- Föderaten
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Als Foederatus galt im Römischen Reich prinzipiell jeder Volksstamm, der keine römische Kolonie war und dem auch kein römisches oder latinisches Bürgerrecht bewilligt worden war (civitas), mit dem Rom aber durch die Form eines zwischenstaatlichen Vertrags (foedus) verbunden war, der in der Regel dem Römischen Reich ein Kontingent von Kriegern zusagte, falls Bedarf bestand. Die Latiner wurden dabei als Blutsverwandte betrachtet, die übrigen als Verbündete socii.
Die Reibungen zwischen diesen vertraglichen Verpflichtungen ohne den entsprechenden Nutzen der romanitas führte zu den Kriegen zwischen den Römern und einer kleinen Gruppe enger Verbündeter auf der einen Seite, und den unzufriedenen socii auf der anderen. Ein Gesetz aus dem Jahr 90 v. Chr. (Lex Iulia) bot das römische Bürgerrecht den verbündeten Staaten an, die die Vertragsbedingungen akzeptierten. Nicht alle Städte (zum Beispiel Heraclea und Neapel) waren bereit, sich in der römischen res publica absorbieren zu lassen. Andere foederati siedelten außerhalb Italiens: Gades in Spanien oder Massilia (Marseille) in Gallien. Spätestens mit der Verleihung des römischen Bürgerrechts an fast alle freien Reichsbewohner (212) verlor die Kategorie der foederati zunächst ihre Bedeutung.
Spätantike
In der Spätantike wurde der Begriff foederati dann auf die römische Praxis angewandt, barbarische Stämme zu unterstützen – zum Beispiel die Franken, Sachsen, Vandalen, Alanen und vor allem die Westgoten –, die im Gegenzug Soldaten für den Dienst der römischen Armee stellten. Alarich zum Beispiel begann seine Laufbahn als Anführer eine Gruppe von gotischen Foederaten.
Das Wort foederatus stammt vom lateinischen Wort foedus, das einen feierlichen verbindlichen Vertrag gegenseitiger Unterstützung zwischen Rom und einer anderen Nation auf Dauer bezeichnet. Anfangs hatte die römische Unterstützung die Form von Geld oder Nahrungsmitteln, und die foederati hatten sich vor Vertragsabschluss dem Kaiser zu unterwerfen; aber als das Steueraufkommen im späten 4. und 5. Jahrhundert nach Christus schwand und die militärische Lage des Imperiums sich verschlechterte, wurde den foederati gestattet, auf römischem Territorium zu siedeln.
Im Jahr 376 fragten die Westgoten bei Kaiser Valens um Erlaubnis nach, am Südufer der Donau siedeln zu dürfen, und wurden damit ins Reich als foederati aufgenommen. Zwei Jahre später erhoben sich die Westgoten und schlugen die Römer in der Schlacht von Adrianopel. Der ernsthafte Verlust militärischer Stärke zwang das Römische Reich gleichzeitig, sich stärker auf die Foederaten zu stützen.
Theodosius I. schloss im Oktober 382 daher einen folgenschweren Vertrag mit den Westgoten. Dieser Gotenvertrag, dessen genauen Bestimmungen unklar sind, sah offenbar die Ansiedlung der Goten in Thrakien vor; das Territorium blieb aber römisch. Die Goten sollten zwar den Kaiser als Oberherrn anerkennen, jedoch autonom bleiben; sie sollten im Kriegsfall unter eigenen Anführern dienen, jedoch unter römischem Oberbefehl stehen, und für ihren Militärdienst einen relativ hohen Sold erhalten. Es war das erste Mal, dass ein größerer Volksverband geschlossen auf römischen Boden angesiedelt wurde – und zwar als freie Männer, nicht als in der Schlacht Gefangene (dediticii), die sich zuvor unterworfen hatten. Dennoch sorgte dieser (oft – wohl zu stark – kritisierte) Vertrag dafür, dem Reich neue Soldaten zu verschaffen, wenn es auch der Barbarisierung des Heeres weiter Vorschub leistete.
Die Loyalität der Stämme und ihrer Anführer war teils, aber keineswegs durchgängig, unzuverlässig. Im Jahr 395 erhoben sich die Westgoten, diesmal unter Alarich, erneut. Einer der mächtigsten spätrömischen Generäle, der Vandale Stilicho, war Sohn von Eltern mit dem Foederaten-Status. Dennoch stand Stilicho loyal zum Kaiserhaus, wie auch viele Foederaten durchaus für Rom gegen ihre alten Stammesgenossen kämpften.
Die Ansiedlung fränkischer Foederaten in Nordgallien war schließlich von großer Bedeutung für die Entstehung des fränkischen Reichs. Germanische Foederaten aus Mitteldeutschland und Böhmen trugen vielleicht entscheidend zur Entstehung des Stammes der Baiern bei, ebenso wie die Anwerbung der Sachsen durch die römische Militärverwaltung der Beginn der germanischen Einwanderung auf die britische Hauptinsel war, um in der Folge das Sammelvolk der Angelsachsen zu bilden.
Foederaten als Rückgrat der Armee
Im 5. Jahrhundert stützte sich das weströmische Militär zunehmend auf Foederaten, da Westroms wirtschaftlich wichtige Provinzen an die hereinbrechenden Germanen verloren gingen und die Anwerbung von Foederaten viel billiger war als die Ausrüstung römischer Verbände. Im Jahr 451 wurde Attila auch mit Hilfe von foederati geschlagen (einschließlich der Westgoten und Alanen). Ab dem 5. Jahrhundert konnten mit foederati auch gemischte römisch-barbarische Verbände, die regulär besoldet wurden, gemeint sein. Die foederati trugen zum Untergang dem Weströmischen Reiches insofern mit bei, als ihr germanischer Kommandant Odoaker 476 im Zuge einer Meuterei der Foederaten den (der traditionellen Zählung nach) letzten weströmischen Kaiser Romulus Augustulus absetzte.
In Ostrom hingegen wurden die Foederaten, vor allem aber die Heermeister, die im Westen im 5. Jahrhundert meist größeren Einfluss als die Kaiser ausübten, weitgehend unter Kontrolle gehalten, und zudem verwischte sich der Unterschied zwischen regulären und föderierten Einheiten zusehends und war im 6. Jahrhundert fast verschwunden. Eine zwingende Folge des Foederatenwesens war der Untergang Westroms also nicht.
Literatur
- Manfred Clauss: Föderaten. In: Lexikon des Mittelalters. Bd. 4, Sp. 601 (dort auch weitere Literaturangaben).
- Peter J. Heather: Fourth-Century Foedera and Foederati; in: Walter Pohl (Hrsg.): Kingdoms of the Empire. Leiden 1997, 85-97 (in diesem Band finden sich noch weitere Beiträge zum Thema).
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