Fukuda Yasuo

Fukuda Yasuo
Yasuo Fukuda

Yasuo Fukuda (jap. 福田 康夫, Fukuda Yasuo; * 16. Juli 1936 in Tōkyō, gemeldet in Takasaki, Präfektur Gunma) ist ein japanischer Politiker der LDP. Von September 2007 bis September 2008 war er der 58. Premierminister Japans.

Fukuda ist der älteste Sohn des früheren Premierministers Takeo Fukuda.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Fukuda studierte Politik und Wirtschaftswissenschaften an der Waseda-Universität. Anschließend arbeitete er zunächst 17 Jahre für eine japanisches Ölunternehmen, davon zwei Jahre in den USA. Seine ersten Erfahrungen in der Politik sammelte er, als sein Vater zwischen 1976 und 1978 Premierminister war, zunächst als Sekretär eines Sangiin-Abgeordneten, dann als Sekretär des Premierministers. In dieser Funktion nahm er an Gesprächen mit China und den USA über den Friedensvertrag zwischen Japan und der Volksrepublik China teil. 1990 kandidierte er im Wahlkreis seines Vaters (3. Wahlkreis, Präfektur Gunma) nach dessen Rückzug aus der Politik für das Shūgiin; den Sitz hat er seitdem in sechs Wahlen behauptet. Bis zu seiner Wahl zum Parteivorsitzenden gehörte Fukuda dem Seiwa Seisaku Kenkyūkai, der Faktion seines Vaters, an.

Im Oktober 2000 wurde Fukuda Kabinettssekretär im zweiten Kabinett von Yoshirō Mori. Das Amt behielt er auch unter Premierminister Junichiro Koizumi bis zum Mai 2004, als Fukuda wegen eines Skandals um versäumte Einzahlungen an das staatliche Rentensystem, in den zahlreiche Politiker von LDP und DPJ verwickelt waren, zurücktrat.[1]

Nachdem Fukuda im September 2007 von seiner Partei gegen Tarō Asō zum Parteichef gewählt wurde, wählte ihn das Shūgiin am 25. September 2007 gegen das Votum des Sangiin zum neuen Premierminister. Am 26. September 2007 wurden Fukuda und sein Kabinett [2] von Kaiser Akihito formell vereidigt. Er steht für eine gemäßigtere Außenpolitik als der bisherige Regierungschef Abe.[3] Unter anderem setzt er sich für eine Verbesserung der historisch schwer belasteten Beziehungen zu China und Südkorea ein.[4]

Regierungszeit

Die erste Phase von Fukudas Regierungszeit wurde von dem vergeblichen Versuch geprägt, sich mit der Opposition, die im Sangiin die Mehrheit hält, über eine Verlängerung des Antiterrorgesetzes zu einigen, auf dessen Grundlage die japanische Marine mit Betankungsschiffen im Indischen Ozean an der Operation Enduring Freedom teilgenommen hatte. Die Mission musste mit Auslaufen des Gesetzes zum 31. Oktober 2007 beendet werden.

In diesem Zusammenhang und angesichts anstehender innenpolitischer Reformen hatte Fukuda auch mit dem Vorsitzenden der Demokratischen Partei Ichirō Ozawa über die Bildung einer großen Koalition verhandelt, die aber von den Demokraten abgelehnt wurde.

Um das Sangiin mit einer Zweidrittelmehrheit im Shūgiin zu überstimmen und das Antiterrorgesetz doch noch zu verabschieden, wurde die Sitzungsperiode des Parlaments bis zum 15. Januar 2008 verlängert. Das Gesetz wurde am 11. Januar 2008 mit 340 zu 133 Stimmen im Shūgiin verabschiedet. Die Zweidrittelmehrheit wurde zum zweiten Mal überhaupt und zum ersten Mal in über 50 Jahren angewendet.

Überschattet wurden die ersten Monate der Regierungszeit von dem Skandal um den ehemaligen Staatssekretär im Verteidigungsministerium Takemasa Moriya, der von Vertretern des Rüstungsunternehmens Yamada Yōkō über acht Jahre für insgesamt über 15 Millionen Yen (ca. 95'000,00 Euro) zum Golf und Mahjong eingeladen worden war,[5] indem auch Vorwürfe gegen mehrere LDP-Politiker erhoben wurden. Yamada Yōkō hatte 2003 und 2004 überhöhte Summen für Rüstungsaufträge erhalten.[6]

Innenpolitische Blockade und Umfragetief

Nach dem Scheitern der Verhandlungen über eine mögliche große Koalition setzt die Opposition auf eine Blockade von Regierungsinitiativen, übt Druck auf die die Regierung bei den Skandalen um die Rente und dem Verteidigungsministerium aus und lanciert öffentlichkeitswirksame Störmaneuver mit ihrer Mehrheit im Sangiin; so hatte sie beispielsweise Ende November 2007 eine Resolution zur Beendigung des Irakeinsatzes der Luftselbstverteidigungsstreitkräfte verabschiedet.[7] In seiner Regierungserklärung zur Eröffnung der Sitzungsperiode 2008 des Parlaments forderte Fukuda die Opposition zur Zusammenarbeit auf: Reformen seien wichtiger als die Umgestaltung der politischen Landschaft.[8] Zuvor hatte er mehrfach Medienspekulationen über mögliche vorgezogene Neuwahlen dementiert, obwohl er seine Partei warnte, dass ihr zur Zeit das Vertrauen der Wähler fehlte.[9] Er äußerte mehrfach, er wolle das Shūgiin auf keinen Fall vor dem G8-Gipfel im Juli auflösen.[10][11]

Der Beginn der Sitzungsperiode 2008 wurde vom Streit um den neuen Haushalt, vor allem um eine Neustrukturierung der Mineralöl- und Kfz-Steuern, bestimmt. Am 29. Februar 2008 wurde der neue Haushalt im Shūgiin mit der Regierungsmehrheit unter Boykott der Oppositionsparteien verabschiedet.[12] Da das Mineralölsteuergesetz durch die Oppositionsblockade im Sangiin verzögert worden war, sanken die Benzinpreise am 1. April schlagartig um etwa 25 Yen und stiegen zum 1. Mai wieder um denselben Wert.[13] Für die Wiedereinführung der Mineralölsteuer musste die Regierungskoalition zum zweiten Mal nach dem Antiterrorgesetz die Zweidrittelmehrheit im Shūgiin anwenden, um das Sangiin zu überstimmen.

Weitere wichtige Themen waren die Lebensmittelsicherheit (wegen mehrerer Skandale um kontaminierte aus China importierte Tiefkühl-Lebensmittel) und die Kollision des Aegis-Zerstörers Atago mit einem Fischerboot, deren Aufarbeitung Verteidigungsminister Shigeru Ishiba die Kritik der Opposition eintrug. Angesichts der öffentlichen Empörung über Verbrechen von in Okinawa stationierten US-Soldaten kündigte Fukuda an, er werde das Thema mit der US-Regierung besprechen, − Außenministerin Condoleezza Rice besuchte Tōkyō im Februar 2008 − und warnte vor einer Belastung des Bündnisses durch die Zwischenfälle.

Im Mai 2008 erreichte die Zustimmungsrate der Regierung Fukuda in der Bevölkerung nach einigen Umfragen 20 %,[14] nachdem sie im April die Rekordtiefs der Regierung Abe vor der Sangiin-Wahlniederlage im Sommer 2007 und dem anschließenden Rücktritt unterboten hatte[15][16].

Am 11. Juni sprach das Sangiin Fukuda mit 131 zu 105 Stimmen das Misstrauen aus, ein Ereignis, das es seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Japan noch nie gegeben hatte. Die Regierungsfraktionen beantragten sofort eine Vertrauensabstimmung im entscheidenden Shūgiin, wo sie eine Zweidrittelmehrheit halten. Während die Opposition Neuwahlen forderte, sprach Fukuda angesichts der Aussichtslosigkeit des Misstrauensvotums im Shūgiin von einem rein parteipolitischen Manöver.[17] Anlass für den Vorstoß der Demokraten war die von Fukuda vorgeschlagene Reform der Krankenversicherung, da sie älteren Menschen zu hoch belaste.[18]

In der Sommerpause 2008 zwischen der regulären Sitzungsperiode des Parlaments und der Sondersession im Herbst (rinji kokkai) führte Fukuda Anfang August eine Kabinettsumbildung durch, bei der gleichzeitig auch die Führungspositionen der Partei neubesetzt wurden. Seinen innerparteilichen Konkurrenten Tarō Asō nominierte Fukuda als LDP-Generalsekretär.[19] Angesichts anziehender Inflation und zurückgehender Konsum- und Investitionsneigung stellte seine Regierung Ende August ein rund 1,8 Billionen Yen (ca. 10,8 Mrd. Euro) starkes Konjunkturprogramm vor, um eine möglicherweise drohende wirtschaftliche Rezession im Wahljahr 2009 abzumildern.[20] Unterdessen setzte sich der Streit um den Zeitpunkt der nächsten Neuwahlen fort: Während Fukuda die Vollendung der vollen Legislaturperiode von vier Jahren anstrebt, wünscht sich der Koalitionspartner Kōmeitō einen früheren Wahltermin, um eine deutliche Trennung zwischen den Shūgiin-Wahlen und den Wahlen zum Präfekturparlament Tokio – einer Hochburg von Sōka Gakkai, der wichtigsten Wählerbasis der Kōmeitō – zu erreichen.[21] Die Umfragewerte von Fukudas Regierung hatten sich in den Sommermonaten leicht erholt: Im August überschritt die Zustimmungsrate die 30-Prozent-Marke; die Ablehnung sank wieder unter 60 %. Auch die LDP, die in den Meinungsumfragen im Mai erstmals von den Demokraten überholt worden war, konnte in der Wählergunst wieder leicht zulegen.[16]

Am 1. September 2008 kündigte Yasuo Fukuda nach weniger als einem Jahr im Amt in einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz seinen Rücktritt an. Bis zur Wahl seines Nachfolgers Tarō Asō am 24. September blieb er geschäftsführend im Amt.

Außenpolitische Aktivität

Erklärtes Ziel Fukudas bei Beginn seiner Amtszeit war eine Verbesserung der japanisch-chinesischen Beziehungen. Ende Dezember 2007 unternahm er einen viertägigen Besuch in der Volksrepublik. Der Gegenbesuch von Staatspräsident Hu Jintao im Mai 2008 brachte die Unterzeichnung eines Dokuments, das eine Absichtserklärung zum Ausbau der „strategischen Beziehungen“ enthält. In kritischen Fragen wie der Interessenabgrenzung im Ostchinesischen Meer, bei der um Gasvorkommen gerungen wird, oder beim Klimaschutz wurde keine abschließende Einigung erzielt, aber baldige Lösungen in Aussicht gestellt. Für die Zukunft wurden jährliche Treffen zwischen den Regierungschefs beider Länder vereinbart.[22]

Ende Mai 2008 fand in Yokohama die 4. Internationale Tokioter Konferenz zur Afrikanischen Entwicklung (TICAD) statt. Fukuda erklärte zum Auftakt des Gipfels, Japan wolle seine Entwicklungshilfeausgaben deutlich erhöhen.[23]

Seit Fukudas Amtsantritt als Premierminister stand die Vorbereitung des G8-Gipfels in Tōyako im Juli 2008 auf der außenpolitischen Tagesordnung. Einen ersten Besuch bei US-Präsident George W. Bush unternahm er im November 2007. Kurz vor dem Amtsantritt des russischen Präsidenten Dmitri Anatoljewitsch Medwedew führte er Gespräche mit ihm in Moskau im Mai 2008. Anfang Juni traf Fukuda sich auf einer Reise nach Deutschland, Großbritannien und zum FAO-Gipfel in Rom mit den Staats- bzw. Regierungschefs von vier G8-Ländern, Angela Merkel, Gordon Brown, Nicolas Sarkozy und Silvio Berlusconi. Wichtige Themen der Reise waren der Klimaschutz und der globale Ernährungspreisanstieg. Außerdem diskutierte er auch die Weltwirtschaftsentwicklung vor dem Hintergrund steigender Ölpreise mit den europäischen Regierungschefs. Nach dieser Reise war er mit den Staats- und Regierungschefs aller G8-Länder außer Kanada bereits vor dem Gipfel zusammengetroffen.[24]

Quellen

  1. BBC News, 7. Mai 2004: Japan minister quits over scandal (en)
  2. http://www.kantei.go.jp/foreign/hukudadaijin/070926/index_e.html
  3. heute.de: Fukuda soll neuer Premier Japans werden
  4. derStandard.at: Yasuo Fukuda zum neuen japanischen Regierungschef gewählt
  5. http://www.yomiuri.co.jp/dy/national/20071116TDY02312.htm
  6. Kyodo News, 26. November 2007: Ishiba eyes criminal complaint over Yamada's bill-padding
  7. BBC News, 28. November 2007: Japan opposition wins Iraq vote
  8. Reuters, 18. Januar 2008: Japan PM set for new showdown in divided parliament
  9. BBC News, 17. Januar 2008: Japan PM warns of party 'crisis'
  10. The Japan Times, 16. Januar 2008: Fukuda again rejects calling early election
  11. The Japan Times, 19. Mai 2008: Early election plot thickens
  12. Daily Yomiuri Online, 1. März 2008: Lower house OK's budget / Ruling bloc also rams through tax bills; opposition abstains
  13. AFP, 1. Mai 2008:Petrol prices shoot up in Japan as tax reimposed
  14. Fukuda support rate hits record low 20%. In: Asahi Shimbun. 3. Mai 2008. Abgerufen am 3. Mai 2008. (en)
  15. Japan Times, 3. Juli 2007: Abe approval rating hits all-time low
  16. a b Ergebnisse der monatlichen NHK-Umfragen
  17. Japan's PM gets no-confidence motion. In: CNN. 11. Juni 2008. Abgerufen am 11. Juni 2008. (en)
  18. Upper House hits Fukuda with censure. In: The Japan Times. 12. Juni 2008. Abgerufen am 8. Juli 2008. (en)
  19. Fukuda's rival rises in reshuffle. In: BBC news. 1. August 2008. Abgerufen am 29. August 2008. (en)
  20. Report: Japan to unveil $16.5 billion package. In: The Associated Press. 29. August 2008. Abgerufen am 29. August 2008. (en)
  21. Masami Itō: Ton POLITICAL PULSE / New Komeito distancing LDP?. In: The Japan Times Online. 6. August 2008. Abgerufen am 29. August 2008. (en)
  22. Yomiuri Shimbun, 8. Mai 2008: Fukuda, Hu agree to boost ties
  23. Yomiuri Shimbun, 25. Mai 2008: Fukuda to promise aid, loan package for Africa
  24. Asahi Shimbun, 2. Juni 2008: Fukuda to call for new generation of biofuels

Weblinks


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