GABAB

GABAB

GABA-Rezeptoren sind Transmembranproteine in Nervenzellen, die spezifisch den Neurotransmitter γ-Aminobuttersäure (GABA) binden. Es gibt ionotrope und metabotrope GABA-Rezeptoren. Zu den ionotropen Rezeptoren zählen der GABAA- und der GABAC-Rezeptor, zu dem metabotropen der GABAB-Rezeptor.

Inhaltsverzeichnis

GABAA-Rezeptoren

Aufbau

GABAA-Rezeptoren sind ligandenaktivierte Ionenkanäle, welche für Chlorid- und Bikarbonationen durchlässig sind. Es handelt sich um Heteropentamere, das heißt, sie sind aus fünf verschiedenen Untereinheiten aufgebaut (von griechisch penta-, „fünf …“, hétero, „verschieden“ und méros, „Teil“). Jede Untereinheit durchspannt die Zellmembran vier Mal. Es gibt sieben Klassen homologer Untereinheiten. Die drei wichtigsten sind:

  • α (mit 6 Vertretern; α1–α6)
  • β (mit 4 Vertretern; β1–β4)
  • γ (mit 3 Vertretern; γ1–γ3)

Die meisten GABAA-Rezeptoren im Gehirn sind aus zwei α-, zwei β- und einer γ-Untereinheiten aufgebaut. Neben der Bindestelle für γ-Aminobuttersäure besitzt der funktionsfähige GABAA-Rezeptor weitere, allosterische Bindestellen für Benzodiazepine an der γ-Untereinheit und für Barbiturate und Neurosteroide an der β-Untereinheit.

Funktion

Der GABAA-Rezeptor ist sehr weit im Gehirn und Rückenmark verbreitet und der wichtigste inhibitorische Rezeptor im zentralen Nervensystem (ZNS). 30 % der Transmittermenge im ZNS entfallen auf GABA. Besondere Funktion hat er in den Basalganglien und dem Kleinhirn, wo er an der motorischen Kontrolle beteiligt ist. Die Purkinje-Zelle des Kleinhirns ist z. B. GABAerg. Im Thalamus wirkt GABA an der Einleitung und Aufrechterhaltung des Schlafs. Hier ist auch der Hauptangriffsort der pharmakologischen Beeinflussung durch Benzodiazepine und Barbiturate (s. o.). Im Rückenmark befinden sich GABA-Rezeptoren auf Motorneuronen, und sie sind an der Reflex-Verschaltung ebenso wie der Koordination von Bewegungsabläufen beteiligt (siehe: Renshaw-Zellen). Einige funktionelle Unterschiede stehen in Verbindung mit den verschiedenen α-Untereinheiten:

  • α1-Untereinheiten kommen in Rezeptoren vor, welche die sedierende Wirkung von Benzodiazepinen (Diazepam) vermitteln.
  • α2-Untereinheiten sind mit der anxiolytischen (angstlösenden) Funktion des Rezeptors in Verbindung zu setzen, und
  • α3-Untereinheiten kommen in Rezeptoren vor, die vornehmlich eine muskelrelaxierende Wirkung besitzen.

Pharmakologische Beeinflussung

  • Tranquilizer wie Benzodiazepine verstärken die sedative und anxiolytische Wirkung von GABA.
  • Barbiturate sind in der Lage, ohne GABA den GABAA-Rezeptor zu aktivieren und können neben anderen Sedativa in der Anästhesie zum Einleiten der Narkose benutzt werden.
  • Muscimol ist der Wirkstoff des Fliegenpilzes und ein Agonist des GABAA-Rezeptors und für dessen halluzinogene Wirkung verantwortlich.
  • Bicucullin ist ein Antagonist des GABAA-Rezeptors. Dieser Wirkstoff besitzt nur experimentelle, aber keine klinische Relevanz.
  • α-Thujon ist möglicherweise ein nicht-kompetitiver Antagonist am GABAA-Rezeptor.[1] Darauf beruht möglicherweise seine krampfauslösende Wirkung.
  • Picrotoxin blockiert den Chloridkanal des GABAA-Rezeptors. Es handelt sich ebenfalls um eine Substanz, die nur experimentell zu Forschungszwecken eingesetzt wird.
  • Antiepileptika wie Valproat hemmen unter anderem auch den Abbau von GABA und werden verordnet, um das Auftreten von epileptischen Anfällen zu verhindern.
  • Tiagabin ist ein selektiver GABA-Wiederaufnahmehemmer und soll ebenfalls die Konzentration von GABA im synaptischen Spalt erhöhen, um das Auftreten der Epilepsie zu verhindern.
  • Neurosteroide sind Abbauprodukte von Androgenen und Progesteronen. Sie kommen physiologisch im Körper vor und üben eine modulierende Wirkung auf GABAA-Rezeptoren aus.
  • Alphaxolan ist ein synthetisch hergestelltes Neurosteroid und wird in der Analgesie verwendet.
  • Diazepam-binding Inhibitor (DBI) bindet an der Benzodiazepin-Bindestelle und verdrängt dadurch Benzodiazepine von dieser. Das Vorkommen von DBI im Nervensystem zeigt, dass es auch physiologische Agonisten der Benzodiazepin-Bindungsstelle gibt. Die Funktion dieses Peptids ist bisher unklar.
  • Einige β-Carbolin-3-carboxamide wirken an der Benzodiazepin-Bindestelle als inverse Agonisten, was bedeutet, dass sie die verschlossene Konformation des Ionenkanals stabilisieren. Das Derivat FG-7142 bewirkt Angstzustände. Diese Wirkung wird jedoch, zumindest zum Teil, durch den 5-HT2C-Rezeptor vermittelt.[2] Dessen Aktivierung bewirkt GABA-erge Stimulation.[3]
  • Flumazenil, ein kompetitiver Antagonist, dient als Antidot der Benzodiazepin-Sedativa.
  • Die Allgemeinanästhetika Etomidat und Propofol wirken praktisch ausschließlich über GABAA-Rezeptoren. Sie vermitteln die immobilisierende Wirkung (keine Reaktion auf schmerzhafte Stimuli wie z. B. während eines chirurgischen Eingriffs) über GABAA-Rezeptoren im Rückenmark, die wahrscheinlich aus α3- und α5-, β3- und γ2-Untereinheiten zusammengesetzt sind. Die hypnotische (schlafinduzierende) Wirkung wird unter anderem von α5, β3 und γ2 enthaltenden GABAA-Rezeptoren vermittelt. Die genaue Lokalisation dieser Rezeptoren und anderer Untereinheiten, die Hypnose vermitteln, sind noch unbekannt. Die sedierende (keine Reaktion auf verbale Stimuli/Befehle) Wirkung von Etomidat und Propofol wird von α1, β2 und γ2 enthaltenden GABAA-Rezeptoren wahrscheinlich im Neocortex vermittelt.[4]

Es darf nicht unterschätzt werden, dass die Substanzen, die stimulierend auf den GABAA-Rezeptor wirken, auch potenziell suchtauslösend sind. Dies gilt vor allem für die großen Substanzklassen der Barbiturate und Benzodiazepine.

GABA-Rezeptoren unterliegen der pharmakologischen Toleranz. Das bedeutet, dass bei Gabe von Medikamenten, die den Rezeptor beeinflussen, mit der Zeit eine immer größere Dosis benötigt wird, um den gleichen Effekt zu erzielen.

GABAC-Rezeptoren

GABAC-Rezeptoren werden nicht durch Bicucullin gehemmt und sind nahezu insensitiv gegen Benzodiazepine, Barbiturate und Neurosteroide. Sie aktivieren und inaktivieren langsamer als die GABAA-Rezeptoren und desensitivieren kaum.

Ähnlich wie die GABAA-Rezeptoren sind auch die GABAC-Rezeptoren vermutlich Heteropentamere.

GABAC-Rezeptoren kommen hauptsächlich in der Netzhaut und in geringerer Konzentration im Hippokampus, in den Colliculi superiores sowie im Rückenmark vor.

Die Bezeichnung „GABAC-Rezeptor“ wird aber zur Zeit kontrovers diskutiert. GABAC-Rezeptoren haben dieselbe Struktur wie GABAA-Rezeptoren und werden deshalb von der International Union of Pharmacology nicht als eigenständiger GABA-Rezeptor-Subtyp vorgeschlagen.[5] Unterschiede zwischen GABAC-Rezeptoren und GABAA-Rezeptoren sind ihre Pharmakologie (siehe oben), ihre Zusammensetzung (GABAC-Rezeptoren sind ausschließlich aus ρ-Untereinheiten aufgebaut, der typische GABAA-Rezeptor besteht aus α-, β- und γ-Untereinheiten) und die Zeitkonstanten ihrer Aktivierung und Deaktivierung.

GABAB-Rezeptoren

Der metabotrope GABAB-Rezeptor wird von einem Transmembranprotein mit 7 Transmembrandomänen gebildet und liegt als Dimer vor. Die Signaltransduktion wird durch ein Gi-Protein vermittelt und führt postsynaptisch zu einer Aktivierung von ligandengesteuerten Kalium-Kanälen und so zu einem IPSP und präsynaptisch neben der Kalium-Kanal-Aktivierung auch noch zu einem Verschließen von ligandengesteuerten Calciumkanälen. Agonist an diesem Rezeptor ist Baclofen.

Quellen

  1. Höld, K.M. et al. (2000): Alpha-thujone (the active component of absinthe): gamma-aminobutyric acid type A receptor modulation and metabolic detoxification. In: Proc. Natl. Acad. Sci. U.S.A. Bd. 97; S. 3826-3831. PMID 10725394 HTML
  2. Hackler (2007)
  3. Invernizzi (2007): PMID 17161544
  4. Rudolph, U. & Antkowiak, B. (2004): Molecular and neuronal substrates for general anaesthetics. In: Nat. Rev. Neurosci. Bd. 5, S. 709-720. PMID 15322529
  5. Barnard, E.A. et al. (1998): International Union of Pharmacology. XV. Subtypes of gamma-aminobutyric acidA receptors: classification on the basis of subunit structure and receptor function. In: Pharmacol. Rev. Bd. 50, S. 291-313. PMID 9647870 HTML

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