Fäden

Fäden
Garnspulen
Paketschnur
Nähfaden unter dem Mikroskop

Ein Faden ist eine Textilie aus mehreren miteinander verbundenen/verdrehten Fasern. Ein Faden ist lang, dünn und sehr biegsam. Er kann gewebt, gestrickt, gewirkt, getuftet oder anders weiterverarbeitet werden, um daraus ein Flächengebilde – Stoff, Kleidungsstück oder andere Textilien wie Teppiche – herzustellen.

Ein Faden ist immer nur ein Abschnitt begrenzter Länge eines Garnes. Daher ist die Verwendung des Wortes "Garn" anzuraten, wenn man von (technisch) unbegrenzten Längen spricht.

Beim dicken Faden geht der Begriff in den der Schnur bzw. des Seils über, beim dünnen Faden in den der Faser, wobei Fäden oft selbst aus Fasern zusammengezwirbelt sind.

Spinnen und Raupen haben die Fähigkeit, einen Gespinstfaden zu produzieren, den sie anschließend verweben. Der Faden der Seidenraupe wird von der Textilindustrie zu Seide verarbeitet.

Inhaltsverzeichnis

Symbolik des Fadens in der Kulturgeschichte

In vorchristlichen und vorislamischen Religionssystemen stand der Faden kulturübergreifend für das Schicksal. Die griechischen Moiren und die norwegischen Nornen spannen das Schicksal, indem sie den Faden für jedes Leben spannen, ausmaßen und bei der vorherbestimmten Länge abschnitten. Aus diesem Schicksalsfaden wurde dann das Leben der Menschen gewebt. Noch heute spricht man von das Leben hängt an einem seidenen Faden oder sein Lebensfaden wurde durchgeschnitten.

In der griechischen Mythologie wird der Ariadnefaden erwähnt, ein Geschenk der Prinzessin Ariadne an Theseus, mit dessen Hilfe er seinen Weg aus einem weitläufigen Labyrinth – er hatte das Fadenknäuel beim Betreten abgerollt – wieder herausfand, in dem sich der Minotaurus befand, den er erschlug.

Die schicksalshafte Bedeutung des Fadens führte auch zu mannigfaltigem Aberglauben. So war es an den Gedenktagen bestimmter Heiliger verboten, zu nähen. In einigen mitteleuropäischen Regionen durfte man kein Kleidungsstück ausbessern, das der Träger noch am Körper trug, um nicht mit dem Abschneiden des Fadens Unglück über ihn zu bringen.

Verwendung im übertragenen Sinn

Den Faden verlieren

Im übertragenen Sinne bedeutet Jemand hat den Faden verloren, dass jemand eine Argumentationskette nicht zu Ende führen kann oder sich nicht mehr erinnert, was zuletzt gesagt wurde. Der Ursprung der Redewendung ist unklar: Sie könnte sich auf den Ariadnefaden beziehen, der Theseus den Weg durch das Labyrinth des Minotauros wies. Wahrscheinlicher ist jedoch die Herkunft aus der Webersprache, wo ein verlorener Faden u. a. Zeitverlust bedeutete, bis der Faden wieder aufgenommen werden konnte.

Der rote Faden

Unter einem roten Faden versteht man ein Grundmotiv, einen Weg oder auch eine Richtlinie. „Etwas zieht sich wie ein roter Faden durch etwas“ bedeutet beispielsweise auch, dass man darin eine durchgehende Struktur oder ein Ziel erkennen kann. Der Begriff wird seit Goethes Wahlverwandtschaften im übertragenen Sinne verwendet. In den einleitenden Bemerkungen zu einem ersten Auszug aus Ottiliens Tagebuch, beschreibt er den Kennfaden der britischen Marine: „Sämtliche Tauwerke der königlichen Flotte sind dergestalt gesponnen, dass ein roter Faden durch das Ganze durchgeht, den man nicht herauswinden kann, ohne alles aufzulösen, und woran auch die kleinsten Stücke kenntlich sind, dass sie der Krone gehören. Ebenso zieht sich durch Ottiliens Tagebuch ein Faden …“.

In Hannover zieht sich ein auf den Gehsteig aufgemalter Roter Faden von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten.

Siehe auch

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Faden — Faden: Das Substantiv mhd. vadem (abgeschwächt auch schon vaden), ahd. fadum beruht auf der idg. Wurzel *pet »‹die Arme› ausbreiten, umfassen, sich erstrecken«. Ihm entsprechen asächs. fađmos (Plural) »die ausgespannten Arme«, aengl. fæđm… …   Das Herkunftswörterbuch

  • Faden — Sm std. (8. Jh.), mhd. vaden, vadem, ahd. fadum, fadam, as. Pl. fađmos Klafter Stammwort. Aus g. * faþma m. 1) Umarmung , 2) Klafter , 3) Faden (nur deutsch), auch in anord. fađmr Klafter, Arme, Umarmung , ae. fæđm Umarmung, Klafter , afr. fethem …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • Faden [2] — Faden, in der Heraldik ein schmaler, über den Wappenschild gezogener Schrägbalken, der, schrägrechts, vom rechten Obereck nach dem linken Untereck gezogen, eine jüngere oder Nebenlinie, schräglinks zuweilen einen unehelich Gebornen (Bastard,… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Faden — Faden, 1. im Seewesen ein Längenmaß, 100 englische Faden = 1 Kabellänge = 182,878 m, in Deutschland und Oesterreich = 185 m = 0,1 Seemeile. Der holländische Faden (auf Kriegsschiffen) = 1,884 m, der französische = 1,624 m, der spanische = 1,672 m …   Lexikon der gesamten Technik

  • Faden — Faden, 1) ein aus Seide, Wolle, Flachs etc. gedrehtes Gespinnst zur Verfertigung von Zeugen, Stoffen, Bindfaden, Stricken etc. gebraucht; 2) Garnmaß, so lang wie der Umfang der Haspel od. Weise, meist 4 Ellen, doch auch nur 3 od. 2 Ellen, 40… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Faden — [Aufbauwortschatz (Rating 1500 3200)] Auch: • Garn Bsp.: • Kannst du mir bitte Nadel und Faden geben? …   Deutsch Wörterbuch

  • Fäden — Fäden, künstliche, s. Kunstseide …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Faden [1] — Faden (engl. Fathom [»Klafter«], schwed. Famn, dän. Favn, holländ. Vaam), ein ursprünglich der Körperlänge des Mannes entsprechendes und gewöhnlich in 6 Fuß eingeteiltes Längenmaß, das hauptsächlich zu Tiefenmessungen und im Seewesen (s.… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Faden — Faden, älteres Maß zur Bestimmung der Tiefe des Fahrwassers, des Tiefgangs der Schiffe und der Länge des Tauwerks; am gebräuchlichsten der engl. F. (Fathom) = 1,8288 m; der preuß. war 6 Fuß = 1,8831 m; älteres deutsches Brennholzmaß von 6 Fuß… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Faden [2] — Faden, in der Heraldik ein schmaler, schräg über den Wappenschild gezogener Balken …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Faden — Faden, im Seewesen ein Längenmaß von 5–6 Fuß; Maß, das sonst Klafter genannt wird, daher von verschiedener Größe; als Garnmaß die Länge eines Haspelumfangs, nach der Weite des Haspels verschieden …   Herders Conversations-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”