Friede von Vasvár

Friede von Vasvár

Der Friede von Eisenburg (ungarisch: Vasvár), auch Waffenstillstand von Eisenburg (Vasvár) beendete am (9.) 10. August 1664[1] den osmanisch-österreichischen Krieg von 1663/1664. Mit dem Austausch der von Kaiser Leopold I. bzw. Sultan Mehmed IV. ratifizierten Urkunden wurde der Vertrag am 27. September 1664 gültig.

Inhaltsverzeichnis

Friedensvertrag oder Waffenstillstand

Der Friede von Eisenburg war auf 20 Jahre begrenzt, da ein eigentlicher Friedensschluss zwischen dem Herrschaftsbereich der Muslime (Dar al-Islam) und dem der Christen (Dār al-Harb) nach traditionellen islamrechtlichen Vorstellungen (Siyar) nicht möglich ist. Der muslimisch-christliche Friedensvertrag war vielmehr ein zeitlich begrenzter Waffenstillstand, im Islam als Hudna bezeichnet, der aber je nach Bedarf immer wieder verlängert werden konnte. Darüber hinaus waren auch Muslime auf christlicher Seite weder rechts- noch vertragsfähig. Ein Krieg gegen sie galt vor der Entstehung eines säkularen Völkerrechts generell als Bellum iustum.

Vorgeschichte

Die Selbständigkeitsbestrebungen Georg II. Rákóczis, des Fürsten von Siebenbürgen, seit 1657 führten zu einer Strafexpedition der Osmanen gegen ihren unbotmäßigen Vasallen. Die instabile Lage des Fürstentums versuchte der Römische Kaiser und Ungarische König Leopold I. für sich zu nutzen. Zudem fühlten sich die Osmanen durch den Bau der Festung Neu-Zirin am strategisch wichtigen Zusammenfluss von Mur und Drau bei Kaniza durch Nikolaus Graf Zrinski beunruhigt. Der sich zuspitzende Gegensatz führte schließlich zum Türkenkrieg von 1663/64, in dem die osmanische Hauptstreitmacht unter Großwesir Köprülü Fazıl Ahmet 1663 mehrere habsburgische Festungen in Oberungarn (u.a. Neuhäusel) erobern konnte. Die habsburgischen Truppen unter Raimondo Montecuccoli waren nur unzureichend gerüstet. Erst 1664 konnte Habsburg dem Großwesir eine zumindest annähernd ebenbürtige Armee entgegenstellen. Der Sieg Habsburgs und seiner Verbündeten bei der Schlacht bei Mogersdorf am 1. August 1664 beschleunigte die Verhandlungen.

Friedensverhandlungen und Vertragsunterzeichnung

Sowohl die Habsburger als auch die Osmanen waren prinzipiell zu einem Friedensschluss bereit. Die habsburgische Seite war aber nicht willens, den - aus einer Position der Stärke heraus resultierenden - hohen Forderungen der Türken nachzukommen. Ungeachtet der Friedenspräliminarien (Hauptpunkte eines künftigen Friedensvertrages), die beide Kontrahenten am 11. April 1664 ausgehandelt hatten, gingen die Kämpfe in Ungarn weiter. Am 30. Juli 1664 waren die Verhandlungen zwischen dem Beauftragten des Kaisers und den Abgesandten des Großwesirs ein letztes Mal ergebnislos geblieben. Nach den Niederlagen von Levencz (19. Juli) und Mogersdorf (1. August), die die osmanische Offensive in Ober- und Niederungarn stoppten, war Großwesir Fazıl Ahmet kompromissbereiter. Der Friedensschluss von Eisenburg war ein wesentlicher Verdienst Simon Renigers. Er war seit 1649 kaiserlicher Resident (Internuntius) in Konstantinopel und als Bevollmächtigter des Kaisers 1663/1664 wiederholt im Lager des Großwesirs, um Geheimverhandlungen über einen Friedensvertrag zu führen. Er führte auch die Verhandlungen in Eisenburg, wo man sich bereits am (9.) 10. August 1664 einig war. Simon Reniger und der Großwesir tauschten die Urkunden aus und sandten sie zur Ratifikation an Kaiser Leopold I. bzw. Sultan Mehmed IV. In Wien wurde die Besiegelung des Friedens noch etwas herausgezögert, da man nach Mogersdorf auf einen weiteren Waffenerfolg und insbesondere die Rückgewinnung der Festung Neuhäusel hoffte. Die christlichen Truppen waren für eine Offensive bzw. Belagerung nicht stark genug und auch gingen die Osmanen nicht mehr in die Offensive über, so dass es bei einigem Taktieren entlang der Grenzflüsse Raab und Waag blieb.[2] Die türkische Originalurkunde wurde am 9. September in Wien ratifiziert und erst am 20. erhielt sie Reniger. Am 27. September wurden beide ratifizierten Urkunden ausgetauscht.

Inhalt und Bedeutung

Der Vertrag enthält insgesamt zehn Artikel.[3] Die wichtigsten sind:

1. Sowohl die osmanischen als auch habsburgischen Truppen sollten alle im Fürstentum Siebenbürgen besetzte Plätze räumen und das Land verlassen. Nach alten Privilegien sollten die siebenbürgischen Stände einen neuen Fürsten frei wählen dürfen.

2. Die Komitate Szabolcs und Szatmár, die früher den Siebenbürger Fürsten Rákóczi unterstanden, wurden Leopold I. zugestanden und sollten weder dem Fürstentum Siebenbürgen noch dem Osmanischen Reich Abgaben entrichten.

3. Dem Kaiser wird erlaubt, in diesen beiden Komitaten, wie auch den Osmanen und Siebenbürgern in ihren Gebieten, befestigte Plätze zu errichten. Die Festung Székelyhid wird geschleift.

6. Beiden Parteien ist es untersagt die Festung bei Kaniza (Neu-Zirin) wiederzuaufzubauen oder zu besetzen.

8. Dem Kaiser wird gestattet - als Ersatz für die verlorene Festung Neuhäusel - am rechten Ufer der Waag eine Festung zu errichten. - Dies geschah 1665 durch die Anlage von Leopoldstadt.)

10. Zur "Festigung des Friedens und der guten Freundschaft" sollen Gesandtschaften und Geschenke ausgetauscht werden. "Der Gesandte des Römischen Kaisers wird zum Zeichen der Freundschaft ein freiwilliges Geschenk im Wert von 200.000 Gulden überreichen", dies wird die osmanische Seite mit "ebenso würdigen und angemessenen Geschenken" erwidern. - Auch wenn für die habsburgische Seite 200.000 Gulden als "freiwilliges Geschenk" vorgegeben werden, ist dies dennoch nicht als Tributleistung zu verstehen. Vielmehr sind gegenseitige, gleichwertige Geschenke in der muslimischen Diplomatie üblich und bedeuten einen gegenseitigen Gunstbeweis.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Die kaiserliche Urkunde wurde nach der osmanischen angefertigt. Diese trägt nach dem muslimischen Kalender das Datum: "am 16. Tage des Mondes Muharram des Jahres 1075". Dies ist eigentlich der 9. August 1664. Bei der Übersetzung wurde das Datum jedoch irrtümlicher Weise als der 10. August angegeben. Dieses Datum wurde auch in der kaiserlichen, in Latein abgefassten Urkunde übernommen und hat sich in der europäischen Geschichtsschreibung eingebürgert. Vgl. Wagner, Das Türkenjahr 1664, 441/ 611, Anm. 17.
  2. Vgl. Wagner, Das Türkenjahr 1664, 441-446
  3. Vgl. Wagner, Das Türkenjahr 1664, 439-441

Literatur

  • Georg Wagner: Das Türkenjahr 1664 - Eine europäische Bewährung. Raimund Montecuccoli, die Schlacht von St. Gotthard-Mogersdorf und der Friede von Eisenburg (Vasvár). In: Burgenländische Forschungen. Bd. 48, Eisenstadt 1964

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