Fußballkaiser

Fußballkaiser
Franz Beckenbauer
Spielerinformationen
Voller Name Franz Anton Beckenbauer
Geburtstag 11. September 1945
Geburtsort MünchenDeutschland
Größe 181 cm
Position Libero
Vereine in der Jugend
1951-1959
1959–1964
SC 1906 München
FC Bayern München
Vereine als Aktiver1
Jahre Verein Spiele (Tore)
1964–1977
1977–1980
1980–1982
1983
FC Bayern München
New York Cosmos
Hamburger SV
New York Cosmos
427 (60)
105 (19)
028 0(0)
027 0(2)
Nationalmannschaft
1965
1965–1977
Deutschland B
Deutschland
2 0(0)
103 (14)
Stationen als Trainer
1984–1990
1990–1991
1994
1996
Deutschland
Olympique Marseille
FC Bayern München
FC Bayern München

1 Angegeben sind nur Liga-Spiele.

Franz Anton Beckenbauer (* 11. September 1945 in München), auch Der Kaiser genannt, ist einer der Vizepräsidenten des Deutschen Fußballbundes (DFB), Präsident des FC Bayern München sowie Aufsichtsratsvorsitzender der FC Bayern München AG. Zudem war er Präsident des Organisationskomitees der Fußball-Weltmeisterschaft 2006. Er war bis 1983 als Profifußballer tätig und hatte den Ruf eines internationalen Ausnahmeathleten. Nach seiner aktiven Karriere als Fußballer war er als Fußballtrainer und Sportfunktionär, Werbeträger, Geschäftsmann und einflussreicher Kolumnist tätig.

Franz Beckenbauer gilt als einer der besten Fußballer aller Zeiten und wird in der Öffentlichkeit häufig als „Lichtgestalt des deutschen Fußballs“ bezeichnet. Wichtige Meilensteine seiner Ausnahmestellung im Fußball sind jeweils der Gewinn der Fußballweltmeisterschaft sowohl als Spieler (1974) als auch als Trainer (1990).

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Die Anfänge (1945 bis 1965)

Franz Beckenbauer wurde 1945 als Sohn des Postobersekretärs Franz Beckenbauer sen. (* 1905; † 1977) und dessen Frau Antonie (* 23. Juni 1913; † 11. Januar 2006) in München-Giesing geboren. Er erlernte das Fußballspiel beim SC 1906 München. 1958 plante Beckenbauer den Wechsel zu einem größeren Verein. Der TSV 1860 München war damals der größte Club in München und der 13-jährige Franz wäre auch dorthin gewechselt, wenn er nicht während eines Spieles für den MSC mit einem der Löwen-Spieler aneinander geraten wäre. Nachdem diese Streiterei sogar mit einer Ohrfeige gegen die spätere Fußball-Ikone geendet hatte, änderte Beckenbauer seine Pläne und wechselte schließlich für die folgende Saison zum FC Bayern München, der damaligen Nummer 2 in der Stadt. Als er noch keine 20 Jahre alt war, debütierte Beckenbauer für die Bayern am 1. Spieltag der Aufstiegsrunde zur Bundesliga (6. Juli 1964) gegen den FC St. Pauli. Das Spiel endete mit 4:0 und Beckenbauer erzielte auch gleich noch sein erstes Pflichtspieltor. [1] [2]

Als Linksaußen oder im Mittelfeld bestritt er anschließend alle Spiele bis zum Saisonende. Am 20. September 1964 erzielte er mit dem 4:1 und 5:1-Endstand gegen den ESV Ingolstadt seine ersten Tore, insgesamt gelangen ihm 16 Tore, davon 5 per Elfmeter. Am Ende der Saison belegte Bayern München mit 55:17 Punkten und 146:32 Toren Platz 1 und stieg durch den Sieg in der Aufstiegsrunde in die Bundesliga auf. Schon in der Regionalliga spielte er zusammen mit Sepp Maier und Gerd Müller, mit denen er in den Folgejahren den deutschen Fußball bestimmte.

1964 absolvierte Beckenbauer drei Länderspiele in der DFB-Jugendauswahl und 1965 zwei Länderspiele für die deutsche B-Mannschaft, wobei er einmal für Günter Netzer eingewechselt wurde.

Trikot Beckenbauers bei den New York Cosmos

Die Zeit als Profifußballer (1965 bis 1983)

In der ersten Bundesliga-Saison verlor Bayern München am 1. Spieltag das erste Stadtderby der Bundesliga-Geschichte gegen 1860 München mit 0:1, und hatte am Ende als dritter zwei Punkte Rückstand auf die Sechziger[3]. Die Bayern konnten aber am Ende der Saison gegen den Meidericher SV den DFB-Pokal gewinnen, wobei Beckenbauer das Tor zum 4:2-Endstand erzielte.

Das erste Länderspiel machte er am 26. September 1965 in Stockholm im WM-Qualifikationsspiel gegen Schweden nach nur 6 Bundesliga-Spielen. Mit dem 2:1-Sieg konnte sich Deutschland für die Fußball-Weltmeisterschaft 1966 in England qualifizieren. In seinem fünften Länderspiel, am 23. März 1966 gegen die Niederlande schoss er seine ersten beiden Tore für die Nationalmannschaft (Endstand 4:2)

Bei der WM in England ging dann sein Stern auf, als er im defensiven Mittelfeld, aber sehr offensiv spielte. Gleich im ersten Spiel gegen die Schweiz steuerte er 2 Tore zum 5:0 bei, insgesamt erzielte er 4 Tore und belegte mit 3 anderen Spielern den 3. Platz in der Torschützenliste. Im Endspiel gegen England wurde er gegen Bobby Charlton, den damaligen Superstar der Engländer, als Sonderbewacher gestellt. Später sagte man, durch diese Manndeckeraufgabe des damals 20-jährigen Beckenbauer habe sich Deutschland der Siegchance im Endspiel beraubt. Allerdings war Bobby Charlton von seinem Trainer beauftragt worden Franz Beckenbauer zu bewachen, so dass sich die beiden weitgehend neutralisierten. Eigentlich hätte er im Finale gar nicht auflaufen dürfen, denn nach einer Verwarnung im Gruppenspiel gegen Argentinien hatte er auch im Halbfinale gegen die UdSSR nach einem Foul gegen Joséf Szabo eine weitere Verwarnung erhalten. Da es damals aber noch keine gelben Karten gab und alle Verwarnungen von der FIFA bestätigt werden mussten, ließ man diese Verwarnung einfach unter den Tisch fallen. Im Finale sollten die besten Spieler dabei sein. Für seine Leistungen wurde er zu Deutschlands Fußballer des Jahres gewählt, was er 1968, 1974 und 1976 erneut wurde.

Im folgenden Jahr konnte er mit dem FC Bayern als zweiten deutschen Verein den Europapokal der Pokalsieger gewinnen und den DFB-Pokal verteidigen.

Am 1. Juni 1968 konnte Deutschland durch ein Tor von Beckenbauer erstmals gegen England und 15 Tage später erstmals gegen Brasilien gewinnen. Ansonsten verlief die Saison 1967/68 eher enttäuschend: In der Bundesliga konnte nur der 5. Platz erreicht werden, im DFB-Pokal schied man im Halbfinale beim Zweitligisten VfL Bochum aus und die Nationalmannschaft konnte sich nach einem 0:0 in Albanien, bei dem Beckenbauer aber nicht mitwirkte, nicht für die Europameisterschaft in Italien qualifizieren.

1969 gewann er erstmals die Deutsche Meisterschaft mit dem FC Bayern, es war die zweite für den FC Bayern nach 1932. Als zweite deutsche Mannschaft konnte im Jahr der Meisterschaft auch der Pokal gewonnen werden (Double). Dies war zuvor nur dem FC Schalke 04 1937 gelungen. Der Traum vom Europapokal der Landesmeister war aber schon in der ersten Runde nach einem 2:0 und 0:3 gegen den AS Saint-Étienne beendet. In dieser Zeit wechselte er von der Position des Mittelfeldspielers auf den Liberoposten, von wo er jedoch weiterhin das Angriffsspiel seines Teams ankurbelte. Insbesondere die Doppelpässe mit Gerd Müller sorgten immer wieder für Verwirrung in der gegnerischen Abwehr. Zudem öffnete er durch lange Pässe das Spiel, wobei er das Außenristspiel perfektionierte.

Bei der Weltmeisterschaft 1970 in Mexiko durfte Beckenbauer aber noch nicht auf der geliebten Liberoposition spielen, da dort zunächst noch Willi Schulz und später Karl-Heinz Schnellinger agierten. Im Viertelfinale gegen England konnte er durch sein Anschlusstor zum 1:2 die Wende einleiten (Endstand 3:2 n.V.). Im Halbfinale, dem Jahrhundertspiel gegen Italien, zog er sich eine schwere Schulterverletzung zu und musste, da das Auswechselkontingent erschöpft war, mit verbundener Schulter weiterspielen. Im Spiel um den 3. Platz kam er daher nicht mehr zum Einsatz.

Erst in den darauffolgenden Jahren wurde er auch von Bundestrainer Helmut Schön auf seiner Lieblingsposition eingesetzt. Am 25. April 1971 führte er beim Spiel in Istanbul gegen die Türkei erstmals die Nationalmannschaft als Kapitän aufs Feld. Der eigentliche Nachfolger Uwe Seelers war aber Wolfgang Overath, so dass Beckenbauer zunächst nur in den Spielen ohne Overath Kapitän war. Erst 1972, als Overath verletzungsbedingt fehlte, wurde er endgültig zum Kapitän, behielt diese Rolle dann aber auch nach dessen Rückkehr. 1971 wurde erneut der DFB-Pokal gewonnen, in der Bundesliga konnte aber die erstmalige Titelverteidigung durch Borussia Mönchengladbach nicht verhindert werden. Am letzten Spieltag wurde durch ein 0:2 in Duisburg die Meisterschaft noch verspielt.

1972 bis 1974 gelangen ihm mit dem FC Bayern dann aber als erster deutscher Verein drei Meistertitel in Folge.

1972 führte der Münchner als Kapitän und Libero Deutschland zum Europameistertitel durch einen 3:0-Endspielsieg gegen die UdSSR. Er wurde daraufhin als zweiter Deutscher (nach Gerd Müller 1970) zu Europas Fußballer des Jahres gewählt.

Mit seinem 73. Länderspiel am 24. November 1973 in Stuttgart (Deutschland - Spanien 2:1) wurde er Rekordnationalspieler des DFB. Er überbot damit den Rekord von Uwe Seeler, den dieser in seinem letzten Spiel aufgestellt hatte und blieb dies durch weitere Spiele 20 Jahre lang bis er von Lothar Matthäus abgelöst wurde.

1974 war sein erfolgreichstes Jahr. Zunächst konnte am 33. Spieltag der Bundesliga der Meistertitel gesichert werden (das abschließende Spiel gegen Borussia Mönchengladbach, den direkten Konkurrenten um die deutsche Meisterschaft war damit bedeutungslos), dann gewann er mit dem FC Bayern als erste Deutsche Mannschaft den Europapokal der Landesmeister, wobei erstmals in der Geschichte das Endspiel wiederholt werden musste (das einen Tag später stattfindende unbedeutende letzte Spiel der Bundesligasaison wurde auch wegen der 2 Endspiele innerhalb von 3 Tagen mit 0:5 verloren) und anschließend führte er bei seiner dritten Weltmeisterschaft die Mannschaft bis ins Endspiel. Nach anfänglichen Schwierigkeiten in den Gruppenspielen, u.a. einem 0:1 im einzigen Vergleich mit der DDR-Nationalmannschaft gelang es ihm die Mannschaft in der "Nacht von Malente" zu einer Leistungssteigerung in der erstmals ausgetragenen Zwischenrunde (2. Finalrunde) anzustacheln, so dass das Finale gegen die niederländische Fußballnationalmannschaft erreicht wurde. Bereits nach 2 Minuten führten die Niederländer nach einem von Uli Hoeneß in der ersten Minute verursachten Elfmeter mit 1:0. Durch Tore seiner Vereinskameraden Paul Breitner (per Elfmeter) und Gerd Müller konnte Deutschland aber noch in der 1. Halbzeit mit 2:1 in Führung gehen und diesen Vorsprung gegen stürmisch angreifende Niederländer in der 2. Halbzeit verteidigen. Hier war es insbesondere sein Vereinskamerad Sepp Maier, der den knappen Vorsprung sicherte, wodurch Deutschland zum zweiten Mal Fußball-Weltmeister wurde.

1975 und 1976 konnte er mit den Bayern den Europapokal der Landesmeister verteidigen, 1976 sogar den Weltpokal holen (in den beiden Jahren zuvor war Bayern München nicht angetreten) und die Deutsche Mannschaft erneut ins Endspiel der Europameisterschaft führen. Dort unterlag die Mannschaft aber in seinem 100. Länderspiel gegen die Tschechoslowakei in der Nacht von Belgrad im Elfmeterschießen. Dennoch wurde er nochmals zu Europas Fußballer des Jahres gewählt. Es war seine vierte Endspielteilnahme mit der Nationalmannschaft. Er ist der erste Europäer, dem dies gelang und der einzige der in je zwei EM- und WM-Endspielen stand (Fabien Barthez, Marcel Desailly, Bixente Lizarazu, Lilian Thuram und Sylvain Wiltord standen ebenfalls in 4 Endspielen, dazu gehören aber ein bis zwei Confed-Cup-Endspiele).

Im Jahre 1977 wechselte er - auch aus privaten Gründen - zu Cosmos New York. Seine damalige Ehekrise und die Beziehung zu der Sportfotografin Diana Sandmann wurde von der BILD-Zeitung, für die er später als Kolumnist tätig wurde, "ausgeschlachtet" (für die BILD und einige DFB-Funktionäre war ein geschiedener Nationalmannschaftskapitän zu der Zeit nicht akzeptabel). Der Wechsel in die USA bedeutete das Ende seiner Zeit als Nationalspieler, da zu der Zeit im Ausland tätige Spieler nach den Erfahrungen bei der WM 1974, als ein nicht austrainierter Günter Netzer von Real Madrid zur WM kam, nicht berücksichtigt wurden. Dies galt umso mehr, angesichts des Rufs der US-amerikanischen Liga als "Operettenliga" (so DFB-Präsident Hermann Neuberger). Zudem erhielt er von Cosmos keine Freigabe für die WM. So war sein 103. Länderspiel am 23. Februar 1977 (0:1 gegen Frankreich) sein letztes. Damit blieb er bis zum 17. November 1993 Rekordnationalspieler.

Im damaligen Fußball-Entwicklungsland USA wurde er dreifacher US-amerikanischer Meister (1977, 1978, 1980). Nach seiner Rückkehr in die Fußball-Bundesliga im Jahre 1980 spielte Beckenbauer beim Hamburger SV. Bevor er seine aktive Laufbahn 1982 beendete, errang Franz Beckenbauer mit dem HSV seinen fünften deutschen Meistertitel. Im Sommer des folgenden Jahres ließ er sich noch einmal zu einer letzten Saison bei Cosmos New York als Spieler überreden.

Im Laufe seiner Bundesligakarriere absolvierte er 424 Bundesliga-Spiele, davon 396 für den FC Bayern München und 28 für den Hamburger SV. Alle 44 Bundesliga-Tore erzielte er für die Bayern. Mit vier Eigentoren steht er in der ewigen Eigentorschützen-Tabelle der Bundesliga noch immer auf Platz drei. In den zwölf Jahren als Nationalspieler bestritt er 103 Länderspiele und schoss 14 Tore.

Teamchef der deutschen Fußball-Nationalmannschaft

Nach dem schlechten Abschneiden der Mannschaft bei der Europameisterschaft 1984 (erstmals schied eine deutsche Mannschaft bei einem Turnier in der Gruppenphase aus) übernahm er die Verantwortung für die deutsche Nationalmannschaft. Da er keine anerkannte Trainerlizenz besaß, fungierte er als Teamchef, und ihm wurde ein „Bundestrainer“ als Co-Trainer zur Seite gestellt. Diese Funktion übernahm zunächst Horst Köppel, später Holger Osieck. Das erste Spiel der von ihm betreuten Nationalmannschaft fand am 12. September 1984 in Düsseldorf statt und wurde mit 1:3 gegen Argentinien verloren. Damit war er der erste Bundestrainer/Teamchef, dessen Mannschaft das erste Spiel verlor. Dennoch schaffte er mit der Mannschaft gegen Portugal, Schweden und die Tschechoslowakei die Qualifikation zur WM, musste aber, nachdem die Qualifikation schon erreicht war, mit einem 0:1 gegen Portugal die erste Niederlage in einem WM-Qualifikationsspiel einstecken, und so fuhr die Mannschaft ohne große Erwartungen zur Weltmeisterschaft 1986. Trotz mäßiger Spiele, z. B. einem 0:2 gegen Dänemark in der Vorrunde, führte er die Mannschaft ins WM-Endspiel, wo sie gegen Argentinien verlor, obwohl sie dort eins ihrer besseren Spiele bei der WM zeigte und einen 0:2-Rückstand kurz vor Ende egalisieren konnte. Während der WM kam es zu einem Eklat im deutschen Lager, als Beckenbauer von Ersatztorhüter Uli Stein in Anspielung auf seine frühere Werbetätigkeit für die Firma Knorr als „Suppenkasper“ bezeichnet wurde. Stein wurde daraufhin als erster Nationalspieler während einer WM aus dem Kader geworfen und musste die Heimreise antreten.

Bei der Europameisterschaft 1988 im eigenen Land galt Deutschland dagegen als einer der Favoriten, im Halbfinale gegen die Niederlande, den späteren Europameister musste er aber eine 1:2-Niederlage einstecken, womit sich die Niederländer für die Endspielniederlage von 1974 revanchieren konnten.

Zwei Jahre später bei der WM 1990 in Italien kam es wiederum zur erfolgreichen Revanche Deutschlands gegen die Niederlande, die im Achtelfinale mit 2:1 besiegt wurde. Aufbauend auf mehreren Italien-Legionären, hatte Beckenbauer eine spielstarke Mannschaft zusammengestellt, die schon im ersten Spiel 4:1 gegen Jugoslawien gewann und damit ungewöhnlich gut startete. Bei früheren Turnieren hatte es meist Probleme in den ersten Spielen gegeben. Im Finale kam es erneut zum Duell mit Argentinien. In einem einseitigen Spiel, in dem Teamchef Beckenbauer den argentinischen Topstar Diego Maradona durch Guido Buchwald ausschalten ließ, konnte Deutschland zum dritten Mal Weltmeister werden. Damit gelang Franz Beckenbauer ein seltenes Kunststück: Er war nach Mario Zagallo der Zweite, der sowohl als Spieler als auch als "Trainer" (er erwarb nie die Lizenz eines Fußballtrainers) Weltmeister wurde. In Erinnerung blieben insbesondere die Szenen, als er nach Ende des Spieles allein und in Gedanken verloren über den Platz wanderte, während die Spieler Ehrenrunden drehten. Nach der gewonnenen WM erhielt Beckenbauer vom DFB eine Trainerlizenz[4] ehrenhalber, die aber voll gültig ist, und trat als erster Bundestrainer/Teamchef nach einem gewonnenen Pflichtspiel (dem WM-Endspiel) zurück.

Vereinstrainer

Im November 1990 wird Franz Beckenbauer mit dem Bambi ausgezeichnet

In der Saison 1990/91 arbeitete Beckenbauer für Olympique Marseille (zunächst als "Cheftrainer", später dann als technischer Direktor) und erreichte mit diesen das Endspiel des Europapokals der Landesmeister gegen Roter Stern Belgrad, das aber nach einem 0:0 n.V. mit 3:5 im Elfmeterschießen verloren wurde. Nachdem er 1991 Vizepräsident bei Bayern München geworden war, wurde er zweimal Interimscoach bei diesem Verein für Erich Ribbeck beziehungsweise Otto Rehhagel. Dabei errang er im Sommer 1994 mit Bayern München den deutschen Meistertitel sowie 1996 den UEFA-Cup.

Karriere als Funktionär und Sportpolitiker

Am 25. November 1991 wurde Beckenbauer zum Vizepräsidenten des FC Bayern München gewählt. Seit 1994 ist Beckenbauer Präsident des FC Bayern München. Franz Beckenbauer unterstützte als Vorsitzender des Bewerbungskomitees erfolgreich die Bewerbung Deutschlands um die Weltmeisterschaft 2006 und wurde anschließend Leiter des Organisationskomitees für die Fußball-Weltmeisterschaft 2006.

Neben seinen Engagements für Bayern München ist er seit einigen Jahren einer der Vizepräsidenten des DFB.

Franz Beckenbauer kündigte Anfang 2005 an, bei der nächsten Wahl um das Präsidentenamt der UEFA zu kandidieren. Nachdem die UEFA-Kommission im estnischen Tallinn am 21. April 2005 entschieden hatte, die Wahl von 2006 auf 2007 zu verschieben, stand der Kandidatur von Franz Beckenbauer, der noch bis Ende 2006 Präsident des Organisationskomitees der WM 2006 war, nichts mehr im Wege. Allerdings hatte Beckenbauer stets betont, nicht gegen den damaligen Präsidenten Johansson anzutreten, falls dieser nochmals kandidiert. Bei der Wahl am 26. Januar 2007 in Düsseldorf trat dann Johansson erneut an und Beckenbauer kandidierte nicht. Gegenkandidat von Johansson war der ehemalige französische Fußballnationalspieler und Funktionär Michel Platini. Platini gewann die Wahl mit 27 zu 23 Stimmen.

Spitzname Der Kaiser

Seit 1968 wird Beckenbauer von den Medien und Fans als Kaiser bezeichnet. Häufig wird als Herkunft der Bezeichnung folgende Anekdote erzählt: Anlässlich eines Freundschaftsspiels des FC Bayern München in Wien wurde er für Fotoaufnahmen neben einer Büste des ehemaligen österreichischen Kaisers Franz I. platziert. In einem von Sepp Graf verfassten Artikel wurde er als Fußball-Kaiser bezeichnet, woraufhin sich die Bezeichnung Kaiser rasch verbreitete und verselbständigte.

Diese Begründung für den Spitznamen von Franz Beckenbauer ist zwar legendär (und wird von Beckenbauer auch gerne erzählt), aber nach Angaben eines Artikels[5] der Zeitung Welt am Sonntag historisch unwahr. Die Welt am Sonntag schreibt, Beckenbauer habe am 14. Juni 1969 zum Pokalendspiel gegen den FC Schalke 04 seinen Gegenspieler, Reinhard Libuda, genannt der König von Westfalen, gefoult. Nach diesem Foul wurde er von den Schalker Fans ausgebuht. Trotzdem ging er mit dem Ball in die gegnerische Hälfte, wo er diesen vor der Schalker Fankurve eine halbe Minute in der Luft balancierte. Die Presse suchte eine Steigerung zum „König von Westfalen“, der Kaiser war geboren.

Medienfigur

Schon 1966 versuchte er seinen Ruhm als Fußballer auch als Sänger zu vermarkten und nahm eine Schallplatte mit dem Titel "Gute Freunde kann niemand trennen" auf. Der Titel wird auch heute immer wieder eingespielt, wenn über ihn berichtet wird. Mit dieser Single kam er Ende 1966 in den Charts bis auf Platz 31. Für den Tütensuppenproduzenten Knorr machte er Werbung für Suppen (Slogan: "Kraft in den Teller - Knorr auf den Tisch") im Vertragswert von 12.000 Mark.[6]

Nach seiner aktiven Zeit als Sportler und Trainer nutzte er seine Popularität als Fernseh-Kommentator sowie für eine eigene Kolumne bei der Bild-Zeitung und wirbt im In- und Ausland für zahlreiche Produkte. Die Werbung mit dem Spruch "Ja ist denn heut' scho' Weihnachten?" [7]wurde geradezu sprichwörtlich und lief drei Jahre im deutschen Fernsehen. Ein bekannter Spruch darüber hinaus ist "Da legst di nieder", der aus der O2-Werbung stammt. Mit seinen Werbeverträgen ist er mittlerweile noch erfolgreicher als in seiner Fußballkarriere. Beckenbauer wurde zu seinem 60. Geburtstag mit einer Gala im ZDF geehrt.

Privates

Beckenbauer war von 1966 bis 1990 in erster Ehe verheiratet. Aus der Ehe stammen zwei Söhne, darunter Stefan Beckenbauer, sowie ein Sohn aus einer früheren Beziehung, der von seiner Frau adoptiert wurde. Von 1977 bis 1988 war die Fotografin Diane Sandmann Beckenbauers Lebensgefährtin. Ende der 1980er Jahre war er mit einer Sekretärin des FC Bayern München liiert; aus dieser Beziehung ging ein weiteres Kind hervor. Die 1990 geschlossene Ehe mit seiner zweiten Ehefrau Sybille wurde 2004 geschieden. Am 23. Juni 2006, dem Tag der letzten Vorrundenspiele der Fußballweltmeisterschaft 2006, heiratete Beckenbauer ein drittes Mal. Aus der Verbindung stammen zwei Kinder.

Beckenbauer lebt seit 1982 im österreichischen Oberndorf in Tirol, während er beruflich nach wie vor in Deutschland tätig ist. Kritiker wiesen in der Vergangenheit wiederholt darauf hin, dass Beckenbauer Deutschland als optimalen Lebensmittelpunkt schilderte, während er selbst Österreich als Lebensmittelpunkt wählte und verwiesen in diesem Zusammenhang auf das österreichische Steuersystem.[8] Im Februar 2008 rügte u.a. der deutsche Finanzminister Peer Steinbrück die “Steuerflucht” gut betuchter Deutscher wie Beckenbauer, Schumacher und anderer und forderte, dass diese der deutschen Gesellschaft, in der ihre Karrieren ermöglicht worden sind, wieder etwas zurück zu geben hätten.[9] Die österreichische Post gab am 12. April 2006 eine Briefmarke für 75 Cent zu Beckenbauers Ehren heraus (Michel-Nr. 2579). Das für die Marke verwendete Bild wurde von Andy Warhol 1977 während Beckenbauers Zeit bei Cosmos New York gemalt.[10]

Beckenbauer ist ein leidenschaftlicher Golfspieler mit Handicap 8 (Stand: 2009).

Soziales Engagement

Zur Unterstützung behinderter, bedürftiger und unverschuldet in Not geratener Menschen gründete er die Franz-Beckenbauer-Stiftung.

Franz Beckenbauer engagierte sich auch für das Team der Augsburger Benefiz-Fußballelf Datschiburger Kickers, die sich dem Fundraising für wohltätige Zwecke verschrieben hat.

Erfolge

Erfolge als Spieler

Erfolge als Teamchef

Erfolge als Sportfunktionär

  • Der FC Bayern München hat unter seiner Präsidentschaft die Position als führender Fußballverein in Deutschland und als einer der renommiertesten Fußballvereine weltweit ausgebaut.
  • Das Organisationskomitee der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 wurde von ihm geleitet. Auch aufgrund seines Engagements wurde sie in Deutschland ausgetragen.

Auszeichnungen

Außerdem wurde zu Ehren von Franz Beckenbauer im Jahr 2007 vom FC Bayern München mit dem Franz-Beckenbauer-Cup ein Pokal-Wettbewerb nach ihm benannt.

Literatur

  • Franz Beckenbauer: Dirigent im Mittelfeld, Copress-Verlag, München 1966
  • Franz Beckenbauer: Einer wie ich, C. Bertelsmann, München 1975, ISBN 3-570-01943-8
  • Peter Stützer: Der Kaiser Franz Beckenbauer, Delphin-Verlag, Köln 1985, ISBN 3-7735-5257-2
  • Hans Blickensdörfer: Der Kaiser - Die Franz Beckenbauer Story, 1991, ISBN 3-517-01269-6
  • Franz Beckenbauer: Ich - Wie es wirklich war, C. Bertelsmann, München 1992, ISBN 3-570-02079-7
  • Franz Beckenbauer: Tour de Franz, Goldmann, Mai 2000, ISBN 3-442-15016-7
  • Silke Wiedemann: Franz Beckenbauer, Lehrach Dirk Verlag, 2002, ISBN 3-9806151-6-2
  • Harald Irnberger: Franz Beckenbauer. Ein Bayer zwischen Wahn und Wirklichkeit, Werner Eichbauer Verlag 2002, ISBN 3-901699-28-7
  • Torsten Körner: Franz Beckenbauer, Verlag Scherz Mai 2005, ISBN 3-502-18391-0
  • Franz Beckenbauer, Dettmar Cramer: Nicht nur ein Spiel!, Rowohlt, Reinbek Mai 2006, ISBN 3-498-00640-1

Film

  • Libero - Regie: Wigbert Wicker (Deutschland 1973)

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ralf Grengel, Rafael Jockenhöfer: 100 Jahre FC Bayern München...und ein Paar Titel mehr. powerplay-Verlag, Berlin. 2001, ISBN 3-9804611-3-0; S. 118
  2. http://www.fussballdaten.de/regionalliga/aufstiegsrunde/1964/hauptrunde/gruppe1/stpauli-bmuenchen/ Statistik über das Spiel
  3. Bundesliga 1966
  4. br-online
  5. Patrick Krull: Des Kaisers falscher Schluß In: Welt am Sonntag, 11. September 2005
  6. http://www.capital.de/unternehmen/100002057.html Unternehmen Beckbauer
  7. Markenlexikon
  8. Der Kaiser im "BILD-Verhör". In: Bildblog. 30. Juni 2006 (Online ; Stand: 9. September 2008). 
  9. focus.de: Steuerflucht - Steinbrück rügt Beckenbauer und Schumacher, Focus, 02. Februar 2008
  10. http://www.post.at/presse/detail.php?lan=ger&meldung=48 800.000 Mal „Kaiser“ Franz Beckenbauer
Vorgänger Amt Nachfolger

Johan Cruyff
Oleh Blochin
Europas Fußballer des Jahres
1972
1976

Johan Cruyff
Allan Simonsen

Hans Tilkowski
Gerd Müller
Günter Netzer
Sepp Maier
Deutschlands Fußballer des Jahres
1966
1968
1974
1976

Gerd Müller
Gerd Müller
Sepp Maier
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