Friedrich Zelter

Friedrich Zelter
Carl Friedrich Zelter, Zeichnung 1827

Carl Friedrich Zelter (* 11. Dezember 1758 in Berlin; † 15. Mai 1832 ebenda) war ein deutscher Musiker, Professor, Musikpädagoge, Komponist und Dirigent mit großem kulturpolitischen Einfluss in seiner Zeit. Der Geburtsort Berlin (und nicht Petzow bei Potsdam, vgl. z. B. Neue Berliner Musikzeitung) ist in der Literatur spätestens seit den Recherchen seines Enkels Wilhelm Rintel in Zelters Unterlagen für die erste Zelter-Biographie unstrittig. „Im Jahre 1758 am 11. Dezember während des siebenjährigen Krieges, in Berlin in dem Hause, wo ich dieses schreibe *, bin ich geboren“ [1] (Zelter). * Münzstraße 1

Inhaltsverzeichnis

Leben

Carl Friedrich Zelter, Zeichnung 1932
Gedenktafel für den Maurermeister, der für den Verleger Friedrich Nicolai das Haus in Berlin-Mitte umgestaltet hat
Ehrengrab des Landes Berlin, „Ihrem Director Carl Friedrich Zelter, die Sing-Akademie 1833“

Als Sohn eines Maurers und später selbst Maurermeister hatte sich Zelter neben seiner praktischen Arbeit auch musikalisch weitergebildet. 1791 trat Zelter in die gerade gegründete Sing-Akademie zu Berlin seines Lehrers und Förderers Carl Friedrich Christian Fasch ein, 1800 übernahm er deren Leitung. 1806 wurde er zum Ehrenmitglied und 1809 zum Professor der Kgl. Akademie der Künste ernannt. 1809 gründete er die erste Berliner Liedertafel, 1820 das Königliche Institut für Kirchenmusik. Zelter veranlasste den Neubau der Sing-Akademie in den Jahren 1825 bis 1827 am Kastanienwäldchen, nahe der Straße Unter den Linden, hinter der Neuen Wache. Seit 1952 befindet sich das Maxim-Gorki-Theater darin. Auf Zelters Engagement geht auch die 1833 erfolgte Gründung der Sektion für Musik an der Kgl. Akademie der Künste zurück.

Zelter verfasste neben seiner Maurer- und Dirigententätigkeit musikpädagogische Denkschriften und nahm sich Zeit für zahlreiche Schüler, von denen Felix Mendelssohn Bartholdy, dessen Schwester Fanny, Otto Nicolai, Giacomo Meyerbeer oder Eduard Grell nur die bekanntesten sind. Mit seinen Denkschriften legte Zelter einen wichtigen Grundstein für die Institutionalisierung der musikalischen Ausbildung in Preußen, die sich u. a. auf die 1810 gegründete Berliner Universität auswirkte.

Musikalisch orientierte er sich an Bach und Händel. Er lernte 1802 Johann Wolfgang von Goethe in Weimar kennen, und es entwickelte sich eine außerordentlich tiefe Freundschaft mit vielen persönlichen Begegnungen und einem mehr als 30-jährigen Briefwechsel. Zelter war der einzige Duzfreund des Dichters. Zelter starb knapp zwei Monate nach Goethe.

Goethe über Zelter:[2]

In Gesprächen ist Zelter genial und trifft immer den Nagel auf den Kopf […] Er kann bei der ersten Begegnung etwas sehr derb, ja mitunter sogar etwas roh erscheinen. Allein, das ist nur äußerlich. Ich kenne kaum jemanden, der zugleich so zart wäre wie Zelter.

Den Berlinern war Zelter, der zu seiner Zeit einer der bekanntesten Musiker der Stadt war, auch durch diverse Anekdoten bekannt. Um 1825 kursierte die folgende, dessen Verfasser jedoch unbekannt ist:

Zelter geht gerade über die Schlossbrücke; vor ihm läuft ein Sandjunge, der gerade den Schlager „Wir winden dir den Jungfernkranz“ aus Webers Freischütz trällert, jedoch nicht über den Anfang hinaus kommt. Schließlich setzt Zelter mit seiner Bassstimme verärgert ein: ‚mit veilchenblauer Seide‘. Der Bengel dreht sich um und sagt: ‚Wenn er sich den Jungfernkranz singen will, kann er sich ihn ja wohl ooch alleene anfangen!‘ Der Meister war geschlagen!

Zelter heiratete in den frühen 1790er Jahren die Witwe Flöricke, die einen Sohn aus erster Ehe in die Verbindung einbrachte, jedoch schon 1795 starb. 1796 heiratete er Julie Pappritz, die Tochter eines Finanzrates, die ausgezeichnet sang und für Zelter zu einer wichtigen Stütze bei der Arbeit in der Singakademie wurde.

Carl Friedrich Zelters Grab ist bis heute erhalten. Es befindet sich mit einem ca. 2 Meter hohen Obelisken mit einer Gedenktafel der Sing-Akademie zu Berlin für ihren 2. Direktor gestaltet als eines der wenigen erhaltenen Gräber auf dem alten Friedhof an der Sophienkirche in der Sophienstraße nahe der bekannten Hackeschen Höfe in Berlin-Mitte. Die Grabrede hielt der bekannte Theologe, Philosoph und Hochschullehrer Friedrich Schleiermacher.

Nach ihm wurde die Zelter-Plakette benannt, die am 7. August 1956 vom Bundespräsidenten Theodor Heuss für Chöre gestiftet wurde.

Erwähnenswert sind seine Verdienste um das deutsche Volkslied; so stammt beispielsweise die Melodie des bekannten Scherzliedes "Der Kuckuck und der Esel" von ihm (1810), der Text vom Verfasser des Deutschlandliedes Heinrich Hoffmann von Fallersleben.

Siehe auch

Werke (Auswahl)

  • Der Mensch geht eine dunkle Straße für 4-stimmig gem. Chor und Orgel/Klavier. (Neuausgabe Berlin 2006)
  • Carl Friedrich Zelter: Carl Friedrich Christian Fasch, Biographie. J. F. Unger, Berlin 1801. 
  • Rondo mit Variationen op.2 für Klavier
  • Konzert für Viola und Orchester Es-Dur

Literatur

Briefmarke (1952) der Serie Männer aus der Geschichte Berlins
  • Christian Filips (Hrsg.): Der Singemeister Carl Friedrich Zelter. 1. Auflage. Schott, Berlin 2009, ISBN 978-3-7957-0658-6. 
  • Karl Richter (Hrsg.): Johann Wolfgang Goethe: Sämtliche Werke nach Epochen seines Schaffens in 33 Bänden. 1. Auflage. btb, München 2006, ISBN 3-442-90499-4. 
  • Johann Peter Eckermann; Fritz Bergemann (Hrsg.): Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. 9. Auflage. Insel Verlag, Frankfurt am Main 2006, ISBN 3-458-32200-0. 
  • Dietrich Fischer-Dieskau: Carl Friedrich Zelter und das Berliner Musikleben seiner Zeit: Eine Biographie. Nicolai, Berlin 1997, ISBN 3-87584-652-4. 
  • Hans-Günter Ottenberg (Hrsg.): Briefwechsel zwischen Goethe und Zelter in den Jahren 1799 bis 1827. 1. Auflage. Bd. 20, Nr. 1, btb, München 2006, ISBN 978-3-442-72957-9. 
  • Edith Zehm, Sabine Schäfer (Hrsg.): Briefwechsel zwischen Goethe und Zelter in den Jahren 1828 bis 1832. 1. Auflage. Bd. 20, Nr. 2, btb, München 2006, ISBN 978-3-442-72958-6. 
  • Edith Zehm (Hrsg.): Briefwechsel zwischen Goethe und Zelter in den Jahren 1799 bis 1832. 1. Auflage. Bd. 20, Nr. 3, btb, München 2006, ISBN 978-3-442-72959-3. 
  • Thomas Richter: Die Dialoge über Literatur im Briefwechsel zwischen Goethe und Zelter. Metzler, Stuttgart/Weimar 2000, ISBN 3-476-45230-1. 
  • Ludwig Geiger (Hrsg.): Briefwechsel zwischen Goethe und Zelter. Verlag Philipp Reclam jun., Leipzig (3 Bände (1799–1818, 1819–1827, 1828–1832)). 
  • Georg Schünemann (Hrsg.): Carl Friedrich Zelter. Der Mensch und sein Werk. Berliner Bibliophilen-Abend, Berlin 1937. 
  • Johann-Wolfgang Schottländer (Hrsg.): Carl Friedrich Zelters Darstellungen seines Lebens. Bd. 44, Verlag der Goethe-Gesellschaft, Weimar 1931 (Reihe: Schriften der Goethe-Gesellschaft (mit Abbildungen und Autographien)). 
  • Wilhelm Rintel (Hrsg.): Carl Friedrich Zelter. Eine Lebensbeschreibung. Nach autobiographischen Manuscripten bearbeitet. Verlag von Otto Janke, Berlin 1861. 
  • Georg Richard Kruse: Zelter. Musiker-Biographien. Bd. 34, Philipp Reclam jun., Leipzig 1915. 
  • Christian Filips (Hrsg.): Der Singemeister Carl Friedrich Zelter 1758 - 1832. Schott Music, 2008. ISBN 978-3-7957-0658-6

Einzelnachweise

  1. Wilhelm Rintel: Carl Friedrich Zelter. Eine Lebensbeschreibung. Nach autobiographischen Manuscripten bearbeitet. Berlin 1861, S. 3. 
  2. Johann Peter Eckermann; Fritz Bergemann (Hrsg.): Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Frankfurt am Main 2006, S. 42, 137. 

Weblinks


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