Friederike (Mecklenburg-Strelitz)

Friederike (Mecklenburg-Strelitz)
Johann Tischbein: Prinzessin Friederike von Preußen, 1796

Friederike, Prinzessin von Mecklenburg-Strelitz, vollständiger Name Herzogin Friederike Luise Karoline Sophie Charlotte Alexandrine zu Mecklenburg (* 2. März 1778 im Alten Palais in Hannover; † 29. Juni 1841 ebenda) war durch Heirat Prinzessin von Preußen, Prinzessin zu Solms-Braunfels und Königin von Hannover.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft

Sie war die jüngste Tochter des Herzogs Karl II von Mecklenburg (1741–1816) und seiner ersten Gemahlin Friederike Caroline Luise von Hessen-Darmstadt (1752–1782), Tochter des Landgrafen Georg Wilhelm und seiner Gattin Maria Luise von Leiningen-Dagsburg-Falkenburg. Friederike war außerdem die jüngste Schwester der berühmten preußischen Königin Luise und die Nichte der englischen Königin Charlotte, Gemahlin Georgs III.

Jugend

Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete Karl II. von Mecklenburg-Strelitz in zweiter Ehe (1784) Charlotte, die jüngere Schwester seiner verstorbenen Frau. Diese Ehe endete schon im Dezember 1785 mit dem Tod Charlottes nach der Geburt ihres einzigen Kindes Karl. Da er sich in seiner Situation als Witwer außerstande sah, seinen Töchtern die notwendige Erziehung und Fürsorge angedeihen zu lassen, entschloss sich ihr Vater, die Großmutter der Kinder, seine Schwiegermutter, um Hilfe zu bitten. Als Witwe des Prinzen Georg Wilhelm von Hessen-Darmstadt (1722–1782) lebte die Prinzessin Maria Luise (1729–1818), genannt „Prinzessin George“ in Darmstadt. Ihr vertraute Karl seine Töchter Charlotte, Therese, Luise und Friederike an. Das Leben in der Obhut der Großmutter und der von ihr eingestellten Erzieherin Salomé de Gélieu sollte sich als Glücksfall erweisen.

Johann Gottfried Schadow: Friederike von Preußen, 1795

Eheleben

Am 14. März 1793 trafen sie in Frankfurt am Main „zufällig“ im Theater den preußischen König Friedrich Wilhelm II. (1744–1797). Dieser war auf Anhieb entzückt vom Anmut und Liebreiz der beiden Prinzessinnen Luise und Friederike. Einige Wochen später handelte der Brautvater mit dem König die Eheverträge über die Hochzeit mit dessen Söhnen aus. Die Verlobung der beiden Paare wurde am 24. April 1793 in Darmstadt gefeiert. Im Dezember traten sie die Reise nach Berlin an, wo am 24. Dezember die Hochzeit der älteren Schwester Luise mit dem preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm (1770–1840) und zwei Tage später die von Friederike mit dem jüngeren Bruder des Thronanwärters, Prinz Friedrich Ludwig (1773–1796), genannt Louis, stattfand. Die Ehe verlief zunächst unglücklich, da Ludwig sich mehr für seine Mätressen als für seine junge Ehefrau interessierte. Im Gegenzug rühmte sich sein Onkel Louis Ferdinand eines Verhältnisses mit Friederike.

Der Bildhauer Schadow stellte die sich aneinander schmiegenden Mädchen in einem Doppelporträt dar. Das Original befindet sich auf der Berliner Museumsinsel; eine überlebensgroße Kopie steht in der Hohenzollernstraße in Hannover. Obwohl es die Prinzessinnen darstellt, wird es Königinnendenkmal genannt.

1795 ernannte der König Prinz Louis zum Chef des Dragoner-Regiments Nr. 1, dessen Stab in Schwedt stationiert war. Aber 1796 erkrankte ihr Gatte an Diphtherie, der er kurz darauf erlag. Friederike zog mit ihren drei kleinen Kindern in das Schloss Schönhausen bei Berlin. 1797 warb ihr englischer Cousin Herzog Adolph Friedrich von Cambridge (1774–1850), fünfter Sohn von König Georg III. von Großbritannien und seiner Gemahlin Charlotte, um Friederikes Hand und sie verlobten sich inoffiziell. Adolph Friedrich ersuchte bei seinem Vater um die Heiratserlaubnis; sie wurde ihm jedoch auf Druck seiner Mutter, der Tante Friederikes, verweigert. Für Friederike endete damit das – informell gebliebene – Verlöbnis.

1798 wurde Friederike schwanger und vertraute sich dem Prinzen Friedrich Wilhelm zu Solms-Braunfels (1770–1814) an. Er erkannte die Vaterschaft an und bat um ihre Hand, die ihm gewährt wurde – wodurch ein sonst unvermeidlicher Skandal vermieden wurde. Die Heirat fand am 10. Dezember 1798 statt. Das Paar verließ 1799 Berlin und wurde gezwungen, nach Ansbach überzusiedeln. Die im Februar 1799 geborene Tochter überlebte nur wenige Monate. Prinz Solms, enttäuscht und verbittert über den Ausgang der Angelegenheit, führte wieder sein vorheriges Leben als Offizier und gab sich dem Alkohol hin. 1805 quittierte er den Militärdienst aus „gesundheitlichen Gründen“ und verlor seine Einkünfte. Friederike musste den Unterhalt ihrer Familie aus ihren eigenen Mitteln bestreiten, der Jahresrente aus der Hand ihres Schwagers König Friedrich Wilhelm III. Ihr Schwiegervater, Fürst Wilhelm Christian Carl zu Solms-Braunfels, und der Bruder ihres Mannes rieten ihr zur Scheidung, der sie nichts entgegensetzen wollten. Aber sie weigerte sich.

Im Mai 1813 kam Herzog Ernst August von Cumberland (1771–1851), vierter Sohn des Königs von Großbritannien und älterer Bruder von Friederikes früherem Verehrer Adolph Friedrich, nach Neustrelitz, um seinem Onkel Karl einen Besuch abzustatten. Dort kam es zur Begegnung mit seiner Cousine Friederike. Herzog Karl II. ließ seine Tochter unmissverständlich wissen, dass ihm ihre Scheidung von Prinz zu Solms durchaus recht sei und dass er eine Ehe mit dem englischen Prinzen sehr gern für sie sähe. Die nächsten Monate gaben Friederike Zeit, die Absichten von Ernst August und die möglichen Auswirkungen auf ihre eigene Situation in Ruhe zu überdenken. Als dieser nach dem Sieg der Alliierten in der Völkerschlacht bei Leipzig für einige Tage nach Neustrelitz kam, wurde er freundlich begrüßt. Einige Zeit später bat Friederike den preußischen König um die Genehmigung, ihre Ehe mit Solms scheiden zu lassen. Alle Parteien stimmten zu, auch Prinz zu Solms-Braunfels. Der plötzliche Tod des Prinzen durch einen Schlaganfall beendete am 13. April 1814 die prekäre Lage. Im August wurde offiziell die Verlobung bekanntgegeben. Nachdem das britische Parlament seine Zustimmung zur Eheschließung des königlichen Prinzen erteilt hatte, fand die Hochzeit am 29. Mai 1815 statt.

Königin von Hannover

Königin Friederike von Hannover

Am 20. Juni 1837 starb ihr Schwager, König Wilhelm IV. Da er – wie schon vorher sein Bruder Georg IV. – keine Nachkommen hatte, folgte ihm seine Nichte Victoria, das einzige Kind des verstorbenen Bruders Eduard August, Herzog von Kent und Strathearn, des dritten Sohnes von Georg III. auf den Thron des Vereinigten Königreiches. Aufgrund des abweichenden Erbfolgegesetzes in Hannover (dort galt das salische Gesetz), das eine weibliche Thronerbin nur dann zuließ, wenn es keinen männlichen Erben mehr gab, konnte Victoria nicht Königin von Hannover werden. Statt ihrer wurde also Friederikes Ehemann, der Herzog von Cumberland, als Ernst August I., König von Hannover und Herzog von Braunschweig-Lüneburg.

Nach kurzer Krankheit starb Königin Friederike am 29. Juni 1841 in Hannover. Hofbaumeister Georg Ludwig Friedrich Laves wurde vom König mit dem Bau eines Mausoleums für seine Gemahlin und sich im Garten von Schloss Herrenhausen beauftragt. Außerdem erteilte er königlichen Befehl zur Umgestaltung eines zentralen Platzes in der Nähe des Leineschlosses und zu seiner Umbenennung in Friederikenplatz. Das in der Nähe gelegene „Friederikenschlößchen“ wurde 1966 abgerissen. Nach Königin Friederike wurde auch das von Ida Arenhold gegründete Krankenhaus „Friederikenstift“ benannt.

Abstammung

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Adolf Friedrich II. von Mecklenburg-Strelitz
* 19. Oktober 1658; † 12. Mai 1708
∞ 10. Juni 1705
 
 
 
 
 
 
 
Karl Friedrich Ludwig zu Mecklenburg
* 23. Februar 1708; † 5. Juni 1752
∞ 5. Februar 1735
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Emilie von Schwarzburg-Sonderhausen
* 13. März 1681; † 1. November 1751
 
 
 
 
 
 
 
Karl II. von Mecklenburg-Strelitz
* 10. Oktober 1741; † 6. November 1816
∞ 18. September 1768
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Ernst Friedrich I. von Sachsen-Hildburghausen
* 21. August 1681; † 9. März 1724
∞ 4. Februar 1704
 
 
 
 
 
 
 
Elisabeth Albertine von Sachsen-Hildburghausen
* 4. August 1713; † 29. Juni 1761
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Sophia Albertine von Erbach
* 30. Juli 1683; † 4. September 1742
 
 
 
 
 
 
 
Friederike von Mecklenburg-Strelitz
* 2. März 1778; † 29. Juni 1841
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Ludwig VIII. Landgraf von Hessen-Darmstadt
* 5. April 1691; † 17. Oktober 1768
∞ 5. April 1717
 
 
 
 
 
 
 
Georg Wilhelm von Hessen-Darmstadt
* 11. Juli 1722; † 21. Juni 1782
∞ 16. März 1748
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Charlotte Christine Magdalene Johanna von Hanau-Lichtenberg
* 2. Mai 1700; † 1. Juni 1726
 
 
 
 
 
 
 
Friederike Caroline Luise von Hessen-Darmstadt
* 20. August 1752; † 22. Mai 1782
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Christian Karl Reinhard von Leiningen-Dagsburg
* 17. Juli 1695; † 17. November 1766
∞ 27. November 1726
 
 
 
 
 
 
 
Maria Luise Albertine zu Leiningen-Dagsburg-Falkenburg
* 16. März 1729; † 11. März 1818
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Katharina Polyxena von Solms-Rödelheim
* 1702; † 21. März 1765
 
 
 
 
 
 

Nachkommen

Aus der ersten Ehe mit Prinz Friedrich Ludwig von Preußen, genannt Louis:

Aus der zweiten Ehe mit Prinz Friedrich Wilhelm zu Solms-Braunfels:

  • Tochter (1799–1799)
  • Unbenanntes Kind (†* 1800)
  • Unbenanntes Kind (†* 1800)
  • Friedrich Wilhelm Heinrich (1801–1868)
    ∞ 1831 Maria Anna Gräfin Kinsky
  • Sophie (1803–1803)
  • Auguste Luise (1804–1865)
    ∞ 1827 Prinz Albert von Schwarzburg-Rudolstadt (ab 1867 Fürst)
  • Alexander Friedrich Ludwig (1807–1867)
    ∞ 1863 Luise Freiin von Landsberg-Velen
  • Friedrich Wilhelm Karl (1812–1875)
    ∞ (I.) 1834–1841 morg. Ehe Louise Beyrich
    ∞ (II.) 1845 Prinzessin Sophie zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg

Aus der dritten Ehe mit Herzog Ernst August von Cumberland, König von Hannover:

Literatur

  • Uta Ditsche: Jeder will sie haben. Friederike von Mecklenburg-Strelitz (1778-1841), Verlag Pustet, Regensburg (2004) ISBN 3-7917-1909-2
  • Klaus Kühnel: Die galanteste Löwin des Jahrhunderts oder Mein verlorenes Gesicht - Prinzessin Friederike von Mecklenburg-Strelitz (1778–1841), Trafo Verlag, Berlin (2004) ISBN 3-89626-141-X
  • J. Lulves: Zwei Töchter der Stadt Hannover auf deutschen Königsthronen. Luise von Preußen und Friederike von Hannover. Hannover 1910.
  • Carolin Philipps: Friederike von Preußen - Die leidenschaftliche Schwester der Königin. München: Piper 2007, ISBN 349205126X
  • Claudia von Gélieu und Christian von Gélieu: Die Erzieherin von Königin Luise. Salomé de Gélieu, Regensburg 2007, ISBN 978-3-7917-2043-2
  • Carsten Peter Thiede und Eckhard G. Franz: Jahre mit Luise von Mecklenburg-Strelitz, Archiv für heimische Geschichte und Altertumskunde Bd. 43, Darmstadt 1985
  • Elisabeth E. Kwan und Anna E. Röhring, Frauen am Hof der Welfen, München 2008, ISBN 978-3-492-25043-6

Weblinks


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