Albino-Elefant

Albino-Elefant
Königlicher Weißer Elefant (Wandmalerei, Thailand)

Ein Weißer Elefant (auch Albino-Elefant) ist eine sehr selten vorkommende Anomalie bei Elefanten.

Inhaltsverzeichnis

Thailand

In Thailand heißen die weißen Elefanten Chang Phueak (Thai: ช้างเผือก, Aussprache: [ʧáːŋ-pʰʉ̀ak]), sie sind heilig und ein Symbol für königliche Macht. Bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts schmückte ein weißer Elefant die Flagge Thailands, das damals noch Siam hieß.

In dem alten siamesischen Text Traiphum Phra Ruang (Die Drei Welten von König Ruang) steht geschrieben: „Der glorreiche König besitzt sieben Dinge: eine perfekte Ehefrau, einen fähigen Schatzmeister, einen weisen Minister, ein pfeilschnelles Pferd (genannt „Valahaka“), ein Rad des Gesetzes (genannt „Cakkaratana“) und einen wertvollen Edelstein um seine Aktionen zu leiten, außerdem den nobelsten der Weißen Elefanten.“

Chronisten haben bereits im Jahre 1471 erwähnt, dass König Boromatrailokanat (er war zwischen 1448 und 1488 König des Reiches Ayutthaya) einen weißen Elefanten gefangen hat. Der portugiesische Jesuit Fernao Mendez Pinto hat uns von seinem Besuch 1554 in Siam überliefert, dass der Titel des Königs „Phra Chao Chang Phueak – Herr der Weißen Elefanten“ war. Am Ende des 19. Jahrhunderts schrieb der Amerikaner Frank Vincent einen Reisebericht mit dem Titel „Im Land der Weißen Elefanten“, danach war der Weiße Elefant überall bekannt als ein Wunder des Königreiches Siam.

Alle entdeckten weißen Elefanten werden nach dem Gesetz („The Elephant Maintenance Act“, 1921) dem König präsentiert (normalerweise in einer Zeremonie - sie werden nicht in Gefangenschaft genommen). Je mehr weiße Elefanten der König hat, desto größer ist sein Ansehen. Der aktuelle König Bhumibol Adulyadej besitzt zehn.

Ein weißer Elefant in Thailand ist nicht zwangsweise ein Albino, jedoch muss er eine blasse Haut haben. Mögliche Kandidaten werden nach verschiedenen Kriterien bewertet, die in alten Texten festgeschrieben sind:

  • Eine weiße oder rosa Färbung des Auges rund um die Hornhaut,
  • Der Gaumen muss rosafarben und glatt sein,
  • Eine charakteristische Hautfalte an den Schultern,
  • Die Haut um die Stoßzähne hat die gleiche Farbe wie die unter den Schultern,
  • Weiße oder rosa Genitalien,
  • Weiße oder rosa Zehennägel,
  • Die Nagelhaut muss heller sein, als die umgebende Haut,
  • Das Haar ist von hellbrauner Farbe und durchscheinend, wenn gegen das Licht gehalten,
  • Aus einem Haarfollikel wachsen zwei Haare,
  • Die Schwanzhaare müssen besonders lang sein,
  • Die Öffnung der Musth-Drüse hat eine hellere Farbe als bei gewöhnlichen Elefanten,
  • Die allgemeine Körperfärbung ist ein „Kastanien-Grau“.

Elefanten, die diesen Test bestehen, werden in vier Kategorien eingeteilt und dann dem König angeboten. Manchmal werden Elefanten aus den niedrigen Kategorien zurückgewiesen.

The Royal Elephant National Museum

Auf dem Gelände des Dusit-Palastes (Phra Ratchawang Dusit) in Bangkok, südlich der Wimanmek-Thronhalle, gibt es an der Uthong Nai Road ein kleines Museum: The Royal Elephant National Museum. In zwei Häusern, in denen ursprünglich die weißen Elefanten des Königs im Grand Palace untergebracht waren, gibt es neben einem lebensgroßen Modell eines Elefanten zahlreiche Fotos und Kultgegenstände sowie Stoßzähne von verstorbenen Elefanten. Alle Beschreibungen sind in thailändischer Schrift.

Historische Bedeutung

In der Vergangenheit wurden Elefanten, die schlecht abschnitten, als Geschenke an Freunde des Königs und Verbündete weitergegeben. Die Tiere brauchten sehr viel Pflege und weil sie heilig sind, durften sie nicht zur Arbeit benutzt werden. Deshalb waren sie eine hohe finanzielle Last für den Empfänger – nur der König und sehr vermögende Leute konnten es sich leisten. Einer Geschichte zu Folge wurden weiße Elefanten manchmal an Feinde (meistens niederer Adel, welcher beim König in Ungnade gefallen war) verschenkt. Der unglückliche Empfänger musste für den Unterhalt des Tieres aufkommen und konnte keinen Profit aus dem Tier erwirtschaften, weil es nicht arbeiten durfte. Durch die Pflicht, auf das Geschenk des Königs gut aufzupassen, erlitt der Empfänger schwere finanzielle Einbußen bis hin zum Bankrott.

Siehe auch

Sonstige Bedeutungen

Redewendung

Im englischen Sprachraum spricht man von einem weißen Elefanten, wenn eine Sache mehr Ärger macht als sie Nutzen bringt oder die Nützlichkeit für seinen Besitzer verloren hat. Während die Sache für andere Menschen durchaus nützlich ist, möchte der Besitzer die Sache nach Möglichkeit loswerden. Wirtschaftlich betrachtet ist ein "weißer Elefant" zu einem sehr günstigen Preis zu bekommen, produziert aber enorme Folgekosten. Zum Beispiel wäre ein Herrenhaus (gewonnen oder geerbt) ein "weißer Elefant", wenn die Instandhaltungskosten das Budget des Besitzers überschreiten.

In der Entwicklungspolitik werden manchmal Entwicklungsprojekte, die viel kosten, soziale und ökologische Schäden anrichten und geringen Nutzen bringen (z. B. umstrittene Staudammprojekte) als „Weiße Elefanten“ bezeichnet.

Der Begriff wird insbesondere im englischsprachigen Sprachraum auf Großprojekte und teure technische Entwicklungen angewendet, die die in sie gesetzten ehrgeizigen Ansprüche und Zukunftshoffnungen nicht erfüllen. Dirk van Laak [1] nennt als weitere Beispiele den Schnellen Brüter von Kalkar und den Rhein-Main-Donau-Kanal.

In Österreich versteht man unter dem Ausdruck "Weißer Elefant" Arbeitnehmer, für die keine oder wenig Verwendung besteht, die aber unkündbar sind. Solche Arbeitssituationen entstehen insbesondere bei parteipolitischen Umbesetzungen, beispielsweise bei der staatlichen Rundfunkanstalt ORF und in den Bundesministerien.

Siehe auch

Literatur

  • Rita Ringis: Elephants Of Thailand In Myth, Art And Reality. Oxford University Press, New York 1996, ISBN 967-65-3068-9.
  • Ping Amranand, William Warren: The Elephant in Thai Life & Legend. Monsoon Editions, Bangkok 1998, ISBN 974-86302-9-3.
  • Zur Redewendung Weißer Elefant:
    • Catherine Soanes and Angus Stevenson: The Concise Oxford Dictionary, London 2004, ISBN 978-0-19-860864-6.
    • Christian Helmle: Weiße Elefanten, Fotografien . JOVIS Verlag, Berlin 2007, ISBN 978-3-939633-19-8.

Einzelnachweise

  1. van Laak, Dirk: Weiße Elefanten. Anspruch und Scheitern technischer Großprojekte im 20. Jahrhundert. Stuttgart 1999, ISBN 978-3421051851.

Weblinks


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