Gabriele Stötzer-Kachold

Gabriele Stötzer-Kachold

Gabriele Stötzer (* 14. April 1953 in Emleben, Thüringen als Gabriele Kachold) ist eine deutsche Schriftstellerin und Künstlerin.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Gabriele Stötzer ist die Tochter einer Buchhalterin und eines Werkzeugmachers. Ab 1969 absolvierte sie in Erfurt eine Ausbildung zur Medizinisch-Technischen Assistentin. Anschließend holte sie auf der Abendschule das Abitur nach. 1973 heiratete sie und trug nun den Namen Gabriele Kachold. Sie begann, an der Pädagogischen Hochschule in Erfurt Germanistik und Kunsterziehung zu studieren. Im Sommer 1976 wurde sie wegen einer Petition gegen die Entlassung eines kritischen Kommilitonen von der Hochschule relegiert und zur „Bewährung“ in die Produktion geschickt. Im November 1976 beteiligte mit ihrer Unterschrift am Protest gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns. Bei der Überbringung der Unterschriftenliste von Erfurt nach Berlin wurde sie von der Stasi festgenommen; nach der Untersuchungshaft folgte im Frühjahr 1977 ihre Verurteilung zu einem Jahr Haft wegen „Staatsverleumdung“.

Während ihrer Haftzeit im Zuchthaus Hoheneck in Stollberg/Sachsen fasste Gabriele Kachold den Entschluss, zu schreiben. Nach ihrer Entlassung lehnte sie die Ausreise in den Westen ab und musste erneut zur „Bewährung“ in die Produktion. Sie begann mit dem Verfassen von autobiografischen und experimentellen Texten, die den Versuch dokumentieren, eine spezifisch weibliche Ausdrucksweise zu finden. 1979 wurde ihre Ehe geschieden; bis 1992 nannte sie sich Gabriele Stötzer-Kachold. 1980 unternahm sie in Erfurt den Versuch, eine private Kunstgalerie zu betreiben. Nachdem sie sich mit Techniken wie Siebdruck, Fotografie und Weberei befasst hatte, stellte sie dort eigene Werke und solche von Angehörigen ihres Freundeskreises aus der alternativen Szene aus. 1981 wurde die Galerie durch die Stasi geschossen, unter deren intensiver Überwachung Stötzer-Kachold bereits seit längerem stand. Die Künstlerin war auch unter den stark eingeschränkten Möglichkeiten der DDR als Performerin tätig und versuchte sich auf den Gebieten Fotografie, Film und Grafik.

Gedruckt erschienen ihre Werke nur in Szene-Publikationen, mit Ausnahme des Bandes Zügel los, der 1989 vom staatlichen Aufbau-Verlag veröffentlicht wurde.

Nach der Wende war Stötzer-Kachold aktiv in einer Erfurter Gruppe namens „Frauen für Veränderung“ und wirkte in Bürgerrat und Bürgerkomitee mit. 1990 war sie Mitbegründerin des Erfurter Vereins „Kunsthaus“. Ihre Texte konnten nunmehr in regulären Verlagen erscheinen, und auf Reisen im In- und Ausland präsentierte sie die zahlreichen Facetten ihres künstlerischen Schaffens. Gabriele Stötzer lebt heute (2005) in Erfurt und Utrecht.

Werke

  • Zügel los. Berlin [u. a.] 1989
  • Grenzen los fremd gehen. Berlin 1992
  • Erfurter Roulette. München 1995
  • Die bröckelnde Festung. München 2002
  • Ich bin die Frau von gestern. Frankfurt am Main 2005
  • Das Leben der Mützenlosen. München 2007

Ausstellungskataloge

  • Undine geht, sagt Undine zu Undine, und bleibt. Berlin 1992

Literatur

  • Beth V. Linklater: Und immer zügelloser wird die Lust. Constructions of sexuality in East German literatures, Lang, Bern 1998, ISBN 3-906759-53-9
  • Mechthild Lobisch (Hrsg.): Austauschbar – zusammengedacht. Dokumentation einer Arbeitswoche zu Gabriele Stötzers autobiographischen Text „Die bröckelnde Festung“. Hochschule für Kunst und Design, Halle/Saale 2004, ISBN 3-86019-042-3

Weblinks


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