen findet man beispielsweise bei den Briefmarkenausgaben der deutschen Staaten Bayern und Württemberg sowie in der Schweiz. Farbiges Papier sollte ebenfalls das Fälschen erschweren. Ist das Papier nur vorderseitig gefärbt, spricht man von gefärbtem Papier. Diese Schutzmaßnahme ist beispielsweise bei den ersten Briefmarken Bayerns zu finden.

In Österreich wurde das Briefmarkenpapier mit glänzenden Lackstreifen versehen. Dies sollte das Entfernen von Poststempeln, um die Briefmarken erneut verwenden zu können, stark erschweren. Die Lackstreifen lösten sich teilweise mit dem Markenbild im Wasser (oder anderen Flüssigkeiten) auf.

Auflagenstarke 10-Heller-Marke

Höhepunkt der Briefmarke

Zur Zeit der Jahrhundertwende um 1900, kurz vor dem Ersten Weltkrieg, erreichte die Verbreitung der Briefmarke ihren Höhepunkt. Der Brief war dank dem stetigen Ausbau der Eisenbahn zum wichtigsten Kommunikationsmittel geworden. Die Auflagenzahlen schossen in die Höhe. Die wichtigsten österreichischen Briefmarkenwerte zu fünf und zehn Heller aus dem Jahre 1908 hatten beispielsweise eine Auflagezahl von je über drei Milliarden (3.000.000.000) Stück. Diese Briefmarken konnten allerdings nur im österreichischen Teil des Kaiserreichs Österreich-Ungarn verwendet werden, da Ungarn seit dem Ausgleich 1867 eigene Briefmarken ausgab.

Mit der Zeit entwickelte sich eine eigene Briefmarkensprache. Durch die Stellung der Briefmarke(n) auf dem Brief, beispielsweise verkehrt herum aufgeklebt und nach rechts geneigt, konnte man dem Briefempfänger geheime Botschaften, wie „Auf ewig dein“, überbringen. Mit der Zeit verschwand diese Form der geheimen Kommunikation jedoch wieder.

Briefmarken als Propagandamittel

Hauptartikel: Spionage- und Propagandafälschungen

Briefmarke DDR 1971
Unbesiegbares Vietnam

Während des Ersten Weltkrieges entdeckte man die Briefmarke als Propagandamittel. Man unterscheidet zwei verschiedene Arten der Briefmarkenfälschungen kriegführender Staaten, die zur Schädigung des Feindes hergestellt werden. Bei Spionagefälschungen handelt es sich um möglichst genaue Imitation der gegnerischen Freimarken, die dazu verwendet werden, Propagandamaterial über Mittelsmänner durch die feindliche Post zustellen zu lassen. Sie werden deswegen Kriegspostfälschungen (siehe Postfälschung) genannt. Ein Kauf von einer großen Menge von Briefmarken von Privatpersonen wäre, vor allem während eines Krieges, dem Feind sofort aufgefallen. Bei Propagandafälschungen handelt es sich um die Fälschung der gegnerischen Briefmarken, wobei der Bildinhalt zu Propagandazwecken verändert wird (z. B. Inschrift „Deutsches Reich“ → „Futsches Reich“).

Vor allem während des Zweiten Weltkrieges fand diese Art der Briefmarkenfälschung eine große Verbreitung. Während des Kalten Krieges wurden ebenfalls noch Propaganda- und Kriegspostfälschungen hergestellt.

Dass Briefmarken ein ideales Propagandamittel sind, wurde nicht nur von den jeweiligen Feinden eines Landes erkannt. Vor allem diktatorische Staaten wie das faschistische Deutsche Reich nutzten Briefmarkenmotive für ihre eigene Propaganda. Der Personenkult um Adolf Hitler wurde durch hohen Auflagen entsprechender Marken unterstützt. Vergleichbares findet man in Nord-Korea um Kim Il-sung, in der ehemaligen Sowjetunion um Josef Stalin oder in Rumänien um Nicolae Ceauşescu. Aber man muss akzeptieren, dass solche Auflagen immer die jeweilige politische Situation im Land widerspiegeln. Daher kommen Personen mit Symbolfunktionen in vielen Auflagen in der Welt vor, wie z. B. Königin Elisabeth II. von Großbritannien, der Gründervater George Washington der USA oder der Philosoph Karl Marx, der eine wichtige Rolle unter anderem für das politische Selbstverständnis der DDR hatte. Die Sowjetunion räumte Motiven aus der Raumfahrt breiten Raum ein, da diese Briefmarken die technologische Überlegenheit und den damit verbundenen Führungsanspruch des Landes propagieren sollten. Im sogenannten Postkrieg waren Briefmarken mit ausgeprägt propagandistisch empfundenen Inhalt mehrfach Beanstandungen durch andere Länder ausgesetzt.

Briefmarken heute

Seit zu Beginn des 20. Jahrhunderts Frankiermaschinen aufkamen, wurde den Briefmarken immer wieder ein rasches Ende vorausgesagt. Dennoch bleiben Briefmarken auch heute noch mindestens für Privatpersonen die bequemste Art, Postsendungen freizumachen. Jährlich werden weltweit mehrere Milliarden Marken verbraucht. Der Verbrauch hängt stark von den Zahlungsgewohnheiten der Leute ab: In Ländern wie den USA, in welchen es üblich ist, die monatlichen Rechnungen durch das Versenden von Schecks zu bezahlen, ist der Verbrauch ungleich höher als in Ländern, in denen die Bezahlung der Rechnungen durch Überweisung üblich ist.

Da der Verkauf von Briefmarken an Sammler für die Postverwaltungen ein gutes Geschäft ist, werden viele Sondermarken hauptsächlich für Sammler produziert und man bemüht sich um populäre Themen wie Fußball-WM oder Oldtimer. Einige Kleinststaaten gar produzieren Briefmarken praktisch nicht zur eigentlichen Verwendung, sondern um mit ihrem Verkauf an Sammler einen nicht unwesentlichen Beitrag zum Staatshaushalt zu erwirtschaften (z. B. der Vatikanstaat, Liechtenstein, San Marino oder einige sehr arme Staaten der 3. Welt).

Moderne Vermarktung

STAMPIT-2-D-Code
Hologramm-Briefmarke

Seit 2001 ist es in Deutschland möglich, Postwertzeichen mit der Frankiersoftware STAMPIT aus dem Internet auszudrucken. Durch die Postreform mit der einhergehenden Aufweichung des Briefmonopols ist es auch für private Unternehmen möglich, Briefmarken herauszugeben.

Im Jahre 2003 führten die niederländische und die finnische Post (letztere zunächst nur für Firmenkunden) erstmals Briefmarken ein, die von den Kunden selbst gestaltet werden können. Dabei wird ein Foto, eine Grafik oder ein Logo in einen vorgegebenen Rahmen gedruckt. In Österreich kann man ebenfalls seit 2003 mit einer Mindestauflage von zunächst 200, seit 2005 von nur noch 100 Stück seine eigenen Briefmarken drucken lassen. Mittlerweile ist in den USA ein vergleichbares Programm verfügbar, hier beträgt die Mindestauflage sogar nur 20 Stück.

In Deutschland bietet die Deutsche Post seit dem 1. Februar 2008 ihren Kunden die Möglichkeit, ihre Privat- oder Geschäftspost mit einer eigenen Briefmarke zu frankieren, ab einer Mindeststückzahl von 20 Stück für z. Zt. 32,33 Euro. Über das Internetportal kann man ein eigenes Motiv hochladen und die fertigen Kuverts werden einem nach Hause geschickt.

Ein weiterer, neuer Online-Service zum Kauf von Brief- und Paketmarken ist die Internetmarke. Hier gibt es keine Mindeststückzahl, Briefmarken können mit vielen Motiven aus einer Bildergalerie persönlich gestaltet und sofort ausgedruckt werden.

Die Schweiz gab am 6. September 2005 weltweit erstmalig vier Briefmarken heraus, die Fotos zeigen, die mit Mobiltelefonen aufgenommen wurden. Diese Fotos konnten von der gesamten Bevölkerung per MMS eingereicht werden.[3]

Österreich führte 1988 erstmals Briefmarken mit aufgedruckter Hologrammfolie ein. Diese Gestaltungsform ist aufgrund des technischen Herstellungsaufwandes eine Randerscheinung, die für hohe Nominale und besondere Anlässe verwendet wird. Weltweit sind seit 1988 etwa 120 verschiedene Ausgaben erschienen, die ein eigenes Sammelgebiet darstellen.

Ebenfalls in Österreich wurde zur UEFA EURO 2008 erstmals eine neue Art Briefmarke mit Wackelbild herausgebracht. Sie zeigt den 6-sekündigen Torschuss von Andreas Herzog im Jahr 1997. Das Bild auf der Marke wird somit zum Kurzfilm. Die Marke kann in jedem Postamt oder im Internet erworben werden. Einziger Wermutstropfen ist der durch die hohen Herstellungskosten verursachte Preis von 5,45 €.

Charakteristische Merkmale und Gestaltung

Form

Die ursprüngliche Form der Briefmarke war rechteckig, wobei stehende Rechtecke häufiger als liegende waren. Rechteckige Briefmarken ergeben eine ideale Anordnung auf dem Bogen. Quadratische Briefmarken als Sonderform des Rechtecks sind eher selten zu finden. Von der ungarischen Post wurden häufig auf der Spitze stehende quadratische Briefmarken herausgegeben. Neben den klassischen Vierecken tauchen schon früh Briefmarken in Dreiecksform auf; die bekanntesten Vertreter dieser Gattung stammen vom Kap der Guten Hoffnung.

Von zahlreichen Ländern wurden in den letzten Jahrzehnten Briefmarken in verschiedensten Formen ausgegeben, wobei runde Marken – etwa bei Marken mit Fußballmotiven – vergleichsweise häufig vertreten sind. Sie sind jedoch schwieriger zu zähnen und aus dem Bogen zu trennen als Rechtecke oder Dreiecke und werden daher meist im Rahmen eines Briefmarkenblocks ausgegeben. Sierra Leone ist unter Sammlern bekannt für seine speziellen Briefmarkenformen, die unter anderem die Form von Wappen, Obst, Vögeln, Landkarten, Pergamentrollen oder Kokosnüssen haben. La Poste in Frankreich gab bereits mehrere Marken in Herzform heraus.

Beliebt sind auch Zusammenstellungen von Marken in Blockform.

Zähnung

Hauptartikel: Briefmarkentrennung

Die Zähnung ist heute die modernste Art der Perforation von Briefmarken. In den ersten Jahren ihrer Geschichte wurde sie manchmal noch schlecht ausgeführt. Heute ist sie jedoch in der ganzen Welt verbreitet und zu einer charakteristischen Eigenschaft der Briefmarke geworden. Die ersten Briefmarken der Welt hatten noch gar keine Zähnung. Der Postbeamte musste sie noch mit einer Schere aus dem Bogen schneiden.

Der Brite Henry Archer dachte jedoch über eine bessere Trennungsmöglichkeit als die Schere nach. Zunächst konstruierte er eine Durchstichmaschine. Diese funktionierte durch die Verwendung von kleinen Messern, die eng nebeneinander angeordnet waren und in das Briefmarkenpapier zwischen den Marken in regelmäßigen Abständen kleine Schnitte ritzte. Die ersten durchstochenen Briefmarken der Welt erschienen 1848 versuchsweise an den Postschaltern.

Henry Archer war jedoch noch nicht vollends mit seiner Maschine zufrieden. Er verbesserte sie immer mehr und ersetzte die feinen Messer bald durch Lochstifte. Dieses neue System der Briefmarkentrennung fand bald auch bei den Postbeamten großen Anklang. Nachdem die ersten gezähnten Briefmarken in Großbritannien ausgegeben wurden, folgten zahlreiche andere Postverwaltungen mit dieser Innovation nach.

Viele Länder gehen immer mehr von der herkömmlichen Anordnung der Briefmarken im Bogen zu Rollenmarken über. Bei ihnen muss eine seitliche Zähnung nicht zwingend vorhanden sein.

Gummierung

Hauptartikel: Gummierung bei Briefmarken

Die Gummierung wird rückseitig auf die Briefmarken aufgetragen, damit die Marke durch Anfeuchten der Schicht auf einen Brief geklebt werden kann. Aus technischen Gründen wird die Gummierung heute im allgemeinen vor dem Druck der Briefmarken auf den leeren Bogen aufgetragen; dies erfolgt im Normalfall maschinell. In der Anfangszeit wurden die Briefmarken dagegen oftmals erst nach dem Druck gummiert. Solange dafür keine Maschinen eingesetzt wurden, geschah dies per Hand mit einem Pinsel.

Hauptbestandteile der Gummierung sind heutzutage vor allem Kunststoffe. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um Polyvinylalkohol (PVA), ein synthetisches Polymer auf Kohlenstoffbasis. Zunächst wurden vor allem tierische Leime verwendet, etwas später auch pflanzliche Stoffe, wie Dextrin oder Gummi arabicum.

Manche Postverwaltungen experimentieren mit Briefmarken auf selbstklebender Kunststofffolie. In den USA z. B. werden heute bereits ausschließlich selbstklebende Marken ausgegeben. In den meisten anderen Ländern wird jedoch die Gummierung verwendet. Es gab auch zahlreiche Bemühungen, den Geschmack der Gummierung zu verbessern. Die Deutsche Bundespost experimentierte mehrfach, beispielsweise in den Jahren 1955 und 1956 sowie Anfang der 1980er mit einer Gummierung mit Pfefferminzgeschmack, später wurde auch die Geschmacksrichtung Waldmeister erprobt. Mittlerweile erfolgt die Gummierung regelmäßig mit einer Mischung, die weniger feuchtigkeitssaugend ist und damit das Verkleben und Welligwerden des Papiers vermindert.

Material

Zwei deutlich verschiedene Papierarten
Briefmarke mit Hologramm

Hauptartikel: Briefmarkenpapier

Das häufigste Material auf das Briefmarken gedruckt werden ist ein speziell für den Druck von Briefmarken hergestelltes Papier. Dieses Briefmarkenpapier muss qualitativ sehr hochwertig sein, da es den drucktechnischen Anforderungen entsprechen muss, sicher gegenüber Fälschungen sein sowie bei den einzelnen Auflagen nicht voneinander unterscheidbar sein soll. Dies ist vor allem in Krisenzeiten nicht immer möglich.

Heutzutage wird meistens Briefmarkenpapier mit Lumineszenzkörper verwendet. Man unterscheidet fluoreszierende, phosphoreszierende sowie Briefmarkenpapiere mit optischem Aufheller. Die Lumineszenzkörper dienen als Schutz vor Fälschungen sowie zur Aufhellung des Briefmarkenpapiers und werden von automatischen Stempelmaschinen als Erkennungszeichen für die Position der zu stempelnden Briefmarke verwendet, gleichzeitig ist so die richtige Lage der Briefe für maschinelle oder manuelle Anschriftenlesung und Codierung gewährleistet. Phosphoreszenz (Nachleuchten bei Dunkelheit) ist relativ selten, aber zum Beispiel bei finnischen Briefmarken die Regel. Der derzeitige Briefmarkenpapierbedarf liegt in Deutschland bei etwa 25 Tonnen pro Tag.

Von einigen Postverwaltungen werden jedoch manchmal andere Materialien wie Holz oder Stoff verwendet. Diese beiden Beispiele wurden von der Schweizer Post verausgabt und dienen ausschließlich dem Verkauf an Sammler. Bhutan, das seit 1955 eigene Briefmarken herausgibt, präsentierte gar Briefmarken in Form von echten, 68 bis 100 mm großen, einseitig bespielbaren Schallplatten. Die DDR emittierte 1963 einen Block auf Dederongewebe. Das Königreich Burundi gab zum dritten Jahrestag seiner Unabhängigkeit verschiedene Briefmarken auf Goldfolie aus. Die deutsche Bundespost gab in ihrer Reihe der Wohlfahrtsmarken, 1999 zwei Briefmarken mit aufgeklebter Hologrammfolie heraus. 2003 kam in Italien eine Briefmarke auf Jeansstoff gedruckt heraus, 2004 brachte die Schweizer Post eine Briefmarke auf Holz heraus. Auch gestickte Briefmarken wurden seit den frühen 2000er Jahren von der Italienischen, der Schweizer und der Österreichischen Post produziert. Österreich gab 2008 zwei Briefmarken mit besonderen Materialien heraus, zur Fußball-Europameisterschaft 2008 eine runde Briefmarke aus dem Kunstleder, aus dem auch die Fußbälle hergestellt wurden und eine große Marke aus Kunststoff mit 3-D-Abbildung der Venus von Willendorf. In der Sowjetunion wurden zwei Briefmarken mit Raumfahrtmotiven aus dem Jahr 1965 auf Aluminium gedruckt. Das Briefmarkenpapier blieb jedoch bis heute das einzig sinnvolle Material für Briefmarken.

Gestaltung und Druck

Die Motive von Briefmarken sind eine willkommene Möglichkeit zur Selbstdarstellung der Länder, die diese ausgeben. Die in frühen Jahren häufig verwandten Bildnisse von Monarchen werden zunehmend durch interessante Darstellungen aus den Bereichen Kultur, Flora und Fauna, Technik, Sport, Bauwerke, Kunst sowie wichtiger Persönlichkeiten und aktueller Ereignisse abgelöst.

Korrekte Abbildung einer postgültigen deutschen Briefmarke (siehe auch: Amtliche Briefmarke (Deutschland)

In Deutschland werden Postwertzeichen durch das Bundesministerium der Finanzen unter Mitwirkung eines Kunst- und eines Programmbeirates für die Deutsche Post AG herausgegeben. Der vom Künstler eingereichte Entwurf muss in sechsfacher Vergrößerung erstellt sein, damit Details genauer erkennbar sind.

Da es sich bei Briefmarken nicht um amtliche Werke handelt, unterliegen sie dem Urheberrechtsschutz. Ihr Urheberrecht liegt bei der jeweiligen Postverwaltung. Eine Abbildung der betroffenen Briefmarken ist meist trotzdem möglich. Handelt es sich dabei allerdings nicht um die Abbildung der ganzen Briefmarke als solcher, sondern vordergründig um die Abbildung des Motivs oder bestimmter Teile des Motivs, so könnte in diesem Falle das Urheberrecht des Entwerfers des Briefmarkenmotivs tangiert sein.

Das Abbilden von Briefmarken in Büchern oder auf Internetseiten tolerieren die einzelnen Postverwaltungen der Welt in unterschiedlichem Maß. Während die Postverwaltung der Färöer beispielsweise eine unveränderte Abbildung ihrer Briefmarken erlaubt, ist eine Abbildung bei deutschen Briefmarken nur unter bestimmten Einschränkungen zulässig. So muss die abgebildete Briefmarke entweder mindestens 25% größer oder 10% kleiner als das Original sein oder einen Abdruck eines schrägen schwarzen Balkens über eine ihrer Ecken tragen. Die zuletzt genannte Methode wird von den meisten Postverwaltungen der Welt anerkannt.

Beim Druck der Briefmarke wird vor allem auf eine qualitativ hochwertige Umsetzung der Entwürfe geachtet. Heutzutage kommen dabei zahlreiche verschiedene Drucktechniken zur Verwendung. Oft werden kombinierte Druckverfahren verwendet.

Der Druck erfolgte früher mit Druckerpressen unter hohem Druck, dabei konnte es zu Brüchen des Papiers um dem Druckbild kommen. Der Philatelist spricht dann vom sogenannten Bayernbruch.

Am 9. September 2004 gab die deutsche Post eine Sondermarke zum 50-jährigen Jubiläum des Bundessozialgerichtes heraus, die in aufwändigem Prägedruck hergestellt wurde. Am 2. März 2006 folgte eine Marke, die erstmals einen für Blinde geprägten tastbaren Schriftzug („Mit Händen sehen“) und die Wertangabe (55 cent) in Brailleschrift enthielt.

Vor der endgültigen Druckanordnung werden meist einige Probedrucke angefertigt. Trotz der zahlreichen Kontrollen und Probedrucken kommt es immer wieder zu kleineren Fehldrucken, wie die Verschiebung eines Druckganges. Diese kleinen Abarten sind meist nur für den Philatelisten interessant. Größere Fehler, wie eine falsche Farbe oder ein falsch herum eingesetztes Mittelstück, findet man nur sehr selten. Zu den berühmtesten Fehldrucken der Welt zählen vor allem die Tre Skilling Banco aus Schweden, von der nur ein Exemplar bekannt ist, und die US-amerikanische Inverted Jenny von 1918.

Deutsche Bundesdruckerei

Die Herstellung von Briefmarken ist seit mehr als 100 Jahren ein traditionelles Tätigkeitsgebiet der Bundesdruckerei (vorher: Reichsdruckerei). Der Herausgeber von deutschen Postwertzeichen ist das Bundesministerium der Finanzen, welches unter anderem die Bundesdruckerei befugt, Briefmarken herzustellen. In der Bundesdruckerei werden fast alle deutschen und auch zahlreiche ausländische Briefmarken hergestellt. Andere Druckereien, die im Auftrag des Bundesministerium der Finanzen Briefmarken herstellen, sind unter anderem Giesecke & Devrient Wertpapierdruckerei Leipzig GmbH und Bagel Security-Print GmbH & Co. KG Mönchengladbach.

In der Gründungsphase der Bundesdruckerei (1879) produzierten die königlichen Drucker jährlich rund 600 Millionen Freimarken. Heutzutage liefern die hochmodernen Druckmaschinen 4 Milliarden Wertzeichen pro Jahr. Es wird größter Wert darauf gelegt, dass die nummerierten und perforierten Briefmarken von „makelloser Qualität“ sind. Entdecken die Kontrolleure eine minimale Farbabweichung oder eine Unregelmäßigkeit an den Rändern werden die als „Fehldrucke“ eingestuften Wertzeichen vernichtet. Da bei dem Briefmarkendruck eine hohe Akribie an den Tag gelegt wird, sind Fehldruckraritäten bei Briefmarkensammlern umso begehrter.

Verkauf und Präsentation

Ministeralbum 1997

Briefmarken werden einzeln oder in Einheiten an Postdienststellen oder an postamtliche Verkaufsstellen, wie etwa ausgewählte Postagenturen verkauft. Für Sammler gibt es jedoch besondere Verkaufsformen. Mit einem Sammelabonnement erhält der Briefmarkensammler monatlich oder quartalsweise die neu erschienen Briefmarkenausgaben zugeschickt. Oft ist es auch möglich, gestempelte Briefmarken zu bestellen. Briefmarkenabos sind vor allem für Sammler von Briefmarken „exotischer“ Länder nützlich.

Mit dem Erwerb einer Jahreszusammenstellung erhält der Philatelist alle Briefmarken eines Jahres aus einem bestimmten Land. Daneben gibt es noch zahlreiche andere Verkaufs- und Präsentationsformen wie beispielsweise Ministeralben.

Ein sehr beliebtes Datum der Postwesen zur Ausgabe und Präsentation neuer Briefmarken ist der Tag der Briefmarke. Dieser wird von zahlreichen Ländern der Welt jährlich begangen. Zum ersten Mal fand der Tag der Briefmarke im Dezember 1935 in Österreich statt. In Deutschland begeht man den Tag der Briefmarke seit 1948 jedes Jahr am letzten Sonntag im Oktober, in der Schweiz meist im Dezember, in Österreich meist im Mai.

Briefmarkenarten

Heute gibt es viele verschiedene Briefmarkenarten. Schon bald nach der Einführung der Briefmarke wurden immer mehr Verwendungszwecke für sie gefunden. Die wichtigsten Briefmarkenarten sind:

Freimarken

One Penny Black - erste Briefmarke und „Freimarke“ der Welt

Die Freimarke ist die älteste und häufigste Form der Briefmarke. Freimarken dienen zur Bezahlung der Beförderungsgebühren der Post. Freimarken gliedern sich in drei verschiedene Arten:

Dauermarken sind Freimarken, die von der Post einen längeren Zeitraum lang in unbegrenzter Stückzahl ausgegeben werden. Dauermarken sind stets in allen wichtigen Portostufen erhältlich, die zusammen einen einheitlichen Dauermarkensatz bilden. In den meisten Fällen sind diese Marken weniger farbenprächtig als Sondermarken. In Deutschland werden Dauermarken entweder in Bogenform und in Rollenform abgegeben und in Markenheftchen, die zum Teil ungezähnt bleiben.
Sondermarken oder Gedenkmarken sind Freimarken, die zu einem besonderen Anlass ausgegeben werden. Nachdem die peruanische Post 1871 die ersten Sondermarken anlässlich der Eröffnung der ersten Eisenbahnlinie Perus zwischen Lima und Callao veröffentlicht hatte, zogen zahlreiche Staaten mit der Ausgabe dieser Marken nach. Viele Länder nutzen heutzutage Sondermarken als willkommene Selbstdarstellung. Insbesondere Kleinstaaten erwirtschaften mit der Ausgabe von Sondermarken beliebter Motive einen nicht unwesentlichen Anteil für die Staatskasse. (Wobei der mehr oder weniger propagandistische Aspekt nicht zu unterschätzen ist. So kamen Sondermarken in Deutschland erst mit der NS-Zeit auf. Und auch heute ist die Selbstdarstellung eines Landes per Briefmarken nicht gering.) Sondermarken werden vor allem für Sammler hergestellt, da sie postalisch eigentlich nicht notwendig sind. Echte, mit Sondermarken frankierte Briefe, findet man daher viel seltener als Briefe mit Dauermarken. Manchmal werden Sondermarken teurer als ihr Nominalwert von der Post verkauft. Der Philatelist spricht von einem „Aufschlag“ oder „Zuschlag“. Meistens dient der Aufschlag wohltätigen Zwecken, wie bei den so genannten Wohlfahrtsbriefmarken aus Deutschland, aber es werden auch andere förderungswürdige Unternehmungen damit finanziert (Ausstellungen, Vereinigungen, …).
Automatenmarken: Eine Besonderheit unter den Freimarken stellen die Automatenmarken dar. Diese werden über Briefmarkenautomaten, die sich meist vor dem Postamt befinden, vertrieben. Meist ist es möglich, beliebige Werte in bestimmten Stufen auszudrucken.

Dienstmarken

Dienstmarke mit Überdruck aus der deutschen Inflationszeit

Dienstmarken sind Briefmarken, die ausschließlich von Behörden, Dienststellen oder Ämtern zum Frankieren von Postsendungen der Dienstpost verwendet werden. Sie werden daher nicht am normalen Postschalter verkauft und sind auch nicht für den normalen Postverkehr zugelassen. Ein Diebstahl und Missbrauch von Dienstmarken kommt daher praktisch nicht vor.

Die ersten Dienstmarken wurden 1866 im damals von Großbritannien besetzten Indien verausgabt. In Deutschland wurden die ersten allgemeinen Dienstmarken im Jahre 1920 verausgabt. Sie wurden jedoch nach dem Zweiten Weltkrieg wieder abgeschafft. In der DDR wurden Dienstmarken von 1954 bis 1960 verwandt (Bilder). In Österreich findet man Dienstmarken nur zur Zeit der Deutschen Besatzung von 1938 bis 1945. Die Schweiz verausgabte ebenfalls eigene Dienstmarken von 1918 bis 1944. In Liechtenstein werden seit 1932 Dienstmarken ausgegeben.

Flugpostmarken

Flugpostmarke

Flugpostmarken dienen zur Bezahlung der Beförderung per Luftpost. Manchmal werden sie daher auch Luftpostmarken genannt. Flugpostmarken können ausschließlich für Luftpost verwendet werden und dürfen nicht auf normale Briefe geklebt werden. Die meisten Staaten der Welt entschlossen sich zur Ausgabe eigener Flugpostmarken, da die Postbeförderung mittels Flugzeug zu Beginn und Mitte des 20. Jahrhunderts eine große Besonderheit darstellte, der so Rechnung getragen wurde.

Deutschland führte seine ersten Flugpostmarken bereits 1912 ein. In Österreich wurden während des Ersten Weltkrieges, am 30. März 1918, die ersten Flugpostmarken verausgabt. Die Schweiz verausgabte ab 1912 eigene Flugpostmarken. In den meisten europäischen Staaten wurden Flugpostmarken nach dem Zweiten Weltkrieg wieder abgeschafft. Gewöhnliche Freimarken konnten nun zur Frankierung von Flugpostbriefen dienen.

Portomarken

Österreichische Portomarke von 1925

In vielen Ländern werden und wurden eigene Nachportomarken für die Verrechnung des Nachportos für unzureichend frankierte Briefe ausgegeben. Sie werden vor der Zustellung des Briefes von einem Postbeamten aufgeklebt und bei der Auslieferung vom Postboten verrechnet.

In Österreich wurden Portomarken erstmals 1894 ausgegeben. Sie wurden erst mit der Einführung des Euro im Jahre 2002 abgeschafft. Deutschland verausgabte nie eigene Portomarken. Nur die damals noch über eine eigene Posthoheit verfügenden Länder Baden und Bayern verausgabten von 1862 bis 1870 eigene Portomarken. Die Schweiz gab ab 1878 eigene Portomarken aus, stellte die Ausgabe jedoch bereits 1938 ein. In Liechtenstein wurden bis zur Trennung von der österreichischen Postverwaltung 1920 österreichische Portomarken verwendet. In den folgenden Jahren der postalischen Selbstständigkeit verausgabte Liechtenstein zunächst eigene Portomarken in österreichischer Währung und später bis 1940 in Schweizer Währung.

Telegrafenmarke

Andere Briefmarkenarten

Postkarte 60 Pf. Schloss Rheydt

Es gibt noch viele andere Briefmarkenarten mit besonderen Verwendungszwecken, die allerdings nur von wenigen oder einzelnen Ländern verwendet wurden.

Entwertung von Briefmarken

Handschriftliche Entwertung „Sarajewo 20/7“
Handentwertung aus dem Jahre 1960

Hauptartikel: Entwertung

Um eine erneute Verwendung der Briefmarke zu unterbinden, wird diese von der Post entwertet. Die häufigste Entwertungsart ist heutzutage der Poststempel. Diese meist kreisförmigen Stempel (häufig in schwarzer Farbe) geben Ort und Datum der Abstempelung an. Besondere Formen des Poststempels sind der Sonderstempel und der Ersttagsstempel, die nur zu besonderen Anlässen oder bei der Ausgabe eines neuen Postwertzeichens verwendet werden und meist neben den gewöhnlichen Inschriften ein zum Anlass passendes Motiv besitzen.

Diese Entwertungsarten werden vor allem von Briefmarkensammlern geschätzt. Bei normalen Postsendungen wird heutzutage die Entwertung maschinell vorgenommen. Dabei wird oft nur eine Reihe von geraden oder gewellten Linien oder ein Text auf der Marke abgeschlagen, woraus sich bei einer abgelösten Marke weder Zeitpunkt noch Ort der Entwertung erschließen lässt. Seit den neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts werden Maschinen„stempel“ in einigen Ländern (z. B. Kanada oder Großbritannien) vermehrt durch Tintenstrahldrucker angebracht.

Es gibt jedoch noch zahlreiche andere Entwertungsformen, die vor allem zu Beginn der Briefmarkenausgaben im 19. Jahrhundert zu finden sind. Vor allem in kleineren Postämtern, die in den Anfangsjahren der Briefmarke noch keine eigenen Poststempel hatten, wurden die Marken einfach durchgestrichen oder handschriftlich mit Ortsnamen und dem Datum versehen.

In manchen Ländern, wie in Spanien, wurden Briefmarken durch eine Lochung entwertet. Im Osmanischen Reich verwendete man eine Zeit lang eine Scheren- oder Messerschnittentwertung. Dabei wird die zu entwertende Briefmarke durch eine Schere oder ein Messer eingeschnitten.

In manchen Ländern wurden Vorausentwertungen für Massenauslieferungen angewandt. Die zur damaligen Zeit gültigen Freimarken wurden durch spezielle Buchdruck- oder Handstempel im voraus entwertet und so in ganzen Bögen an die Großauslieferer abgegeben. Dadurch erübrigte sich das einzelne Abstempeln der später verschickten Sendungen und der Postbetrieb wurde vereinfacht. Die Nachentwertung von Briefmarken ist eine Entwertungsform, die noch heute üblich ist. Dabei werden Briefmarken, die versehentlich nicht gestempelt wurden, nachträglich vom Postboten (oft von Hand oder mit einem Gummistempel) oder vom Ankunftspostamt entwertet.

Berühmte Briefmarken

Briefmarken erzielen bei Auktionen auf Grund ihrer Seltenheit und der hohen Beliebtheit bei den Sammlern oftmals hohe Preise. Die Frage nach der seltensten und wertvollsten Briefmarke ist nicht eindeutig klärbar, da mehrere Unikate von Briefmarken existieren. Zu den begehrtesten und berühmtesten Briefmarken unter Sammlern zählen:

Sachsen-Dreier

Besonderheiten

  • Seit einiger Zeit gibt es auch Briefmarken, die statt der üblichen Gummierung selbstklebend sind.
  • In den USA gab es mehrere Briefmarken, bei denen statt eines konkreten Wertes ein Buchstabe als Wertangabe aufgedruckt wurde. Dies resultierte aus dem Umstand, dass bei Druckbeginn bekannt war, dass die Portosätze verändert werden würden. Die genaue Höhe lag aber noch nicht fest und die notwendige Vorlaufzeit wäre nicht ausreichend gewesen.

Einzelnachweise

  1. Artikel auf der Seite von Paper Heritage.
  2. Internetmarke und Handyporto der Deutschen Post
  3. Wettbewerbsseite mit Gewinnern

Literatur

  • Martina Gorgas: Merian Kompass – Briefmarken in Europa. München, Travel House Media 2004, ISBN 3-7742-6767-7
  • Joachim Helbig: Vorphilatelie. Schwaneberger, München 2004, ISBN 3-87858-553-5
  • Waldemar Gruschke: Markenländer-Lexikon. Books on Demand, Norderstedt 2004, ISBN 3-8334-1044-2
  • Guido Schmitz: Es muß nicht gleich die „Blaue Mauritius“ sein. Das „langweiligste Hobby der Welt“ und wie das Briefmarkensammeln richtig spannend werden kann. Martin Schmitz, Kelkheim 2004, ISBN 3-922272-91-6
  • Gerhard Webersinke: Michel Sammler-ABC. Richtig sammeln leicht gemacht! Schwaneberger, München 2001, ISBN 3-87858-539-X
  • Michel-Katalog Deutschland 2005/2006. Schwaneberger, Unterschleißheim 2005, ISBN 3-87858-034-7
  • Hans Reichardt, Wolfgang Maaßen: Was ist was? Band 52 - Briefmarken. Neuer Tessloff-Verlag, Hamburg 2001, ISBN 3-7886-2920-7
  • Heinz Kühne: Wir sammeln Briefmarken. Mosaik, München 1976, ISBN 3-570-02285-4
  • Buschmann, Konrad: Da ging die Post ab – Die Geschichte der Motorisierung der Post. Bd 3. Michael Weyand, Trier 2002, ISBN 3-924631-98-0
  • Chris Gatz: Briefmarken – Perlen aus Papier. Phil* Creativ GmbH, Schwalmtal 1993, ISBN 3-928-277-08-1
  • S. Jakucewicz, F.-J. Könsler, M. Szwemin: Eine Briefmarke entsteht. Darstellung und Erläuterung aller Produktionstechniken, Phil* Creativ GmbH, Schwalmtal 1999, ISBN 3-928277-18-9
  • Gerold Schmidt, Ist die Fälschung von sog. „Postwertzeichen“ (§ 148 StGB) seit der Postprivatisierung straffrei (Art. 103 Abs. 2 GG)?, in: Zeitschrift für die gesamte Strafrechtswissenschaft, Bd. 111, 1999, S. 388 - 421
  • Gerold Schmidt, Postwertzeichen, in: Handwörterbuch der deutschen Rechtsgeschichte (HRG) 3. Bd. 1982, Sp.1844 - 1846

Weblinks


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