Futtermittelallergie

Futtermittelallergie
Futterallergie bei einer Katze mit schweren selbst beigefügten Läsionen am Kopf

Als Futterallergie oder Futtermittelallergie bezeichnet man in der Tiermedizin allergische Reaktionen auf Futtermittelinhaltstoffe. Sie entspricht damit der Nahrungsmittelallergie beim Menschen. Die Erkrankung manifestiert sich vor allem als Hauterkrankung mit Juckreiz, der durch Kratzen und Belecken zu schweren Hautveränderungen führen kann. Futterallergien kommen vor allem bei Haushunden und Hauskatzen vor. Die Diagnostik und Behandlung ist durch eine Ausschlussdiät möglich, die jedoch zeitaufwändig ist.

Inhaltsverzeichnis

Vorkommen und Entstehung

Futterallergien sind bei Hunden und Katzen ein recht häufiges Phänomen. Ihr Anteil an den Hauterkrankungen wird beim Hund mit bis zu fünf Prozent angegeben. Betroffen sind Tiere aller Rassen und Altersklassen, wobei bei Hunden die Erkrankung zumeist im ersten Lebensjahr beginnt. Dabei kann eine Futterallergie gegen ein Futtermittel selbst Jahre nach einer zunächst problemlosen Fütterung auftreten.[1]

Die häufigsten Allergieauslöser (Allergene) sind Rindfleisch und Milchprodukte, aber auch Schweine-, Pferde-, Geflügelfleisch, Fisch, Ei, Soja und Weizen können allergische Reaktionen auslösen. Neben den Hauptkomponenten in Fertigfuttermitteln können auch Zusätze wie Stabilisatoren, Antioxidantien oder Moisturizer allergieauslösend sein. Darüber hinaus können Allergene auch erst durch Umbau im Organismus entstehen. Die Allergene sind hitze-, säure- und Protease-resistente Proteine, zumeist Glykoproteine, mit einer Größe von zehn bis 70 kDa.[1] Aber auch kleinere Proteine (Haptene) können zu allergischen Reaktionen führen, wenn sie an Trägerproteine gebunden sind.

Abzugrenzen von der Futterallergie sind Unverträglichkeitsreaktionen, die ohne Beteiligung des Immunsystems ablaufen, beispielsweise Laktoseintoleranz oder Glutenunverträglichkeit.

Die genaue Ursache für solche allergischen Unverträglichkeiten ist bislang nicht bekannt. Prädisponierend können Störungen der Barrierefunktion der Darmschleimhaut durch Darmentzündungen (beispielsweise Parvovirose), Darmparasiten und ein frühes Absetzen sein. Im gesunden Darm können Allergene normalerweise nicht die Darmwand passieren. Zudem werden sie größtenteils durch die Enzyme des Verdauungssafts abgebaut. Bei Kontakt von Allergenen mit der Darmwand kommt es zu einer Immunantwort mit der Bildung von Immunglobulin A (IgA). Die daraufhin entstehenden Antigen-IgA-Komplexe können resorbiert werden. Im Regelfall werden solche Stoffe jedoch toleriert.

Bei Futterallergien handelt es sich größtenteils um Typ-I-Reaktionen, aber auch Typ-III- und Typ-IV-Reaktionen können auftreten. Typ-III-Reaktionen sind für Magen-Darm-Symptome verantwortlich, die allerdings bei einer Futterallergie eher die Ausnahme sind. Typ-IV-Reaktionen sind dafür verantwortlich, dass die Allergie selbst bei Eliminierung des Antigens noch wochenlang bestehen bleiben kann.

Klinisches Bild

Das Klinische Bild der Futterallergie ist vor allem durch eine Hautentzündung (Allergische Dermatitis) mit Juckreiz gekennzeichnet. Als Primäreffloreszenzen treten in etwa 40 Prozent der Fälle Hautrötung (Erythem) und Papeln auf. Bevorzugte Lokalisationen beim Hund sind Pfoten, Achsel, Bauch, Leistengegend und Ohren, bei der Katze der Kopf.

Infolge Selbsttraumatisierung oder einer Malassezienvermehrung können alle möglichen sekundären Hautveränderungen auftreten.

Diagnostik und Behandlung

Differentialdiagnostisch müssen alle mit Juckreiz einhergehenden Hauterkrankungen ausgeschlossen werden. In etwa 25 Prozent der Fälle liegt noch eine zweite Allergie vor (Atopische Dermatitis des Hundes, Flohallergie), was die Diagnostik zusätzlich erschwert. Die Futterallergie spricht in der Regel nur wenig auf Glukokortikoide an und tritt im Regelfall nicht saisonal auf.[1]

Die Aussagekraft serologischer Tests gegen Futterallergene ist umstritten. Bei Verdacht ist eine konsequente Ausschlussdiät das diagnostische Mittel der Wahl. Dabei wird die Fütterung für mindestens vier bis sechs Wochen konsequent auf nur eine Protein- und Kohlenhydratquelle umgestellt. Dabei ist ein Fleischtyp und ein Getreideprodukt/Kartoffel zu wählen, das im bisher verwendeten Futter nicht enthalten war. Auf alles Beifutter mit anderen Protein- und Kohlenhydratquellen („Leckerlis“) ist unbedingt zu verzichten.

Nachdem die Diagnose durch eine Ausschlussdiät gesichert wurde, kann schrittweise die Nahrung im Wochenrhythmus um jeweils eine weitere Komponente erweitert werden, um eine Fehlernährung zu verhindern. Bei erneutem Auftreten gilt die Komponente als identifiziert, wobei jedoch beachtet werden muss, dass auch mehrere Futterbestandteile allergieauslösend sein können.

Bei Fällen mit allergischen Reaktionen gegen viele tierische Eiweiße, muss unter Umständen ein Spezialdiätfuttermittel eingesetzt werden. In diesen sind die Eiweiße auf Molekülgrößen unterhalb der kritischen Größe aufgespalten (→ Hydrolyse).

Literatur und Quellen

  • B. Bigler: Futterallergie. In: P.F. Suter und B. Kohn (Hrsg.): Praktikum der Hundeklinik. Parey, 10. Aufl. 2006, S. 372. ISBN 3-8304-4141-X
  • W. Drochner: Futterallergien. In: P.F. Suter und B. Kohn (Hrsg.): Praktikum der Hundeklinik. Parey, 10. Aufl. 2006, S. 33. ISBN 3-8304-4141-X
  • Ch. Noli und F. Scarampella: Futtermittelallergie. In: Praktische Dermatologie bei Hund und Katze. Schlütersche Verlagsanstalt, 2. Aufl. 2005, S. 259 – 263. ISBN 3-87706-713-1
Einzelnachweise
  1. a b c A. Verlinden et al.: Food allergy in dogs and cats: a review. Crit Rev Food Sci Nutr. 2006;46(3):259-73. PMID 16527756
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