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Kernkraftwerk Zwentendorf Kernkraftwerk Zwentendorf
Lage Koordinaten 48° 21′ 16″ N, 15° 53′ 5″ O48.35444444444415.884722222222Koordinaten: 48° 21′ 16″ N, 15° 53′ 5″ O Land: Österreich Daten Eigentümer: Energieversorgung Niederösterreich (EVN AG) Betreiber: Energieversorgung Niederösterreich (EVN AG) Projektbeginn: 1. Mai 1971 Stilllegung: 1. Dezember 1978 Bau eingestellt (Brutto):
1 (723 MW) Stand: 26. Mai 2008 Die Datenquelle der jeweiligen Einträge findet sich in der Dokumentation. Das Kernkraftwerk Zwentendorf in Zwentendorf an der Donau (Niederösterreich) ist ein nie in Betrieb gegangenes Kernkraftwerk, das zur größten Investitionsruine der Republik Österreich wurde.
Inhaltsverzeichnis
Planung und Errichtung
Geplant war ein Siedewasserreaktor mit 723 Megawatt Bruttoleistung und eine Nettoleistung von 692 MW[1], dessen Investitionsvolumen 5,2 Milliarden Schilling (377,9 Mio. Euro) umfasst. Am 4. April 1972 wurde mit dem Bau begonnen.
Der Energieplan des Jahres 1976 sah dann den Bau von insgesamt drei Kernkraftwerken in Österreich vor. Ein weiterer Reaktor sollte in St. Pantaleon-Erla / St. Valentin an der Grenze zwischen Niederösterreich und Oberösterreich errichtet werden. Ein drittes Kernkraftwerk war geplant, allerdings war die Standortfrage noch ungeklärt.
Errichtet und betrieben werden sollte das Kraftwerk Zwentendorf von der Gemeinschaftskernkraftwerk Tullnerfeld Ges.m.b.H. (GKT), an der der Bund und die einzelnen Bundesländer durch ihre jeweiligen Energieversorgungsunternehmen wie folgt beteiligt waren:
- Bund
- Verbund mit 50 %
- Bundesländer durch die Landesenergieversorger
- Tirol (TIWAG) mit 13,34 %
- Niederösterreich (EVN) mit 10,83 %,
- Steiermark (ESTAG) mit 10 %,
- Oberösterreich (Energie AG Oberösterreich) mit 8,33 %,
- Kärnten (Kelag) mit 3,33 %
- Salzburg (Salzburg AG) mit 2,5 %
- Vorarlberg (VKW) mit 1,67 %
Auf Drängen der Bundesländer wurde der Baubeschluss für das Kernkraftwerk von der Bundesregierung unter Kanzler Kreisky am 22. März 1971 gefällt. Bereits das Energiekonzept der Regierung unter Josef Klaus sah den Bau des Kraftwerks vor. [2] Gebaut wurde der Siedewasserreaktor durch die deutsche Siemens AG. Das Containment wurde von der VOEST produziert.
Volksabstimmung
Nach der Errichtung des Kernkraftwerks lehnte die Bevölkerung aber am 5. November 1978 in einer Volksabstimmung mit einer hauchdünnen Mehrheit von 50,47 % die Inbetriebnahme ab. Die Volksabstimmung führte zu heftigen Diskussionen, da diese Abstimmung stark an die Person des damaligen Bundeskanzlers Bruno Kreisky gebunden war, der im Falle eines Votums gegen das Kraftwerk zurücktreten wollte. Die damalige ÖVP unter Obmann Josef Taus sah damals eine Chance, den übermächtigen Bundeskanzler Kreisky (SPÖ) im Falle einer Niederlage zu schwächen oder zum Rücktritt zu bewegen, was allerdings trotz verlorener Abstimmung nicht eintrat. Pikanterweise fuhr Bruno Kreisky bei der Nationalratswahl 1979 seinen größten Wahltriumph ein. Bis zum März 1985, als die „stille Liquidierung“ des Kernkraftwerks Zwentendorf beschlossen wurde, kostete es insgesamt 14 Milliarden Schilling (1 Mrd. Euro), 600 Millionen Schilling (43,6 Mio. Euro) davon waren allein für die Instandhaltung nötig gewesen.
In der Folge führte die Nichtinbetriebnahme bereits im Dezember 1978 zum Atomsperrgesetz, nach welchem in Österreich auch in Zukunft keine Kernkraftwerke ohne Volksabstimmung gebaut werden dürfen. Dieses Gesetz wurde 1999 durch das „Bundesverfassungsgesetz für ein atomfreies Österreich“ verschärft, das im Verfassungsrang steht.
Das Kernkraftwerk heute
Heute dient der Siedewasserreaktor als Ersatzteilspender für baugleiche deutsche Kraftwerke wie Isar 1 oder Philippsburg 1 und wird zu Ausbildungszwecken genutzt. Eine Besichtigungsmöglichkeit besteht nicht mehr.
Bis 2001 war in dem Verwaltungsgebäude eine Gendarmerieschule untergebracht. 2002 war darin die Dependance der örtlichen Zwentendorfer Hauptschule beherbergt. In den Jahren 1999 bis 2002 diente das Gelände auch als Austragungsort des Nuke Musikfestivals.
Das Areal wurde auch immer wieder als Übungsgelände für Einsatzorganisationen genutzt. Aber auch eine Igelkolonie an der Donau wurde eingerichtet. Als Filmkulisse diente der Reaktor dem schwedischen Schauspieler Dolph Lundgren. Der Film kam allerdings nie ins Kino.[3]
EVN hatte im Jahr 2005 das Kraftwerk gekauft. Auf dem Gelände soll eine Photovoltaikanlage entstehen. Auch ein Biomassekraftwerk ist möglich.[4] Im Jahr 2009 soll die Anlage in Betrieb gehen.[5]
Anlässlich des 30. Jahrestages der Volksabstimmung wurde von Andreas Prochaska der Fernsehfilm Der erste Tag gedreht und am 6. November 2008 erstmals ausgestrahlt.
Ersatz durch Kohlekraftwerk
Durch das nie in Betrieb gegangene Kraftwerk Zwentendorf fehlte dem österreichischen Energieversorger „Verbund“ diese Kapazität. Mit der Inbetriebnahme des neu errichteten Kohlekraftwerks Dürnrohr 1987 wurde das Problem gelöst. Der Standort ist so gewählt, dass die bereits errichteten Stromleitungen des Kraftwerks Zwentendorf weiter genutzt werden konnten.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Kernkraftwerk Zwentendorf auf der PRIS der IAEA
- ↑ Österreichische Mediathek: AKW Zwentendorf, Volksabstimmung
- ↑ Übungsplatz und Filmkulisse auf Die Presse vom 13.10.2008 abgerufen am 5.11.2008
- ↑ Wiener Zeitung - Die alte Jungfer aus Zwentendorf
- ↑ Ökostrom aus Zwentendorf auf ORF vom 3.11.2008, abgerufen am 7.11.2008
Weblinks
- Bau des Atomkraftwerks jetzt fix. Arbeiter-Zeitung vom 23. März 1971, S. 1 (online)
- Areva NP Training (Schulungen im KKW Zwentendorf: siehe im Kurskatalog unter "SWR-Reaktorservice")
- Virtueller Rundgang
- 51 Bilder aus einem Rundgang
- Verschiedene Hintergrund-Texte zur Kernenergie-Nutzung in Österreich
- Bund
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