Friedrich Löwy

Friedrich Löwy
Unterschrift

Fritz Löhner-Beda (* 24. Juni 1883 in Wildenschwert, Böhmen; † 4. Dezember 1942 in Auschwitz) war ein österreichischer Librettist, Schlagertexter und Schriftsteller. Sein Geburtsname ist Friedrich Löwy.

Inhaltsverzeichnis

Leben

1888 zog die Familie Löwy nach Wien und änderte ihren Namen in „Löhner“. Fritz Löhner-Beda studierte nach der Matura an einem Wiener Gymnasium an der Wiener Universität Rechtswissenschaften bis zur Promotion und arbeitete ab 1908 auch einige Zeit in einer Wiener Anwaltskanzlei. Doch seine Leidenschaft galt der „leichten Dichtkunst“. Satiren, Sketche, Gedichte und Schlagertexte sowie zahlreiche Beiträge für Zeitungen und Zeitschriften schrieb er oft unter dem Pseudonym „Beda“, der Kurzform von „Bedřich“, der tschechischen Form von „Friedrich“. Zu seinen bekanntesten Schlagertexten gehören:

Der Tango Du schwarzer Zigeuner, wurde unter dem Warenzeichen der Gloria von Europas damals größtem Schallplattenkonzern, der deutschen Carl Lindström AG, vertrieben.
Gedenkblatt aus Anlass seines 50. Schlagers

In den 1920er Jahren wurde Fritz Löhner-Beda zu einem der meistgefragten Librettisten und Schlagertexter Wiens. Zusammen mit Ludwig Herzer als Co-Autor, Franz Lehár als Komponisten und Richard Tauber als Sänger schuf er die Operetten Friederike (1928), Das Land des Lächelns (1929) und, mit Paul Knepler als Co-Autor, Giuditta (1934; von Lehár später dem Diktator Benito Mussolini gewidmet). Mit seinem Freund Alfred Grünwald als Co-Autor und Paul Abraham als Komponisten entstanden Viktoria und ihr Husar (1930), Die Blume von Hawaii (1931) und Ball im Savoy (1932).

Deportation

Mitte März 1938 wurde Löhner-Beda verhaftet und mit dem ersten „Prominententransport“ am 1. April 1938 in das KZ Dachau gebracht. Am 23. September 1938 wurde er ins KZ Buchenwald deportiert. Dort schrieb er Ende 1938 in Zusammenarbeit mit dem gleichfalls verschleppten Komponisten Hermann Leopoldi Das Buchenwaldlied, dessen Refrain lautet:[1]

„O Buchenwald, ich kann dich nicht vergessen,
weil du mein Schicksal bist.
Wer dich verließ, der kann es erst ermessen,
wie wundervoll die Freiheit ist!
O Buchenwald, wir jammern nicht und klagen,
und was auch unser Schicksal sei,
wir wollen trotzdem Ja zum Leben sagen,
denn einmal kommt der Tag, dann sind wir frei!“

Vergebens hoffte Fritz Löhner-Beda auf eine Fürsprache von Franz Lehár. Am 17. Oktober 1942 wurde er nach Auschwitz transportiert und dort am 4. Dezember 1942 erschlagen, nachdem eine Gruppe inspizierender I.G.-Farben-Direktoren – es handelte sich um Walter Dürrfeld, Otto Ambros, Fritz ter Meer, Carl Krauch und Heinrich Bütefisch[2] – die Arbeitsleistung des erkrankten 59-Jährigen bemängelt hatte. Die Umstände der Ermordung beschreibt Raul Hilberg in seinem Buch Die Vernichtung der europäischen Juden nach der eidesstattlichen Aussage des überlebenden Mithäftlings Raymond van den Straaten, Nürnberg 1947:[3]

„Einer der Direktoren wies auf Dr. Löhner-Beda und sagte zu seinem SS-Begleiter: ‚Diese Judensau könnte auch rascher arbeiten.‘ Darauf bemerkte ein anderer I.G.-Direktor: ‚Wenn die nicht mehr arbeiten können, sollen sie in der Gaskammer verrecken.‘ Nachdem die Inspektion vorbei war, wurde Dr. Löhner-Beda aus dem Arbeitskommando geholt, so geschlagen und mit Füßen getreten, daß er als Sterbender zu seinem Lagerfreund zurückkam und sein Leben in der I.G.-Fabrik Auschwitz beendete.“

Der Psychologe und KZ-Überlebende Viktor Frankl veröffentlichte 1946 einen Erfahrungsbericht, dessen Titel … trotzdem Ja zum Leben sagen an das Buchenwaldlied gemahnt.

Löhner-Bedas Frau Helene, der er den Text des Liedes Dein ist mein ganzes Herz aus der Operette Das Land des Lächelns gewidmet hatte, wurde am 31. August 1942 mit ihren Töchtern nach Minsk deportiert und am 5. September 1942 im Vernichtungslager Maly Trostinez mitsamt ihren Töchtern Eva und Liselotte ermordet.[4]

1960 wurde eine Gasse in Wien-Meidling nach Fritz Löhner-Beda benannt.

Weitere Werke

  • Getaufte und Baldgetaufte (Satiren), Wien 1908
  • Israeliten und andere Antisemiten (Satiren), Huber & Lahme, Wien 1909
  • Die milde Marie und andere Gemeinheiten (Satiren und Chansons), Bondy, Berlin 1910
  • Neue Satiren, 1912
  • Der Gerüchterstatter und anderes, Löwit-Verlag, Wien 1915
  • Wie man sich trefft im Ampezzotal, Löwit-Verlag, Wien 1916
  • Bomben und Granaten (Sammlung satirisch-humoristischer Gedichte), Wiener Sonn- und Montagszeitung/Steinmann, Wien 1916
  • Die Muse im Negligee, Löwit-Verlag, Wien 1919
  • Ecce ego! (Lieder und Gedichte), Löwit-Verlag, Wien 1920

Einzelnachweise

  1. Ursula Härtl: Geschichte des Buchenwaldliedes, MDR.DE Kultur, 27. Dezember 2004
  2. Otto Köhler: Vom Land des Lächelns nach Auschwitz; in: Die Zeit, Ausgabe 30/1996, S. 42; ISSN 0044-2070
  3. Raul Hilberg: Die Vernichtung der europäischen Juden; Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch, 1990; S. 994
  4. Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, S. 374.

Literatur

  • Günther Schwarberg: Dein ist mein ganzes Herz. Die Geschichte von Fritz Löhner-Beda, der die schönsten Lieder der Welt schrieb, und warum Hitler ihn ermorden ließ. Steidl, Göttingen 2000. ISBN 3882437154
  • Barbara Denscher, Helmut Peschina: Kein Land des Lächelns. Fritz Löhner-Beda 1883–1942. Residenz, Salzburg 2002. ISBN 3701713022

Weblinks


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