Friede von Den Haag

Friede von Den Haag
Karte der Departements der Batavischen Republik 1798, blau umrandet 1795 an Frankreich abgetretene Gebiete
Flaggen der Batavischen Republik in zeitgenössischer Darstellung

Die Batavische Republik (niederl.: Bataafse Republiek) war eine durch französischen Revolutionsexport errichtete Tochterrepublik, gebildet aus der Republik der Sieben Vereinigten Niederlande, ausgerufen am 19. Januar 1795, umgewandelt in das Königreich Holland am 5. Juni 1806. Die Bezeichnung der Republik als „batavisch“ orientierte sich dem damaligen Zeitgeist entsprechend am antiken Volk der Bataver.

Inhaltsverzeichnis

Die alte Republik der Vereinigten Niederlande

Die Vereinigten Niederlande waren zwar bereits seit 1581 eine Republik, doch war diese geprägt von einer abgeschlossenen politischen Elite aus kaufmännischer Aristokratie und dem Haus Oranien, welches das seit 1747 erbliche Statthalteramt (oberster Heer- und Marineführer) innehatte. Als sich zunehmend mehr Macht in immer weniger Händen konzentrierte, regte sich im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts Widerstand gegen die bestehenden Machtstrukturen. Sogenannte Patrioten, die sich an den Ideen der Aufklärung orientierten, forderten mehr Rechte zur Mitbestimmung. Nach anfänglichen Erfolgen scheiterten sie am heftigen Widerstand. Im Jahre 1787 mussten sie in großer Zahl nach Frankreich flüchten, da sich Preußen in die Angelegenheiten der Niederlande mit militärischen Mitteln einmischte.

Zu Beginn des Ersten Koalitionskrieges gegen das revolutionäre Frankreich (1792–1797) blieb die Republik der Sieben Vereinigten Niederlande zwar neutral. Für Großbritannien jedoch war sie der wichtigste Geldgeber. Großbritannien wiederum stellte den Hauptfeind der französischen Revolution dar, wodurch die Vereinigten Niederlande in den Konflikt verwickelt wurden. Am 1. Februar 1793 kam es zur Kriegserklärung Frankreichs an die Vereinigten Niederlande. Im Winter 1794/1795 rückten französische Truppen unter General Jean-Charles Pichegru in die Niederlande ein, Amsterdam wurde am 20. Januar 1795 eingenommen. Die Exilanten der 1780er Jahre riefen noch vor dem Ende der Kämpfe die Batavische Republik aus. Am 28. Januar kam es zur Übergabe der bei Texel im Eis eingeschlossenen und von der neuen Republik mit einem Kampfverbot belegten niederländischen Flotte an Frankreich.

Die neue Republik

Am 16. Mai 1795 schlossen die Französische und die bereits konstituierte Batavische Republik den Friedensvertrag von Den Haag; die Exklaven Maastricht, Venlo, Staats-Limburg und Staats-Flandern wurden in die bereits französisch gewordenen Österreichischen Niederlande (das heutige Belgien) integriert, und die Batavische Republik musste mit hohen Kontributionen eine französische Armee von 30.000 Mann auf ihrem Staatsgebiet unterhalten. Eine Defensiv- und Offensivallianz verband die beiden Republiken im weiteren Kampf gegen die Koalition (vor allem Österreich und Großbritannien).

Die Batavische Republik stellte staatspolitisch eine Zäsur dar: Sie war ein Einheitsstaat. Die Vereinigten Niederlande dagegen waren lediglich ein Zusammenschluss mehrerer Kleinstaaten gewesen, wobei innenpolitisch jeder für sich sehr eigene Wege ging. Von nun an gab es eine zentrale Regierung für die Niederlande, vergleichbar mit den absolutistischen Monarchien wie Frankreich oder Preußen. Außenpolitisch spielte die Republik als von Frankreich abhängiger Staat keine Rolle, aber innenpolitisch blieb der Wandel, beispielsweise in der Religionsfreiheit, nicht ohne Auswirkung; viele zukunftsweisende Neuerungen wie die Standardisierung des Niederländischen wurden zu dieser Zeit beschlossen und umgesetzt.

Die Nationalversammlung, das Parlament aus den Kreisen der Bevölkerung, die bis in die 1780er Jahre in Opposition zur vorherigen Adelsherrschaft gestanden hatten und das als Nachfolger der 1795 eingesetzten provisorischen Volksvertretung erstmals 1796 zusammentrat, war gekennzeichnet von Fraktionskämpfen und Verfassungskämpfen. 1798 gab es den ersten Staatsstreich, um demokratische Veränderungen zu beschleunigen. Erst in der Folge dieser Auseinandersetzungen erhielt die Republik eine Verfassung nach dem Vorbild des französischen Direktoriums von 1795, die in den folgenden Jahren jedoch nicht verwirklicht wurde.

1801 folgte ein zweiter Staatsstreich; diesmal, um die demokratischen Reformen wieder rückgängig zu machen. Napoléon Bonaparte, erster Konsul in Frankreich, hatte diesen Coup eingefädelt, da er sich zunehmend als monarchischer Herrscher positionierte.

1805 ernannte Napoléon Rutger Jan Schimmelpenninck zum „Ratspensionär“, zum Staatspräsidenten mit fast uneingeschränkter Macht, der allerdings daran ging, die bereits 1798 eingesetzte Verfassung in Kraft zu setzen.

1806 schließlich setzte Napoleon der Batavischen Republik ein Ende, indem er die Monarchie in den Niederlanden einführte und seinen Bruder Louis zum dortigen König erhob.

1810 wurde in der ehemaligen Republik der Code Napoleon eingeführt. Daran, an vielen anderen Reformen sowie an der Idee des Einheitsstaates änderte auch die Restauration nicht viel, so dass viele Errungenschaften der französischen Zeit im neuen Königreich unter Wilhelm von Oranien (seit 1814/15) beibehalten wurden.

Bemerkungen

Batavische Republik (Gösch der Kriegsmarine)
  • Der Staatsname geht auf die Bataver zurück, einen urtümlichen Volksstamm, der während der römischen Zeit auf dem südlichen Gebiet der heutigen Niederlande siedelte. Wie bei den meisten französischen Tochterrepubliken bedeutete der antikisierende Name, dass der neue Staat sich auf eine frühere, naturrechtliche und nicht feudale Gesellschaftsordnung berief.
  • Im Gegensatz zu den anderen Tochterrepubliken musste sich die Batavische Republik keine neuerfundene Trikolore in Nachahmung der französischen geben. Am 14. Februar 1796 dekretierte sie die traditionelle niederländische Trikolore mit der waagrechten Teilung in Rot-Weiß-Blau (die nicht in Verbindung mit dem senkrechten französischen Blau-Weiß-Rot steht) per Gesetz zur Nationalfahne. Für die Schiffe der Kriegsmarine wurde jedoch eine Ergänzung der Flagge angeordnet, die wie folgt beschrieben wurde: „Es wird ein Feld eingefügt, das eine Repräsentation einer weiblichen Figur in einer graziösen Haltung enthält, auf einem Flecken grünen Laubs sitzend, sowie einen Speer mit dem Freiheitshut in der Hand haltend. Zu ihren Füßen sitzt ein Löwe, den Kopf zur Seite geneigt und mit einem wilden Gesichtsausdruck ausgestattet.“
  • Die Illustration wurde selbstständig als Bugflagge (Gösch) auf allen Kriegsschiffen benutzt.
  • Das Feld in der Flagge wurde 1806 mit Errichtung der Monarchie wieder abgeschafft.
  • Als neuer Verbündeter Frankreichs wurde die Republik 1795 zum Feind der Koalition, der das alte niederländische Kolonialreich weitgehend schutzlos preisgegeben war. Um die überseeischen Besitzungen wenigstens in Teilen zu retten, schloss der geflohene Statthalter der Niederlande, Wilhelm V. von Oranien, im Jahre 1796 einen Vertrag mit Großbritannien, in dem er die Kolonien in britische „Sicherheitsverwahrung“ überantwortete und deren Gouverneuren die Anweisung gab, sich der neuen Hoheit zu unterstellen. Die Batavische Republik scheiterte mit ihren Rückeroberungsversuchen wie beispielsweise einer Expedition in die Kapkolonie und verlor letztlich einen großen Teil des Kolonialreiches: Guyana und Ceylon wurden durch den Frieden von Amiens 1802 britisch, die Kapkolonie blieb zwar auf dem Papier holländisch, wurde dann aber 1806 erneut, nun endgültig, von den Briten übernommen. Die übrigen Kolonien gelangten 1814 wieder unter niederländische Verwaltung.

Siehe auch


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