Frémiet

Frémiet

Emmanuel Frémiet (* 6. Dezember 1824 in Paris; † 10. September 1919 in Paris) war einer der bedeutendsten französischen Bildhauer des 19. Jahrhunderts und fertigte zumeist Tierskulpturen im Stil des Naturalismus und des Neoklassizismus an.

Frémiets Skulptur der Jeanne d'Arc in Paris

Inhaltsverzeichnis

Leben

Kindheit und Lehre

Emmanuel Frémiet wurde als Kind einer mittelständischen Familie in Paris geboren. Seine Familie war eng mit der Kunst verbunden, zumal seine Mutter eine Künstlerin und seine Couisine Sophie eine Malerin war. Sophie, die mit dem berühmten Bildhauer François Rude verheiratet war, unterstützte ihn besonders. Im Alter von fünf Jahren kam er an eine Privatschule, an der sein künstlerisches Talent gefördert und gefordert wurde. Bereits mit 13 Jahren wurde von der renommierten École des arts décoratifs angenommen. Beim Maler Jacques-Christophe Werner trat er mit 16 Jahren eine Lehre an. Wegen seiner vielversprechenden Fähigkeiten wurde er mit der Arbeit eines Lithografen in seinem Atelier vertraut. Frémiet fertigte nun die Vorzeichnungen für Werners Gemälde an. Zusätzlich verbrachte er viel Zeit im Jardin de Plantes und zoologischen Gärten in Paris, um Tierstudien anzufertigen. Darüber hinaus zeichnete er, wie viele seiner Zeitgenossen, in Leichenhäusern und sezierte tote Tiere, um die Muskel- und Knochenstruktur genau nachzuvollziehen. Diese Studien waren die Grundlage für seine späteren sehr detailreichen Skulpturen. Schließlich nahm ihn François Rude bei sich als Lehrling auf.

Professionelles Schaffen

Bereits 1843 stellte er seine erste Skulptur (eine Gazelle) auf dem Pariser Salon (Salon de Paris) aus, wo er während seiner ganzen Schaffenszeit eigene Ausstellungen abhielt. In der Folgezeit spezialisierte er sich auf kleine bronzene Tierskulpturen, deren Material er in seiner eigenen Gießerei anfertigte und die zahlreiche Auszeichnungen und Preise gewannen. Diese Werke verkaufte er in seinen Werkstätten und Gießereien (42 Boulevard du Temple, später Faubourg Saint-Honoré).

Seinen ersten öffentlichen Auftrag erhielt er 1849, seitdem fertigte er so viele Werke für den Staat und insbesondere für die Stadt Paris an, wie kein anderer Bildhauer.

Von 1855 bis 1859 schuf er eine Reihe von Reiterstandbildern für den französischen Kaiser Napoléon III.. Auch in dieser Thematik bewies er sein Können, das er später auch für andere Auftraggeber unter Beweis stellte. Mit dem Ausbruch des Deutsch-Französischen Kriegs 1870 wurde Frémiet beim Anblick von so viel Gewalt in seiner Schaffenskraft entmutigt. Während der Belagerung von Paris floh er aus der Stadt. Als er dann später zurückkehrte, fand er sein Haus ausgeplündert wieder. Diese Zeit war ein Tiefpunkt in seinem Leben und er wollte seine Kunstfertigkeit für immer beenden. Glücklicherweise scheint diese Einstellung mit der Zeit neuem Enthusiasmus gewichen zu sein, denn in den nächsten Jahren brachte er noch seine bedeutendsten Skulpturen hervor.

Nach dem Deutsch-Französischen Krieg

Fremiéts Skulptur in Neudeck

Trotz des damals sehr gespannten Verhältnisses zum Deutschen Reich nahm er einen Auftrag des Grafen Guido Henckel von Donnersmarck an und schuf für seinen Schlosspark in Neudeck in Oberschlesien zahlreiche lebensgroße Skulpturen kämpfender Tiere sowie einen Brunnen.

1875 wurde er als Professor für Zeichnung des Jardin de Plantes vorgeschlagen. Frémiet war Direktor der Skulpturenabteilung des Louvre und auch ein gefragter Ausbilder seines Fachgebiets, weshalb das Unterrichten von 20 Schülern keine Seltenheit war. Er übte großen Einfluss auf seine amerikanischen Schüler aus, deren berühmtester Augustus Saint-Gaudens war.

44 Jahre nach seiner ersten Teilnahme an der Salon Ausstellung gewann er 1887 hier die Ehrenmedaille für seine Skulptur Gorilla mit Frau. Es folgten noch andere Werke für das Pariser Naturkundemuseum. 1892 wurde er Mitglied der Académie des Beaux-Arts des Institut de France und wurde Nachfolger Antoine-Louis Baryes als Professor der Tierzeichnung am Muséum national d'histoire naturelle in Paris. Frémiet, der einer der bedeutendsten französischen Tierbildhauer war und dieser Stilrichtung zu ihrer Beliebtheit verhalf, starb 1910 im Alter von 86 Jahren in seiner Heimatstadt Paris. Er wurde auf dem, vom Adel bevorzugten, Friedhof Passy beigesetzt.

Seine Werke wurden an die Pariser Gießerei Barbedienne verkauft, mit ihrem Siegel versehen und bis zum Ersten Weltkrieg behalten. Heute sind seine Werke bei Sammlern sehr begehrt und zeichnen sich durch ihre sanften, eleganten Züge aus. In Paris sind seine Standbilder zahlreich anzutreffen.

Werke

Reiterstandbild des Bertrand du Guesclin, Dinan
  • Reiterstandbild Louis d'Orlans (vor dem Château de Pierrefonds), 1869
  • Reiterstandbild der Jeanne d'Arc (Place des Pyramides, Paris), vergoldete Bronze, aufgestellt 1874, 1889 von ihm durch ein neues ersetzt
  • Fontaine des Quatre parties du monde (Brunnen der vier Erdteile, Place Camille Jullian in Paris), Fertigstellung 1875
  • Skulpturen kämpfender Tiere und eine Nachbildung des Pariser Erdteile-Brunnens (Schlosspark Neudeck in Oberschlesien)
  • Standbild Diego Velazquez (Jardin de l'Infante beim Louvre, Paris)
  • Angeketteter junger Elefant in Naturgröße (Platz vor dem Musée d'Orsay, Paris), Bronze (2,22 m x 3,60 m x 3,12 m), 1877-1878
  • Statue des mit dem Drachen kämpfenden Erzengels Michael (auf der Kirchturmspitze von Mont-Saint-Michel), vergoldete Bronze, errichtet 1897
  • Reiterstandbild Bertrand du Guesclin (in Dinan), aufgestellt 1902

Literatur

  • Jacques de Biez: Un maître imagier. E. Frémiet. Aux bureaux de l'Artiste, Paris 1896
  • Jacques de Biez: E. Frémiet. Jouve, Paris 1910
  • Phillippe Fauré-Frémiet: Frémiet. Plon, Paris 1934
  • Catherine Chevillot: Emmanuel Frémiet. La main et le multiple. Katalog des Musée des Beaux-Arts de Dijon, Dijon 1988, ISBN 2-900462-28-2
  • Pierre Kjellberg: Les bronzes du XIXe sièle. Dictionnaire des sculpteurs. L'Amateur, Paris 1987, ISBN 2-85917-066-9 (englische Ausgabe: Bronzes of the 19th Century. Dictionary of sculptors. Schiffer, Atglen (Pennsylvania) 1994, ISBN 0887406297)

Weblinks


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