G-8-Staaten

G-8-Staaten
Mitgliedstaaten der G8 und ihre Vertreter bei den Weltwirtschaftsgipfeln
Groupe des huit
Mitgliedstaaten der G8, der G8+5, der G15, der G20 und der G33
ItalyItaly Italien – Silvio Berlusconi
CanadaCanada Kanada – Stephen Harper
DeutschlandDeutschland Deutschland – Angela Merkel
JapanJapan Japan – Taro Aso
UKUK Vereinigtes Königreich – Gordon Brown
the United Statesthe United States Vereinigte Staaten – Barack Obama
RussiaRussia Russland (kein Vollmitglied) – Dmitri Medwedew
FranceFrance Frankreich  – Nicolas Sarkozy

Die Gruppe der Acht (G8) bezeichnet sich selbst als ein „Abstimmungsforum“, das konstruktiv Fragen bezüglich der Weltpolitik, in gemeinsamer Verantwortung und im Konsens bearbeitet. Ihr gehören neben Deutschland die Vereinigten Staaten von Amerika, Japan, Großbritannien, Kanada, Frankreich und Italien (G7) sowie Russland an. Sie ist aus der Gruppe der Sieben hervorgegangen, der Russland noch nicht angehörte. Daneben ist in dem Gremium auch die Europäische Kommission mit einem Beobachterstatus vertreten.

Den Vorsitz übernimmt jeweils ein Land für die Dauer eines Jahres. Die G8 gilt nicht als internationale Organisation, sondern vielmehr als internationales Netzwerk, welches zwar auch auf Normen und Regeln beruht, allerdings keine inhaltlichen oder substanziellen Vorschriften besitzt. Ihre Treffen sind informell, um in „entspannter Runde“ globale Themen und Probleme zu beraten. Die G8-Länder vereinigen in Kaufkraftparitäten gemessen etwa 50 Prozent und in tatsächlichen Preisen gemessen zwei Drittel des Welthandels und des Weltbruttonationaleinkommens (BNE) in sich. Von der Weltbevölkerung leben zwischen 13 Prozent und 14 Prozent in den G8-Ländern. Auf dem jährlichen Weltwirtschaftsgipfel treffen sich die Staats- und Regierungschefs der G8-Staaten und anderer Staaten. Kurz zuvor kommen die Außenminister der Staaten zusammen und erörtern speziell außenpolitische Themen. Daneben gibt es im Rahmen des G8-Prozesses ständige Konsultationen unter den Vollmitgliedern.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung und Aufgabenbereich

Gegründet wurde die Gruppe 1975 als G6 (Gruppe der Sechs) im Rahmen eines Kamingespräches auf Schloss Rambouillet, an dem die Staats- und Regierungschefs der Bundesrepublik Deutschland (vertreten durch Bundeskanzler Helmut Schmidt), Frankreichs (mit Präsident Valéry Giscard d’Estaing als Gastgeber), Italiens, Japans, Großbritanniens und der Vereinigten Staaten teilnahmen. Die Themen damals waren die Währungspolitik nach dem Zusammenbruch des Wechselkurssystems von Bretton Woods und die Reaktion auf die erste große Ölkrise. Damals war der Gipfel als Forum geplant, um in kleinem Kreis über Finanz- und Währungsfragen zu diskutieren. Ihr Themenbereich hat sich aber erheblich ausgeweitet, wodurch Gesundheits- und Bildungspolitik, Wirtschaft, Bevölkerungsentwicklung, Umwelt, Klimawandel, Außenpolitik, Fragen des internationalen Rechtes, Strafverfolgung, Terrorismus, internationaler Handel und Binnenangelegenheiten (Anbindung an Land-, See- und Luftwege) in den Debatten besprochen werden. Außenpolitische Themen haben sich mittlerweile in den Vordergrund geschoben, da die internationalen Verknüpfungen diese Angelegenheiten vorrangig werden lassen.

Die Globale-G8-Partnerschaft wurde als eine Initiative gegen Massenvernichtungswaffen von der G8 selbst ins Leben gerufen. Transnationale Probleme können „in der globalisierten Welt […] nur im Verbund mit anderen gelöst werden“, lautet die G8-Vorstellung der Bundesregierung.[1]

Aus den jährlichen Treffen in kleiner Runde ist inzwischen eine permanente Kooperation auf der Ebene von Ministern und hohen Regierungsbeamten geworden. Sie bereiten die jährlichen Gipfel vor, stimmen nationale Positionen ab und sorgen bereits im Vorfeld der Gipfel teilweise für eine Klärung unterschiedlicher Positionen. Zu diesem Zweck entsendet jedes Land sogenannte Sherpas und Sous-Sherpas. Der von dem damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder beauftragte deutsche Sherpa ist Bernd Pfaffenbach, Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit. Deutsche Sherpas von prominenter Reputation waren unter anderem der heutige Bundespräsident Horst Köhler sowie der frühere Präsident der Deutschen Bundesbank, Hans Tietmeyer.

Entwicklung von der G6 zur G8

Russland ist zwar inzwischen ebenfalls Mitglied, von den finanz- und währungspolitischen Beratungen jedoch noch ausgeschlossen. Ob es zu einer Vollmitgliedschaft Russlands kommt, bleibt angesichts zahlreicher Vorbehalte dahingestellt. Schon die erstmalige Übernahme des G8-Vorsitzes durch Russland im Jahr 2006 wurde in den USA von manchen heftig kritisiert. Daher ist es immer noch angebracht, zwischen der G7 der Vollmitglieder und der G8 unter Einbeziehung Russlands zu unterscheiden.

Wirtschaftliche Bedeutung

In den Ländern der Gruppe der Acht leben rund 14 Prozent der Weltbevölkerung, dort entstehen aber fast zwei Drittel des Welt-Bruttonationaleinkommens (BNE, in laufenden US-Dollar gerechnet, siehe World Development Report 2006 und 2007 der Weltbank). 1975 und 1976 waren die G6 bzw. die G7 die sechs bzw. sieben größten Volkswirtschaften der Welt, gemessen am Bruttoinlandsprodukt (siehe Liste der Länder nach Bruttoinlandsprodukt) oder inzwischen am Bruttonationaleinkommen, in jeweiligen Wechselkursen und Preisen (in US-Dollar). Inzwischen hat aber China Italien und Kanada überholt, und vor Russland käme eine ganze Reihe von Ländern mit größerem BNE wie Mexiko, Indien, Südkorea, Brasilien und Australien. Spanien hat es bis zum siebten Platz (in Bezug auf das BIP) geschafft und hat Kanada somit überholt.

2004 Bevölkerung Bruttonational-
einkommen
2005 Bevölkerung Bruttonational-
einkommen
Millionen Prozent Milliarden
US-Dollar
Prozent Millionen Prozent Milliarden
US-Dollar
Prozent
Welt 6345,1 100,0 39833,6 100,0 Welt 6438 100,0 44983,3 100,0
Vereinigte Staaten 293,5 4,6 12150,9 30,5 Vereinigte Staaten 297 4,6 12969,6 28,8
Japan 127,8 2,0 4749,9 11,9 Japan 128 2,0 4988,2 11,1
Deutschland 82,6 1,3 2498,0 6,2 Deutschland 82 1,3 3045,0 6,5
Großbritannien 59,4 0,9 2016,4 5,1 Großbritannien 60 0,9 2263,7 5,0
Frankreich 60,0 0,9 1858,7 4,7 Frankreich 61 0,9 2177,7 4,8
Italien 57,6 0,9 1503,6 3,8 Italien 57 0,9 1724,9 3,8
Kanada 31,9 0,5 905,6 2,3 Kanada 32 0,5 1051,9 2,3
Russland 142,8 2,3 487,3 1,2 Russland 143 2,2 639,1 1,4
G8 855,6 13,5 26161,4 65,7 G8 860 13,3 28667,4 63,7

Kritik, Proteste und Alternativen

Genauso wie die Gipfel der Welthandelsorganisation (WTO) wurden auch die G8-Gipfel immer wieder Ziel von Protesten der globalisierungskritischen Bewegung und anderen sozialen Bewegungen.

Großes Medienecho löste der Tod von Carlo Giuliani aus, der während der Proteste 2001 von einem Polizisten beim Angriff auf ein Polizeifahrzeug in Genua erschossen wurde. Auch sonst zeichnete sich dieser Gipfel durch zahlreiche gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen autonomen Gruppierungen und Polizisten im Umfeld der Demonstranten aus, was zu mehreren Gerichtsverfahren gegen Demonstranten und Polizisten führte. Mehrere zum Teil hochrangige Polizisten wurden wegen Körperverletzung und Folterung von Demonstranten angeklagt. Neben dem Prozess über die Übergriffe während der Stürmung der Diaz-Schule fand der Prozess über Folterung im Gefängnis Bolzaneto (siehe Bolzaneto-Prozess) große Aufmerksamkeit in den Medien (siehe dazu G8-Gipfel in Genua 2001).

Das Weltsozialforum sowie die kontinentalen und regionalen Sozialforen bieten Gegenveranstaltungen zu den Gipfeln der Welthandelsorganisation (WTO), dem Davoser Weltwirtschaftsforum und den jährlichen Weltwirtschaftsgipfeln der Regierungschefs der G8-Staaten. Die Foren sind offene Treffen, um direkte Einflussnahme und Diskussion von Ideen für zivile Personen und Gruppen zu ermöglichen. Inhaltlich richten sie sich gegen eine von Kapital oder jeglicher Form von Imperialismus dominierte Welt und machen sich für die Errichtung einer humanen Gesellschaft auf ihre Weise stark. Nach eigener Charta wird zusammen nachgedacht, über verschiedene Ansichten debattiert, werden Vorschläge formuliert und Erfahrungen frei ausgetauscht, ohne jedoch ihren Vorschlägen durch direkte Handlungsmacht, wie etwa Staatsregierungen sie haben, zur Durchführung verhelfen zu können.

Liste der G6-, G7- und G8-Treffen

(Chronologisch geordnet)
Nr. Jahr Bezeichnung Land Hauptthemen
1. 1975 G6-Gipfel in Rambouillet 1975 Frankreich
2. 1976 G7-Gipfel in San Juan 1976 Vereinigte Staaten
3. 1977 G7-Gipfel in London 1977 Großbritannien
4. 1978 G7-Gipfel in Bonn 1978 Bundesrepublik Deutschland Weltkonjunktur, Einsparung von Öl
5. 1979 G7-Gipfel in Tokio 1979 Japan Flugzeugentführungen, Indochina-Flüchtlinge
6. 1980 G7-Gipfel in Venedig 1980 Italien
7. 1981 G7-Gipfel in Ottawa 1981 Kanada
8. 1982 G7-Gipfel in Versailles 1982 Frankreich
9. 1983 G7-Gipfel in Williamsburg 1983 Vereinigte Staaten
10. 1984 G7-Gipfel in London 1984 Großbritannien
11. 1985 G7-Gipfel in Bonn 1985 Bundesrepublik Deutschland
12. 1986 G7-Gipfel in Tokio 1986 Japan
13. 1987 G7-Gipfel in Venedig 1987 Italien
14. 1988 G7-Gipfel in Toronto 1988 Kanada
15. 1989 G7-Gipfel in Paris 1989 Frankreich
16. 1990 G7-Gipfel in Houston 1990 Vereinigte Staaten
17. 1991 G7-Gipfel in London 1991 Großbritannien
18. 1992 G7-Gipfel in München 1992 Deutschland
19. 1993 G7-Gipfel in Tokio 1993 Japan
20. 1994 G7-Gipfel in Neapel 1994 Italien
21. 1995 G7-Gipfel in Halifax 1995 Kanada
22. 1996 G7-Gipfel in Lyon 1996 Frankreich
23. 1997 G7-Gipfel in Denver 1997 Vereinigte Staaten
24. 1998 G8-Gipfel in Birmingham 1998 Großbritannien
25. 1999 G8-Gipfel in Köln 1999 Deutschland
26. 2000 G8-Gipfel in Okinawa 2000 Japan
27. 2001 G8-Gipfel in Genua 2001 Italien Strategien zur Bekämpfung der Armut in der Welt, globaler Fond zur Seuchenbekämpfung, Liberalisierung des Welthandels, Kyoto-Protokoll
28. 2002 G8-Gipfel in Kananaskis 2002 Kanada Vorsitz Russlands bei den G8, G8-Afrika-Aktionsplan, weitere Mittel für die Kölner Entschuldungsinitiative, Bildung, Wirtschaftswachstum, Umweltschutz und nachhaltige Entwicklung, Überwindung der „Digitalen Kluft“ in der Welt, Terrorismusbekämpfung, Reise- und Transportsicherheit, regionale Krisen[2]
29. 2003 G8-Gipfel in Évian-les-Bains 2003 Frankreich Entwicklungszusammenarbeit, Schuldenerlass, Aidsbekämpfung und Überwindung der Armut sowie Verbesserung der Teilnahmechancen der Länder des Südens am Welthandel[3]
30. 2004 G8-Gipfel in Sea Island 2004 Vereinigte Staaten internationaler Terrorismus, Entwicklungshilfe, Naher und Mittlerer Osten
31. 2005 G8-Gipfel in Gleneagles 2005 Großbritannien globale Klimaveränderung, wirtschaftliche Entwicklung Afrikas, Nichtverbreitung von Atomwaffen
32. 2006 G8-Gipfel in Sankt Petersburg 2006 Russland Nutzung der Atomenergie, Israel-Libanon-Krise
33. 2007 G8-Gipfel in Heiligendamm 2007 Deutschland Energieverbrauch, Klimawandel, Raketenabwehrsysteme, Hilfe für Afrika
34. 2008 G8-Gipfel in Tōyako 2008 Japan Finanzkrise[4]
35. 2009 G8-Gipfel in L'Aquila Italien Terrorismus, nukleare Abrüstung sowie Interventionen in Afghanistan, Pakistan und Afrika. Die Entwicklung von Abkommen zu Energieknappheit, Wasser, Klimaveränderung und Nahrungsmittelsicherheit.[5]
36. 2010 Kanada
37. 2011 Frankreich
38. 2012 Vereinigte Staaten
39. 2013 Großbritannien
40. 2014 Russland
41. 2015 Deutschland

Literatur

  • Sieglinde Gstöhl: Governance Through Government Networks. The G8 and International Organizations. in: Review of International Organizations. Boston 2.2007, S.1–37. ISSN 1559-7431

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. www.bundesregierung.de
  2. www.bmwi.de
  3. Universität Kassel
  4. Pfaffenbach sieht Wirtschaftslage als G-8-Großthema, Bernd Pfaffenbach nach Reuters
  5. Telepolis: Strategie der Spannung: Berlusconi singt für G8 3. Februar 2009.

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