Fuel jettison

Fuel jettison
Treibstoffnotablass eines Airbus A 340-311
Treibstoffnotablass eines Airbus A 340-600 über dem Atlantik nahe Nova Scotia

Fuel Dumping (deutsch: Treibstoffablassen) dient dazu, vor einer Landung durch das Ablassen von Kerosin das Gewicht des Flugzeugs unter das maximal zulässige Landegewicht abzusenken. Dieser Vorgang stellt eine reine Notfallmaßnahme dar und ist im regulären Flugbetrieb weder zulässig noch vorgesehen und findet daher nur vor Not- und Sicherheitslandungen Anwendung.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeines

Wenn ein Flugzeug mit noch nahezu gefüllten Treibstofftanks unmittelbar nach dem Start wieder landen müsste, wäre sein Gewicht wegen des noch nicht verbrauchten Treibstoffs höher als sein maximales Landegewicht, das geringer ist als das maximale Startgewicht (englisch: maximum take off weight - MTOW). Deshalb erließ die US-amerikanische Luftaufsichtsbehörde FAA in den 1960er Jahren die Verordnung, dass alle Flugzeuge, deren MTOW über 105 Prozent des maximalen Landegewichts liegt, ein System zum Treibstoffnotablass benötigen.

Da die meisten Kurzstreckenflugzeuge diese Grenze jedoch nicht überschritten, wurde bei ihnen kein Treibstoffnotablass-System eingebaut. Als diese jedoch mit der Zeit größere Tanks für höhere Reichweiten bekamen, überschritten auch diese die 105-Prozent-Grenze. Weil jedoch gleichzeitig die Triebwerke immer sicherer und leistungsfähiger wurden und der Einbau von Notablasssystemen kaum möglich war, hob die FAA die 105-Prozent-Regel für die Flugzeuge auf, die mit einem ausgefallenen Triebwerk starten bzw. durchstarten können. Damit war ein Treibstoffnotablass für zweistrahlige Maschinen nicht mehr erforderlich [1]. Heutzutage müssen deshalb nur noch vierstrahlige Flugzeuge mit diesem System ausgestattet werden. Allerdings können auch viele zweistrahlige Großraumverkehrsflugzeuge auf Kundenwunsch mit einer Treibstoffnotablassanlage ausgestattet werden, um im Notfall nicht stundenlang kreisen zu müssen. Bei kleinen Flugzeugen ist heute der Einbau von Treibstoffnotablassanlagen konstruktionsbedingt nicht mehr möglich, so dass dort stundenlanges Kreisen schon vorkam (siehe auch Zwischenfälle bei Jet Blue).

Weil heutzutage die meisten Flugzeuge zweistrahlig und Notfälle sehr selten sind, wird das Ablassen von Treibstoff nur äußerst selten erforderlich. In Deutschland kommt es so zu etwa 50 Fällen pro Jahr, davon etwa die Hälfte in der zivilen Luftfahrt. Insgesamt werden so etwa 300 Tonnen freigesetzt, die zu feinen Tröpfchen von etwa einem Viertel Millimeter zerstäuben. Die meisten davon verdampfen in der Luft, nur etwa acht Prozent erreichen den Erdboden, wiederum verteilt auf eine sehr große Fläche [2].

Vorschriften

Für das Ablassen von Treibstoff muss zunächst eine Notfallsituation vorliegen. In Absprache mit der Flugsicherung weist der Fluglotse dem Piloten dann nach den Regelungen der ICAO ein Gebiet zu, welches eine geringe Besiedelungsstruktur aufweist. Die Mindestflughöhe muss 6000 Fuß (ft) betragen (ca. 1.850 m) [3] [4]

Während das Flugzeug das Kerosin ablässt, befindet es sich in der Regel im Steigflug in einer Spirale mit mehreren Kilometern Durchmesser.

Verwechslungsgefahr mit Dunstfahnen

Teilweise findet sich die Annahme, dass Flugzeuge vor dem Landen generell Treibstoff ablassen, etwa um die Brandgefahr zu verringern. Dies rührt meist von der Tatsache her, dass bei hoher Luftfeuchtigkeit von den Flügelspitzen landender Flugzeuge Dunstfahnen ausgehen, die für zerstäubtes Kerosin gehalten werden können.

Diese Dunstfahnen entstehen jedoch lediglich durch kondensierendes Wasser. Durch den Überdruck an der Unter- und den Unterdruck an der Oberseite der Tragflächen findet am Tragflächenende ein Druckausgleich statt, der wiederum zu einem Temperaturabfall führt. Dadurch kann bei geeigneten Bedingungen der in der Luft enthaltene Wasserdampf kondensieren [5].

Dump and Burn

Dump and Burn einer F-111 der RAAF

Im Flugbetrieb der General Dynamics F-111 der Australischen Luftwaffe ist ein Dump and Burn (engl. für: Ablassen und Verbrennen) genanntes Verfahren Bestandteil des Vorführungsprogramms bei öffentlichen Veranstaltungen. Auch bei der Schlussveranstaltung der Olympischen Spiele in Sydney im Jahre 2000 wurde Dump and Burn vorgeführt. Dabei wird ausgenutzt, dass sich bei der F-111 der Treibstoffnotablass zwischen den Triebwerken befindet. Es wird einige Sekunden lang Treibstoff abgelassen, während die Triebwerke im Nachbrennerbetrieb laufen. Der Treibstoff entzündet sich dadurch und erzeugt eine mehrere Meter lange Flamme hinter dem Flugzeug, während man die schwach leuchtenden Nachbrennerflammen kaum sieht.

Die Treibstoffablasseinrichtungen an zivilen Verkehrsflugzeugen sind abseits des heißen Abgasstrahls der Triebwerke so angebracht, dass ein derartiger Effekt möglichst vermieden wird. Die etwa armdicken Ablassrohre befinden sich oft an den Tragflächenenden.

Einzelnachweise

  1. Englische WP über Fuel dumping
  2. Informationen des Flughafens München zum Fuel Dumping (PDF)
  3. Informationen der Deutschen Flugsicherung (PDF), S. 2
  4. Informationen des Bundesamtes für Zivilluftfahrt der Schweiz (PDF)
  5. http://www.dfs.de/dfs/internet_2008/module/fliegen_und_umwelt/deutsch/fliegen_und_umwelt/aktiver_umweltschutz/ressourcen_und_effizienz/index.html

Weitere Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Fuel dumping — of an Airbus A340 600 above the Atlantic Ocean near Nova Scotia …   Wikipedia

  • Fuel Dumping — Notablassventil eines Airbus A 340 311 Treibstoffnotablass eines …   Deutsch Wikipedia

  • jettison — UK [ˈdʒetɪs(ə)n] / US verb [transitive] Word forms jettison : present tense I/you/we/they jettison he/she/it jettisons present participle jettisoning past tense jettisoned past participle jettisoned 1) to get rid of something that is not useful… …   English dictionary

  • Fuel tank — A fuel tank is safe container for flammable liquids and typically part of an engine system in which the fuel is stored and propelled (fuel pump) or released (pressurized gas) into an engine. Fuel tanks range in size and complexity from the small… …   Wikipedia

  • jettison — jet|ti|son [ dʒetısn ] verb transitive 1. ) to get rid of something that is not useful or successful: We may have to jettison some parts of the business. 2. ) to throw goods, equipment, or fuel from a ship or airplane in order to make it lighter… …   Usage of the words and phrases in modern English

  • jettison — [[t]ʤe̱tɪsən[/t]] jettisons, jettisoning, jettisoned 1) VERB If you jettison something, for example an idea or a plan, you deliberately reject it or decide not to use it. The Government seems to have jettisoned the plan. Syn: abandon 2) VERB To… …   English dictionary

  • jettison — 1. noun /ˈdʒɛɾəsən,ˈdʒɛtɪsən,ˈdʒɛtɪsən,ˈdʒɛtɪsən,ˈdʒɛtəsən/ a) Collectively, items that have been or are about to be ejected from a boat or balloon. b) The action of jettisoning items. Syn: jetsam 2. verb… …   Wiktionary

  • jettison — [ˈdʒetɪs(ə)n] verb [T] 1) to get rid of something that is not useful or successful We may have to jettison some parts of the business.[/ex] 2) to throw goods, equipment, or fuel from a ship or plane in order to make it less likely to sink or… …   Dictionary for writing and speaking English

  • jettison — i. To cast or discard fuel or any external store from an aircraft in flight. ii. The selective release of armament stores from an aircraft other than in a normal attack. This may be done to lighten the aircraft in an emergency or to get rid of a… …   Aviation dictionary

  • Ilyushin Il-78 — Infobox Aircraft name= Il 78 type= Inflight refuelling tanker manufacturer=Ilyushin caption= designer= first flight= 1983 introduced= 1987 (Il 76M) retired= status= primary user= Russian Air Force more users= Ukrainian Air Force People s… …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”