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Guyane française
Französisch-Guayana
Flagge Frankreichs
Wappen Französisch-Guayanas Basisdaten Amtssprache Französisch Hauptort Cayenne Fläche 83.534 km² Einwohnerzahl 206.000 (2006) [1] Bevölkerungsdichte 2,26 Einwohner pro km² Arrondissements 2 Kantone 19 Gemeinden 22 Präfekt Jean-Pierre Laflaquière Präsident des Regionalrats Antoine Karam Präsident des Generalrates Pierre Désert Währung Euro (€) 1 Euro = 100 Cent Zeitzone UTC – 3 h Internet-TLD .gf Vorwahl +594 Karte Französisch-Guayana, auch Französisch-Guyana, französisch Guyane française [gɥiˌjanfʀɑ̃ˈsɛːz] oder Guyane, ist ein Überseedépartement und eine Region Frankreichs und liegt im Norden von Südamerika am Atlantischen Ozean zwischen Brasilien und Suriname bei 4° nördlicher Breite und 53° westlicher Länge.
Französisch-Guayana ist ein vollintegrierter Teil des französischen Staates und damit auch Teil der Europäischen Union. Der Euro ist gesetzliches Zahlungsmittel.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Das Département umfasst eine Fläche von 83.534 km² und ist damit etwa so groß wie Österreich. Es hat eine 378 Kilometer lange Küste am Atlantik sowie 730 Kilometer[2] Grenze zu Brasilien und 510 Kilometer zu Suriname.
Das Gebiet hat Anteil am Guayanischen Bergland, das sich über 1,5 Millionen km² im Nordosten des südamerikanischen Kontinents erstreckt. Dieses Hochland weist aufgrund seiner klimatischen Isolation vom Regenwald eine endemische Tier- und Pflanzenwelt auf. Geologisch ist Französisch-Guayana durch seine steilen Tafelberg-Klippen charakterisiert, von denen sehr große und mächtige Wasserfälle herabstürzen.
Die höchste Erhebung ist der Mont Bellevue de Inini mit 850 m Seehöhe. Im Süden des Landes erstreckt sich ein kleineres Mittelgebirge mit maximalen Erhebungen um 800 m, das Massif Tabulaire. Die wichtigsten Flüsse sind von West nach Ost der Maroni, der die Grenze zu Suriname bildet, der Sinnamary, der Approuague und der Oyapock, zugleich die Grenze zu Brasilien.
Französisch-Guayana weist das größte zusammenhängende Waldgebiet Frankreichs und der Europäischen Union auf. 90 % des Landes sind mit tropischen Regenwäldern bedeckt. Der weitaus größte Teil der Bevölkerung lebt an der Küste, wo sich die größten Städte befinden. Diese sind:
- Cayenne, 62.996 Einwohner (2006), Hauptstadt
- Saint-Laurent-du-Maroni, 19.211 Einwohner (1999)
- Kourou, 19.107 Einwohner (1999)
- Matoury, 18.032 Einwohner (1999), gehört zur Agglomeration Cayenne
- Rémire-Montjoly, 15.555 Einwohner (1999), gehört zur Agglomeration Cayenne
Klima
Das Klima ist tropisch. Über das gesamte Jahr hinweg gibt es konstante Temperaturen, die im Mittel um 28 °C liegen. Von August bis Dezember herrscht Trockenzeit, in den übrigen Monaten – ausgenommen März – ist Regenzeit. Die durchschnittliche relative Luftfeuchtigkeit liegt zwischen 80 und 90 %. Die Küstenregion profitiert von den Passatwinden des Atlantiks und der Kühle des Regenwaldes im Süden und Westen. Anders als in der Karibik gibt es keine Zyklone.
Geschichte
→ Hauptartikel: Geschichte Französisch-Guayanas
Bereits 1498 entdeckte Christoph Kolumbus die Küste Guayanas. Aber erst etwa hundert Jahre später siedelten sich dort europäische Auswanderer an – zunächst Niederländer und ab 1604 Franzosen und Engländer.
1946 wurde Französisch-Guayana als Überseedépartement ein integraler Bestandteil Frankreichs und erhielt so eine eingeschränkte Selbstverwaltung. In der französischen Nationalversammlung und im Senat ist das Département seitdem mit zwei Mitgliedern vertreten.
Berühmt und berüchtigt wurde Französisch-Guayana für den „Archipel der Verdammten“ auf den Îles du Salut (zu denen auch die Teufelsinsel gehört), eine französische Strafkolonie, die von 1852 bis 1951 bestand. Bis zu 70.000 Menschen aus allen sozialen Schichten mussten unter widrigsten Bedingungen dort ihr Dasein fristen.
1968 bauten die Europäer in Kourou ein Raketenabschussgelände, das im Laufe der Zeit ständig erweitert wurde. Der Erfolg des Ariane-Programms und eine geschickte Unternehmensstrategie der Betreibergesellschaft Arianespace trugen erheblich dazu bei.
Bevölkerung
Die Einwohnerzahl von Französisch-Guayana lag im Januar 2006 bei rund 206.000 Einwohnern[1]. Sie wächst sehr schnell, noch bei der letzten Volkszählung 1999 hatte das Überseedépartement 157.000 Einwohner. Diese starke Zunahme kommt vor allem aufgrund der hohen Geburtenrate zustande. So ist Französisch-Guayana das französische Département mit der höchsten Geburtenrate. Zudem ist die Bevölkerung mit durchschnittlich 28,6 Jahren sehr jung.[3] Das Bevölkerungswachstum beträgt 3,3% und liegt damit fast so hoch wie das von Neukaledonien.
Die Bevölkerung wächst zudem auch durch Einwanderung. Die meisten Einwanderer kommen aus nahen Staaten wie Guyana, Suriname, Brasilien und Haiti; bedeutende Immigration wird auch aus Südasien verzeichnet.
Ethnien
Die Bevölkerung ist ethnisch sehr durchmischt. Die Mehrheit der Bevölkerung machen die Kreolen und Schwarzen aus, die in der Kolonialzeit von Westafrika nach Französisch-Guayana kamen. Die Nachfahren der europäischen Einwanderer machen 12 % der Einwohner aus. Weitere bedeutende Minderheiten sind die indigenen Ureinwohner (Indianer) mit ca. 5–10 %, und die Südostasiaten, es sind vor allem Laoten und Vietnamesen aus der ehemaligen französischen Kolonie Indochina.
Eine Besonderheit stellen die Boni oder Bushingués. Sie sind Nachfahren entflohener afrikanischer Sklaven, die seit Jahrhunderten abgeschieden in den Uferwäldern des Maroni leben. Man unterscheidet vier Ethnien, die die Bevölkerungsmehrheit entlang des Maroni stellen: Alukus, Djukus, Paramakas und die Saramakas. Die einst entflohenen Boni fanden in dem Urwäldern einst nahezu die gleichen Lebensbedingungen wie in der Urheimat, den Regenwäldern Zentral- und Westafrikas, von wo sie zuvor verschleppt wurden. Sie konnten daher ihre ursprüngliche Lebensweise mehr oder weniger unverändert auf dem neuen Kontinent fortführen, obschon die neue Heimat tausende Kilometer von der alten Heimat entfernt lag.
Politik
Wie alle anderen Départements ist auch Französisch-Guayana in der französischen Legislative durch Volks- und Gemeindevertreter präsent, so besitzt es in der Nationalversammlung und im Senat je zwei Mandate.
Alle französischen Gesetze finden in Guayana Anwendung. Jedoch kann nach Artikel 73 der französischen Verfassung auf lokale Besonderheiten Rücksicht genommen werden.
Französisch-Guayana bildet seit den Dezentralisierungsgesetzen von 1982 zugleich ein Département und eine Region Frankreichs. Guayana gliedert sich in zwei Arrondissements, eines um Cayenne, das andere mit der Unterpräfektur Saint-Laurent-du-Maroni. Weiter ist das Gebiet in 19 Kantone und 22 Kommunen gegliedert.
Die Bürger wählen alle sechs Jahre den Conseil général (für das Département) mit 19 Mitgliedern und den Conseil régional (für die Region) mit 31 Mitgliedern. Präfekt ist seit 28 August 2006 Jean-Pierre Laflaquière.
Französisch-Guayana ist Teil der Europäischen Union. Daher sind die Grenzen zu Suriname und Brasilien zugleich EU-Außengrenzen.
Siehe auch: Liste der Präsidenten des Regionalrates von Französisch-Guayana seit 1983
Militär
Zur militärischen Nutzung Französisch-Guayanas betreibt Frankreich in Rochambeau einen Militärstützpunkt der Fremdenlegion (3° REI), zu deren primären Aufgaben die Sicherung der Grenze und des Weltraum-Bahnhofs gehört. Im März 2004 starteten von dort Soldaten der Fremdenlegion zu einem Einsatz auf Haiti. Ebenfalls befindet sich dort ein „Dschungelcamp“ der Fremdenlegion, in dem Soldaten, auch anderer Staaten (z. B. KSK, Navy Seals uvm.), in einem Kurztraining ausgebildet werden.
Verwaltungsgliederung
Arrondissement Einwohner
(1999)Fläche
(km²)Bev.dichte
(E/km²)Kantone Gemeinden Cayenne 119.660 42.589 2,81 16 14 Saint-Laurent-du-Maroni 37.553 40.945 0,92 3 8 Siehe auch: Liste der Gemeinden in Französisch-Guayana, Liste der Kantone in Französisch-Guayana
Wirtschaft
Die ESA betreibt zusammen mit der Französischen Raumfahrtbehörde CNES in Kourou den Weltraumbahnhof Centre Spatial Guyanais. Dort startet Arianespace die Trägerraketen vom Typ Ariane mit Kommunikationssatelliten und anderen Nutzlasten. Der Weltraumbahnhof wird gegenwärtig ausgebaut, damit bereits in wenigen Jahren auch Sojus- und Vegaraketen von Kourou aus starten sollen. Durch die Nähe zum Äquator benötigen die Raketen bei einem Start von hier weniger Treibstoff als von Europa, um eine Nutzlast auf eine bestimmte Bahnhöhe zu befördern.
Der Weltraumbahnhof ist der wichtigste Pfeiler der Wirtschaft von Französisch-Guayana. Mittlerweile ist auch das Raumfahrtgelände in Kourou zu einem touristischen Motor der Binnenwirtschaft geworden.
Die Forstwirtschaft ist auf Grund des tropischen Regenwaldes ein wichtiger Wirtschaftszweig des Landes. Landwirtschaft wird nur in Küstennähe betrieben. An übrigen Wirtschaftszweigen sind lediglich die Krabbenfischerei und der Abbau von Gold erwähnenswert.
Wichtigste Handelspartner sind das französische Mutterland, Trinidad und Tobago und Italien. Exportiert werden vor allem Fisch, Reis und Gold, wichtigste Einfuhrprodukte von Französisch-Guayana sind u. a. Maschinen und Fahrzeuge. Das beim (häufig illegalen) Goldabbau verwendete Quecksilber wird in den Gewässern von den Fischen aufgenommen, was bei Teilen der indigenen Bevölkerung, die sich hauptsächlich von Fisch ernähren, zu Krankheitssymptomen ähnlich der Minamata-Krankheit in Japan führt. Bis jetzt hat die Französische Regierung noch nichts dagegen unternommen.
Im Vergleich mit dem Bruttoinlandsprodukt der EU ausgedrückt in Kaufkraftstandards erreicht Französisch-Guayana einen Index von 57,6 (EU-25:100) (2003).[4] Damit ist Französisch-Guayana die ärmste Region Frankreichs.
Weblinks
- Literatur über Französisch-Guayana in Bibliothekskatalogen: DNB, GBV
- Offizielle Seiten der Präfektur (französisch)
- Bericht über den Ethnozid in Französisch-Guyana
- Reisebeschreibung in der österreichischen Tageszeitung Der Standard
Quellen
- ↑ a b INSEE - Bevölkerung vom 1. Januar 2006
- ↑ Site sur les frontières du Brésil (französ.)
- ↑ CIA Factbook 2006
- ↑ Eurostat News Release 63/2006: Regional GDP per inhabitant in the EU 25
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