Furor

Furor

Die Wut (in gehobener Sprache auch lateinisch Furor) ist eine sehr heftige Emotion und häufig eine impulsive und aggressive Reaktion, ausgelöst durch eine als unangenehm empfundene Situation oder Bemerkung, z. B. eine Kränkung. Wut ist heftiger als der Ärger und schwerer zu beherrschen als der Zorn. Wer wütet, zerstört blindlings. Wer häufig in Wut gerät, gilt als Wüterich.

Die Ableitung des italienischen Ausdrucks Furore für rasenden Beifall sowie Leidenschaftlichkeit wird im Zusammenhang mit Furore machen als großes Aufsehen erregen und Beifall erringen definiert.

Inhaltsverzeichnis

Sicht der Psychologie

Psychologen grenzen die Wut von Ärger ab, indem sie von einem "höheren Erregungsniveau" und stärkerer Intensität sprechen. "Von Zorn spricht man dann, wenn die Angelegenheit, die uns ärgert, nicht primär auf unser Ich bezogen ist, sondern auf etwas Übergreifendes. (...) Der Zorn ist etwas distanzierter als die Wut (...)" (Verena Kast, Vom Sinn des Ärgers).

Die Entstehung von Wut wird psychologisch analog zur Entstehung von Aggressionen erklärt. Dazu gibt es im Wesentlichen drei Theorien:

  • Die Triebtheorie nach Sigmund Freud. Sie geht von einem angeborenen Aggressionstrieb aus. Wird er prinzipiell unterdrückt, kommt es zu seelischen Störungen.
  • Die Frustrations-Aggressions-Theorie geht davon aus, dass Aggressionen grundsätzlich Reaktionen auf Frustration sind. Wut ist demnach eine Abreaktion.
  • Die Lerntheorie nach Albert Bandura stellt Aggression als erlerntes Verhalten dar. Sie sei ein Verhaltensmuster, das durch bestimmte Erfahrungen und das Lernen von Vorbildern antrainiert werde.

Es gibt in der Psychologie jedoch auch übergreifende Ansätze, in denen mehrere Erklärungen aufgegriffen werden.

Wutanfall

Unter Wutanfall versteht man einen, meist kurzzeitigen, partiellen oder völligen Verlust der Kontrolle über das Gefühl der Wut. Die meisten Wutanfälle richten sich gegen eine Person oder Institution, haben jedenfalls einen konkreten Auslöser. Das wird auch als Überreaktion bezeichnet und gilt in den meisten Kulturkreisen als verwerflich oder als Charakterschwäche.

Prinzipiell kann in Ausnahmesituationen und unter starkem Stress jeder Mensch einen Wutanfall erleiden, wobei jedoch eine Neigung zu solchen bei Erwachsenen als cholerisch gilt. Bei Kleinkindern gehören Wutanfälle in einer bestimmten Phase zur psychischen Entwicklung.

Wutanfälle sind auch typisch für einige psychische Störungen wie beim Hospitalismus/Deprivationssyndrom, auch bei Autismus (Kanner-Syndrom bzw. Asperger-Syndrom). Hier treten Wutanfälle außergewöhnlich oft, überdurchschnittlich lang und oft auch sehr intensiv auf. In akuten Situationen kann ein Betroffener so zur Gefahr für andere und für sich selbst werden, dem kann etwa durch Festhaltetherapie oder Medikation begegnet werden. Auch bei geistig Behinderten kommt es leichter zu Wutanfällen, da deren Fähigkeit zur Kontrolle und Verarbeitung so starker Emotionen oft eingeschränkt ist.

Ein Wutanfall kann (absichtlich oder unabsichtlich) provoziert werden. Dazu genügen oft schon kleine Reizworte oder Handlungen, die für sich genommen eigentlich keine Bedeutung hätten. Das kommt oft vor, deshalb gibt es dafür feste Redewendungen, zum Beispiel: Jemanden auf die Palme bringen. Man kann sich aber auch selbst in einen Wutanfall steigern. Die Reaktion des Partners: Reg' dich nicht so künstlich auf führt aber dabei nicht zur Entspannung, sondern zu einer weiteren Verstärkung der Wut.

Der nicht selten von Vorgesetzten absichtlich eingesetzte Wutanfall gilt als Führungsfehler.

Umgang mit Wut

Die Wut gilt in den meisten Kulturkreisen als verwerflich und ist gesellschaftlich nicht akzeptiert. Sie entspricht nicht dem erwarteten Sozialverhalten. Trotzdem hilft sie in vielen Fällen, den Willen durchzusetzen.

Wissenschaftliche Studien zeigen, dass permanent unterdrückte Wut Krankheiten hervorrufen kann, vergleichbar mit ständiger Belastung durch Stress. Als beobachtete Gesundheitsfolgen werden u.a. erhöhter Cholesterinspiegel, Bluthochdruck, erhöhtes Herzinfarkt-Risiko und Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems genannt. Ein Ergebnis ist, dass das Ausleben von Aggressionen diese Gesundheitsrisiken nicht vermindert, sondern sogar erhöht. Die Erklärung dafür ist, dass Ärger die Produktion von Adrenalin und Noradrenalin steigert, also von Stresshormonen. Diese haben u.a. Einfluss auf die Blutgerinnung.

Manche Psychologen gehen davon aus, dass unterdrückte Wut eine Ursache von Depressionen, Essstörungen und Alkoholismus ist.

In der Ratgeberliteratur wird häufig empfohlen, Wut angemessen auszudrücken oder zu kanalisieren, etwa durch Sport, Gespräche, Imaginationen, kreativen Ausdruck, oder Entspannungsmethoden.

Siehe auch

Literatur

  • Verena Kast: Vom Sinn des Ärgers. Kreuz Verlag., Stuttgart 1985, ISBN 3-783-11659-7
  • Anne-Bärbel Köhle: Wut lass nach! Kreativer Umgang mit einem starken Gefühl. Kreuz Verlag., Stuttgart 1998, ISBN 3-268-00218-8
  • Seneca: De ira / Über die Wut, ISBN 978-3-15-018456-1 (Lateinisch/Deutsch)

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