- Albrecht Graf von Roon
-
Albrecht Theodor Emil Graf von Roon (* 30. April 1803 in Pleushagen (heute: Plesna) bei Kolberg ; † 23. Februar 1879 in Berlin) war ein preußischer Generalfeldmarschall und als Politiker ein Mitarbeiter Bismarcks in der Zeit der Reichsgründung.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Der Sohn eines ehemaligen Offiziers und kleinen Gutsbesitzers lebte nach dem Tode des Vaters 1811 in Stettin, kam 1816 in die Kadettenanstalt in Kulm, 1819 in die Hauptkadettenanstalt in Berlin und wurde 1821 Offizier in der Preußischen Armee. 1824-27 besuchte er die Allgemeine Kriegsschule in Berlin und Universitätsveranstaltungen des Geografen Carl Ritter und des Historikers Friedrich von Raumer. 1833 arbeitete er als Geograf für das topographische Büro des Großen Generalstabs, in den er 1836 im Rang eines Hauptmanns eintrat. Seine als Schüler Ritters veröffentlichten Arbeiten hatten den Ruf von Standardwerken. In den Jahren 1846-48 unterrichtete Roon den Prinzen Friedrich Karl und begleitete ihn während des Studiums in Bonn und auf mehreren Reisen in Deutschland, Frankreich und Italien. Bis 1851 wurde Roon an wechselnden Stellen im Generalstab und im Truppendienst eingesetzt.
Als Chef des Generalstabs des VIII. Armeekorps nahm er 1849 am Feldzug zur Niederschlagung der Badischen Revolution teil. Hierbei machte er die Bekanntschaft des Prinzen Wilhelm von Preußen, zu dessen ideellem Kreis er von nun an gehörte. 1851 folgte die Beförderung zum Oberst, 1856 die Ernennung zum Generalmajor und 1858 die zum Divisionskommandeur, immer verbunden mit Versetzungen in verschiedene Regionen der preußischen Monarchie.
Auf Anregung des Prinzen Wilhelm hatte Roon, zurückgezogen in Kolberg, im Sommer 1858 eine Denkschrift zu Fragen der Modernisierung des preußischen Kriegswesens verfasst. Sie fiel ganz im Sinne Bismarcks und des Prinzen im heraufziehenden Preußischen Verfassungskonflikt aus. Roon wurde daraufhin 1859, nach dem Beginn der Regentschaft Wilhelms, in die Kommission zur Reorganisation des Heeres berufen und im Dezember 1859 zum Kriegsminister (und 1861 zum Marineminister) ernannt. Als fraktionsloser Abgeordneter im preußischen Abgeordnetenhaus, dem er in den Jahren 1859-61 und 1863-70 angehörte, verteidigte Roon die Heeresreform gegen die Mehrheit kompromisslos und rhetorisch gewandt.
Als Wilhelm, inzwischen König von Preußen, im Kampf um die Heeresreform aufgeben wollte, sandte Roon an Bismarck am 18. September 1862 ein denkwürdiges Telegramm mit dem Satz: „Periculum in mora. Dépêchez-vous!“ („Gefahr im Verzug! Beeilen Sie sich!“). Das Telegramm veranlasste Bismarck, von seinem Pariser Botschafterposten nach Berlin zurückzukehren, wo der König ihn zum Ministerpräsidenten ernannte.
An Bismarcks Seite führte Roon anschließend gegen eine starke liberale Opposition die Modernisierung des Heeres durch. In der deutschen Öffentlichkeit stieg Roons Ansehen, wie das Bismarcks und Moltkes, als sich seit 1864 in den Kriegen gegen Dänemark und Österreich Erfolge in der Lösung der Deutschen Frage durch Blut und Eisen bemerkbar gemacht hatten.
Nach der Reichseinigung und dem siegreichen Krieg gegen Frankreich erhob ihn Kaiser Wilhelm I. am 16. Juni 1871 in den Grafenstand. 1872 berief ihn der König als lebenslängliches Mitglied ins Herrenhaus. Vom 1. Januar bis 9. November 1873 leitete Roon das Preußische Staatsministerium. Es kam jedoch infolge der auch aus gesundheitlichen Gründen offenkundigen Überforderung Roons im Amt des preußischen Ministerpräsidenten während des Kulturkampfes nicht zu der erhofften Entlastung von Bismarck als Reichskanzler. Zur erbetenen Verabschiedung ernannte ihn Kaiser Wilhelm I. zum Generalfeldmarschall.
Seine letzten Lebensjahre verbrachte Roon in Potsdam und unweit von Görlitz im Schloss Krobnitz, wo er in der Familiengruft beigesetzt ist[1].
Ehrungen
Roon wurde neben der Standeserhöhung und einer Dotation mit den höchsten preußischen Orden ausgezeichnet: dem Schwarzen Adlerorden mit Kette, dem Großkreuz des Roten Adlerordens mit Eichenlaub und Schwertern und mit Schwertern am Ring sowie der Militärklasse des Pour le Mérite. Nach ihm wurde durch Kaiser Wilhelm II. im Jahre 1889 das 1. Ostpreußisches Füsilierregiment Nr. 33 „Graf Roon“ benannt. Die Stadt Görlitz ließ 1902 durch den Bildhauer Harro Magnussen im Neubau der Ruhmeshalle eine Statue Roons errichten (1945 von polnischen Soldaten anlässlich der Inbesitznahme des östlich der Neisse gelegenen Gebäudes beseitigt). Ein größeres Roon-Denkmal schuf Magnussen 1904 für das Ensemble auf dem Königsplatz in Berlin. Es steht seit 1938 am Großen Stern.
Werke
- „Grundzüge der Erd-, Völker- und Staatenkunde“, 1832, 1839-1844 erweitert auf 3 Bände
- „Die Anfangsgründe der Erd-, Völker- und Staatenkunde“, Berlin 1834
- „Militärische Länderbeschreibung von Europa“, Berlin 1837
- „Die iberische Halbinsel“, 1837
- "Das Kriegstheater zwischen Ebro und Pyrenäen", Berlin 1839
Literatur
- B.: Roon, Albrecht Theodor Emil v.. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 29, Duncker & Humblot, Leipzig 1889, S. 138–143.
- Rainer Paetau: Roon, Albrecht von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 22, Duncker & Humblot, Berlin 2005, S. 30–32.
- A. v. Roon, Denkwürdigkeiten aus dem Leben des General-Feldmarschalls Kriegsministers Grafen von Roon, 3 Bände, Breslau 1887.
Weblinks
Nachweis
Scharnhorst | Hake | Boyen | Hake | Witzleben | Rauch | Boyen | Rohr | Reyher | Kanitz | Schreckenstein | Pfuel | Strotha | Stockhausen | Bonin | Waldersee | Bonin | Roon | Kameke | P. Bronsart von Schellendorf | Verdy du Vernois | Kaltenborn | W. Bronsart von Schellendorf | Goßler | Einem | Heeringen | Falkenhayn | Hohenborn | Stein | Scheüch | Reinhardt
Arnim-Boitzenburg | Camphausen | Auerswald | Pfuel | Brandenburg | Ladenberg | Manteuffel | Hohenzollern-Sigmaringen | Hohenlohe-Ingelfingen | Bismarck | Roon | Bismarck | Caprivi | Eulenburg | Hohenlohe-Schillingsfürst | Bülow | Bethmann Hollweg | Michaelis | Hertling | Baden | Hirsch | Ströbel | Hirsch | Braun | Stegerwald | Braun | Marx | Braun | Papen | Göring
Personendaten NAME Roon, Albrecht Theodor Emil von KURZBESCHREIBUNG preußischer General und Minister GEBURTSDATUM 30. April 1803 GEBURTSORT Pleushagen bei Kolberg STERBEDATUM 23. Februar 1879 STERBEORT Berlin
Wikimedia Foundation.